Delitzscher Stadtchronik 1207-1990 - Teil IV - 1540-1599

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Delitzscher Stadtchronik - 1540-1599

(Quelle: Delitzscher Stadtchronik von Johann Gottlieb Lehmann; ausgewählt durch Christel Moltrecht, Teil IV, 1540-1599, hrsg. vom Kreismuseum Delitzsch, 1981)

Einführung

Nach einem längeren Zeitraum erscheint mit diesem Heft der 4. Teil der Delitzscher Stadtchronik. Ihr Inhalt bietet einen fast vollständigen Abdruck der Jahrzehnte zwischen 1540 und 1600 aus der Originalchronik von Johann Gottlieb Lehmann. In diesen Aufzeichnungen lässt sich bis ins Detail die wirtschaftliche, politische und geistige Entwicklung der Stadtgemeinde verfolgen. Für seine Auswertung fand der Chronist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine günstige archivalische Quellenlage vor. Hierin liegt der eigentliche Wert für die Erschließung der Delitzscher Heimatgeschichte. Zwar lassen sich aus dieser Chronik nicht lückenlos die analogen Belege für die Nationalgeschichte auffinden, denn regionale Besonderheiten und Zufälle bei der Überlieferung einzelner Fakten bieten dafür lediglich Anhaltspunkte, sie geben aber die Basis für das lokale Kolorit. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts konsolidierten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt. Das Handwerk sicherte sich 1550 im Zusammenhang mit Einsprüchen gegen Fremde seine Handelsprivilegien an Markttagen. Man entwarf eine neue Hökenordnung und außer den ständigen Wochenmärkten veranstaltete der Rat „mit höherer Erlaubnis" drei Jahrmärkte. Der auf, ausgewogener Produktion basierende örtliche Handel in Delitzsch als Markt für die umliegende Region bedurfte ständig kontrollierter und verbesserter Maße und Gewichte. Daher hatten 1549 alle Bürger ihr Gemäß nach einem kupfernen Probegemäß au eichen, wobei des „Rates Zeichen" eingebrannt wurde. Für Leineweber, Tuchmacher und ähnliche Gewerke „ward am Rothause eine eiserne Elle aufgehängt"... Ein Jahr darauf musste man auf fürstlichen Befehl im ganzen Osterlande sogenannte Butterhosen als Hohlmaße verwenden. Hervorhebenswert sind auch die in allen Wirtshäusern anzubringenden Preistafeln zum Nachweis des Wertes von Speisen. Gleichzeitig verbot der Kurfürst das Einrichten neuer Schenkstätten in den Dörfern durch Rittergutsbesitzer, um die Einkünfte der Stadt nicht zu schmälern. Auch hatte ein Zaascher Schneider dem Delitzscher Rat 1548 gegen Gewährung einer Gewerbelizenz „umschweifende Störer" anzuzeigen. Als ein Verlust stellte sich der Erwerb von Kuxen, Anteile am erzgebirgischen Silberbergbau, heraus. Dieser finanzielle Einsatz musste auf kurfürstliches Drängen von den sächsischen Städten beibehalten werden. Ärgernisse daraus ergaben sich in den Jahren 1557 und 1571. Mit dem allmählichen Niedergang dieses ehemals bedeutenden Wirtschaftszweiges in Sachsen begann eine Neuorientierung auf textile Gewerbe. Parallelen zu diesem Aufschwung in den sächsischen Landen finden sich auch in der Chronik. Offensichtlich war er auch hier begleitet von verbesserten Produktionsverfahren bei der Textilerzeugung, denn schon im Jahre 1533 wurde von einem Versuch zur Anlegung einer Walkmühle berichtet, wofür der Rat in Bitterfeld einen Walkstock erwarb. Bis 1555 benutzten die Tuchmacher einen Platz nahe der Doktorei zu einem Rahmen, wo sie ihre gewalkten Tuche spannen konnten. Aus all den wird die Förderung dieser Gewerbe durch den hiesigen Rat deutlich, der damit seine Einnahmen verbesserte. Die größeren Einkünfte erhielt die Stadt jedoch aus der eigenen Schäferei, deren Wolle die genannten Handwerker in Ort verarbeiteten. Weitere Erlöse zugunsten der Kämmereikasse kamen aus Zinsgeschäften, der Ziegelproduktion, der Loberfischerei, der städtischen Brauerei und aus zahlreichen Steuern der Stadtbewohner bestimmter sozialer Schichten. Bedeutende Einkünfte brachten die Zinsen der Pachtländereien und Ratsdörfer wie Werben oder Gertitz. Die Bauern dieser Gemeinden hatten zudem noch Naturalabgaben zu leisten, was in den jährlichen Preisen für den Scheffel Weizen, Roggen, Gerste und Hafer zum Ausdruck kam. Landaufkäufe der Stadtgemeinde zu ihrer territorialen und wirtschaftlichen Erweiterung resultierten aus der Geschäftstüchtigkeit des Rates sowie den Leistungen des Handwerks. Die Stadt nutzte jede Gelegenheit, von Adligen der umliegenden Dörfer Ländereien anzukaufen. In diesen Jahr kamen z. B. das Packisehe Lehen, das Dorf Benndorf sowie Gasten- und Feldmarken aus den Besitz der Adligen von Pak, von Hirsau, von Ende, aber auch Kirchenland dazu. So wurde die Stadt Delitzsch durch ihre Erwerbungen Grund und Boden selbst immer mehr zum Feudallehnsbesitzer. In gleicher Richtung zielte auch die Erneuerung eines bestehenden Lehnbriefes durch den Landesherren, worin sich der Rat die Ordnung über seine Stadtgüter, die nur in bürgerlichen Besitz bleiben durften, für die Zukunft bestätigen ließ. Hierin stimmten die Interessen des Landesherren mit denen des Rates zu Lasten des Adels überein. Dennoch verpflichtete die Feudalabhängigkeit in der sich die Stadt gegenüber den Landesherren befand, zur Leistung zahlreicher finanzieller Ausgaben. Neben den ständigen Zahlungen belasteten außerordentliche Sonderstern wie Land-, Trank- und Türkensteuern die Finanzen der Stadt und ihrer Bürger. Hinzu kamen Transportdienste und die Abzahlung landesherrlicher Schulden. Die großen Liebhabereien des Kurfürsten Christian I. an jagdlichen Vergütungen führten zu häufiger Inanspruchnahme seiner Untertanen. Das erregte 1588 den Unwillen der Einwohner der Delitzscher Ratsdörfer. Weiterhin waren die Städte zu Festungsbauten und Kriegsdiensten verpflichtet, so im Schmalkaldischen Krieg 1546 und in der Schlacht bei Mühlberg 1547. Die Stadt wurde durch diese landesherrlichen Aufwendungen und verschwenderischen Hofhaltungen an einen intensiven wirtschaftlichen Aufschwung gehindert. Während des gesamten Zeitraumes hatte der Rat die Sicherheit seines Territoriums und seiner Bürger politisch und militärisch zu gewährleisten. Aus diesem Grunde wurde 1553 eine eigene Kriegsordnung eingeführt, die die wehrfähige männliche Bevölkerung der Stadt in Hellebarter, Armbrustschützen, Spießer und Hakenschützen enteilte und ihnen für den Fall der Verteidigung einen genauen Platz auf der Stadtmauer und an den Toren zuwies. Dem dienten auch Wächterdienste, für die ein besonderes Bürgergeld erhoben wurde. Wesentliche Verbesserungen nahm man auch an den Wehranlagen vor. So erhielten der Hellesche Turn und das Viehtor einen neuen Wendelstein, die Erker des Breiten Turmes wurden- erneuert, an Torhaus des Breiten Tores und an den Brücken beider Türme führte man umfangreiche Baumaßnahmen durch, der Stadtgraben wurde geräumt und die immer wieder erwähnten Waffenankäufe und Besetzung der Tore mit verstärkten Wachen verdeutlichen die Gefahren, denen die Stadt Delitzsch wie andere sächsische Städte durch landesherrliche Auseinandersetzungen häufig ausgesetzt war. Daneben hatte sich der Rat der Stadt wie in den vergangenen Jahrhunderten inner wieder vor Übergriffen einzelner Adliger der umliegenden Dörfer zu schützen. Als Ursachen boten sich Grenzstreitigkeiten wegen der Hutungen, der Feldmarken oder der Fischerei in Lober und den Kosebruchteichen. Das nötigte der Stadt laufende Gerichtsprozesse auf. Mehrfach berichtet die Chronik von Gewalttätigkeiten einzelner Adliger gegen friedliche Bürger. Auch der in der Stadt auf dem Rathause und auf dem Markte abgehaltene Adelstanz gab zu häufigen Beschwerden beim Landesherren Anlass. Vorkommnisse dieser Art ereigneten sich in den Jahren 1551, 1589, 1596 und 1597. Sehr häufig suchten die Adligen von Militz auf Schenkenberg die Stadt zu schädigen. Besondere Beachtung verdienen die politischen Verhältnisse im Kurfürstentum Sachsen bei der Durchsetzung der Reformation. Das spiegelte sich in einzelnen Ereignissen der städtischen Geschichte wider, begleitet von vielfältigen Unruhen. Nach denn Tode Martin. Luthers setzten Fehden wegen Anwendung der kirchlichen Gebräuche ein. Dies führte zu unterschiedlichen religiösen Strömungen, deren Verbreitung durch Schriften eingeschränkt werden sollte und in Verfolgungen Andersdenkender einmündete. Kurfürst August hatte 1580 die streng lutherische Lehre mit der Konkordienformel zur herrschenden Religion erhoben. Ihre Anhänger standen den Kryptokalvinisten gegenüber. Dieser sächsische Kryptokalvinismus zeichnete sich durch eine progressive Haltung zu Wissenschaft, Bildung und Kultur aus. Die dieser Richtung anhängenden Geistlichen, Schulmeister und Küster wurden harten Repressalien ausgesetzt, die bis zur Amtsenthebung führte. Schon der Verdacht, dieser Lehre anzugehören, zog entsprechende Konsequenzen nach sich. Neben den Verdächtigungen durch einzelne Bürger tauchten 1591 und 1592 böswillige Schriften auf, deren Wortlaut die ganze Härte persönlicher Anfeindungen zeigte. Art und Weise der Ablösung des Diakon Repphun 1592 sowie des Notar Homagk und des Ratsherren Scheuchler bewiesen, dass sich der Rat durch lutherische Wortführer aus der Bürgerschaft gedrängt fühlte, den Geschädigten aber den weiteren Weg zu ebnen bemüht war. Nicht ohne Schwierigkeiten gestaltete sich auch die Einführung des Gregorianischen Kalenders in den protestantischen Ländern in Jahre 1582. Die hohe Achtung geistiger Leistungen einzelner Vertreter des Städtebürgertums kommt u. a. in der Förderung ausgewählter Schüler der hiesigen Lateinschule zum Ausdruck. In humanistischen Bestreben der Renaissance entsandte der Delitzscher Rat diese Schüler an die Fürstenschule Schulpforte, einem Gymnasium, stattete sie mit den nötigen Stipendien aus oder empfahl sie an die Universitäten Leipzig und Wittenberg. Nach deren Schul- bzw. Studienabschluss bemühte sich der Rat, sie in Delitzsch als Stadtschreiber, Schulrektor oder für kirchliche Ämter zu gewinnen. Nicht selten wurden diese Persönlichkeiten in den Rat und als Bürgermeister gewählt. Wie verpflichtend solche Stipendien waren, belegen die Angaben der Jahre 1553 und 1554. Das hohe Verantwortungsbewusstsein der städtischen Kommune gegenüber geschädigten Städten und Dörfern wird in zahlreichen Geldzuwendungen der Bürger und des Rates deutlich. Mit härtester Konsequenz ahndete der Rat als Gerichtsherr jegliche Verfehlungen, die nach damaligen Moralvorstellungen das soziale Gefüge gefährdeten. Bußgelder und Ausweisungen waren dabei noch die erträglichsten Strafen. Mildere Strafen für Vergehen des Adels lassen dessen soziale Sonderstellung erkennen. Der Rat beauftragte verschiedentlich Künstler mit der Ausführung von Schnitzwerken, Ölmalereien und Bildhauereiarbeiten, von denen einige die Jahrhunderte überdauerten. So bieten die hier vorgestellten Jahrzehnte ein vielgestaltiges Bild von Delitzsch und seinen Bewohnern in der zweiten Hälfte eines entscheidenden Jahrhunderts und an der Schwelle unheilvoller historischer Ereignisse. In der Folge bleiben nun noch 100 Jahre chronistischer Ausarbeitungen von Johann Gottlieb Lehmann zu veröffentlichen.


1540

Die Regengüsse dauerten bis Ostern dieses Jahres, dann trat ein heißer Sommer mit solcher Dürre ein, dass fast das ganze Getreide verloren ging. Die Teuerung stieg daher noch höher und die Ausfuhr des Getreides ward bei harter Strafe untersagt. Der Wein aber war von seltener Güte. Zur Abzahlung der von Johann Poyda, in Schkeuditz für den Herzog geliehenen 300 Gülden borgte der Rat 200 Gülden von dem Bürger Marcus Burgmann und vom Ratsherrn Andreas Fischer 100 Gulden, am 26. Februar, und ist die Schuldverschreibung des Letztern erst im Jahre 1652 wieder eingelöst worden. Die erledigte Rectorstelle trug man dem früher hier gewesenen Schulmeister, jetzt Rector in Borna, Johann Prunner, an, er lehnte sie aber ab und erhielt sie nun der hiesige Bürgerssohn Thomas Berger, welcher in Wittenberg studieret und bisher ein Schulamt in der Stadt Niemeck verwaltet hatte. Er verehelichte sich noch in diesem Jahre und der Rat verehrte ihm und den Gästen am Hochzeitstage 16 Kannen Wein. Er und der Kantor mit den Schülern führten am 2. März in Gegenwart des Pfarrers und der Räte eine Komödie auf und der Rat machte der Gesellschaft ebenfalls mit Wein ein Geschenk. Wegen der Lehn an den Pakischen 1530 verkauften Zinsen und Gütern und Bestätigung der Stadt-Privilegien reisten einige des Rates -im Mai nach Dresden und Freiberg zu dem Herzog, wo sie acht Tage aufgehalten, und nach der Ansicht des Stadtschreibers von der Kanzlei, welche 20 Taler erhielt, sehr überteuert wurden. Über die Lehn selbst beriet man sich mit dem alten Kanzler Dr. Pistores, dem man 4 Taler verehrte. Während diese Herren in Dresden waren, beschieden die Visitatoren den Pfarrer und Rat nach Leipzig, der Termin ward aber, weil gerade die in Dresden Abwesenden vom Pfarrlehn, Altären und Brüderschaften die, meiste Wissenschaft hatten, verschoben. Später reiseten mit dem Pfarrer sämtliche Mitglieder des Rates dahin, wo denn der Kirchendienst vollständig geordnet, der Gotteskasten durch Zuschlagung der Einkünfte beider Kirchen, des Pfarrers, der Altäre und Brüderschaften für die Besoldung der Geistlichen, Schullehrer und des Küsters eingerichtet und die Annahme eines zweiten Diakon festgesetzet ward. Durch Mehrheit der Stimmen wurden die Ratsherren Petrus Walter und Bartholomäus Hartmann die ersten Vorsteher des Gotteskastens, Kastenherren,> und zwei andere des Rates zu Verwaltung der Pupillengelder verordnet. George Spiegel kam als Amtmann an die Stelle des abgegangenen v. Nißmitz und der Rat verehrte der bei der Einweihung gegenwärtigen Ritterschaft mehrere Kannen Wein. ' Die Schützen hatten den Kranz erhalten und der Herzog erlaubte der Stadt auf des Rates Gesuch einen Schützenhof. Der Rat kaufte einige Grundstücke von Gangolps in Benndorf die Hans von Schiedingen in Schenkenberg lehnten, und die Wildbahn in der Spröde zu bestellen und des Rates Jagdgerechtigkeit zu erhalten zwei Hasennetze. Auch ließ er auf Gerltitz etliche Teichstätte durch den Teichmeister von Glesien abwägen, und bauete das Kaiserhäuslein, ein gemauertes niedriges Behältnis, der Straße gleich, in der Garküche, vorne nach dem Heringsgäßchen Breite Straße-Markt) zu, mit eisernen Gittern von Höhe und Breite des Behältnisses versehen, in welches man hauptsächlich Felddiebe an Markttagen eine Stunde lang sperrte, das Gestohlene anhing, und sie so der öffentlichen Beschauung preisgab. Der in Wittenberg studierende Sohn des hiesigen Bürgers Johann Rügezelt, Ambrosius Rügezelt, später hier Kantor, Stadtschreiber und Ratsherr erhielt das Stipendium der Commende Trinitatis, 5 Schocke 15 Gr. und überdies ein Schock 45 Gr. bei Erlangung des Baccalaureats. Dem alten Kapellane der Frauenkirche, Fabian, der sich beklagte, dass er sein Leben im Dienste der Gemeinde zugesetzt habe und an Augenschwäche leide, verehrte man 40 Gr. Anton Kische, der einem Bauer von Paupitzsch auf Benndorfer Mark den Finger abhieb, gab 1 Schock; Blasius Richter, der seine -Magd mit einem Stricke würgte, 4 Schocke Strafe, 101/2 Schock aber Anton Spott, der wider Verbot des Rates seinen Gasthof wüste stehen ließ, und gleichwohl seine Biere brauete, die Stadt bei dem Oberhofgerichte verklagte, aber durchfiel. An dem Pfarrgebäude und Lehn Katharina waren Besserungen mit bedeutendem Aufwande nötig. Zu Landreisen des Rates kaufte man eine Zündbüchse in einer Scheide, wie ein Waidemesser [Pistole] für 45 Groschen. Die Bürger am Hallischen Tore gaben zu dem Straßenpflaster 5 Schocke 19 Gr. Die Steine brachte man von Gerltitzmark. Die Ziegelscheune lieferte 71400 Ziegel und von 455 Bieren, zu 7 Gr. kamen der Kämmereikasse 53 Schocke 5 Gr.


 1541

Bis hierher hatten die Vorsteher der Neustadt das Wächtergeld der Vorstadt eingenommen, und an die Kämmereikasse geliefert, weil sich aber Unordnungen fanden, übernahm der Rat die Einnahme selbst. Eine Bademagd, Walpurgis, ward am 24. Januar zur Staupe geschlagen. Die Stadt Großenhain, welche durch Feuer verunglückt war, erhielt aus der Kämmereikasse 2 Schocke 5 Gr. Das in Freiberg umgegossene Geschütz der Stadt, 14 Stück, 41 Zentner an Gewicht, kam zurück und kostete mit Zubehör 11 Schocke 15 Groschen. Der seit 2 Jahren mit Ernst v. Schönfeld, auf Löbnitz, wegen Erhöhung seines Brückenzolles geführte Prozess ward im Oberhofgerichte vertragen und in Beziehung auf des Ratsgeschirr herabgesetzt. Donnerstags in der Osterwoche, d. 21. April, kam auf herzoglichen Befehl der Hauptmann von Leipzig und Dr. Camitz hierher, die Grenzen der Elberitz Marke, welche Döbernitz störte, zu besichtigen. An dieser Grenzbeziehung nahmen unter anderem auch alte Gutsbesitzer aus Zschortau als Zeugen für der Stadt Gerechtsame teil. Der neue Diakon, Mr. Matthias Rotha, vorher in Grunau, ward eingeholt und trat sein Amt an. Nur ein Geistlicher, der Vikar des Altares Barbarä, George Kandelgiesser, konnte sich von den Gebräuchen der alten Kirche nicht trennen und der Rat behielt daher den Zins, welchen er jährlich an den Besitzer dieses geistlichen Lehnes zu geben hatte, zurück. Erst im Jahre 1543 ging er zum Protestantismus über und empfing nun die vollen Einkünfte des Lehns bis an seinen 1547 erfolgten Tod. Die Ratsscheune zu erweitern kaufte die Commun ein Stück Land von dem Bürger Reiner für 1 Schock 20 Gr. Der fortgesetzte Bau an der Pfarre und ihren Nebengebäuden kostete 51 Schocke; der Schloßgraben wurde geschlämmt und mit dem Schlamme der Wall des Stadtgrabens erhöhet; der Seiger gebessert und die Hälfte der kupfernen Mondenkugel, welche den Mondenwechsel angab, neu vergoldet. Ein Viertelscheffel Maß und drei einzelne Metzen fertigte ein Kupferschmied in Leipzig, das Viertel auf das Rathaus, die Metzen in die Mühlen. Sie hielten an Gewicht 39 Pfund und kosteten das Pfund zu 3 Gr. ein Schock 531/2 Gr. Als es bekannt ward, dass der Herzog Moritz seine Gemahlin im Herbste heimführen und mit ihr am 6. November in Leipzig eintreffen werde, schrieb der Rat in Leipzig (an den Rat in Delitzsch) und der hiesige schickte an ihn die 50 Gülden Verehrung zu der bestimmten Zeit. Am 7. November erschien des Herzogs durchgreifende Verordnung wegen der Handwerks-Missbräuche, Anmaßung willkürlicher Bestrafung und Verfemung der Genossen und Gesellen, Nichtachtung der ihrer Willkür nicht zusagenden obrigkeitlichen Befehle, und hartnäckige Auflehnung dagegen, und ward ihnen mit Beziehung auf den Augsburger Reichstags-Abschied v. 1530, und besondere Übereinkunft der Fürsten am Tage Galli dieses Jahres zu Naumburg, bei jedem derartigen Eingreifen in diese Rechte der Obrigkeiten Unredlichkeitserklärung und Landesverweisung angedroht. Die Bürger hatten im Herbste ein Haken- und Handbüchsenschießen nach einem hölzernen gemalten Türken. Der Rat gab zum Gewinne zwei rote Hosentücher und bezahlte den Trommelschläger. 44 Hakenbüchsen waren dabei im Gebrauch. Der Stadtschreiber verlor an seinem Gehalte vom Salve und anderen Stiftungen, die ihm als obersten Schulmeister vor der Reformation zukamen, jetzt aber dem Gotteskasten zugeschlagen waren, 4 Schocke, der Rat ersetzte sie ihm aus der Kämmereikasse. Übrigens hatte er freie Wohnung, Bekleidung, Heizung, 5 Schocke jährlich für die Kost, 2 Schocke für die Kämmerei-Rechnung, einen Anteil vom Schoße und Wächtergelde, Kopialien im Stadtgericht und sonst kleine zufällige Einnahmen. Das Stipendium der Commende empfingen in diesem Jahre die Baccalauraea Ambrosius Rügezelt und Thomas Andreä, jener 121/2, dieser 10 Gülden. Andreä war der Sohn des hiesigen, verstorbenen Bürgers, Bartholomäus Andreas, studierte in Wittenberg, war eine Zeit lang des D. Justus Jonas Famulus, Baccalaureus, Magister und von 1551-1575 Archidiakon an der Frauenkirche in Halle. Zu dem hiesigen Stipendium ward er vom Dr. Bugenhagen empfohlen, an den er sich um Vorbitte in einer lateinischen Zuschrift gewendet hatte. Gregorius Poschs in Meißen trat die 1000 Gülden, herzogliche Schuld, für die die Stadt bürgte, an den Dr. Auerbach in Leipzig ab und hatte der Rat deshalb mit diesem in Leipzig Verhandlung.


1542

Auf dem Landtage in Leipzig, den 3. Januar, bewilligten die Stände die zu dem bevorstehenden Türkenzuge vom Reiche verlangte Steuer. Die Ritterschaft gab von 1000 Gülden zehn, die Bürger und das Landvolk von 1000 Gülden fünfzehn Gülden, doch war bei der Ritterschaft die nicht wertende Barschaft ausgeschlossen. Sie ward in 3 Terminen abgeführt und betrug von den Commungütern 10 Schock 19 1/2 Gr. auf einen Termin. Den 26. Januar übernachtete hier mit Gefolge die verwitwete Herzogin Katharina, Mutter des Herzogs Moritz. Der Rat verehrte einen Eimer Wein und ein Fass Torgauisches Bier und ebensoviel am Johannisfeste dieses Jahres bei ihrer Wiederkehr. Von ihr erhielt der Rat ein gesticktes Kruzifix, welches er zu besserer Haltung auf einer schicklichen Unterlage befestigen ließ. Dieses Kruzifix berührten Ratsherren und Richter bei Ableistung ihres Amtseides, da vorher das Reliquienkästchen aus der Kirche zu diesem Zwecke gebraucht ward. Die Erhebung der Türkensteuer in Wurzen erregte zwischen den befreundeten Fürsten, dem Kurfürsten Johann Friedrich und Herzog Moritz, einen Regalienstreit, der in den bittersten Unwillen überging und mit den Waffen entschieden werden sollte. Der Kurfürst bot eiligst das Landvolk auf, das Fußvolk nach Wurzen, die Reisigen nach Grimma und ein Gleiches tat der Herzog. Er lagerte sich mit den Ober- und Bergstädten bei Oschatz und forderte das übrige Landvolk, die Thüringer und Osterländer nach Leipzig. Dahin zogen nun am Karfreitage 50 hiesige Bürger mit ihrer besten Wehr, sämtlichem Geschütz und einem Vorrat von 105 großen und 988 kleineren eisernen Kugeln. Sie hatten einen Fähnrich, den Bürger Marcus Wüst, zwei Webel, Nicolaus Letzscher und Andreas Erich, Trommelschläger und Pfeifer, und erhielten bei ihrem Abzuge 1 Fass Bier und 35 Schocke Sold. Zu ihnen stießen hier die Zörbiger Fußknechte, denen man ebenfalls ein Fass Bier gab. Luthers kräftigem Worte und dem Eifer des Landgrafen Philipp hatte man es zu danken, dass dieser, unübersehbares Unglück drohende, Unwille der Fürsten am Osterfeste begütiget und das Heer mittwochs darauf entlassen ward. Die frohen Hausmütter bereiteten jetzt den ausgesetzt gebliebenen Osterfladen und die Heimkehrenden, die ihn frisch fanden, scherzten über den Fladenkrieg. , Die Kämmereikasse gab der Gemeinde zu dieser Heerfahrt 100 Gülden Vorschuss und dieser ward ihr später von 157 Brauberechtigten zu 10, von 31 Nichtbrauenden in der Stadt zu 6 Gr., von 54 dergleichen in der Neustadt zu 4, und von 41 Pfahlbürgern zu 3 Groschen erstattet. Über den nicht wollbedachten und unkräftig endenden Türkenzug dieses Jahres gibt der hiesige Stadtschreiber Költzsch auf dem Vorstoßblatte einer Rechnung wörtlich Nachricht. Zu diesem Heerzuge schenkte die Stadt dem Herzoge ein Pferd. Die kurfürstlichen und herzoglichen Räte waren der Landgebrechen wegen hier und gingen nach Eilenburg, wohin sie der Rat zu Wagen bringen und vom Stadtschreiber begleiten ließ. Ihre Reise betraf die Zölle, das neuaufgesetzte Geleite zu Düben, Weißigk und Roitzsch und Beyersdorf. Durch das Münzverbot verlor die Kämmereikasse am 23. Juli von 66 Talern 1 Schock, 6 Gr. Der neue Kantor, Wolfgang Faust, ein geborner Zörbiger, ward in Wittenberg, wo er studiert hatte, abgeholt. Der Rat bauete im Laufe des Sommers ein neues Schützenhaus an der Vogelstange, einen Schuppen an der Terminei, welche der Hutmann, Gemeindehirt, bewohnte, ließ einen Teil der Judengasse und das Gäßchen bei der Jägerin [Riemergäßchen, Süßemilchsgäßchen] ganz [15 Ruten] pflastern. Knopf und Spille des breiten Turmes erneuern, die Spille mit Kupfer belegen, und einen der Brunnen des Marktes mit Schiefer decken. Auch kaufte er einen kleinen behangenen Wagen für 8 Schock 23 Gr. in Eilenburg. Im Anfange des Herbstes zeigte sich in Schlesien plötzlich ein Heer Heuschrecken vierschlögelich in Fingers Länge und Stärke. Sie zogen alles verheerend bis Torgau, eine kleine Abteilung auch noch etwas weiter, wurden aber nun vom Winter überrascht und getötet. Es kam zweimal Feuer aus ohne großen Schaden, und schaffte der Rat abermals 54 neue lederne Feuereimer an. Im Dezember trat solche nasse Witterung ein, und verdarben die Wege so, dass das Fortkommen äußerst schwierig und kostspielig war. Das Stipendium der Commende hatten Thomas Andreä und Erasmus Schmidt, jener 7 Schocke, dieser 1 Schock 45 Gr. Schmidt war der Sohn des hiesigen Bürgers Hans Schmidt, Schüler in Halle, dann Student in Leipzig und später hier -Kantor. Geschworene Müller von der Elster untersuchten die Stadt- und Naundorfer Mühle, und wurden die Gebrechen durch Ordnung der Pfähle und des Fachbaumes abgetan. Die Ziegelscheune lieferte 113 000 Stück.


1543

Durch die anhaltende Nässe litt der Roggen, und mussten im Frühling viel Roggenfelder umgepflügt und mit Hafer besäet werden. Von dem diesjährigen Feldzuge des Königs Ferdinand mit einem größtenteils Böhmischen Heere gegen die Türken in Ungarn, der auch fruchtlos abging, hat der hiesige Stadtschreiber Költzsch (wörtliche Anmerkungen gemacht). Von diesem Jahre ist die erste Rechnung des Gotteskastens, welcher sich, wie schon bei 1540 bemerkt, ausschließlich auf den Fonds zur Unterhaltung der geistlichen Personen bezog. Die Baulichkeiten, Beschaffung und Erhaltung der zum äußerlichen Gottesdienste nötigen Gegenstände behandelte die Kirchenrechnung, die hierzu einen eigenen Fonds hatte. Vereiniget in dem Gotteskasten waren die Einkünfte beider Kirchen, von Grundstücken, und Kapitalen, des- Pfarrers, des erledigten Altares Crucis, des Kalanders, der Brüderschaft der Ackerknechte und Unserer lieben Frauen, das Sprenge- und Opfergeld, das Communikanten-Gestift und das Schulgeld. Dieses betrug jährlich im Durchschnitte 9 Schock, und gaben 70 Knaben, jeder jährlich 8, 12 aber nur 4 Groschen. Dazu geschlagen waren aber auch die Einkünfte der übrigen Altäre doch nur auf den Todesfall ihrer Besitzer. Es besaß aber das Lehn des Altares Barbarä der hiesige Vikar Georg Kandelgießer; das Lehn Corporis Christi, oder des Frohenleichnam-Altares Petrus Friedrici, welcher das Haus des Lehns, die nachherige Archidiakonus-Wohnung inne hatte; das Lehn Katharinä der hiesige Diakon Clemens Werner; das Lehn Martini der Dr. der Theologie Caspar Borner in Leipzig; das Lehn Fabiani und Sebastiani im Hospitale, unter allen das reichste, zu einer Hälfte der ehemalige hiesige Pfarrer Hermann Hammer, jetzt in Wurzen; zu der anderen der Prediger von der Jacobskirche in Leipzig Georg Lyssenius, dessen Hälfte aber an den Ersteren überging; das Lehn der Heiligen Anna derselbe Hermann Hammer, und das Lehn Jacobi der Pfarrer in Zschortau Conrad Nepfel, der längere Zeit von hier aus dieses Pfarramt verwaltet hatte. Das Todesjahr dieser Männer und der Anfall der Einkünfte ihrer Lehen wird in der Ordnung angegeben werden. Die Brüderschaft der Ackerknechte besaß eine Wiese vor dem Kohltore, welche, dem Gotteskasten verfallen von den Vorstehern desselben folgenden Bürgern um den beigeschriebenen jährlichen Zins vererbt wurde.

1 Acker Herrn Andreas Fischer 17 Gr. 4 Pf

 1 Acker Herrn Nicolaus Letzscher 17 Gr. 4 Pf

 1 Acker Barthol. Hartmann 17 Gr. 4 Pf

 34 Ruten Herrn Thomas Kühne 9 Gr. -

 34 Ruten Matthäus Kohl 9 Gr. -

 44 Ruten an Hans Lange 11 Gr. 6 Pf.

Zu Lehn ging dieses Grundstück bei dem Rate, der denn auch eine dem Zins gleiche Lehnware für diesen Fall einzog und in Rechnung brachte. Auch verkauften die Vorsteher in diesem Jahre eine der Pfarre gehörige, ebenfalls zum Aerar geschlagene Hufe Feld an den Bürger Bonifacirus Stephan für 60 Gülden, jährlich mit 10 Gülden zahlbar. Der neue Amtmann, Nicolaus von Rotschütz, ward eingewiesen. Der Hausmann, Türmer des breiten Turmes, erhielt, um die Gegend eines entstandenen Feuers der Stadt anzugeben, eine rote Fahne von Zschetter für den Tag und eine große, eiserne Laterne für die nächtliche Zeit. Am 1. Oktober, früh gegen 6 Uhr, starb der Pfarrer Simon Kotwitz (...) An seine Stelle wählten die drei Räte am 29. desselben Monats, den Sohn des hiesigen, um die Stadt sehr verdienten Ratsherren Hans Göre, den Mr. Sebastian Göre, welcher in Wittenberg studieret und daselbst am 19. September 1538 im 20sten Lebensjahre, die Magisterwürde erlangt hatte, jetzt aber Pfarrer in Sidaw war. Für die Frohnen wurden Häuser am breiten Tore gebauet. Die Einwohner von Poßdorf waren im 14. und Anfangs des 15. Jahrhunderts in Gerltitz eingepfarrt, als aber das verwüstete Dorf Gerltitz, mit Kirche, Kirchlehn und- geistlichen Gebäuden 1404 an den Rat kamen, Pfarrer und Küster von den Poßdorfern allein nicht unterhalten werden konnten, so hob der Erzbischof Friedrich von Magdeburg, dem 29. März '1449, die Parochie auf, erlaubte die Abbrechung der baufälligen Kirche, der Pfarrer Nicolaus Thomä kam als Vikar in die Stadt und die Poßdorfer wurden in die hiesige Frauenkirche gewiesen. Diese. Einrichtung blieb bis zur Reformation, wo man sie wegen weiten, oft schlechten Weges und unvollendeten Baues der Frauenkirche nach Spröde pfarrte, den Garbenzehnt aber, welchen sie dem hiesigen Küster zu geben hatten, diesem überwies. Sie verweigerten aber in diesem Jahre den Garbenzehnt, nicht ohne Vorwissen ihrer Gerichtsherrschaft des von Schönfeld auf Löbnitz, weshalb die herzoglichen Räte mit dem Superintendenten aus Leipzig den 6. Dezember in Löbnitz, wo auch der hiesige Stadtschreiber und Küster gegenwärtig war, verhandelten und die streitige Abgabe dem Küster zugesprochen ward. Der Ratsherr Martin Koch, welcher 1541 starb, stiftete 100 Gülden zu einer Tuchspende für die Armen und verteilte der Rat in diesem Jahre von den Zinsen zum ersten Male ein Stück leberfarbenes Oschatzer Tuch, 1 Schock 35 Gr. am Wert. Auch ward wie seit mehreren Jahren geschehen, aus dem Vermächtnisse Ulrich Stößels und der Sebastian Sanderin ein graues Stück Tuch für 1 Schock 20 Gr. gekauft und verspendet. Das Stipendium der Commende hatte Erasmus Schmidt und Martin Göre. Dieser war der zweite Sohn des hiesigen Ratsherrn Hans Göre, welcher in Wittenberg studierte und später als Pfarrer in Hain berufen ward. Beide hatten das Stipendium auf zwei Jahre, und betrug es jährlich 7 Schocke in zwei Terminen, Walpurgis und Michaelis zahlbar. Von 482 Bieren dieses Jahres bezog man die noch bestehende Abgabe, vom Biere 7 Gr. 25 Schocke 27 Gr. war der Fischerei-Ertrag und in der, Ziegelscheune hatte man 155 000 Stück Mauersteine zum Verkauf. Die Kanne Rheinwein verkaufte man für 2 Gr. 1 Gr. 11 Pf. und 1 Gr. 10 Pf. Frankenwein für 1 Gr. 4 Pf. und Kötzschberger [Kötzschenbrodaer] für 6 bis 10 Pf. In die Ratsbibliothek ward das Dictonarium Alberici de Rohate für 59 Gr. angekauft. An Nicolaus von Rotschütz, des Amtmannes, Stelle kam Valentin Kirchhof.


1544

Valentin Dietrich, aus Knauthain, stahl dem hiesigen Bürger Anton Peititz einen Wetzschger mit 12 Gülden, und ward nach eingeholtem Schöppenurteil am 4. März mit dem Strange hingerichtet. Die Visitatoren, welche bei Einrichtung des Gotteskastens fanden, dass der angefangene Bau der Frauenkirche wegen Geringhaltigkeit ihres Vermögens nicht fortgesetzt werden könne, schlugen die 2 Schock 21 Gr. jährlicher Einkünfte derselben dem Gotteskasten zu und überließen dem Rate, zu welchem Zwecke er das unvollendete Gebäude verwenden wollte. Dieser gedachte, den fertigen Chor für Leichenbegängnisse zu erhalten, das unvollendete Schiff notdürftig aufzubauen, mit Boden zu versehen und zu einem Vorrats- oder Schütthause einzurichten, die beiden Glocken aber in der Stadt zu Seigerglocken zu verwenden, was denn auch hinsichtlich dieser ausgeführt ward. Man brachte den Seiger der Stadtkirche, welcher sich bisher bei den Glocken befand und die Stunden an der großen Glocke angab, ein Stück höher, nahm den. alten entbehrlichen Turm in der Mitte des Kirchendaches weg und benutzte das taugliche Material zu dem Erker, in den man die von der Frauenkirche genommene größere Glocke als Seigerschelle hing. Ein altes entbehrliches Salveglöckchen der Stadtkirche diente zu dem Viertelstundenschlage und am Petri-Pauli-Tage, mittags 12 Uhr, hörte man sie zum ersten Male. Zu gleicher Zeit richtete man auch den mitternächtlichen Erker des breiten, oder Hausmannsturmes zu Aufnahme der zweiten Glocke der Frauenkirche ein, und wies den Hausmann [Türmet] an, den Hammer alle Stunden gegen die gehende Uhr auf dem Kirchturme zu ziehen, und die Schläge gegeneinander zu zählen, für welches besondere Geschäft man ihm wöchentlich 2 Gr. gab. Auch diese Glocke schlug am Petri-Paul-Tage zum ersten Male, und bezahlte die Kirche die Abtragung des alten Turmes, und die bessere Einrichtung des oberen Stocks, der Rat aber den Bau des Erkers und die Aufstellung des Uhrwerkes, welches durch den Meister Martin Berndt geschah. An dem Zifferblatte ward bei dieser Gelegenheit des Fürsten Wappen angebracht, welches man in Leipzig malen ließ. Der Jahrmarkt Petri Pauli war übrigens wegen heftigen Regens, welcher die Krämer am Auslegen hinderte, weniger besucht .und einträglich. Der Stadt Delitzsch waren in des Herzoges Neuer Landesordnung [vom 21. Mai, montags nach Trinitatis] vorigen Jahres in der neu einzurichtenden Fürstenschule Merseburg drei Stellen angewiesen, und der Rät meldete die Namen der gewählten Knaben in der bestimmten Zeit. Er erhielt aber, weil man mit Anrichtung der Merseburger Schule anstand.' die Weisung, dass die gemeldeten Knaben anfangs des Augusts dieses Jahres nach Pforte gebracht werden sollten und erbrachte sie am 1. August dahin. Diese drei Schüler waren Georg Fischer, Johann Fischer, [später Rektor hiesiger Schule, Stadtschreiber, Ratsherr und Bürgermeister] und Marcus Heise [später Diakon in Zerbst]. Der Heiligbrunnen wurde im August durch den Meister Blasius Richter auf Rost und Steinwacken gemauert und gewölbt. Am 10. Oktober kaufte der Rat von den Vormündern der Kinder des ehemaligen Amtmannes Hans v. Pak, Bernhard v. Hirsfeld auf Otterwisch und Ehrenfried v. Ende auf Khoyn, den Sadelhof mit der daran liegenden wüsten Badstube von dem vormaligen Besitzer Dr. Johann v. Pak, die Doctorei genannt, mit dem dritten Teile des Sichelzolles, vier Haus- und Gartenbesitzungen über der äußersten Hallischen Brücke und mehreren lehn- und zinsbaren Grundstücken zwischen der Stadt und Gertitz, Gertitz-Kertitz-Robitz-Weeissig Mark, auch zwei Wiesen und 21 Höfen in Schweissa, Freimannlehn und Gerichtsbarkeit über das Ganze für 1250 Gülden, oder 437 Schock 30 Gr. Er borgte das meiste hierzu von Bürgern, doch nur auf kurze Zeit. Der Sichelzoll war eine Abgabe, der auf dem Jahrmarkte Petri Pauli mit Sicheln feilhaltenden Krämer und gehörte früher dem Rittergute Döbernitz allein, später diesem Rittergute und dem Besitzer des Sadelhofes gemeinschaftlich, jenem zu zwei Teilen, diesem zu einem. Jeder Krämer hatte eine Sichel abzugeben, eine jetzt freilich geringfügige Abgabe, die aber in der Vorzeit [Mittelalter], wo man auch das Getreide mit Sicheln schnitt, die Städte umher keine Märkte hatten, von hier aus also eine weite Umgegend damit versehen ward, nicht unerheblich war. Die Krämer, meistens böhmische und gebirgische Zwischenhändler, befriedigten auch von hier aus das Salzbedürfnis ihrer Gegend. Jetzt lässet der Rat die wenigen Sicheln durch den Diener erheben und gibt die Hälfte an Döbernitz. Von dieser Abgabe verleitet, hat man behauptet, dass Delitzsch auf einer dem Rittergute Döbernitz gehörigen Wiese erbaut worden sei, dabei aber nicht bedacht, dass den Herren von Welchow [Wöikau] der hiesige Brauzins [S. 1399] dem Rittergute Lemsel der hiesige Salz- und Topfzoll [S. 1488] zustand, wobei an eine Arealbeziehung nicht zu denken ist. Zölle gehörten dem Landesherren, wurden aber oft verpfändet, oft verdienten Vasallen zu Lehn gegeben, was vielleicht auch mit diesem Sichelzolle der Fall gewesen ist. Das Rittergut Döbernitz ist übrigens mit, diesem Zolle nicht besonders beliehen. Schon im Jahre 1440 bildete sich hier eine Gesellschaft von Gelehrten für den Kirchengesang, welche unter dem Namen Korales, Korsenger und Gesellschaft der Gelarten Bürger vorkommt, von 1430 aber als Gesellschaft, innige neue Gesellschaft der Heiligen Dreifaltigkeit, des Heiligen Leichnams und Unserer lieben Frauen urkundlich aufgeführt wird. Die Mitglieder nannten sich auch bezüglich auf die Unterstützung des Meßgottesdienstes, Stabilisten, Constabler und hatten mit dem Altare Trinitatis Zusammenhang. Nach Aufhebung dieses Altares und Auflösung des bisherigen gesellschaftlichen Verbandes in Folge der Reformation traten sie von neuem als Kantorei zusammen und empfingen in diesem Jahre zum ersten Male aus der Kämmereikasse dafür: dass sie an den Sonntagen und anderen Festen durchs Jahr Gott dem Allmächtigen zu Ehrerbietung die Ämter der Heiligen Messe und Vesper durch vier Stimmen gesungen und figurieret haben, 1 Schock 12 Groschen Verehrung. Da sich der Besitzer des Lehns Annä, Hermann Hammer in Wurzen weigerte, dem Kastenherren die Register des Lehms mitzuteilen, so hielt der Rat. das Schock, welcher er an diesen Altar jährlich zu geben hatte, zurück. Ein Wagenknecht des Rates ertrank in Halle. Man verkümmerte zum Verdruss das Geschirr und hielt die herrschaftliche Salzfuhre zur Ungebühr auf. Für Betreibung des Handwerks zahlte ein Schneider in Werbelin jährlich 3 Groschen und ein. anderer in Zwochau, ebensoviel an den Rat. Mit Hans Weisen in Werbelin starben die letzten beschwerlichen Leibzinsen ab. Der Böttcher Benedict Dauer, in der Neustadt, schuldete dem Rate für Ziegel 2 Schocke 48 Gr. und überließ dafür einen silbernen Becher 14 Lote am Gewicht. Auch kaufte der Rat eine deutsche Übersetzung des Josephus für 52 Gr. 6 Pf. in die Bibliothek. Der Hundeschläger, welcher 30 Hunde mit der Schlinge fing und tötete, erhielt 10 Gr. Die Ziegelscheune lieferte 111700 Mauerziegel.


1545

Die Herzogin Mutter mit Gefolge übernachtete hier am 3. Februar auf ihrer Reise nach Lauenburg; der Rat verehrte ein Fass Wein und ein Fass Torgauisches Bier. Die 8 Gülden Zinsen, welche der Rat am Tage Mariä Reinigung an das Nonnenkloster St. Georg in Leipzig zu entrichten hatte, kamen von nun an auf herzoglichen Befehl an die Collegiaten im Pauler Kloster daselbst. Der Rat wird mit den, im vorigen Jahre von den Erben des Amtmannes Hans v. Pak erkauften Gütern in der Stadt und Umgegend am 4. Juni beliehen. Diese Lehnware von 100 Gülden 5, betrug 28 Schock, und 40 Schock erhielt die Kanzlei. Den 10. Juni hatten die Schützen mit Handrohren und halben Haken ein Mann- oder Türkenschießen, und gab ihnen der Rat ein Hosentuch. Auch war ein gemeines Gesellenschießen, an welchem die Schützen der umliegenden Städte teilnahmen. Auf einem Ausschußtage bewilligte man die Steuer zum Baue etlicher Festungen, welche man schon 1537 dem Hezoge Georg zugesagt, doch, weil der Bau unterblieb, nicht gegeben hatte, und sie ward daher den 17. Juni ausgeschrieben. Sie betrug vom Schocke Vermögen 2 Pfennige jährlich, war auf acht Jahre berechnet und nahm Lichtmeß 1546 ihren Anfang. Die Geistlichkeit war steuerpflichtig, die Ritterschaft aber in Ansehung, dass sie mit der Bürde des Ritterdienstes beladen, frei. Der Pakische Sadelhof bestand aus 2 Häusern. Der Rat verkaufte in diesem Jahre das nach der Neustadt zu gelegene [Nr. 211] an Joseph Homay für 450, das vordere, [Nr. 210] an den Kantor Wolfgang Faust für 500 Gülden, mit 30 Groschen jährlichen Schosses, und gab beiden die Braugerechtigkeit. Auf den Platz der mit erkauften wüsten Badstube, welchen er teilte, bauete er ein Haus und verkaufte es an Lorenz Klingenstein [Nr. 208] für 110 Gülden, den übrigen abgeteilten Raum aber an Stephan Kothe, welcher ihn auch mit einem Hause [Nr. 207] besetzte, denen jedoch das Braurecht versagt ward. Nachdem der Herzog (Moritz wegen der Fehde gegen Herzog Heinrich von Braunschweig) das hiesige Geschütz und die Bewaffnung der Bürgerschaft durch Waffenverständige untersuchen, und dem Rate Bereitschaft ansagen lassen, kam den 27. September Befehl, 50 taugliche und bewaffnete Männer den 4. Oktober nach Denstädt zu senden, welche denn auch am Michaelistage von hier abzogen und drei Wochen außen blieben. Unter ihnen war auch der Bürger und Organist George Spange und jeder empfing beim Abgange einen Gülden auf die Hand. Zu diesem Braunschweigschen Heereszuge kaufte der Rat 30 halbe Nürnbergsche Haken nach der Hispanier Art für 19 Schock. Die Kirche besaß eine halbe Hufe auf Elberitz, welche auf den Vorschlag der dreien Räte für 17 1/2 Schock verkauft wurde. Der Altar in der Stadtkirche ward abgebrochen und neu gemauert. Durch letztwillige Verfügung der Katharina Bun erhielt die Kirche 2 Schock, 200 Gülden aber, überhaupt zu wohltätigen Zwecken bestimmt, wurden auf Zins getan und später zur Errichtung der Jungfrauenschule verwendet. Der Kantorei verehrte man auch in diesem Jahre 1 Schock 12 Gr. „Dass sie Gott dem Allmächtigen zu Ehrerbietung an hohen Festen auch etlichen Sonntagen die Ämter der Messe und Vesper figurieren und zierlich singen helfen, dadurch die Jugend in Übung gehalten und dieselbe Kunst förderlich fassen mögen." Auch die Kirche setzte ihnen für das künftige Jahr etwas Gewisses aus. Das Stipendium hatten Erasmus Schmidt und Benedict Moller, Sohn des Bürgermeisters Faul Moller, welcher in Wittenberg studierte aber vor dem Eintritte des zweiten Zahlungstermins daselbst starb. Die Ziegelscheune lieferte 112 300 Mauer- und Dachsteine, davon 12 000 zu dem Baue des Turmes am Galgtore, der Basteien, des Hallischen Tores und der Garküche. Über den diesjährigen Reichstag in Worms und Herzogs Heinrich von Braunschweig Unternehmungen hat der Stadtschreiber Költzsch auf zwei verschiedenen Vorstoßblättern zu Rechnungen (einiges) niedergeschrieben.


1546

Mit dem Anfange des Jahres entstand Teuerung des Getreides, die sich bis zur Ernte erhielt. Der Scheffel Weizen und Roggen galt 15, Gerste und Hafer 9 Groschen. Nach der Ernte fiel zwar Weizen und Roggen, die Gerste aber, weil sie meistens verdarb, hielt sich im Preise. Den 16. Februar führten die Schullehrer mit den Schülern, zu Förderung; der Jugend und gemeiner Stadt Ehre, die Hecyra des Terenz auf dem Rathause auf und der Rat gab ihnen für einen Taler Wein Verehrung. Am 18. Februar, früh gegen drei Uhr, starb Dr. Luther in Eisleben. Es war der Tag Concordiä, der Eintracht, die mit ihm entschlief, „Cum Sancto cecidit Concordia santa Luthero." Sein Leichnam stand am 21. d. Mon. um Mittagszeit in der Kirche zu Bitterfeld, wo ihn die churfürstlichen Kommissarien übernahmen, und gingen von hier viele Bürger dahin. In der Osterwoche, Ostern fiel aber in diesem Jahre auf den spätesten Tag, den 25. April, waren wegen der Grenzstreitigkeit bei der Planke und dem Zaune am Schloßgraben zwischen Spiegel dem Amtmanne und Rate, herzogliche Räte hier. Der von Crostewitz auf Lemsel wollte eine Schenkstätte in Pohritzsch anlegen, welchem aber vom Rate bei dem Herzoge mit Erfolge widersprochen ward. Die Frauenkirche„ welche ohne Dach war, sollte auf Betrieb des Amtmannes abgebrochen werden, der Rat erbat sich aber vom Herzoge die Bedachung. Der Herzog schenkte einiges Holz zum Gespärr, der Rat die Steine, der Giebel nach Abend zu blieb offen. Am Johannistage, den 24. Juni forderte der Herzog zur Bewaffnung (im. Schmalkaldischen Krieg) auf, und stellte die Stadt 58 gerüstete Bürger. Das Heer zog sich in den oberen [Berg] Städten zusammen, und ward von der Schutz- und Landsteuer besoldet, die man auf dem Landtage in Chemnitz bewilligte. Den 12. Juli war ein Landtag in Chemnitz, an welchem drei Mitglieder hiesiger Stadt teilnahmen und sieben Tage außen blieben. Man bewilligte die Schutz- und Landsteuer, vom Schocke des Vermögens vier Pfennige, und betrug ein Pfennig vom Schocke 118 Taler, summarisch von hiesiger Stadt. Auf Befehl des Herzoges sollten am 2. September die Kleinodien der Kirchen an Monstranzen, Kreuzen, Kelchen, Pacifikalien an den Rat zu Leipzig zu getreuer Hand abgeliefert werden. Die Masse zu überliefernden Silbers betrug 50 Pfund 221/2 Lot, außer den zum Gebrauch nötigen Heiligen Gefäßen, und eines Antipendii von ungefähr drei Pfunden, welches man zu dem vorhandenen Orgelbaue verwenden wollte. Der Rat in Leipzig nahm aber diese Gefäße nicht an, und musste sie also der Rat in eigenem Verwahrsam behalten. Auf (dem Landtage in Freiberg, am 7. Oktober) ward auch eine Trank-Steuer verwilliget und in einem gedruckten Befehle, Dresden, den 25. Oktober, ausgeschrieben. Vom Eimer Wein des Inlandes musste 5, vom Rheinischen, Franken- und anderen fremden Weinen 10, von einem Fasse Bier zu 6 Eimern 24 Groschen, zu 5 Eimern 20 Groschen gegeben werden, wo denn bei dem Biere auf die Kanne ein Pfennig kam. Diesem Ausschreiben lag ein gedruckter Zettel bei, nach welchem der ungefähre Betrag dieser Steuer auf drei Monate vom Rate verleget, und binnen 14 Tagen nach Leipzig an dasigen Rat eingesendet werden sollte, welcher denn auch diesen Vorschuss in genannter Frist mit 700 Gülden, zu 21 Gr., wirklich ablegte. Man hat bei dem Coadiutor in Merseburg um die Einkünfte des Lehns Martini, welche zum Kirchenvermögen geschlagen waren, aber vom Amtmanne in Anspruch genommen wurden. Drei Falkonetlein befanden sich auf dem breiten Turme. Hinter der Pfarre wurden drei Türme gebaut, und der Hallische Turm von Margarethä an mit Wächtern besetzt, weil viel Kriegsvolk zu Ross und Fuß vorüberzog. Der Rat musste auf Befehl des Herzoges Hafer in die verschiedenen Lager bei Halle, Kemberg, Hainichen und Torgau fahren, und erhielt für den Scheffel, der 9 Groschen galt, nur 5 Groschen. Von seinem eigenen Getreide verfuhr er 280 Scheffel um diesen Preis. Auch verkaufte er an die Bürger 746 Scheffel Roggen um einen geringeren Wert. Das Getreide lag auf dem Boden des Rathauses und in der Terminei. Von Gemeinde-Gütern verkaufte man in diesem Jähre den Garten, Schebendamm genannt, rechts des Kohltores auf Wiederkauf an Matthäus Gorre für 20 Gülden 15 Gr., den großen Garten bei der Mühle zu Elberitz für 60 Gülden, und 50 Groschen jährlichen Zins an Nicolaus Krumholz, den kleinen Garten daselbst aber an Paul Hintzsche für 8 Schocke mit Vorbehalt 25 Groschen jährlichen Zinses. Auch überließ man Marcus Burgmannen einen Raum neben seinem Garten bei der Vogelstange, von der Ecksäule der Störenthalischen Scheune gleich durch bis zur Gartenecke gegen die Vogelstange, für ein Schock 20 Gr. Er gab von seiner bisherigen Besitzung jährlich 8 Groschen Erbzins, und legte man ihm zwar wegen dieses Raumes noch einen Groschen zu, er löste ihn aber in diesem Jahre noch mit 30 Groschen wieder ab. Der Kantor Wolfgang Faust starb und der in Leipzig studierende Erasmus Schmidt, des Rates Stipendiat, trat in sein Amt. Das in der Kirche gesammelte Almosen [was in den Sack gefallen war] betrug 10 1 Schock und ward mit einem Male [von Stund an] nach abgehaltener Rechnung in der Leichenhalle unter die Armen verteilt. Ein steinernes Scheffel- und ein dergleichen Viertel-Maß, in Halle für 3 Schock gefertigt, ward unter dem Rathauge aufgestellt. In den letzten Wochen des Jahres schickte der Rat wegen Annäherung des kurfürstlichen Heeres viele Boten nach Zörbig, Halle, Querfurt, Wittenberg, Torgau ... um zu erfahren, wie man sich bei Aufforderungen zu benehmen habe. Auch war Heerschau, man beschaffte 6850 große, eiserne Kugeln, Spieße, Hellebarden, brachte acht Falkonetlein auf die Türme und hielt die Tore stark besetzt.


1547

Am Neuen Jahres Tage, abends, besetzte der Kurfürst, welcher einen schnellen Rückzug nach Thüringen getan, und die Städte Salza, Tennstädt, Weissensee, Sangerhausen, Naumburg, Jena, Weimar und andere, die am Striche lagen, genommen hatte, die Stadt Halle, und am dritten Tage nachher hiesigen Ort. Am 6. Januar war er in eigener Person hier und nahm die Huldigung. An den Toren und in den Ratsdörfern schlug man 7 Salveguarde Tafeln mit Wappen an, und kostete die Auslösung der Söldner, für Mehl, Getränke, Futter in den Herbergen dem Rate 67 Schock. Das Hauptheer zog von Halle über Schkeuditz nach Leipzig, aus dem sich Herzog Moritz entfernte,- und der Bürgerschaft ohngefähr 10 Fähnlein zur Besatzung und Verteidigung hinterließ. Die Grimmaische, Hallische und Ranstädter Vorstadt brannte man mit einem auf 30 000 Gülden geschätzten Verluste nieder: Der Rat schafft 83 Scheffel Hafer in das Lager zur Eiche. Am B. Januar schickte der Kurfürst Hansen von Sebach und den Sekretär Florian Schade mit Commissoriale Datum Aiche sonnabends den B. Januar, welche der Kirche Kleinode abforderten. Auch kam in ihrer Anwesenheit folgender Befehl: „Lieben getrewen, Nachdeme Wir itzo vnsere Beuelhabere zu Einbringung der Steur zu Delitzsch haben, So begern wir Ir wollet ewere und ewer Bürger gutere dem Werth nach und vom Hundert zehn Gülden zu geben, wir Ir denn von Inen vornehmen werdet, vor steuern, Inen auch ewer des Rats barschafft und Silbergeschirre zustellen und volgen lassen, und das nicht anders halten, daran thut Ir vnsere meynung, Datum Kleberg Montags nach Trium Regum Anno ... XLVII." Hierauf erbot sich zwar der Rat für die Steuer 1000 Gülden überhaupt zu geben, dieses Anerbieten ward aber vom Kurfürsten ... nicht angenommen. Der Rat lieferte nun seinen Kassenbestand, 600 Gülden, auch das Silbergeschirr ab und borgte 500 Gülden, als: 200 Fl. von der Kirche, 200 Fl. vom Hospitale und 100 Fl. aus der Catharine Bun Stiftung, zur Erleichterung der Steuer für die Bürgerschaft. Den 27. Januar verlangte der Kurfürst 80 ledige Wagenpferde mit Kumten und Sielen, Tages darauf, drei Stunden vor Tage, nach Euderitzsch auf zwei Tage. Auf einem diesem Befehle beiliegenden Zettel ward zugleich die Zufuhre von Proviant und anderen Dingen nach Leipzig auf das Strengste untersagt. Der Sohn des hier lebenden, vormaligen Geleitsmannes, auch Ratsherren Hans Ruthard, Nicolaus Ruthard, war der Partei des Kurfürsten ergeben, der hiesige Amtmann Valentin Kirchhof aber hielt es mit dem Herzog Moritz, und war zwar nicht selbst da, wirkte aber durch seine Ehefrau. Ruthard diente dem Kurfürsten mit mehreren Pferden, verriet vielleicht auch manches, was Herzog Moritzens Anhänger, namentlich des Amtmannes Weib, den kurfürstlichen zwei Befehlshabern hiesigen Schlosses zu entziehen suchte, daher er denn, als er nach des Kurfürsten unglücklicher Schlacht hierher zu seinem Vater kam, vom Amtmanne ergriffen, und nach kurzem Prozesse am 20. Mai, an einer Eiche seines Vaters Wiese, der sogenannten Eckereiche aufgehängt wurde. Am Sonntage Oculi schrieb der Kurfürst aus dem Lager zu Geiten eine zweite Steuer, von 1,00 Gülden Abschätzung 10 Gülden, aus. Der Stadtschreiber bemerkte aber bei der Publikations-Registratur, dass durch diese Steuer [von welcher jedoch nur der erste Termin entrichtet worden ist] das Volk sehr geschwächt und arm gemacht worden sei. Weil auch des Verbotes ungeachtet Leipzig mit Lebensmitteln und Bier. versehen wurde, so befahl der Kurfürst den 16. Mai, dass den Krügern und Fuhrleuten kein Bier verkaufet werden solle, sie brächten denn aus den Städten oder Dörfern, woher sie kämen, Bekenntnisse, dass das Bier an dieselben Orte geführt und ausgeschenkt werden solle, auch solle der Rat diejenigen Krüger, welche vorher Bier nach Leipzig geschafft, bei ihrem -Wiedererscheinen in Delitzsch sogleich gefänglich einziehen - schärfte aber dieses Verbot 2 Tage nachher (mit Befehl). Diese strenge Verordnung war der Stadt, weil sie die Brauerei auf die verarmte Stadt beschränkte und die Dörfer mit ihrem Bedarfe nach anderen Städten nötigte, sehr beschwerlich. Die Stadt musste auch auf kurfürstlichen Befehl den 27. März, den Heerwagen, mit dem sie zu dienen schuldig, mit Zehrung auf einen Monat ins Lager schicken. Vom Kurfürsten selbst war dieses der letzte Befehl, vom kurfürstlichen Befehlshaber auf der Moritzburg in Halle kam aber am 9. April durch Nicolaus Ruthard eine Ordre an den Rat, dass er des Amtmannes Valentin Kirchhofs Weibe im Namen des Kurfürsten bekannt machen solle, sich mit ihrer Köchin bei Sonnenschein des Rates Weichbildes zu äußern, die zwar der Rat, nicht aber die zu Verweisende befolgte, welche erklärte, dass sie sich bisher den kurfürstlichen Befehlen gemäß -betragen habe, und nicht weichen würde, bis sie kurfürstlichen Befehl sehe, weil es ihr scheine, als der Befehl Ruthards Erfindung sei. Der Rat berichtete diese Erklärung am 10. April nach Halle und erhielt sogleich von dem Kommandanten Erasmus v. Könneritz diese Antwort: (der Rat der Stadt Delitzsch solle dem Weibe mit Ernst untersagen, weiter solche Händel, daraus dem Kurfürsten Nachteile entstehen, unterlassen; auch soll sie ihre Haushaltung anders als bisher geschehen anstellen). Am 12. April geriet des Rates Diener Erasmus Brode, als er in Blasius Richters Hause, abends zwischen 9 und 10 Uhr, die Biergäste auseinander gehen lassen sollte, mit dem Beckenknechte Valentin Starke aus Drebligar, bei Dommitzsch, in Streit und ward von diesem mit seinem Gewehr in den Kopf, die Schulter und in die Faust über dem Daumen tödlich verwundet. Er starb tags darauf, Starke aber erhielt im Tumulte ebenfalls eine Wunde, man wusste nicht von wem, in den linken Schenkel, zwischen dem Knie und Geschöße, an der er an der Stelle blieb. Sie wurden in Gegenwart beider Teile Freundschaft, freitags in der Osterwoche zur Erde bestattet und in ein Grab gelegt. Den 20. April ward die Stadt durch des Herzoges Moritz Kriegsvolk zur Übergabe aufgefordert, und vier Ratsherren mit vier Viertelsherren leisteten am folgenden Tage dem Herzoge in Leipzig den Huldigungseid. In dieser Woche, nach Quasimadogeniti, erhing sich der Schirrmeister Valentin Troitzschens und Johann Bendorfens Eheweib, welche des Scharfrichters Knecht abschnitt und heimlich begrub. Den 24. April wurde der Kurfürst Johann Friedrich vom kurfürstlichen Heere von Mühlberg aus überfallen und auf dem Rückzuge nach Wittenberg in der Lochauer Haide gefangen. Der Herzog Moritz hielt an diesem Tage in Mühlberg und gab am 25. April aus dem Feldlager bei Mühlberg hiesigem Rate Befehl, das Lager des Kaisers eiligst mit Proviant zu versehen, mit der Bemerkung, dass für die Sicherheit des Transports hinlänglich gesorgt sei. Am 19. Mai ward die Wittenbergische Kapitulation geschrieben und festgesetzt, welcher Länderteil den Söhnen des Kurfürsten gelassen werden sollte. Sie wurde an diesem Tage vom Kaiser und dem gefangenen Kurfürsten, von Herzog Moritz aber am 23. desselben Monats vollzogen. In einer Verordnung, Leipzig, den 27. Mai, befahl der Herzog hiesigem Rate, dem Kaiser zu seinem ferneren Zuge 60 starke Schanzgräber aus dem Amte und 45 aus der Stadt mit Rottmeistern und einem Hauptmanne unverzüglich nach Acken (Aken) zu schicken, und ward dem Hauptmanne täglich 6, dem Rottmeister 4 und den Schanzer 3 Groschen zugesichert. Mehrere gingen darauf in der Pfingstwoche ab, die übrigen aber wurden in der Verordnung (vom 5. Juni) an den Amtmann abgeschrieben. An demselben Tage brach das kaiserliche Heer von Wittenberg auf, und vom 6. Juni an flüchteten viele Bürger aus den nächsten Städten und viel Landvolk mit Vieh und Geräte hierher, denen der Rat den Kirchhof Unserer lieben Frauen überließ und Aufseher gab. Der Rat erhielt nun zwar Salveguarde und Tafeln mit dem kaiserlichen Wappen, es kam aber dem ungeachtet zu Exzessen mit dien abschweifenden Spaniern. Der Hausmann [Musikus und Türmer] wurde, als er einen nahenden Reiterschwarm mit der Trompete signalisierte, geschossen, mehrere Bürger fanden im Freien ihren Tod, auch starben viele von den. Spaniern verwundete Bauern, die man fliehend in hiesiges Hospital gebracht und den Wundärzten überlassen hatte. Doch blieben auch Spanier, die man auf kurfürstlichen Befehl nach Halle schaffen musste. Am B. Juni waren Abgeordnete des Rates bei dem Kaiser in Bitterfeld, der sie dahin beschieden hatte. Trabanten des Herzoges Alba und des Feldhauptmannes Hans Schnabel begleiteten sie, und wiesen die streifenden Spanier von hiesiger Stadt. Durch des Feldhauptmannes Schnabel Diener wurden sie gut bewirtet und mit allen Bedürfnissen reichlich und unentgeltlich versehen. Sie gaben aber den Trabanten ein Geschenk von 6 Talern, den Diener des Schnabel einen Taler und schickten dem Hauptmanne selbst einen halben Eimer Rheinischen und einen halben Eimer Landwein Verehrung. Zwei Tage nachher traf der Kurfürst Moritz ein und verehrte man ihm ein Fass Torgauisches und ein Fass Delitzscher Bier. Der Markt, sonnabends von Invocavit, brachte in diesem Jahre nur wenig Stättegeld und auch der Jahrmarkt Petri Pauli war nicht besucht. Der Blitz zündete Hans Schützers Scheune, das Feuer ward aber in diesem Gebäude gehalten und gelöscht. Auf Bitte der Landstände kam endlich anfangs des August das Kriegsvolk, auch hiesiger Stadt, zurück. Am 13. Juli war der untern; 1. des Monats ausgeschriebene Landtag in Leipzig. Der Kurfürst entfernte die Besorgnisse wegen der Religion und die Stände bewilligten die Getränke-Steuer, wie sie im vorigen Jahre zu Freiberg verordnet wurde, auf drei Jahre. Der hiesige Rat musste sie auf ein halbes Jahr voraus bezahlen, auf Befehl, Torgau d. 11. August, in welchem zugleich das Tragen der Büchsen den Bürgern und Landvolke bei Verlust der Büchse und ernstlicher Strafe untersagt wird, auch lieferte er die Kriegssteuer vom Schocke 6 Pfennige, am 24. August in Leipzig ab. Der Amtmann Kirchhof verlangte die von den Visitatoren 1539 dem Gotteskasten zugeschriebenen Einkünfte der Altäre Barbarä und Martini deren Lehnsinhaber, Kandelgießer und Dr. Caspar Borner im Laufe dieses Jahres gestorben waren; sie wurden aber von dem Coadiutor in Merseburg am 19. August, nachdem zwei Ratsherren daselbst die Registratur der Visitatoren vorgelegt hatten, dem Kirchenaerar zugesprochen. Nun wollte sich zwar der Amtmann wenigstens in die Kirchenrechnungen mischen, der Rat verbat sich aber seine Gegenwart, und sie ward ihm untersagt. Zu dem Gerichte, welches man vom Grunde aus neu bauete, brauchte man 26 000 Mauerziegel und erhielten die Maurer, Zimmerleute und Schmiede, welche vom Ältesten bis zum Jüngsten daran arbeiteten, 5 1/2 Schock und Bier. Am 16. Oktober ward das bisherige geladen gewesene Geschütz abgebrannt. Am 19. September starb der Kantor Erasmus Schmidt und der Baccalaureus Ambrosius Rügezelt, der Sohn des hiesigen Bürgers Johann Rügezelt, kam auf Melanchthons Empfehlung an seine Stelle. Auch wurde durch den Abgang des Rektor Thomas Berger, welcher durch den Superintendenten Dr. Pfeffinger das Pfarramt in Zörbig erhielt, wo ihn der hiesige Pfarrer Göre einführte, das Rektorat offen, welches dem in Wittenberg studierenden Mr. Joachim Blum, aus Königshofen, übertragen ward. Das dritte Schulamt, [Baccalaurant] verwaltete Valentin Wolfgang, auch eines hiesigen Bürgers Sohn. Gegen die Placker erschien, Augsburg d. 26. Oktober, des Kurfürsten durchgreifendes Mandat, in welchem hauptsächlich die Tätigkeit der Amtmänner, Amthauptleute, mehr als je in Anspruch genommen wird. Am 2. Dezember starb der gewesene Vikar des Fronleichnamsaltares [Corporis Christi] und Pfarrer in Selben, Petrus Friderici [Fritz], in dem Hause seines Lehns, der nachherigen Archidiacon-Wohnung. Er war aus Dirmstein, einem Flecken des Bistum Worms, gebürtig und seit 1510 hier Vikar des genannten Altares, Pfarrer in Selben und Kalandherr. Am 15. Oktober dieses Jahres errichtete er sein Testament, welches den 8. Dezember eröffnet ward. In diesem Testamente bestimmte er 1 Fl. dem Kurfürsten Moritz, 1 Fl. dem Bischofe zu Merseburg, 1 Fl. der Pfarrkirche in Delitzsch, 1 Fl. dem Pfarrer, 10 Gr. dem Prediger, 10 Gr. dem Diakon Clemens, 30 Fl. d. Testamentsverwesern, 1 Fl. dem Rate zu Delitzsch, 1 Fl. dem Pfarrer in Berndorf Simon Strobart und alle Schuld, 1 Fl. Herrn Nicolaus Letzscher in Delitzsch, 42 Fl. dem Gotteskasten in Delitzsch, 200 Fl. seines Bruders, Antonius Fritz, in Dirmstein Kindern, Petrus und Magdalene, Wernern ausgeschlossen, 100 Fl. dem Hospitale, 100 Fl. der Kirche zu Selben. Von dem übrigen Vermögen sollen 60 Gülden jährlich zu drei Stipendien, jedes zu 20 Gülden gerechnet und auf vier Jahre gegeben werden. Der Stipendiat soll 18 Jahre, ein innerhalb der Mauern geborener Bürgersohn, sein und seine Würdigkeit geprüft werden. Der nach Abrechnung der diese 60 Gülden gewährenden Kapitale etwa bleibende Vermögensbetrag mag von den Testamentarien unter Aufsicht des Rates auf das Treulichste zu göttlichen Werken verwendet werden. Da nun bei Ablegung der Rechnung durch die Verweser sich fand, dass das Vermögen des Erblassers größer sei, als man erwartet hatte, so glaubte man im Sinne desselben zu handeln, wenn man auch diesen Überschuss auf Stipendien verwendete, und so kamen zu den 60 Gülden noch 70, und es entstanden 6 Stipendien, 4 zu 30 und 2 zu 5 Gülden, über welche Friedricische Stiftung nun von den Vorstehern der Kirche mit der Kirchrechnung, jedoch von ihr geschieden, Rechnung geleget ward. Bald nach Einrichtung dieser Stipendien fand sich der Rat bewogen, mit dem von ihm abhängigen Stipendien Fonds der Commende Trinitatis die beiden kleineren Friedericischen Stipendien jenen größeren gleichzustellen, so dass es nun 6 Stipendien, jedes zu 30 Gülden, gab. Sie wurden jährlich mit 130 Gülden von der Kirche, aus der Friedericischen Stiftung, und 50 Gülden vom Rate ausgezahlt. Die Testamentsverweser waren Gregorius Arnoldi, Pfarrherr zu Zwochau, Conrad Nepfel, Pfarrherr zu Zschortau und der hiesige Bürger Johann Berndorf. Der Kirchendiener; Küster, erhielt vierteljährlich aus dem Gotteskasten 52 1/2 Gr. und 1 1/2 Gülden, dass er „loco infimi" die kleinen Knaben instruieret, da der Schulmeister [Rektor] vorgegeben, er wolle noch eine dritte Klasse anrichten, wozu er des Baccalaurii ['Valentin Wolfgangs] bedürfe. An die Kirchen- und Schuldiener überhaupt gab man jährlich aus dem Gotteskasten 106 Schock 2 Groschen. Das Stipendium der Commende hatte in diesem Jahre Thomas Schmidt, der Sohn des Bürgermeisters Johann Schmidt, hier 1521 geboren, welcher von diesem Jahre ab in Leipzig studierte, 1549 daselbst das Baccalaurant der Philosophie erlangte, 1554/55 hier Kantor, 1563 Ratsherr und 1574 Bürgermeister ward. Vater des berühmten Professors 'der Mathematik und griechischen Sprache Mr. Erasmus Schmidt, in Wittenberg. Der Scheffel Roggen galt 6 Groschen. Die Commun hatte jährlich 1 Schock 30 Gr. von der Schademühle und den dahin fließenden Lober zu geben, diese Abgabe behielt aber in diesem Jahre der Rat zurück, weil der Amtmann Kirchhof die 4 Schocke, welche das Amt bisher mit fürstlicher Genehmigung zur Unterhaltung des Hausmannes und Türmers auf dem breiten Turme gab, verringerte. Amtsschösser war Jacob Grundig, geb. in Lengefeld.


1548

In Martin Negels Gerbehause entzündete sich am 2. Januar durch Nachlässigkeit die Lohe und Holzwerk. Die Löschung gelang zwar schnell, der Besitzer aber, welcher zum zweiten Male [s. 1531] eine Vernachlässigung, der Art verschuldete, verbüßte sie mit 3 ½ Schock. Auch fiel Magdeburg den 27. Juli in die Reichsacht, in deren Folge Kriegsvolks hiesiger Stadt vorüberzog, und eine stärkere Wache auf den Türmen und in den Toren nötig ward. Die Verteidigung der Magdeburger erschien gedruckt unter dem Titel. Der von Magdeburgk Ausschreiben. Anno M.D.XLVIII den ersten Augusti. Gedruckt zu Magdeburgk durch Hans Walther. Am Karfreitag den 20. März des nachts stahlen Diebe einen silbernen Kelch aus der Kirche bei Benndorf, welche sie mit einer Pflugschar des Bauers Vogler in Werben erbrochen, die Pflugschar aber zurückgelassen hatten. Die Diebe blieben unentdeckt. Den 22. Mai trafen hier 2 starke Wetter, eins vom Abend, das andere von Mitternacht her mit ungewöhnlichen Regengüssen begleitet zusammen" und zündete der Blitz das Malzhaus der Donat Findeisen, welches aber, durch Anstrengungen der Löschenden erhalten ward. Die Ratsherren Letzscher und Fischer brachten am 29. Mai zwei hiesige Bürgerssöhne nach Pforte. Der Ältere, Christoph Döring, ward später, Pfarrer Iri Brinnis, der Jüngere, Jacob Felgner, Leipziger Magister und Ratsherr im Brisgau. Dem Schneider Dietze in Zaasch erlaubte man, auf Vortrag im Amte, mit der Bedingung, dass er dem Rate die umschweifenden Störer anzeige, den Betrieb seines Handwerks daselbst. Die freie Lehnhufe auf Schweissamark, aus dem von Pakischen Ankaufe, fiel nach Hans Rühls in Zschortau Tode, da er keine Lehnserben hatte, an den Rat, und dieser verkaufte sie für 105 Gülden an Brose in Werben mit voriger Lehnseigenschaft. Der Hutmacher Matthäus Daberstiel schwängerte des abwesenden Valentin Geintzsch Eheweib und verbüßte es mit 10 Schocken. Die von Niemeg, welche im vorjährigen Kriege durch Brand verunglückten, erhielten aus hiesiger Kämmereikasse zum Aufbaue ihrer geistlichen Gebäude als Zulage eine ansehnliche Kollekte in der Stadt, 24 Groschen. Mayer von Hohenossig ward der Stadt abgesagter Feind, und man verwendete seinetwegen auf Kundschafter und Folgebriefe viel Geld. Auf fürstlichen Befehl schaffte man Betten nach Schmiedeberg. 1 Der kleine runde Turm des Hallischen Turmes und die Einkehlen der vier Erker wurden mit Kupfer belegt. Man brauchte zu den alten, 4 Zentner 7 Pfund neue Bleche, am Werte 18 Schocke 29 Groschen und gab dem Schieferdecker für die Arbeit 5 Schocke und 2 Scheffel Korn. Turmdach und Erker waren mit Schiefer, gedeckt. Der Rat verehrte dem Herzoge August bei seiner Vermählung in Torgau, den 7. Oktober, 20 Schocke oder 50 güldene Groschen. Der Stadtschreiber Költzsch hat dabei (weiteres) angemerkt. Vom 21. Dezember bis zum Neujahrstage 1549 war ein Landtag in Leipzig, bei welchem den Ratsabgeordneten der Kantor Ambrosius Rügezelt als Schreiber diente, dem man auch, weil der bisherige Stadtschreiber Költzsch, seit 1536 schon Ratsherr, als nunmehriger Kämmerer, beide Ämter nicht mehr verwalten konnte, wegen seiner Schicklichkeit das Stadtschreiberamt übertrug. Zu der Kantorstelle erhielt der in Wittenberg studierende Balthasar Franz, aus Brodau gebürtig, den Ruf. Das Interim und Bedürfnis der großen Tranksteuer auf vier Jahre war der Hauptgegenstand der ständischen Verhandlungen. Wegen des Interims waren die vorzüglichsten Theologen, Melanchthon, Camerarius, Pfeffinger, George Major, Daniel Grosser u. a. der Beratung zugezogen, und man war einstimmig, dass hinsichtlich der Dogmen, welche die Augsburgische Konfession entscheidend gegen den Katholizismus ausspricht, das Interim schlechterdings abzuweisen sei. In Beziehung auf die Mitteldinge aber war man nachsichtiger, wenn auf keine andere Weise Frieden zu erhalten möglich sei. Die verlangte Steuer zu einem Römerzuge und zu Unterstützung des Königs in Ungarn ward bewilliget. Zu den oben erwähnten 2000 Gülden (Ergänzung der Tranksteuer für 1546 durch kurfürstlichen Befehl vom 16. August 1548) an den Kurfürsten gab der regierende Rat 700, das Gotteshaus Petri und Pauli 200, das Hospital 400, Hans Luppe der Ältere 300 und der alte Rat 400 Gülden, und gingen die 300 Gülden des Luppe 1552 durch Abtretung an das Hospital.


1549

Im Anfange des Jahrs galt der Scheffel Weizen 6 bis 7, Roggen 3 1/2, Gerste 4 und Hafer 3 Groschen. Ein in Jacob Kippolts Miethause am 23. Januar entstandenes Feuer ward sogleich gelöscht. Der alte Gleitsmann des Amtes, nachher hiesiger Ratsherr, Johann Ruthard, dessen Schwiegertochter, Witwe des unglücklichen Sohnes, Nicoiaus Ruthard, sich wieder mit Hans Kempfe, in Coburg verehelichte, verkaufte seine Güter und zog mit ihr. Nicolaus Gorius, aus Sonnewalde, der von Wittenberg aus, wo er studierte, im vorigen Jahre hiesige Freunde besuchte, ward mit der Witwe des Kantors Wolfgang Faust bekannt, verehelichte sich am 19. Februar dieses Jahres mit ihr und übernahm das Faustische Haus auf der Doktorei. Die Schullehrer und andere Mitglieder der Kantorei führten dem Rate zu Ehren und der Gemeinde zu Nutz am Fastnachtstage die Comödie vom verlorenen Sohne, deutsch, auf und erhielten vom Rate Wein zur Verehrung. Auf den eigenhändig unterschriebenen Befehl des Kurfürsten, Torgau den 29. März, musste in der Osterwoche das Stadtgeschütz, auch die große Büchse, welche auf dem breiten Turme stand, mit einem Zentner Pulver abgeliefert werden. Es ist keine Nachricht da, dass dieses, 1541 in Freiberg größtenteils umgegossene Geschütz der Stadt zurückgegeben oder vergütet worden sei. Am 10. April starb Valentin Stock, Ratsherr seit 1523 und von 1536 an Bürgermeister, und am 10. August Johann Winter, Ratsherr seit 1514, dessen Witwe man, weil er im Rate sehr tätig und nützlich gewesen, das Heergeräte unentgeltlich überließ. Der Kantor Balthasar Franz verheiratete sich mit der begüterten Witwe des Valentin Treintzsch, Ursula, am 27. Mai, und am 18. Juni der Stadtschreiber Rügezelt mit Elisabeth, Peter Zschautschens nachgelassener Tochter, dem der Rat am Hochzeitstage einen Eimer Rheinwein und zwei Fässer Torgauisches Bier zum Geschenk gab. Demselben überließ man zur Benutzung die kleine Wiese der Gesellschaft des Heiligen Nicolaus, oder der Elenden, am Damme, weil er die Rechnung derselben führte, und sie behielt seitdem den Namen Stadtschreiberwieschen. Diese Gesellschaft, welche aus wenig Personen mehr als den beiden Vorstehern bestand, hatte die Aufsicht auf Wegebesserung und die Sorge für Fremde, die ohne Mittel hier erkrankt sind. Ihr Fonds war Geld, Geflügel und Steine, welche die Dorfgemeinden für die Befreiung vom Pflastergeleite jährlich zu entrichten hatten. Auch mussten auf fürstlichen Befehl in den Gasthäusern Tafeln aufgehängt und darauf der Wert der Speisen geschrieben werden. Der Bürger Valentin Schuster in der Vorstadt wurde mit der Ehefrau des Windmüllers Nicolaus Siegel auf dem Frauenkirchhofe im Ehebruch begriffen, und klagte zwar Siegel gegen Schuster auf Notzüchtigung, beide gestanden aber gegenseitige Einwilligung und mehrmalige Wiederholung der Tat. Auf Vorbitte mehrerer von Adel und hiesigen Amtmannes auch Berichterstattung, bewendete es bei Staupenschlag und ihrer Verweisung aus den Gerichten des Amtes und der Stadt. Sämtliches Gemäß der Bürger wurde nach dem kupfernen Probegemäße mit Zuziehung zweier Böttchermeister geeicht, und dem richtigen des Rates Zeichen [ein Löwe mit dem Buchstaben D und der Jahreszahl 1549] eingebrannt, alles Unrichtige aber zerschlagen, und der Gebrauch des ungezeichneten bei harter Strafe verboten. Zu gleicher Zeit ward am Rathause eine eiserne Elle aufgehängt. Man erlaubte einem Schneider in Werbelin den Handwerksbetrieb daselbst unter der Bedingung, dass er hiesiger Bürger sei. Der Rektor Mr. Blum züchtigte am 13. November einen Knaben der ersten Klasse, Valentin Barth, den Sohn des Gerbers Lambrecht Barth, so hart, dass er am 25. desselben Monats gerade an dem Tage starb, als Blum mit Walpurgis, Matthias Schneubers nachgelassener Tochter Hochzeit hielt. Auf des Vaters Klage musste Blum in den Gehorsam gehen und erhielt Tages darauf seinen Urlaub. Mit dem Vater vertrug er sich vor Gericht. Seine Stelle erhielt am 15. Januar künftigen Jahres Nicolaus Gorius.


1550

Der Schäfer von Döbernitz hütete am 21. Januar auf Weissigmark. Die Gertitzer pfändeten die ganze Herde und trieben sie auf das Amt. Die Sache ward vertragen und festgesetzt, dass der Schäfer bei jedesmaliger Übertrift in diese Mark der Strafe eines Viertel Bieres verfallen sei. Zu der Befestigung Wittenbergs mussten vom 25. Januar bis Ostern zehn Wochen lang die Stadtwagen mit einem Aufwande von 5 1/4 Schock gestellet werden. Im Januar wurde eine Hökenordnung entworfen, und unter anderen befohlen, Fische, Heringe und andere Speisen außer mittwochs und freitags bis mittags 12 Uhr auf dem Markte nicht feilzuhalten, sich mit den Waren nicht in das Loch [den Weg vom Markte zur Kirche] zu setzen, und den Weg zu versperren, auch nicht Würfel und Karten zum Verkaufe auszubieten. Die Beutler, Drechsler, Gürtler, Kleinschmiede, Messerschmiede, Nadler, Täschner, Seiler und Sieber trugen darauf an, dass sie in Wochenmärkten von Fremden nicht möchten überzogen werden, besonders aber, dass man den Fremden sonnabends in der Fasten und sonnabends vor dem Pflaumenmarkte feil, zu haben nicht gestatten sollte. Auf den Fastenmarkt ging der Rat nicht ein. Der Vormarkt des Allerheiligen Marktes aber, wie die Wochenmärkte wurden den Fremden, wenn mehr als 3 Handwerker ihrer Art sich in der Stadt vorfanden, untersagt. Zugleich erhob man mit höherer Erlaubnis den ersten Wochenmarkt der Fasten sonnabends vor Invocavit, zu einem allen Krämern, Fremden und Einheimischen, offenen Jahrmarkte. „Die drei Jahrmärkte aber soll man haben, als den Ablass Peter Paul, den Pflaumenmarkt und den ersten Sonnabend in der Fasten." Die Böttcher durften keine anderen Butterhosen, als zu zehn und zwanzig Kannen fertigen, und musste neben ihrem Zeichen auch das des Rates aufgebrannt werden. Dieses Gefäß war im ganzen Osterlande eingeführt, und anderes auf den Märkten nicht gelitten. Caspar Teurbach, Heinrich von Paks auf Döbernitz Schäferknecht hütete in der Spröde zu Schaden, ward gepfändet und mit 8 Groschen gestrafet. Mit Otto von Spiegel auf Badrina aber, der mit seinen Schafen zu Beerendorf im Gebirkicht auf der Vorheide hüten ließ, geriet man nach mehrmaliger fruchtlos gebliebener Pfändung im Prozess. In einem Ausschreiben wegen der Tranksteuer vom 22. März erlaubte der Kurfürst diese Steuer der Bequemlichkeit wegen, unbeschadet der Schriftsässigkeit, an das Amt zu liefern, und ein eingeschlossener Zettel enthielt gegen die Besitzer der Rittergüter das Verbot, neue Brau- und Schenkstätten anzurichten, und die Untertanen widerrechtlich mit Bierzwang zu belegen, bei Verlust der Lehngüter, wörtlich so ausgedrückt: „Wir sind auch bericht, das etliche unserm hiebevor getanem Ausschreiben zuwider, von iren Underthanen die Schenckstedt auskaufft, auch nawe Braw und Schenckstedt, die zuuorn vor alters nicht gewesen, erbrawet, und it gebrawen Bier darauff vorzapfen lassen, Dieweil uns dann solchs mit nichte zu gedulden und nachzugeben, demnach gebieten wir denjhenigen, welche es vorgenommen haben, bei vorlust bey der Lehen, die sie von vns zu Lehen haben, dauon vnuorzüglichen abzustehen, und wollen, das den Schencken darauff frey gelassen werde (soferne die vor alders des Schenckens berechtigt) der nachst vmbliegenden Stedte Bier zu schenken vnd zu uorzapffen, Datum..." Am 24. April ließ der Rat durch verpflichtete Förster die Wiesen hinter dem Elberitzer Holze ausmessen, und gegen das Holz mit einem Graben von 48 Ruten vermaßen. Der Kurfürst befahl, Salza, d. 28. Mai, sich gefaßt zu machen, 200 Landsknechte auf 12 Monate zu besolden, und die erste Hälfte des Soldes bis Galli, die zweite bis Lichtmeß künftigen Jahres an den Rat zu Leipzig abzuliefern; auf den Fall der Unvermögenheit aber in denselben Fristen 600 Gülden gegen Überlassung der Tranksteuer des künftigen Jahres genanntem Rate zu übergeben: Der Rat verschaffte die 6000 Gülden durch Darlehen und erhöhte zu deren Verzinsung die Gebräudeabgabe so, daß nun vom Gebräude statt 7 Groschen 20 Groschen gegeben ward. Die Darlehen sind in dem Kopiale der Schuldverschreibungen v. J. 1458 ff. aufgeführet. Das Viehtor mit Wendelsteine wurde mit einem Aufwande von 35 000 Mauersteinen neu gebauet, auch an das Hallische Tor kam ein neuer Wendelstein. Der Amtmann Valentin Kirchhof nahm den Raum der von den Visitatoren der Kirche zugeschriebenen Commende Crucis in Beschlag. Rat und Kirchenvorsteher baten deshalb den Coadiutor, Fürsten Georg zu Anhalt, in Merseburg um Verwendung bei dem Kurfürsten, welcher dann in der Rückschrift an den Fürsten hinsichtlich der zum Lehn gehörigen Hufen für die Kirche günstig sprach, bezüglich auf den Raum, oder das Haus des Lehns aber sich die Entscheidung noch vorbehielt. Derselbte Amtmann ließ mit der Amtsschäferei absichtlich oder zufällig den Bürgern oft zu Schaden hüten, und bat man wegen dieser und anderer Beeinträchtigungen um- einen Vorbescheid. Dieser ward am 16. August in Dresden abgehalten, und gelang es durch der kurfürstlichen Statthalter, Georg Commerstadt und Ernst von Miltitz Wohlwollen gegen die Stadt, daß nicht nur die zwischen Amt und Stadt schwebender Streitigkeiten zum Vorteile der Stadt entschieden wurden, sondern die Stadt auch am 21. August die Amtsschäferei gegen 100 Gülden jährliche Erbpachtgeldes in Erbpacht erhielt. Der Amtmann übergab nun am 17. November 343 trächtige Schafe über Winter, 131 alte Hammel, 251 Stück Zeitvieh oder diesjährige Lämmer, in Summe 725 Stück Nosser oder Schafe mit Inbegriff des fünften Teiles des Schäfers. Die Hälfte musste dem Amtmanne mit 80 Schocken bezahlt werden. Mit diesem Erbpachte kam die Wiese bei Grabschütz und der Dübische Werder an den Rat, und übergab der Gleitsmann Caspar Süßmilch ein Verzeichnis der zu behütenden Marken. Die Stadt Schweinitz, welche im Jahre 1547 von den Spaniern ausgeplündert worden, erhielt in diesem Jahre durch Zündung des Blitzes ein großes Brandunglück. Der hiesige Rat legte auf ihr Gesuch um Unterstützung, v. 1. September, den in der Stadt gesammelten Beträgen 1'/s Schock aus der Kämmereikasse bei. In dem Gerberhause des Stephan Rothe brach am 4. September, mittags, durch Verwahrlosung des Gesindes Feuer aus, welches aber sogleich gelöscht ward. Am 1. Oktober starb der Stadtrichter Hans Göre, Vater des hiesigen und Haynischen Pfarrers, Ratsherr seit 1531, dem der Stadtschreiber zum Ruhme wörtlich: ein ganz ehrlicher und frommer Mann, der mit seinem eigenen Schaden und Verderben der Stadt Nutzen Tag und Nacht in seinem Bauamte gesucht und eine Person ausgenommen (er meint den Bürgermeister Költzsch) der gemeine mehr gedienet als die anderen miteinander, welches ihm denn gemeine Stadt niemals genugsam danken, vielweniger belohnen kann; niedergeschrieben hat. Freitags nach Martini, den 14. November, mußte Schanzgeräte nach Zörbig gefahren werden. Auf dem Landtage in Torgau, vom 28. Oktober bis 11. November, beriet sich der Kurfürst, dem vom Kaiser die Exekution der Reichsacht gegen Magdeburg aufgetragen war, mit den Ständen hauptsächlich über die Belagerung dieser Stadt, daneben über eine Münzordnung des Kaisers und Konstitutionen für Polizei und Justiz, die am 12. November bekanntgemacht wurden. Auch bewilligte man auf zwei Jahre eine Steuer 5 Pfennige vom Schock. Die Belagerung der Stadt Magdeburg verursachte, daß sich hiesige Stadt mit neuen Doppelhaken versah und mit einigen die Türme besetzte. Die Stadtgraben wurden geräumt, die Türme mit starker Wache versehen und viel auf Kundschaft verwendet. Zufolge (eines kurfürstlichen) Befehls fuhr man am 10. Dezember mit zwei vierspännigen Wagen Brot ins Lager (vor Salza), Die Bäcker verloren aber außer ihrer Mühe ein Schock 6 Gr. und versäumten sieben Tage. Dem Stipendiaten Thomas Schmidt gab man zu seinem Baccalaureate 4 Schock 22 Groschen, das Stipendium aber erhielt, auf Melanchthons und George Major Empfehlung, der in Wittenberg studierende Donat Kötzschke, später Pfarrer in Lissa, und Georg Kirchhof, Sohn des Ratsherren Ulrich Kirchhof, später Rektor in Zörbig, hiesiger Schullehrer Ratsherr und Bürgermeister. Der Stadtschreiber erhielt einen ländischen schwarzen Reitrock, mit gewichstem schwäbischen Leinwandüberzuge, an Werte 2 Schocke 38 Groschen. Am Petri Pauli Tage, den 29. Junius, schlug und verwundete der Pfarrer in Kyhna und Klitschmar, Johann Wilhelm, den Richter Marcus Raffe aus Schenkenberg, daß er in einem Hause auf dem Damme liegenblieb und am 5. Juli daselbst starb. Auf die Meinung, daß die Wunde nicht an sich, sondern durch Vernachlässigung tödlich geworden sei, und Raffe dieses selbst gegen den Beichtiger, den hiesigen Diakon Winter ausgesprochen haben sollte, vertrugen sich am 12. August die Vormünder der Kinder des Verstorbenen mit dem Pfarrer und gaben für 36 alte Schocke, die dieser zahlte, ihre An- und Zusprüche gegen ihn auf.


1551

Wegen des Krieges vor Magdeburg besetzte man Türme und Tore stark mit Wächtern und jeder Bürger, ohne Unterschied, Hausbesitzer und, Pfahlbürger, mußte dazu 3 1/3 Gr. geben. Man zählte aber der Bürger 229 und betrug die Summe 12 Schocke 43 Gr. 4 Pf. Bisher war der jüngste Ratsherr Schenke und hatte dabei die Einnahme des Zolles und der Waage. Weil aber in der Schenkstube oft Unschicklichkeiten vorfielen, die sich mit der Würde eines Ratsmannes nicht gut vertragen wollten, so beschloß der Rat, diese Ämter einem Bürger, gegen hinlängliche Sicherheit anzuvertrauen. Man wählte und verpflichtete hierzu den angesehenen Bürger Joachim Rapsilber, die Einnahme der Marktpfennige aber behielt man dem jüngsten Ratsmanne vor. Am 19. Februar lieferte man die zweite Hälfte der dem Kurfürsten zugesagten 6000 Gülden, 3000 Gülden an den Rat in Leipzig ab. Am 27. Februar verunglückte die Stadt Bischoffsstein durch Feuer bis auf drei Häuser. Zu der Kollekte, die man in der Stadt sammelte, legte der Rat 36 Groschen. In dem Gerbehause des Lambrecht Barth brach Feuer aus, welches aber schnell gelöscht ward. Von Thilo von Schenkenberg kaufte der Rat sieben Acker Wiese am Furte des Lobers neben der Dörfchenmühle auf Wiederkauf, den Acker für 30 Gülden. Der Nachbesitzer des Rittergutes Schenkenberg, Sigmund von Miltitz, lösete sie aber 1558 für 126 Schocke wieder ein. Derselbe Thilo von Schenkenberg wehrte den Bürgern im Lober bei Benndorf zu fischen, weshalb man mit ihm in Prozeß geriet. Am 20. Juni brannte die Stadt Mittweida durch Unvorsichtigkeit eines Bürgers, welcher in der Nähe seiner mit Stroh gedeckten Scheune einen am Baume hängenden Bienenschwarm mit dampfenden Kohlen einfangen wollte bis auf 60 der geringsten Häuser nieder. Auf die Zuschrift des dasigen Pfarrers schickte hiesiger Rat die Kollekte der Stadt 30 Gülden 16 Gr. und 60 Scheffel Roggen und eine Zulage von 1 Schock 45 Gr. aus der Kämmereikasse dahin. Die Edelleute hatten am Petri Pauli Tage auf dem Rathause ihren Tanz, wobei Luthers Bild durch Bier beschädigt ward. Auch für Freyburg an der Unstrut in Thüringen, welches auch durch Feuer bis auf wenige Häuser verunglückte, ward auf die Bittschrift dasigen Rates eine starke Kollekte, welcher die Kämmereikasse 1 Schock 49 Gr. zulegte, aufgebracht. Den 9. Juli erschien des Kurfürsten und seines Bruders August Verordnung, da ß keiner auf dem Lande, er sei Adliger, Schenkwirt oder Bauer, Fremde herberge, kein Adliger bürgerliche Geschäfte, Handel, Gewerbe, zum Nachteile der Städte treibe, Kretschmar und Handwerker gestatte, bei ernster Strafe, wobei jedoch auch den Stadträten strenge Aufsicht auf Brauerei, Tuchfabrikation, Wirthäuser und fremde Bettler und überhaupt auf Bettelei zur Pflicht gemacht wird. Der Rat erlaubte nun den Armen nicht mehr, Haus für Haus zu bitten, sondern gab Almosen aus der Ratskasse. Auch klagte er in Gemeinschaft mit Eilenburg gegen Löbnitz, wo nach Ansicht beider Städte Brauerei und Schenkwirtschaft gegen die kurfürstliche Verordnung zur Ungebühr getrieben ward. Wegen der Mißernte und eintretenden Mangels ward am 20. August die Ausfuhr des Getreides auf ein Jahr bei Androhung harter Strafe verboten. Den 24. August brannte die Stadt Freyburg in der Pfalz gänzlich nieder. Es verunglückten dabei 82 Menschen, die im Feuer umkamen. Auch ging sämtliches Vieh verloren. Dem Ratsverwandten Wolfgang Täschner und dem Bürger Hans Kürschner übergab man eine Hauskollekte von 7 Gülden und einen angemessenen Betrag aus der Kirchen- und Ratskasse. Da seit einigen Jahren fünf Feuer in Gerbehäusern ausgekommen waren, diese auch wegen des üblen Geruches der Hausgruben der Gesundheit nachteilig schienen, so beschloß der Rat, besorgt gemacht durch das Brandunglück der nur genannten Städte und zur Verhütung ansteckender Krankheit, die Gerbehäuser und Scheunen außerhalb der Stadt auf freie Plätze zu weisen, und bei sämtlichen Wohn- und Nebengebäuden der Stadt und Vorstadt die Bedachung mit Ziegeln anzuordnen. Für Anlegung der Gerbehäuser bestimmte man das vordere Stück des Angers, Schießplatzes, und die Gerber wurden von nun mit der Bedingung, ihre Gerbehäuser auf jenen Platz zu verlegen, beliehen. Der Anbau erfolgte nach und nach und die neun Häuser, welche sich 1566 daselbst befanden, gab der Rat den Besitzern mit dem Vorbehalte, daß nur Gerber Besitzer derselben sein könnten, in Lehn. Anfänglich nannte man sie in Schriften: die Gerberhäuser, später die Gerbergasse und von 1602 ab den Gerberplan. Hans, Viehhirt in Paupitzsch, schlug Bartholomäus Schneiter mit einem Fausthammer an den Kopf, daß er bald in dem Hause des Thomas Kuntzsche, wohin man ihn brachte. starb. Der Abdecker, Jacob Claus, lösete ihm das Leibzeichen, den rechten Daumen, ab. Die Sturmfässer wurden mit kupfernen Reifen belegt, der Steinweg in der Viehgasse und vor dem Viehtore gepflastert. Der Rat kaufte ein künstliches chirurgisches Instrument für 48 Gr. und gab es dem Chirurgen Heinrich Willing. Die Wolle der Schäferei hatte am Gewicht 25 Steine und ward für 20 Schocke 50 Gr., der Stein zu 50 Gr. verkauft. Von 524 gebrauten Bieren betrug die Abgabe zu Deckung der Zinsen der 6000 Gülden 174 Schocke 40 Gr., vom Gebräude 20 Gr. Der Rat beschloß, dem Bürgermeister Balthasar Költzsch, wegen seiner Dienste, die er der Stadt geleistet hatte und täglich leistete, die Wiese hinter dem Gebirkicht erblich zu geben und ihn wegen der gemachten Zubußen und Vorschüsse mit 50 Talern zu entschädigen.


1552

Ehe der Zug [des Kurfürsten gegen Kaiser Karl V.] begann, lagen hier mehrere Obersten des Heeres, verzehrten gegen 160 Gülden und überließen dem Rate die Zahlung. Auch trieb ein eingelegtes Fähnlein Knechte, welches auf Kosten der Stadt unterhalten werden mußte, viel Unfug, gegen welchen Beschwerde an den in Leipzig befindlichen Hauptmann Wolf Wiedemann so wenig als Bericht an den Kurfürsten wirksam war. An den Landtage in Torgau nahm der hiesige Ratsherr mit dem Stadtschreiber Rügezelt teil und bewilligten, die Stände eine Steuer nach 5 Pfennigen vom Schock. Die Epidemie, welche in den letzten Monaten des vorigen Jahres viele hingerafft hatte, war bis Ostern dieses Jahres gemäßigter, nahm aber von da zu und erreichte in dem Herbste einen so hohen Grad, daß die für diese Krankheit angenommenen Totengräber die Toten nicht mehr wegtragen konnten, sondern ein Wagen mit Führer gehalten werden mußte. Dieser machte in der Woche vom il. bis 17. September sieben Fuhren, dann zehn bis vierzehn wöchentlich. Die Krankheit war so schnell tötend, daß ein Eisenkrämer, Erhard Curth, von Wittenberg, der auf hiesigem Markte in der Bude von ihr ergriffen ward, in wenigen Stunden starb. Doch traf sie mehr die Jugend. Die Zahl der Verstorbenen dieses Jahres war 848. Dieselbe Krankheit herrschte in Leipzig und anderen Städten des Landes. Für Zubringung der Bedürfnisse in die angesteckten Häuser waren zwei von dem Rate angestellte Personen tätig, auch mietete man für das kranke Gesinde ein abgesondertes Haus. Zu dieser Krankheitsnot kam noch Teuerung des Getreides. Der Scheffel Roggen stieg bis 15 Groschen, und ließ der Rat den armen Bürgern 7661/2 Scheffel; den Scheffel zu 10 Groschen, aus dem gemeinen Vorrate, und 83 Scheffel wurden vorgestreckt. Der Scheffel Weizen stand mit dem Roggen fast in gleichem Preise, der Scheffel Heidekorn galt 8, Hafer 6, Kleien 31/2 Groschen. Der Rat kaufte zu den 21 Doppelhaken der Stadt noch 18 große und zwei kleine eiserne, jene zu 3 Talern, diese zu 48 Groschen, und die junge Mannschaft übte sich im Gebrauche derselben und der einfachen Haken, damit sie im Falle der Not der Besatzung in Leipzig beitreten könne. Auf einem Ausschußtage in Dresden bewilligte man eine Türkensteuer, 2 Pfennige vom Schock und die große Tranksteuer ferner auf 6 Jahr. Die dem Kurfürsten auf die Tranksteuer voraus gegebenen 6000 Gülden gingen von der Tranksteuer ein, daher die Abgabe, vom Gebräude 20 Groschen, wieder auf 7 Groschen herabgesetzt ward. Mit den bis dahin erhobenen 20 Groschen dieses Jahres bestritt man das Wächtergeld, weil von den meisten durch Teurung und Krankheit geschwächten Bürgern nichts zu erheben war. Die Kreuzkapelle der Kirche ward mit Schiefer umgedeckt, der Rathausturm neu gebaut, mit Kupfer beschlagen und einem vergoldeten Knopf versehen, die Schäferei mit einem Aufwande von 23 Schocken 40 Gr. gebessert, auch ließ man durch den Röhrmeister Simon Schipfel, aus Leukersdorf, den Heiligbrunnen untersuchen, ob er durch Kunst in die Stadt zu leiten sei. Er machte zwar nach Abwägung Hoffnung, daß es mit Hilfe eines Gießrades geschehen könne, der Versuch aber unterblieb. Die Schäferei brachte 73 Steine 17 1/2 Pfund Wolle und hatte der Stein 36 Groschen am Werte. Zur Aufsicht auf die Schafe nahm man einen Flurschützen an, welcher nach den Hufen gelohnt ward und das Pfandgeld empfing. Man erneuerte auch die alte Ordnung, daß der Stadt Güter nur auf bürgerliche Besitzer übergehen durften, auf Grund der Lehnbriefe der Stadt. Dem Stadtschreiber gab man für Abschrift der diesjährigen Landtagsverhandlungen 48 Groschen, und zu seinem Notariate 1 Schock 45 Groschen. An schuldenden Kapitalen zahlte der Rat zurück 200 Gülden, welche die Stadt 1476 von Herrn Wenceslaus Finis erborgt hatte, an die Collegiaten des Paulerklosters in Leipzig 100 Gülden, 1466 aufgenommen, an das Thumstift zu Wurzen, von welchem Kapitale zwar der alte Schuldbrief im Brande der Stadt Wurzen vernichtet, im Jahre 1522 aber wieder erneuert worden war, und 50 Taler oder 20 neue, große Schocke, an den Bürgermeister Balthasar Költzsch. Die älteren Dokumente lauteten zwar auf Rheinische Gülden Gold, sie wurden aber nur in Fürstenmünze, der Gülden zu 21 Groschen gerechnet, verträglich abgezahlt.


1553

Ein Wortstreit, welcher am 31. Januar des Nachts zwischen dem Gleitsmanne des Amtes Caspar Süßmilch, Hans von Hirscheide, einem Reisigen, Andreas Stephan einem Bürgerssohn, Martin, dem Hofmeister in Sielsdorf und den Ratsdienern in den Riemergäßchen entstand, ging-in Tätlichkeit über, wobei der eine Fron, Caspar Döring, tödlich, der zweite, Matthäus Franke, mit einem Stiche in den Schenkel verwundet ward. Der Pfarrer, Magister Göre, verehelichte sich wieder am 6. Februar mit Dorothea, der Tochter des hiesigen Bürgers, Hans Erich, welcher wegen mehrerer Tische Hochzeitsgäste in Anspruch genommen, auf Beschwerde aber von der Strafe befreiet ward. Dietrich von Scheidingen pfändete der Stadtherde, welche auf Kertitzmärk weiden sollte, ein Schaf ab, weshalb man, da die Hutung auf dieser Mark in dem Erbpachtsvertrage über die Amtsschäferei mit begriffen war, Beschwerde führte. Ein Gleiches geschah gegen die Gemeinde Kattersnaundorf, welche mit Gertitz gemeinschaftliche Hutung hatte, und anbrüchige räudige Schafe hielt. Dreißig Hakenschützen gingen von hier zur Besatzung nach Leipzig und erhielten 10 1/2 Schock Handgeld „auf die Faust". Martin Pranz, der Sohn des Bürgers Hans Pranz, kam mit einem Empfehlungsschreiben, -des Rates an den obersten Prädikanten Nicolaus Specht, und Verwalter, nach Pforte, ward 1560 dritter Lehrer an der Schule hiesiger Stadt. Die in den zwei vorigen Jahren der Stadt so gefährlich gewordene Krankheit dauerte zwar bis Pfingsten fort, es starben aber nur 38 Personen daran, und lohnte man die angenommenen Totengräber wieder ab. Dagegen. machte sich die Krankheit der Franzosen unter den Armen bemerklich, welche durch die fremden Landsknechte eingebracht worden war. Die Häuser mit Scheunen innerhalb der Stadt wurden nur mit der Bedingung, daß der Besitzer sich jeder mit der Scheune vorzunehmende Veränderung gefallen lassen müsse, in Lehn gegeben. Durch den Röhrmeister Simon Schipfel aus Leukersdorf bei Chemnitz ward das Wasser von der Mühle mittels Rades, Pumpen, hölzernen und messingenen Röhrwerks auf den Markt in einen Röhrkasten geleitet. Der Meister erhielt im Gedinge 14 Schock, der Rat gab nur die messingenen Röhren an die Pumpen, welche der Rotgießer Frey in Leipzig am Gewichte 2 Zentner 70 Pfund, für 14 Schocke 45 Groschen lieferte und besorgte die Umlegung des Straßenpflasters. Zu gleicher Zeit lieferte Wolf Herre von Penig die Pumpen mit 2 Ständern und zweibohrichten Röhren in den großen Born am Markte, für 4 Schocke 3 Groschen. Gestelle und Schmiedearbeit besorgte der Rat. Das Steinpflaster, nach Länge der gelegten Röhren, kostete 3 Schocke 16 Groschen und ward von Eilenburger Steinsetzern gelegt. Vom 13. August ab war ein achttägiger Landtag in Leipzig, an welchem auch Abgeordnete hiesigen Rates teilnahmen, und eine neue Steuer, vom Schocke 6 Pfennige, in zwei Terminen zahlbar, verwilliget ward. Daneben verlangte man aber auch die dem Kurfürsten Moritz zugesagte Kriegssteuer. Auf kurfürstlichen Befehl sollten von Michaelis bis Fastnachten künftigen Jahres 100 Landsknechte hier liegen, es trafen aber durch Christoph von Carlowitz Vermittlung nur 25 ein, und diese wurden schon im November abgelohnt. Der Holzförster Bartholomäus Kisch erschoß am 11. November in seiner Wohnung am Galgetore den Sohn des Gutsbesitzers Michael Pehnitzsch in Kölse unvorsichtig mit der Büchse und ward mit zwei Schocken Strafe belegt. Auch verunglückte in diesem Monate der Seigersteller Matthäus Berndt durch einen Fall aus dem Glockenturme (der Kirche) und ward am 20. desselben Monats begraben. Das Rektorat,' durch Nicolaus Gorius Aufnahme in den Rat erledigt, übertrug man dem hier geborenen Johann' Fischer, Sohn des 1552 gestorbenen Stadtrichters Andreas Fischer, welcher in Pforte und Wittenberg studiert hatte und da auch der bisherige Kantor, Balthasar Franz für das künftige Jahr in den Rat gewählt und bestätigt ward, so kam zu dieser Stelle der auch hier geborene und bei 1547 bemerkte Baccalaureus Thomas Schmidt in Vorschlag und erhielt im künftigen Jahre das Amt. An Kapitalen zahlte der Rät ab: 100 Gülden an Prisca Sandritter, oder die Christoph Jägerin, Lucas Nossigs Tochter, geliehen 1487; 100 Gülden an die Erben Hans Winters, geliehen 1521; 100 Gülden Valentin Bockmanns Erben, geliehen 1527; 50 Gülden an die Prisca Sandritter; 100 Gülden an das Schuhmacherhandwerk, geliehen 1529. Der Kriminalprozeß wegen des am 31. Januar d. J. im Riemergäßchen begangenen Verbrechens verursachte der Stadtgasse bis zum Jahresschlusse einen Aufwand von 28 Schocken 57 Gr. 10 Pf. Kosten. Das Termineihaus in der Holzgasse ward zu einem Schütthause eingerichtet und die entbehrlich gewordene Stube an den Kantor Franz für 8 Schocke 24 Gr. verkauft. Die Schäferei gab 52 Steine Wolle mit einem Erlös von 321/2 Schock; die Ziegelscheune lieferte 72 700 Stück. Die Stadt braute 159 Lager-, 151 Sommer- und 8 Mittelbiere, in Summe 426. Der Scheffel Weizen galt 9 bis 10, Roggen 8 bis 9, Hafer 5 Groschen. Zwei hiesige Bürgersöhne, Johann Hartmann und Severin Fischer hielten um eins der größeren Fridericischen Stipendien an. Nach dem Testament des Friederici erhielt es der Empfänger unbedingt auf vier Jahre, man beschloß aber, es unbedingt nur auf ein Jahr zu geben, die übrige Zeit aber von künftiger Führung abhängig zu machen. Auch mußte der Empfänger an Eidesstatt versprechen, es auf das beste zu nutzen und künftig der Stadt in irgendeinem für ihn geeigneten Amte, wenn man ihn rufen würde, zu dienen, oder im Weigerungsfalle das, was er als Stipendium empfangen, zurückzugeben. Hartmann, welcher das Stipendium empfing, war der Sohn des Bartholomäus Hartmann, Ratsherrn von 1555 ab, studierte in Wittenberg und ward später Kantor, auch Ratsherr hiesigen Stadt; Fischer aber Leipziger Student und Baccalaureus, Stadtschreiber in Gräfenhainichen.


1554

Der Bau an der Pfarre (begonnen 1553) ward fortgesetzt und kostete ohne Steine, welche die Ziegelscheune gab, 97 Schock. Auch baute man ein neues Torhaus am Hallischen Tor, stellte die vordere Windmühle her, die am 27. Oktober ein heftiger Sturm niederwarf und schützte mit einer Bedachung den gewölbten Heiligenborn. Auf Bitte des Rates überließ der Kurfürst, um ziemliche Bezahlung, zu dem Pfarrbaue 100 eichene Stämme aus dem Gehölze bei Bitterfeld und gab am 30. Januar dem Forstmeister Hans von Nessau zu Düben Anweisung. Man bezahlte für den eichenen Stamm 12 Groschen. Auf dem Landtag in Dresden verwilligte die Landschaft 14 Pfennige vom Schock. Das Ausschreiben über die Art und Meinung der Aufbringung erschien am 5. April mit einer Verordnung vom 6., in welcher auf strenge Haltung der bisherigen Polizeigesetze gewiesen und am Schluß (die) Beziehung auf geistliche Gerichtsbarkeit und Güter beföhlen ward. Eine alte Wärterin, Margarete, ließ den Knaben des verstorbenen Wagners Müller aus Unachtsamkeit bei der Darre mit dem Gesicht ins Feuer fallen und verheimlichte es. Man holte ein Schöppenurteil und bestrafte sie mit vier' Tagen Gefängnis. Bezüglich auf Vermessung der Käse, des Salzes und des Obstes ward eine Marktordnung festgesetzt und das nötige Probegemäß angeschafft. Äpfel und Birnen sollten gehäuft, wie sie liegen bleiben, Käse einmal gerüttelt und geschlichtet, Nüsse geschlichtet, aber nicht gerüttelt, Salz gerüttelt und gehäuft werden. Der Messer oder Marktmeister erhielt von der Tonne zu messen zwei Pfennige, bei Käsen überdies von der ganzen Tonne zwei, von der halben ein Stück, bei Äpfeln von der Tonne vier, von der halben zwei Stück. In der Woche nach dem Trinitatisfeste ward die Meile [Biermeile] nach Radefeld gemessen und gefunden, daß dieses Dorf weit unter der Meile liegt. Der Landsknecht Thomas Vorrath, welcher den Einwohner Thomas Mirisch in der Grünstraße erstochen hatte, ward am 5. September mit dem Schwerte hingerichtet. Am 6. September vermahlte man die Landstraße nach Brodau, zwischen Elberitz und Preßmark mit Bruch- und kreuzweise gelegten Ziegelsteinen. Zugegen war der Rat, der Schösser Grundig, wegen des Amtes, Otto Spiegel der Jüngere auf Brodau, Gerichtsherr der Preßmark und die Bauern zu Brodau, Lorenz Strauß, Richter, Antonius Krabbes, Gregor Franz, Paul Grimmer, Gregor Holzweissig, Severin Kunze und Schwabe. Am 9. desselben Monats berichtigte man die Grenzen zwischen Gertitz-, Weißig-, Queringer und Kühnamark. Es waren zugegen der Schösser Grundig, der Landrichter Matthäus Frank, die Landschöppen Matthäus Große, von Kühnau, Hans Geißler von Wiedemar, und Ambrosius Größe von. Werben, der Rat und die meisten Delitzscher Bürger, welche auf Gertitz-, und Weißig Mark Feld hatten. Der Rat erlaubte, was sonst nicht zu geschehen pflegte, daß Hans Kleberg von seinem Gehöfte in der Gasse nach dem Galgen zu, ein Stück trennen und an Hans Kallner verkaufen durfte. Der Grund war, daß die Vorbesitzer, wegen der Größe des Gehöftes einen Gasthof anzulegen beabsichtigt und zu wiederholten Malen um fürstliche Erlaubnis dazu nachgesucht hatten, welcher der für den Nutzen der Stadt besorgte Rat nur mit Mühe und vielem Kostenaufwande wirksam entgegengetreten war. Um nun diese Gefahr nicht wieder zu bestehen, erlaubte man die Zerstückelung. Man bat zwar um Ersatz der Pferde, welche der Stadt bei dem vorjährigen Treffen verlorengegangen waren, erhielt aber die Weisung auf eine andere Zeit. Anfangs der Leipziger Michaelismesse war ein großer Schützenhof in Dresden, an dem auch mehrere hiesige Schützen teilnahmen und vom Rate vier Schocke Reisegeld erhielten. Die Kriminaluntersuchung wegen des im Riemergäßchen getöteten Frones kostete auch in diesem Jahre dem Rate 26 Schock. Die Stadt braute 159 Lager-, 118 Sommer- und 142 Mittelbiere. Die Schäferei lieferte 63 Steine Wolle, die Ziegelscheune 121 700 Stück. Der Stadtschreiber erhielt einen Regenmantel von 11 Ellen schwarzem Tuche, die Elle zu 6 Gr. und Zwillich. Das Tuch wurde cottunisiert oder aufgerieben, der Zwillich gewichset. Des Rates zwei große silberne Becher, Kredenzer, wurden vom Goldschmied Daniel Knobloch in Leipzig ausgebessert. Der Goldschmied Jobst Kämmerer in Halle, welcher dem Rate das Bild des Kurfürsten Moritz, auf einem geglätteten Kupferbleche gegraben, schenkte; verehrte man 48 Groschen. Zum Gebrauch der Kirche und Schule kaufte der Rat vier Teile Psalmorum im Figural-Gesange für 1 Schock 8 Gr. 6 Pf., für den Bedarf vornehmer Gäste, fünf gemalte Venedische Weingläser für 171/2 Gr. in Leipzig. Die Ratsstipendien hatten Georg Kirchhof, der Sohn des hiesigen Ratsherrn Ulrich Kirchhof, welcher in Wittenberg studierte, 1556 in Zörbig, 1558 Lehrer hiesiger Schule, 1565 Ratsherr und 1587 Bürgermeister ward, und Esaias Richter, Leipziger Student und Magister, von 1561 hiesiger Schösser, dann Ratsherr und Bürgermeister. Der Rat zahlte folgende Kapitale: 100 Gülden 1513, 60 Gülden 1525 und 100 Gülden 1527 von biesiger Kirche aufgenommen, wieder ab. Auch kündigte er dem Kapitel unserer lieben Frauenkirche in Halberstadt die 1497 erborgten 2000 Gülden.


1555

Den Bauern in Grabschütz ward das Betreiben der durch die SchäfereiErbpacht an die Stadt gekommenen Grabschützer Wiese bei 10 Gülden Strafe an das Amt und Schadenersatz an die Stadt untersagt, die Verhandlung auch in das Amtsbuch eingetragen. Die bisher von jedem Biere zur Kämmereikasse erhobene Abgabe von 7 Groschen fiel weg, weil die Erbzinsen, zu deren Bestreitung man sie genommen, seit mehreren Jahren schon abgestorben waren. Dagegen entstand der Stadt durch die fürstlich angeordnete Annahme von sechs Schrötern und Wächtern, welche freie Wohnung und 12 Groschen wöchentlich erhielten, eine neue Ausgabe, halb nun vom Malze 8 Pfennige und ebensoviel von jedem ausgeschrotenen Faße, halb von dem Verkäufer, halb von dem Käufer erhoben ward. Diese Einnahme betrug für dieses Jahr 32 1/2 Schock. . Die Tuchmacher benutzten einen öffentliche n Platz neben der Doktorei zu einem Rähmen. Der Rat bebaute aber it diesem Jahre diesen Platz mit zwei neuen Häusern, und überließ ihnen dafür aber widerruflich, einen Raum hinter der Pfarre an der Mauer. Diese Häuser kaufte Mr. Joachim -Blum, und der Kannengießer Paul Meister; sie sind aber im Dreißigjährigen Kriege wüst geworden und geblieben. Am 1. April war Kirchrechnung Die Teilnehmer, der Pfarrer, Mr. Göre,, die drei Räte, der Stadtschreiber, der Hauptmann, die Vorsteher, vielleicht auch die Diakonen, erhielten vom Rate das Getränk, Wein für 2 1/2 Schock und gegen 2 Schock Wertes Bier, an einem Faße und darüber, von der Kirche aber die Speisung. Wie man, da es Fastenzeit war, speisete, besagt der Aufwandzettel, der sich erhielt, wörtlich so lautend: 1 Schock 18 Gr. für einen Lachs und 4 Gr. Botenlohn; 12 Gr. für 121/2 Pfund Karpfen; 3 Gr. für Mandeln; 3 Gr. für kleine Rosinen; 21/2 Gr. für 3 Pfund ungarische Pflaumen; 2 Gr. für 1/4 Pfund Ingwer; 1 Gr. für Pfeffer; 3 Gr. für Nägelein; 2 1/2 Gr. für Safran; 3 Gr. 8 Pf. für klaren Honig; .l Gr. für Stand zur Gallest; 1 Gr. für Kirschen zur Gallert; 2 Gr. für Weinessig zum Lachse; 1 Gr. für Pfefferkuchen zur Gallert; 4 1/2 Gr. für 3 Pfund Butter; 2 Gr. für Hutzucker; 11/2 Gr. für eine Mandel Käse; 1 Gr. für Streuingwer; 11 Pf. für 1/2 Pfund Lichte in die Küche, 3 Pf. für Muskaten; 20 Pf. für Bieressig zu der Gallert; 11/2 Gr. für Salz; 1 Gr. für Salat; 12 Gr. für Semmeln, 1 Gr. für Schelbenbrot und 5 Gr. für Semmeln am 2. Tage abends zur Collation. Der Uhrmacher Matthäus Wunderlich in Leipzig erneuerte den untauglich gewordenen Kirchenseiger für 9 Schocke Lohn, 461/2 Gr. Zehrung während der viertägigen Aufstellung mit anderen kleinen Ausgaben für Arbeit bei der Einrichtung. Während der Abwesenheit des Seigers in Leipzig gab man dem Hausmann des Breiten Turmes, welcher die Glocke nach Kompaß und Sandseiger ziehen mußte, einen Beiwächter und diesen 35 Groschen Lohn. An der Stadtkirche ward die gotische Bedachung der Leichenhalle bis auf das Gewölbe abgenommen und darauf die Kastenstube zur Verwahrung des Gotteskastens, Einnahme der Kirchenzinsen, Abnähme und Aufbewahrung der Rechnungen, mit einer Wendeltreppe erbaut. Da auch durch den Ausfluß der Schlachtehäuser in der Stadt die Gossen verunreinigt wurden, so beschloß man die Anlegung eines Schlachtehauses an einem entlegenen Orte der Vorstadt und kaufte für 30 Taler von den Erben des Bürgermeisters Paul Müller ein Stück ihres Scheungartens zu diesem Zweck. Eigentlich gab hierzu ein kurfürstlicher Befehl und zu diesem der Rat der Arzte Anlaß. - Auch kaufte der Rat vom Kurfürsten eine Windmühle bei Lissa für 40 Schock und erhielt dazu soviel Holz als nötig war, sie hier wieder aufzustellen und gangbar zu -machen. Neu baute man die Hallische Brücke, auf Gemäuer mit Holz belegt und gepflastert, das Mühlhaus in Elberitz, und die hölzernen Brotbänke. Auch ward vor dem Schlösse und Kirchhöfe, in der breiten und Badergasse neues Pflaster gelegt 'durch den Steinsetzer Peter Hafer aus Leipzig, welcher für die Rute 9 Gr. erhielt. Steine dazu ließ der Rat auf seinen Breiten lesen. Am 10. August folgten dem Hauptmanne von Bortfeld von der Bürgerschaft 20 Hakenschützen und 10 Spießer nach Löberitz, wo auf kurfürstlichen Befehl Hans Schilling gefänglich genommen ward. Auf,dem Landtage in Torgau, wo man die Tranksteuer, 20 Gr. vom Fasse, auf acht Jahre bewilligte, nahmen zwei Ratsherren und an dem Schützenhofe daselbst mehrere hiesige Schützen teil. Die hiesige Bäckerordnung ward auf Gesuch dem Rate in Dessau mitgeteilt. Den Besitzern der Scheunen innerhalb der Mauer, erlaubte man, auf kurfürstlichen 'Befehl zu Wegbringung derselben auf besondere Räume der Vorstadt nur noch eine dreijährige Frist. Die Anlegung einer zweiten Schenke in Zwochau, der Zschakenthaler genannt, ward nicht gestattet und der Verkauf des Hefenbieres an Schenkwirte auf das Land, weil man besorgte, daß sie durch Verfälschung hiesiges Bier in üblen Ruf bringen möchten, auf das strengste untersagt. Zu Einsammlung der Armenbeiträge an den Kirchtüren und in den Häusern kaufte der Rat in Leipzig für 42 Groschen vier eiserne, verschließbare Büchsen, die er von dem dasigen Maler Caspar rot anmalen ließ. Zu dem diesjährigen Bau des Schlosses in Leipzig, welchen der dasige Bürgermeister und Bauverständige, Hieronymus Lotther, leitete, verlangte der Kurfürst die Hälfte der hiesigen Maurer, und Lotther ein Verzeichnis derselben in besonderer Zuschrift. Der dritte Lehrer der Schule, Baccalaureus Valentin Wolfgang, ward Pfarrer in Döbernitz und übertrug man das erledigte Amt dem Baccalaureus der Philosophie Melchior Kühn. Der Amtmann Henning von Bortfeld ward Amtmann auf dem Petersberge und kam an seine Stelle Heinrich von Gleissenthal, auf Mildenstein, Greppin, zugleich auch Amtmann in Hainichen [Gräfenhainichen] und Bitterfeld.


1556

Die Kantorei führte montags vor Fastnachten, den 16. Februar, die Comödie Daniel auf. Man brauchte dazu unter anderem eine Mönchs-; eine Narrenkappe, einen kleinen behangenen Wagen, und einen Kardinalshut, deren Anschaffung aus der Ratskasse vergütet ward. Auch gab man am Tage der Aufführung den Spielern Wein zur Ergötzlichkeit. huch dem Zettel, der sich erhielt, spielten, den Prologus und Epilogus eingeschlossen, dreißig Personen, verschiedener Art und Zeiten; König, Kanzler, Kämmerer, Herold, zwei Trabanten, Lakai, Profos, Narr, Daniel, Sybilla, Salomon, Joseph, Benjamin, Hanania, Hofteufel, Licinius., Cambyses, Pyromachus, Blepsidemus, Engel usw. und wird das Stück zwar Daniel genannt, welcher auch darinnen eine Rolle hat, es ist aber wohl kein anderes als der im Jahre 1544 im Druck erschienene Hofteufel gemeint. Das sechste Kapitel Danielis den Gottfürchtigen zu Trost, den Gottlosen zur Warnung Spielwels gestellt, und in Reime verfasset durch Johann Chryseum. Unter den Spielern finden sich nächst dem Adligen Melchior Spiegel; welcher den Salomon gab, die Vornehmsten der Stadt. Am Anfang des März erschien nach Sonnenuntergang im Sternbild des Widders ein bleicher Komet, welcher sich schnell nach dem Nordpole bewegte, im April der Sonne vorging und Ende dieses Monats sich verlor. Der Landsknecht Franz Reisig, ein Ehemann, ward am 6. Juni nachts von dem Stadtrichter mit der Ehefrau des abwesenden Gürtlers Thiele; Margarete im Bette getroffen und gefänglich genommen. Sie gestanden den Ehebruch und das Schöppenurteil brachte ihnen den Tod durch das Schwert. Der Ehemann Thiele verwendete sich nun zwar für seine Ehefrau, und der Kurfürst sagte auf den Fall, daß beide Teile, Männer und Weiber, das Land auf Lebenszeit räumten, Begnadigung zu, da sich aber die unschuldigen Gatten hierzu nicht entschließen konnten, so erfolgte am 3. Juli ihre Hinrichtung und gestattete man den Leichnamen auf dem Gottesacker ein Grab. Die Hochzeitpredigten nahmen ihren Anfang. Es war ein sehr heißer Sommer und in dessen Folge wie gewöhnlich Brandunglück. Die Städte Spremberg, Grimma u. a. hatten durch Feuer große Verluste und erhielt Grimma, außer der Stadt- und Kirchenkollekte aus der Ratskasse besonders 20 Schock. Man glaubte aber, daß ausgesendete Mordbrenner Ursache wären, besetzte deshalb die Tore mit Wachen und kaufte viele lederne Feuereimer, die man, um sie gemein zu machen, den jungen Bürgern um geringere Preise überließ. Auf die Wege, welche nicht beritten und befahren werden sollten, wurden eiserne Kreuze gesetzt. Den Armbrustschützen hatte man schon 1481 zu ihren Übungen den Platz zwischen dem Hallischen Turme und dem Hospitale angewiesen, sie blieben jedoch in dem alten vor dem breiten Tore bis 1521, wo ihr Schießhaus von da in die überwiesene Stelle versetzt ward. Jetzt nahm das Amt den Platz in Anspruch, sie erhielten ihn aber auf kurfürstlichen Befehl vom 24. September bis auf Widerruf. Eichmann von Schenkenberg, welcher eine Kleinigkeit entwendet, aber 20 Pfennige gemerzt hatte, kam bei dem Amte in Untersuchung und erhielt zwar durch kurfürstliche Gnade das Leben, verlor aber beide Ohren und ward nach Staupenschlag des Landes ewig verwiesen; dahingegen Andreas Heinze, auch aus Schenkenberg, welcher über 5 ungarische Gulden stahl, am 21. Oktober durch den Strang das Leben verlor. Mit dem kurfürstlichen Landrentmeister verhandelte man hier wegen des Schloßgrabens, den man wahrscheinlich in Besitz zu haben wünschte; mit dem von Crostewitz, auf Lemsel, aber wegen des Schenken in Kletzen, welcher gegen das Privilegium der Stadt Eilenburger und Wurzener Bier vertat. Der Rat, welcher die frühere Armenspende längere Zeit ausgesetzt hatte, gab sie wieder, und erhielten die Armen 1008 Stück Brote, jeder eins, 30 Schock Eier, jeder ein Paar, soweit sie reichten, die übrigen Geld, und drei Faß Bier. Die Herren des Rates hatten bei der Austeilung eine Kollation und verzehrten 19 Gr. 6 Pfennige. Mit Thilo von Schenkenberg schloß man einen Handel um den Kosebruchteich, er starb aber bald nachher und es ist ungewiß, wieweit sich dieser Handel erstreckt hatte. Den Fronen hatte man bisher einen Neujahrsumgang in den Häusern nachgesehen, für das künftige (Jahr) untersagte man ihn und gab ihnen dafür aus der Ratskasse Entschädigung. Caspar Hofmann, ein. deutscher Schreiber und Rechenmeister von Schweinitz in Schlesien, schlug zwar am Michaelistage an, daß er Unterricht im Schreiben und Rechnen geben werde, bekam aber keine Schüler. Am 6. September starb der Amtsschössen Grundig und kam im Oktober der bisherige Schösser in Wurzen, Christoph Lotter, verwandt mit der berühmten Familie in Leipzig, an seine Stelle. Georg Stange [in diesem Jahr verstorben] war Besitzer des Hauses Nr. 253 der Breiten Gasse, ein wohlhabender Sonderling, ein Mann der alten Welt, wie man ihn nannte, welcher seit langen Jahren der Kirche als Organist diente und dafür jährlich 2 Schock empfing, selbst in das Feld zog, wenn er bleiben konnte, in seinen 1552 und am 30. November dieses Jahres niedergelegten letztwilligen Verordnungen aber 100 Gulden der Kirche, 300 Gulden dem Gotteskasten zu jährlichen Tuchspenden an Arme und 1000 Gulden dem Hospital-an Vermächtnissen beschied. Dieser Mann der alten Welt war also in jeder Beziehung ein Ehrenmann, indes ist zu bedauern, daß mit der Tuchspende an seinem Sterbetage durch Verwendung des Kapitals zu anderen Zwecken auch sein Andenken erloschen ist. Die Fischerei gab 30 Schock Ertrag und die Schäferei lieferte 69 Steine Wolle mit 55 Schocken Lösung.


1557

Die durch den Tod- des Georg Stange erledigte Organistenstelle mußte, weil ihr bisheriges Gehalt fast für nichts zu achten, neu fundiert werden. Besondere Mühe gab sich deshalb der Stadtschreiber Rügezelt, auf dessen dringliches Anliegen denn auch einstweilen 20 Gulden jährlicher Sold vom Gotteskasten für sie bestimmt, von den Kirchenvorstehern aber der bisherige Gehalt der zwei Schock zur Beköstigug versprochen ward. In der Voraussetzung, daß -sich die Stelle nach dem Abgang der noch belehnten Altaristen, bessern werde, übernahm sie nun ein geschickter, von Rügezelt gewählter junger Mann aus Halle, Moritz Lunau, der Sohn eines Pfannenschmieds. Es war ein strenger Winter mit vielem Schnee, der am 21: Januar bei auffallender Wärme plötzlich,schmolz und ein so großes Wasser verursachte, daß man nur durch Aufwerfung von Dämmen dem Überfalle in den Stadtgraben wehrte und mit ungemeiner Anstrengung die Mühle erhielt. Mit großer Freude empfing man am 20. Februar den ehrwürdigen Melanchthon, welcher mit Julius Menius und Dr.-Andreas Magerius hiereintraf, des Nachts blieb, tags darauf mit seinen Gefährten dem Frühgottesdienste beiwohnte und nach genossenem Mittagsmahle, welches der Rat auf das ehrlichste veranstaltete, nach Leipzig ging. Auf dem Landtage in Torgau, den 29. März, welcher nur einen Tag dauerte, bewilligten die Stände eine Türkensteuer, die Ritterschaft zwei Pfennig, Städte und Land 5 Pfennig vom Schocke, in drei Terminen abführbar. Die Schätzung traf liegende und fahrende Habe, auch werbende Barschaft nur Bergteile, silberne Geschirre, goldene Ketten, Kleinode und Kleider ausgeschlossen, und waren zu Einnehmern im Leipziger Kreise Asmus von Konneritz zu Lobschitz, Valten Pflug zum Knauthain, der Bürgermeister und Stadtschreiber zu Leipzig bestimmt. Der Sohn des Wind- oder Strohmüllers Abel Siegel, erstach am PetriPauli-Tage einen Fremden, Urban Cleman aus Dalwitz, in des Ratsherren Marcus Borkmann Hause, Nr. 8 der Breiten Gasse, flüchtete" aber, ward ausgerufen, geächtet, konnte aber nicht erlangt werden. Am 20. und 27. Juli geschah die Meilenmessung nach Brehna, Quetz, Landsberg, Löbnitz und fand man den Quetzer Steinbruch nicht über die Meile, Landsberg kaum 50 Gewende, Löbnitz aber über 50 Gewende entfernt. Der Rat, welcher den Bau eines Schlachtehauses und Röhrwasser von Gertitz aus in die Stadt zu leiten beabsichtigte, besah die Einrichtung des Schlachtehauses in Leipzig, ließ durch Otto Spiegel auf Badrina und dessen Röhrmeister die Brunnen in Gertitz untersuchen, abmessen und da man die Möglichkeit einer Ableitung durch Röhren nach der Stadt behauptete, die Brunnen durch den Stadtmüller Matthäus Schindler vorläufig fassen, nahm auch zu künftiger Ausführung 250 Taler Darlehen von Bürgern auf. Beides unterblieb jedoch, weil das entfernte Schlachthaus Widerspruch, die Gertitzer Wasserleitung bei anderen Kaufverständigen, die man zu Rate zog, Bedenken fand. Die Stadt hatte 28 Kuxe in Freiberg, Annaberg Marienberg und Wolkenstein, zum Teil Geschenke des Kurfürsten, die aber niemals Ausbeute gaben, sondern jährlich übergroße Zubußen und Reisekosten ver-ursachten. In diesem Jahre betrug die Zubuße 40, die Reise 15 Schock. Am 29. August war ein Schützenhof in Bitterfeld, wo Delitzsch den Kranz erhielt. Der Rat legte in der Hintergasse am Notstalle hinter Blasius Eschen, Nr. 241, einen neuen Brunnen an. Auch ließ er mit einem Aufwande von 11 Schocken, Zifferblatt, Zeiger und Zahlen der Kirchenuhr durch Leipziger Künstler malen und vergolden und schaffte zu Einsammlung der Armengelder noch zwei Büchsen an. Der Stadtschreiber Rügezelt schrieb im Auftrage der Kirchenvorsteher an den berühmten Orgelbauer Hans Beck, Bürger zum Hain, jetzt zu Hochstadt und Schandersleben, daß er sich gelegentlich zu, einer Beratung über den Umbau des großen Orgelwerkes und Abschließung eines Bauvertrages mit dem Rate einfinden möge; und bestellte bei dem Maler Lucas Cranach in Wittenberg für hiesiges Rathaus die Bilder des Kurfürsten Friedrich den Weisen und Johannes, Moritz und August, der Herzöge Georg und Heinrich, Luthers und Melanchthons in Lebensgröße, die Fürsten im Friedenskleide, es findet sich aber keine Nachricht, ob diese Bilder geliefert und wenn sie geliefert worden, wohin sie gekommen sind.


1558

Dem Rate ward der Pacht des kurfürstlichen Geleits in Delitzsch, Landsberg und Zwochau, welches in bisheriger Amtsverwaltung den Bedürfnissen nicht entsprach, so nahe gelegt, daß er unter den Ablehnungsversuchen ermüdete und der Vertrag für ein jährliches Pachtgeld von 900 Gulden auf drei Jahre zur Vollziehung kam. Der Stadtschreiber in Zörbig, Sebastian Eckart, suchte zu Erlangung des Heergerätes seines hier verstorbenen Bruders, des vormaligen Gleitsmannes, Lorenz Eckart, das Bürgerrecht. Der Kurfürst verordnete wegen des Drucks neuer Bücher, Lieder und Reime am 1. Februar wörtlich: „Als auch an uns gelanget: Das viel schmehbücher, lieder, reyme und dergleichen gedichte, unter veranderten namen, und sonsten ausgehen, und in unsern derhalben zuurn ausschreiben zugegen, so ist demnach vnser ernster beuhelich, jr wollet hinfuro keine newe bücher, lieder, reyme, noch sonst etwas newes, bey euch drucken oder fellhaben lassen, sie seindt dann zuuorn.durch den Superattendenten oder Pfarherrn, auch Ambtmann oder Schösser des orts, und euch mit fleiß vbersehen, Vnd wo es nothwendig, so werdet ihr uns, oder unserer verordneten Regirvnge alhiier, darfuor bericht und meldung zu thun wissen, Wann auch jemandes hierwider thun, oder was vornehmen würde, wider denselben wollet mit ernster geburender straff vorfaren." Am 17. März, abends neun Uhr, brannten in Brehna 10 Hofstätte und etliche Scheunen nieder. Man schickte von hier sogleich 30 Taler mit Getreide und legte der Rat besonders noch aus der Kämmereikasse 3 Schocke 30 Gr. bei. Auf wiederholtes Bitten um Entschädigung wegen der Pferde, welche der Stadt und den Ratsdörfern in der Schlacht bei Siewershausen verloren gegangen, schenkte der Kurfürst 10 Schock 30 Gr., und der Rat gab, damit jeder. Beschädigte 6 Gülden erhielte, 30 Gülden Zuschuß. Der neue Besitzer von Schenkenberg, Sigmund von Miltitz, Amtmann in Torgau auch Oberhofmarschall, kaufte die von Thilo von Schenkenberg 1551 wiederkäuflich erlangte Wiese an der Dörfchenmühle für 126 Schocke zurück. Delitzsch hatte bei dem vorjährigen Schützenhofe in Bitterfeld mit dem Kranze den Betrag zu Veranstaltung einer gleichen Ergötzlichkeit erhalten, und man entschloß sich dazu, weil man schon einmal, vor 19 Jahren, den empfangenen Kranz -liegenlassen und seit 40 Jahren eine Festlichkeit der Art nicht gegeben hatte. Die Erlaubnis dazu erteilte der Kurfürst auf des Rates Bittschrift (... ) und findet sich, daß der Rat dabei gegen 30 Schocke, unter anderen 12 Schocke zu Vorteilen und 13 Schocke an Wein, Torgauer- und Freiberger Biere verwendet, die Kantorei aber dabei unter Rügezelts Leitung sich durch schicklichen Figural-Gesang ausgezeichnet hat. Die Besichtigung der Feuerstätte zu Walpurgis und Michaelis, welche bisher die Herren des Rates besorgten, übertrug man, weil die Geschäfte des Rates namentlich durch das übernommene Geleit sich häuften, den Viertelsherren, welchen man jedesmal eine angemessene Verehrung gab. Die Kirchenvorsteher, welche bei dem Kurfürsten um Vereinigung des geistlichen Schloßlehnes und der früher an die Geistlichen und Schullehrer vom Schlosse gegebenen Präbende mit dem Gotteskasten nach§uchten, erhielten durch den kurfürstlichen Rat Hans von Ponickau und Kammer- und Rentmeister Bartholomäus Lauterbach abschlägige Antwort. So ward auch dem Rate der früher fürstlich zugesicherte Schloßbeitrag zu der Hausmannsstelle, den das Amt zu geben verweigerte, abgesprochen, dagegen zu Überlassung der gleichfalls vom Amte beanspruchten Frauenkirche Hoffnung gemacht. Am 5. Juli brach in einem Bürgerhause der Stadt Eilenburg durch Verwahrlosung des Gesindes Feuer aus, welches 25 Häuser mit allen Nebengebäuden gänzlich zerstörte, den Verunglückten schickte man von hier 30 Gülden, 26 Scheffel Korn, 2 Scheffel Gerste und andere Lebensmittel. Es ward der Einwohner Lorenz Krüger in Zwochau von Gregor Gottsching auf der Kegelbahn der Schenke durch den Wurf der Kegelkugel ins Genick auf der Stelle getötet, der Täter zu Haft in das Amt gebracht. Der Weidenhieb an den Grenzen des Weichbildes, namentlich an dem Stadtgraben hinter der Abdeckerei und Grünstraße veranlaßte von neuem Jurisdiktions-Streitigkeiten reit dem- Amte, welche auf kurfürstlichem Befehl Christoph von Ponickau auf Groitzsch mit dem Amtsverwalter zu Eilenburg, Georg Winkler in Verhör zog, und der Kurfürst durch anbefohlene Vermahlung drin dem kommissarischen, von ihm genehmigten Rezesse, v. 9. November d. J., festgesetzten Grenzen, mit unverkennbaren Steinen, für immer ein Ende gab. Die Vermahlung betraf das Weichbild im ganzen Umfange und erfolgte am 17. Oktober künftigen Jahres nach der Urkunde dieses Tages. Der Amtsschösser Christoph Lotter bauete auf einer Wüstung der Rittergasse das noch bestehende massive Haus, Num. 113, und erlaubte ihm der Kurfürst in einer Verordnung d. J., daß er die zwei Mauern am alten Hinterschlosse abtragen und die Steine dazu verwenden dürfte. Das Gehöfte dieses Hauses vergrößerte er durch den Ankauf eines Hauses an der Badergasse, welches früher dem Lehn Barbarae gehörte, 1549 aber, nach dem Tode des letzten Vikar dieses Altares, von der Kirche, welcher das Lehn Barbarae zugefallen, an Hans Reiband mit Auflegung einer jährlichen Abgabe von 4 Groschen vererbet ward, die der Besitzer noch an die Kirche zu entrichten hat. Man schrieb um Abschaffung der Schenke, wahrscheinlich neuerrichteten in Spröda an den Amtmann auf dem Petersberge, über den Erfolg aber findet sich keine Nachricht. Dem Dichter Christophorus a Berga in Dessau, welcher dem Rate seine Schrift: Lib. 1. Elegiarum zuschickte, verehrte man 48 Gr. Die Schäferei hatte 1079 Stück Schafe, und gab 74 Steine Wolle, zu 44 Groschen den Stein. Der Scheffel Samenkorn galt 6 Groschen. Hinsichtlich des Privilegiums der Biermeile erließ der Kurfürst an den Amtsschösser Lotter folgenden Befehl: „Lieber getrewer, Was der Rath zu Delitzsch des Bierschancks halben in der Pflege Delitzsch und Landtspergk, und vmb die Stadt, inwendig einer meil weges anhero vntertheniglichen gelanget, das hast Du aus in ligendem zu ersehen, Wenn wir dann gnediglichen geneigt, ob demjenigen, damit genanter Rath von unsern Vorfahren priuilegirt und begnadet, zu halten, sie dabey sein und bleiben zu lassen, Als begeren wir, Du wollest daran und darob sein, damit solche verordnung in unserm Dir beuohlenem Ampt wirklichen nachgegangen, und hinwidder nicht gethan werde, Jdoch andern an Ihrer gerechtigkeit vnschedlich, Da auch iemandts vnserer Cantzleyschriefftsassen, oder deren Vnterthane deme zu kegen handelten, und Vns der oder dieselben namhaftig gemacht würden, Wollen wir uns darinnen der gebür zu erzeigen wissen, Vnd beschieht hieran vnsere gentzliche meinung. Datum Dreßden, den XXV. Maij, Anno pp. LVIII°."


1559

Der Kurfürst befahl am 19. Februar dem Amtsschösser Lotter, dem Rate die Frauenkirche zu einem Schütthause, den Chor zum Gebrauch bei Leichenreden erblich auszuantworten. Margarethe, die Tochter Hans Peters in Strele, stahl ihrem Dienstherrn, dem Schösser Lotter, 100. Goldstücke an Doppeldukaden, Portugalesen, Ungarischen und anderen Gülden, vertat 24 Stück und ward am 5. April mit dem Strange hingerichtet. Des Kurfürsten Mutter, Katharina, übernachtete hier am 21. April mit Gefolge und verehrte der Rat Wein drei Taler am Wert. Der Kurfürst veranstaltete in Leipzig am B. Juli ein großes Schützenfest,- an dem mehrere fürstliche Personen, unter anderen der Markgraf Sigmund von Brandenburg, Herzog Wilhelm zu l üneburg pp. teilnahmen.. Der Hauptgewinn betrug 300 Taler, und gab der Rat den hiesigen, dahin gehenden, Schützen 3 Schocke zur Unterstützung. Zu Ankaufung etzlicher gelegener und nützlicher Güter (es waren die Voigtländischen Ämter) verlangte der Kurfürst die Aufbringung von 8000 Gülden - in zwei Terminen, welche Summe jedoch. in der Verordnung vom 28. Juli auf 6000 Gülden gemindert ward. Der Rat schaffte nun die 3000 Gülden des ersten Termines, die er durch Darlehne von dem Amtmanne Kirchhof, der Kirche, den Bürgermeistern Költzsch und Marcus Bortmann pp. aufnahm, und der Kurfürst mit 5 Prozent zu verzinsen versprach. Der Rat kaufte am 10. November drei Hufen Kirchenfeld, hinter dem Rosentale, am Pfarracker, und drei Hufen mit drei Oberländern und Wiesewachs, auf Gerltitz, früher dem Lehne Katharinae gehörig für 800 Gülden, auf Wiederkauf und übernahm von den drei Rosentäler Hufen 15 Gülden, von denen auf Gerltitz drei Gülden 17 Gr. jährlichen Zins, für welchen Zins man sie bisher teils den Kirchenvorstehern, teils anderen gelassen hatte. Die Urkunde ward aber erst im Jahre 1562 vollzogen. Indessen fanden es die Visitatoren im Jahre 1574 rätlicher, diese Hufen Laßgut dem Rate zu vererben, der Erbkauf ward am 13. Juli 1576 im Konsistorium für ein Kaufgeld von 1250 Gülden geschlossen und das erkaufte Feld von den Vorstehern am 20. April 1577 mit Verzichtung auf Lehn und Zinsen, unter Bekennung des Geldempfangs, auf ewige Zeiten urkundlich abgetreten. Die Poßdorfer, welche hiesigen Küster, aus den im Jahre 1543 angegebenen Gründen jährlich 80 Garben Roggen zu geben hatten, verweigerten sie jetzt auf Anregung ihrer Gerichtsherren, der Gebrüder Seyfart und Dippoldt von Schönfeld auf Löbnitz, welche, als sie auf Klage hiesigen Superintendenten, vom Konsistorium zu Einbringung dieser Abgabe Auftrag erhielten in (einer) zwar nicht ganz richtigen, doch sonst merkwürdigen Eingabe die Rechtmäßigkeit der Verweigerung zu verteidigen suchten. Irrig war (ihre) Angabe insofern, als sie die 80 Garben dem hiesigen Pfarrer zuschrieb, dem man sie nie gegeben, und die Verbindung mit Spröda für eine reformatorische hielt, da sie urkundlich lange vor der Reformation bestand und zuverlässig bald nach dem Tode des letzten Pfarrers in Gerltitz, Nicolaus Thomae, welcher seit der 1449 aufgelösten Parochie Gerltitz hier lebte und wirkte, durch erzbischöfliche Ermittlung herbeigeführt worden ist. Die Kirchenvorsteher, wiewohl sie mit der früheren Geschichte wenig bekannt waren, beriefen sich daher mit Recht auf eine Verjährung der längsten Zeit und auf ununterbrochenen Besitz, in welchem sie denn auch vom Konsistorium.... gesetzt wurden und da die Gegner ein überwiegendes Recht nicht geltend zu machen wußten, ungestört blieben. Die Garben hatten damals zu geben: 3 Jacoff Asmus, 5 Brosius Reim, 5 George Vltzsch, 3 Merten Hartmann, 8 George Faulke, 5 Greger Schuddingk, 5 Matthes Schneider, 3 Simon Ditterich, 3 Hans Müller, 5 Leonhardt Mirisch, 5 Hans Wechter, 5 Jacoff Krüger, 5 Blasius Poyde, 10 Merten Henemann, 8 Valten Kranz, 5 Wehl Krause. Zwei verarmte Personen, Gregor Rammeldsfeld und Gertraut, Brosii Audenhains Witwe, nahmen ohne Grund den Weinberg mit Hause bei der Marienkirche, welcher von jeher dieser Kirche gehört und mit ihr, ihre Nutzungen und Zugehörungen dem gemeinsamen Gotteskasten der Stadt von den Visitatoren zugeschlagen worden, in Anspruch, das Konsistorium aber entschied gegen sie, verwies sie für immer zur- Ruhe.


1560

Am 4. März ward Otto Spiegel, der Ältere, auf Badrina, in dem Erbbegräbnis der Spiegel hiesiger Stadtkirche beigesetzt. An demselben Tage übernahm Mr. Christoph Homagk, der Sohn des hiesigen Kämmerers, Joseph Homagk, das durch Matthias Rühls Abgang erledigte Diakonat. Er war einer der würdigsten Schüler Melanchthons, ausgezeichnet als Theolog und Dichter, der aber schon im dritten Jahre seiner Amtsführung als Pfarrer, Superintendent, Dekan nach Schwabach abgerufen ward. Er empfing daselbst von Paulus Melissus den Kranz der Dichter und von dem geistesverwandten Taubmann, der ihn oft besuchte, mündliche und schriftliche Beweise hoher Achtung und Anhänglichkeit. Homagks lateinische Gedichte erschienen 1582 im Druck, sie haben sich aber, da er sie nur an Freunde verteilte, selten gemacht, und dürften nur noch in wenigen Bibliotheken zu finden sein. Am 20. März befahl der Kurfürst, um den verdrießlichen Streitigkeiten der Theologen entgegenzuwirken, die Anschaffung des von ihm besorgten, durch Vögelin gedruckten Corpus doctrinae Christianae für die Kirchen. Am 19. April starb der hier persönlich gekannte Melanchthon und die hiesigen Geistlichen, dankbare Schüler, sprachen in Gedächtnisreden ihre und des Volkes schmerzliche Gefühle über den Verlust des Glaubenshelden, verbunden mit den Tröstungen der Religion, auf das würdigste aus. Die im Jahre 1520 von Hans Beck gebauten zwei Orgeln der Stadtkirche brachte der Sohn dieses Künstlers, Anton Beck, in diesem Jahre mit Vermehrung der Register und zeitgemäßen Verbesserungen in ein Werk mit Rückpositive, welches zwar ohne Bässe, aber mit folgenden klingenden Stimmen: Principal 8 Fuß, Gedackt 8 F., Octave 4 F., Quinta 3 F., Superoctave 2 F., Cymbel 2fach, Mixtur 6fach, Principal 4 F., Superoctave 1 F., Gedackt 4 F., Octave 2 F., Krummhorn 8 F., Cymbel 2d., Quinta 1 1/2 F., Nasat, Regal 8 F., Subflöte 1 F., Trompete 8 F., Bauerflöte 2 F., Cymbelbaß 1 F., übrigens aber mit Vogelgesange und Cymbelsternen versehen war. Der Rat verpachtete zum ersten Mal die Schäferei an den Schafmeister Gall Ziebart für 175 Gulden jährliches Pachtgeld auf 6 Jahre. Der Pachter leistete einen genügenden Vorstand, mußte die Schäfereigebäude auf seine Kosten in Dache und Fache erhalten und alle Kosten tragen, hatte aber den Dübischen Werder zur Benutzung. Die Witwe des Organisten Stange, welche die Zinsen der von ihm 1556 der Kirche zu Tuchspenden legierten 300 Gulden lebenslänglich zu genießen hatte, starb in diesem Jahre, und wurde daher zum ersten Male für 15 Gulden Tuch, drei Stücke, durch die Kastenvorsteher an Arme verteilt. Hans Brade, den man am 5. Oktober vor dem Hallischen Tore auf dem Steinwege erschlagen fand, ward am 7. in der Stille begraben.


1561

Auf dem Landtag in Torgau, den 3. Juni, an welchem von vier zwei Ratsherren teilnahmen, verwilligten die Stände vom Schocke 6 Pfennige und die Tranksteuer auf acht Jahre. Dem Pfarrer in Brinnis, Christoph Döring, Sohn des hiesigen Bürgers Gregor Döring, welcher am 17. Juni mit der nachgelassenen Tochter des vormaligen Pfarrers Simon Kottwitz, Elisabeth, Hochzeit hielt, gab der Rat 55 Kannen Wein, dem Superintendenten, Dr. Rumbaum aber, welcher sich am 25. November mit Regine, des Bürgers Christoph Blasebalgs in Leipzig nachgelassener Tochter ehelich verband, einen silbernen Becher als Hochzeitsgeschenk. Die Edelleute verbrauchten bei ihrem Tanze Petri Paul drei Faß Torgauisches Bier, die Kantorei bei ihrem Schmause eine Kufe. Die Wagner, welche einem Meister wegen Beleidigung eine Handwerksbuße auferlegten, wurden wegen angemaßter Gerichte mit 4 Schocken Strafe belegt. Man fing an, den Chor der Frauenkirche zu Aufnahme der Leichenbegleiter einzurichten und ließ das baufällige Türmchen über demselben, in welchem die Meßglocke gehangen, abtragen. Die Nabe im Gewölbe, durch welche das Glockenseil gezogen war, ist geblieben, und selbst von klugen Leuten neuerer Zeit, die wohl etwas Besseres wissen konnten, für das Rad gehalten worden, welches man auf dem Platze des Chores, vor dem Baue der Kirche, zu Hinrichtung der Verbrecher gebraucht, und zum Andenken eingemauert haben soll. Bei der Taufe der Tochter des Amtsschössers Lotter, Judith, am 23. August, waren die Fürsten zu Anhalt, Wolf, Joachim Ernst und Ernst, Brüder und Vettern; auf der Reise nach Leipzig begriffen, der Doktor Abraham von Yak, Wolf von Canitz, Paul Spiegel zu Gruna, Seyfart von Schönfeld auf Löbnitz; und die Gattin des Kilian Külewein aus Leipzig, als Taufzeugen gegenwärtig. An die Vermählung der hinterlassenen Tochter des Kurfürsten Moritz, Anna, mit dem Grafen Wilhelm von Nassau, und Prinzen von Oranien, Statthalter zu Brabant, Holland pp. in der Nikolaikirche zu Leipzig, am 24. August, schloß sich auf Veranstaltung des Kurfürsten eins der prachtvollsten Hochzeitsfeste von siebentägiger Dauer, welches nicht weniger als 5500 Gästen, zum Teil fürstlichen Standes, mit kostspieligen Schmausereien und Spielen, Rennen, Aufzügen von Bergleuten und Innungen, sogar entlegener Städte, die möglichste Unterhaltung gab. Es stehet urkundlich fest, daß dabei nur an Getreide und Getränk 4000 Scheffel Weizen, 8000 Scheffel Roggen, 13 000 Scheffel Hafer, 3600 Eimer Wein, 1600 Faß Bier verwendet worden sind, und wird man den Aufwand von Hafer umso weniger bezweifeln, wenn man erfährt, daß allein der Bräutigam und sein Gefolge an Grafen und Herren mit 1160 Pferden eingezogen ist. Auch hiesige Stadt mußte auf gnädigstes Gesinnen und Begehren auf die Zeit dieser hochzeitlichen Freude vier auserlesene Bürger, als Trabanten, nach vorgeschriebenem Muster, mit Hosen, Wams, Harzkappen, sonderlichen Binden [von schwarzer und gelber Seide], Barett, Federn, kleiden und mit anderen zehn ansehnlichen starken Bürgern, in guter Rüstung - Sturmhaube pp. Spießen - nach Leipzig schicken, auf welche Bekleidung und Verzierung der Spieße [mit schwarzen und gelben Fähnlein] die Kämmereikasse 18 Schock verwendet hat. Der Amtsschösser Lotter wollte ungefragt, aus eigenem Stolze und Übermute in dem Brauhause der Kirche ein Bier aufs Schloß brauen, welches man nicht gestatten konnte und deshalb mit ihm in Prozeß geriet. Auf Bitte des vormaligen Amtmannes, Valentin Kirchhof, welcher jetzt hier auf seinem Freihause an der Doktorei lebte, befahl der Kurfürst dem Rate, ihm und den Nachbesitzern dieses Hauses die Betreibung bürgerlicher Nahrung, brauen, schenken usw. gegen Aufgebung der bisherigen, vom Kurfürsten Moritz gegebenen Freiheit [s. 1550] und Übernahme aller Bürgerpflichten und Abgaben mit der Bemerkung, daß es nicht nur dem Staate, sondern auch der Stadt nützlich sei, zu gestatten. So gleichgültig nun aber auch diese Veränderung des bemerkten Nutzes wegen erschien, war sie doch in Betracht, daß die Freiheit des Hauses sich auf das Leben des Bittstellers beschränkte, die bisher berechtigten Brauer um ein Los zurücken mußten, eine große Begünstigung.


1562

Der Amtsschösser Lotter, nach allem, was hier und da über ihn bemerkt wird, zu schließen, ein für sein Amt und Vermögen zu vornehmer Mann, über dessen Amtsführung nicht gut ablehnbare Beschwerden eingingen, die ihm dem höheren Schutze, dessen er sich früher erfreut haben mochte, entfremdeten, geriet noch durch zu kostbare Verwendung seines Vermögens in die Hände strenger, vielleicht mutwillig verletzter Gläubiger, die ihn persönlich angriffen, zur Haft brachten, von welcher der Verlust des Amtes eine unvermeidliche Folge war. Es wird daher schon in den ersten Monaten dieses Jahres der Mr. Esaias Richter, ein Sohn des hiesigen Bürgers Wolf Richter, welcher in Leipzig die Rechte studiert und das Magisterium erlangt hatte, als Amtsschösser aufgeführt. Lotter starb urbeamtet 1572 und seine Witwe Sybilla 1609 in Dresden. hochbetagt. Die Familie von Pak, deren Ahnherr, Dr. Johann von Pak, den Altar der heiligen Anna in hiesiger Kirche gestiftet hatte, widersprach der visitatorischen Verordnung, welche die Einkünfte des erledigten Lehnes dem Gotteskasten überwies und verlangte sie, auf einen Vertrag vom Jahre 1544 Bezug Nehmend, für die Kirchen ihres Patronats, das Konsitorium entschied aber am 10. August gegen sie, und die Vorsteher der Kirche verkauften noch in diesem Jahre das zu dem Lehn gehörige Haus für 300 Gülden an den Bürger Elias Treintzsch, wie bei 1511 schon bemerkt worden ist. Von dem Zuwachse, welchen der Gotteskasten durch den Verkauf des Kirchenfeldes und den Anfall des Hospital- und St. Annenlehnes erhalten hatte, konnten die Stellen der Geistlichen und Lehrer verbessert werden, und legte man schon in diesem Jahre dem Kirchensolde jedes Diakon 10 Gulden zu. Die Untersuchung gegen den Gleitsmann Caspar Süßmilch, Hans von Hierscheide u. a. wegen des 1553 in dem Riemergäßchen verübten nächtlichen Tumultes und dabei begangenen Mordes, welche, durch Begünstigung des damaligen Amtmannes Kirchhof in Weiterungen bürgerlichen Prozesses gezogen, dem Rate gegen 300 Gulden Kosten verursacht hatte, ward auf Befehl des Kurfürsten von dem Doktor der Rechte, Sebastian Hilger und Amtsschösser Hieronymus Müller, zu Leipzig, mit beider Teile Bewilligung, in der Maße, daß die Täter dem Rate 225 Gulden, in bestimmten Terminen, mit sicherer Bürgschaft zahlten, beigelegt.


1563

In früherer Zeit und bis zum Jahre 1480 mußten die Bedürfnisse des fürstlichen, stets wechselnden Hoflagers von den Städten auf jedesmalige Zuschrift ohne Rücksicht auf Nähe und Ferne zugefahren werden. Dieses änderte sich, als in dem genannten Jahre durch die Trennung der fürstlichen Brüder, Ernst und Albrecht, dauernde Hoflager entstanden, und die Städte nur die Bedürfnisse zuführten, die man aus ihrer Nähe bezog. So war hiesige Stadt und das Amt Petersberg in der Regel nur zur Anfuhre des Salzes aus Halle verpflichtet, wiewohl auch diese, auf einer Seite zwar beschränkte, auf der andern aber durch Vergrößerung des Hofstaates sich stets erweiternde Dienstpflicht, zumal wenn man das vierspännige Dienstgeschirr, was oft geschah, zur Ungebühr aufhielt, und der Ökonomie in der nötigsten Zeit entzog, nicht selten zu beschwerlichen Vorstellungen Gelegenheit gab. Diesen zu entgehen, ward in diesem Jahre die bisherige, der Zeit ohnehin nicht mehr angemessene Einrichtung des Dienstgeschirres der Städte gegen Erlegung eines jährlichen Geld-Äquivalents abgestellt, und brachte hiesige Stadt die ihr angesonnene Summe von jährlich 100 Gulden nur durch vieles Bitten auf 70 zurück. Der Rat verstattete dem Besitzer von Beerendorf, Otto Spiegel, gegen Revers ein Bier in der Stadt zu brauen; der Chirurg Hans Breuning aber, erhielt wegen seiner Geschicklichkeit vom Kurfürsten Vergünstigung, ohne den Besitz eines brauberechtigten Hauses jährlich ein Bier brauen zu dürfen, doch nur so lange er seine Kunst betrieb. Der Hirt von Brodau, welcher auf Elberitzmark hütete, ward gepfändet und der Gemeinde Quering das Hüten auf Weißiger Mark vom Amte bei Strafe untersagt, diese Strafe auch bei erneuten Versuche, nach Ausweis des Amtsbuches an ihr vollzogen. Auch die Eingriffe der Gemeinde Spröda in die Wiesenhutung auf Gerltitz wies der Schössen vom Petersberge Wolf Giessing, nach hier angestelltem Verhör in die gehörigen Grenzen zurück, wobei der Dr. Georg Coste aus Leipzig für den Rat tätig war. Am B. Juli zündete der Blitz den Schuppen des Bauhofes, doch beschränkte sich der Verlust auf dieses Gebäude. Der Bauhof umfaßte aber den Raum, auf welchem später die Malzdarre mit den ersten vier Häusern der Holzgasse entstanden ist. Einem heißen Vorsommer folgten häufige Regengüsse in der Ernte, es verdarb viel Getreide, und das erhaltene erlangte einen hohen Wert. Auch verminderte eine schnell um sich greifende Bräune den Viehbestand, die Bettler mehrten sich und man nahm, um wenigstens den Andrang fremder zu beschränken, den Knecht des Hospitals in Lohn. Die Besorgnisse, welche der Aufenthalt unruhiger Köpfe in Gotha unter dem Schutze des Herzogs, Johann Friedrich, erregte, verursachten ein Aufgebot zu vollständiger Rüstung und Bereitschaft der Bürgerschaft. Man verwendete viel auf die Obstpflanzungen des Zwingers, brachte aber die kostspieligen, unfruchtbaren Bergteile ins Retardat. Nach erlangter Überzeugung, daß sich die Gertitzer Brunnen zu einer Röhrleitung in die Stadt nicht eigneten, glaubte man wenigsten den Bach zu Anlegung einer Mühle diesseits des Rubacher Gottesacker [in der Nähe des Steinbrückchens] nützen zu müssen, es erklärte aber der herbeigezogene Mühlenmeister Köseler, von Merseburg, daß ein Mühlbau an diesem Bache wegen zu schwacher Strömung nicht rätlich sei. Am 13. November kam Brandanus von Zedlitz, ein Schlesier, der in Radegast lebte, zu Wagen hierher, stieg am Markte vor dem Stephanischen Gasthofe ab, trat in der Absicht zu morden, mit seinem Diener bewehrt in die Stube, erstach den Wirt, Bonifacius Stephan und dessen Schwager, Paul Thiele von Wiedemar, siebzigjährige wehrlose Greise, warf sich schnell in den Wagen und kam, da er nach den Verfolgern Kugeln abschoß, davon. Die Veranlassung zu dieser schändlichen Tat war eine polizeiliche Untersuchung, die er sich zugezogen, als er vor vier Jahren in diesem Gasthofe mit anderen Edelleuten herbergte und im trunknen Übermute des Wirtes Angehörige nach wörtlichen und tätlichen Beleidigungen mit Waffen überfiel. Leider gaben die Adeltänze dieser Zeit durch übermäßigen Genuß der Getränke zu blutigen Zwisten der Herren unter sich, und übermütigen Reibungen an der Bürgerschaft nicht selten Gelegenheit. Der gegen ihn eingeleitete peinliche Prozeß endete im Jahre 1568. Aus der Fischerei des Stadtgrabens lösete man 44 Schocke und verkaufte das Pfund Hecht für 16 Pf., Karpfen und großen Barsch für 9 Pf., Speisefische für 6 Pf. Für 20 Groschen kaufte man in Leipzig Messingdraht und ein Glöckchen an des Hausmannes [breiten] Turm, damit man mit dem Anschlagen unten den Turm nicht also zerschellen dürfte, auch erhielt der Hausmann ein neues Wächterhorn. Ein junger Bürger, welcher des nachts Tumult erregt hatte, mußte ein Jahr wandern. Der Rat, Pächter des kurfürstlichen Geleites seit 1558. erhielt zu Besserung der Brücken und Straßen auf fürstlichen Befehl vom 18. Mai 81 Stämme Holz am alten Hofe und die Erlaubnis zur Benutzung eines besonderen Abteiles des Landsberger Steinbruches - unentgeltlich.


1564

Die Pacht des Amtsgeleites ward vom Kurfürsten am 23. Januar auf drei Jahre verlängert. Für Aufsetzung der Spille des Rathausturmes, welche ein heftiger Sturm mit Knopf und Fahne herabwarf, erhielt der Schieferdecker 24 Groschen. Der Rat verehrte der Kantorei, welche den 15. Februar die Komödie oder das Spiel: Joseph und seine Brüder in der Kirche agierte, drei Taler an Wein und Bier. Dieses in der Kirche aufgeführte Spiel war eine Art Oratorium. Die dazu gehörigen Personen traten nicht eigentlich agierend, sondern nur rezitierend und singend auf, wie später in den Passionen. Man fand den Bruder des Schafmeisters und Schäfereipächters, Georg Ziebart, im Kosebruch bei der Herde ermordet, desgleichen einen Unbekannten im Stadtgebiet, welchen man am 25. Mai im Hospital begrub, wo auch Hans Nösselt aus Pohritzsch, den man zerschlagen zur Heilung hierher brachte, am 30. desselben Monats beerdigt ward. Der Rat ließ im Kosebruch auf Amtsgebiet, wo der Stadt die Hutung zustand, die besömmerte Brache durch Hirten abhüten. Der Amtsschösser , behauptete zwar, als er am 24. Mai mit Sigmund von Miltitz auf Schenkenberg die Stelle besichtigte, es sei ein beschwerlicher Eingriff in des Amts Gerichtsbarkeit, und behielt sich auf den Einwand des Rates, daß er sich nur seines guten Rechts bedienet, die Berichterstattung an den Kurfürsten vor, die Sache hatte aber weiter keinen Erfolg, und die Sömmerung unterblieb. Die Ermordung des Schafmeisters Ziebart hatte vielleicht mit dieser Fruchtabhütung Zusammenhang, doch ist sie nirgends in Beziehung gebracht. Die Frauenkirche ward zu einem Schüttboden eingerichtet, in der Schäferei ein neuer Brunnen gegraben und ein Stück Steinpflaster des Marktes von 43 Ruten durch den Steinsetzer Jacob Horn aus Oschatz, welcher für die Rute 9 Groschen Lohn empfing, umgelegt. Der Bürger Jacob Busch starb, als er in dem Keller nach seinem in Gärung liegenden Gebräude sehen wollte, an Erstickung. Der Rat zahlte der Kirche 1000 Gulden Kapital, welche die Stadt mit 100 Gulden vom Altar Katharinae zu Erlangung der Gerichtsbarkeit, 1430; 500 Gulden 1474 vom Altar des Heiligen Kreuzes, zum Bau der Stadtmühle, 100 Gulden 1495 vom Altar Katharinae aus Georg Kropheusers Testament, 50 Gulden 1513 vom Altar Jacobi aus Simon Langens Stiftung; 50 Gulden 1513 von der Lesemesse; 100 Gulden 1519 vom Altar des Heiligen Kreuzes; und 100 Gulden 1527 vom Kaland geliehen hatte, der Kirche aber bei der Visitation zugefallen war, am 27. September zurück. Auch zahlte er dem alten Amt- und Hauptmann Valentin Kirchhof auf das Kapital der 1500 Gulden, welches er dem Rat 1560 für den Kurfürsten geliehen hatte, den gekündigten Rest von 800 Gulden, zu welcher Zahlung aber ein neues Darlehen von 600 Gulden von der Kirche genommen ward. Ulrich Kellner, ein deutscher Schreibe- und Rechenmeister aus Eisleben, erlangte das Bürgerrecht. Der Amtsschösser Magister Esaias Richter legte sein Amt nieder und übernahm es Gregor Fiedler, ein Sohn des hiesigen Bürgers. Hans Fiedler, welcher in Wittenberg studiert und sich 1559 mit der Tochter des Bürgermeisters Költzsch, Sabina, ehelich verbunden hatte.


1565

Die meisten Amtleute der Zeit glaubten, es gehöre zum Amte und gäbe Ansehen, wenn sie den Interessen der Städte und ihren Förderern möglichst entgegenträten. Gelegenheit zu Reibungen der Art gab früher der allerdings nicht genug begrenzte Umfang der Gerichtsbarkeit, in neuester Zeit aber das Gut der aufgelösten Altäre, welches nach ihrer Ansicht mit zu weniger Rücksicht auf den Fiskus im Amtsbereiche verwendet ward. So war denn auch dem jetzigen Amtmanne die in ein Ratsschütthaus verwandelte Frauenkirche etwas Unbilliges und es gelang, wahrscheinlich durch Vorspiegelung von Unentbehrlichkeit, daß der Rat den Schüttboden für das Amt zu räumen Befehl erhielt. Obschon nur dieser Befehl bei berichtlicher Erinnerung des Rates an die kurfürstliche Übereignungsurkunde des Jahres 1559 erfolglos bleiben mußte, erschien es doch Tätlich, den bis jetzt nur eingerichteten Boden auch wirklich zu nutzen, und man brachte sogleich Getreide dahin. Am 10. Februar starb Gregor Güttner, Ratsherr seit 1553, und beschloß der Rat an seinem Begräbnistage, daß den Erben amtierender Ratsmitglieder, welche im Laufe des mit Johannis und Weihnachten endenden Halbjahres stürben, der volle Gehalt dieses Sterbehalbjahres überlassen werden solle, welcher bisher vom Sterbetage an dem Stellvertreter oder Nachfolger zugekommen war. Es betrug aber seit 1560 der gewisse, jährliche Gehalt des Bürgermeister 8°/s, der übrigen 4=/:3 Schock. Die 1553 angelegte Wasserkunst war ein verfehltes unbrauchbares Werk. Man schaffte sie weg und verkaufte das messinge Gerät für 17 1/3 Schock. Dieses gelöste Geld, mit anderem, verwendete man auf die 1537 unterbrochene Besserung des ungleichen, schmutzigen Weges, der von der Hintergasse nach dem freien Platze der Pforte führte, der auch gar sehr im argen lag. Es befand sich aber hier, zum Teil auf der Stelle des Hauses Nr. 200 des vierten Viertels, der Teich der alten 1410 aus der Stadt gebrachten Mühle, dessen man sich als Waschstätte, Viehtränke, leider auch zu Entledigung von Scherben, Federn usw. bediente, und viel Schutt des ehemaligen Mühlgebäudes, den man räumen, und die Tränke durch Legung abhängigen Steinpflasters zugänglicher machen ließ. Mehr konnte man jetzt nicht tun und erst im Jahre 1579 ward dieses unsaubere, oft üble Gerüche verbreitende Stück durch Ausfüllung des Teiches, Ebnung und Anlegung der Schleuse unter der Stadtmauer in Ordnung gebracht. Das diesjährige neue Steinpflaster, 75 Ruten, legte der Steinsetzer Dietze aus Zörbig, dem man für die Rute 9 Gr. gab. Die Ehefrau des Wenzel Stäter, aus Mocherwitz, welche am 18. Februar hier Markt gehalten hatte; setzte ihren gebrauchten, aber ungelöschten hohlen Topf auf den Wagen, das auf diesem liegende Stroh zündete und der Wagen ging auf offener Straße der Vorstadt im Feuer auf. Diese Unvorsichtigkeit wurde polizeilich mit. zwei Talern bestraft. Der vierzehnjährige Sohn des Einwohners Thomas Böhme in Lissa, Martin, den man hier vom Blasensteine durch den Schnitt befreite, starb am 7. März, zwei Tage nach der Operation. Die Strafe des Staupenschlages erlitt am 21. Mai ein Verbrecher, David Wilhelm, welche der hier gegenwärtige Amtsschösser von Bitterfeld, Valentin Scheller, vollziehen ließ. Der durch Krankheit und häusliche Not hart gebeugte Ratsherr Rügezelt verbarg am 13. April beim Auszählen des zu nötigen Ausgaben bestimmten Geldes aus der Kasse des Rathauses in Gegenwart der Kämmerer, die es empfangen sollten, drei Schock 10 Gr. 3 Pfennig Dreier und gestand auf Vorhaltung die Absicht der Aneignung. Man behandelte ihn, wegen seiner vielfachen Verdienste um die Stadt äußerst schonend, nahm an, daß die Untat, da er sonst ein unbescholtener Mann, mehr aus Blödigkeit seiner Vernunft, die durch eine vierjährige Hauptkrankheit augenscheinlich geschwächt worden, geschehen, befahl ihm zwar, sich aus seinem Hause nicht zu entfernen, gab ihn aber, nachdem man vom Hofgerichte zu Wittenberg auf eine unter fremden Namen gestellte Urteilsfrage die Antwort: „Es wäre denn; daß er solches aus Schwachheit seiner Vernunft und Wahnwitz neuerm Berichte nach getan, und möchte solches wie Recht dargetan worden, auf den Fall würde ihn solche Strafe (des Staupenschlags) gegen Erstattung des abgezogenen Geldes billig erlassen," erlassen hatte, er freiwillig aus dem Rate schied und das Geld zu erstatten versprach, gänzlich frei und erließ ihm, als sich auch der Kurfürst für ihn verwendete, nicht nur die Hälfte der zum Ankauf seines Hauses 1553 geliehenen 300 Gulden, sondern die ganze Schuld. Er war auch nach seinem Austritte aus dem Rate der Stadt nach Kräften nützlich und starb 1574 arm mit Hinterlassung der Witwe Elisabeth, die als geschickte Jungfrauschulmeisterin in größter Achtung stand. Auf kurfürstlichen Befehl berichtete der Rat über den jährlichen Verbrauch an Alaun, Weinstein und Kupferwasser hiesigen Orts, und zog deshalb bei den Tuchmachern Erkundigung ein. Die Hutmacherinnung entstand und hatte zu Unterhaltung der Armen der Kirche einen Gulden vom Meisterrechte, 4 Groschen vom Aufdingen und 2'-/2 Groschen Strafe bei Gotteslästerung und Beschimpfung eines Genossen zu erlegen. In der Schule ward wegen der wachsenden Zahl der Knaben ein vierter Lehrer, unter dem Namen Collaborator und Adjunkt angestellt, wobei jedoch der Kirchner nach wie vor in dem Elementarunterrichte behilflich war. Dieser erste Collaborator war George Thamm, ein Sohn des hiesigen Bürgermeisters Clemens Thamm, welcher in Wittenberg studiert und 1563 ein Schulamt in Goslar angenommen hatte. Er trat das hiesige in folgendem Jahre an, kam aber 1568 in den Rat und starb als Bürgermeister am 24. März 1585. Der breite, zum Teil noch mit Hohlziegeln belegte Turm, erhielt ein Schieferdach, einen neuen Knopf und ward nach seiner ganzen Höhe mit Kalk betüncht. Man brauchte zur Bedeckung 150 Zentner Schiefer, den man von Wurzbach, drei Meilen von Saalfeld, bezog. Der 261/2 Pfund schwere Knopf, welchen der Kupferschmied Lebener in Leipzig fertigte, kostete zwei Schock und dem Schieferdecker Hans Koch, welcher ihn mit Einlegung eines Betbüchleins aufsetzte, gab man außer dem bedungenen Arbeitslohn (81/3 Schock für die Bedachung, 71/3 Schock für das Tünchen) einige Eilen Leinwand als besonderes Geschenk. Am 9. August kam die Ehefrau des Bürgers Caspar Knoblauch mit Drillingen nieder, die aber, in der Taufe Adam, Eva, Johannes genannt, am dritten Tage starben. Der von Schick auf Reinsdorf erhielt vom Amtmanne Befehl, sich des Brauens zu enthalten. Die im Lande sich verbreitende Pest näherte sich Anfang November und ergriff zuerst das Dorf Kertitz, welches eine große Zahl seiner Einwohner verlor. Die Stadt blieb in diesem Jahr noch verschont, doch nahm man eiligst Pesttotengräber an, und besetzte, Verdächtige zu entfernen, die Zugänge der Stadt. Der Martini-Jahrmarkt ward abgesagt. Die Totengräber, weil sie noch untätig waren, empfingen Wartegeld, ihr versprochener Lohn aber war drei Groschen vom Begräbnisse Erwachsener, über 12 Jahr, von Kindern die Hälfte. Ein Scheffel Weizen galt 12, Samengerste 8, andere Gerste 5 bis 6 Groschen. An die Stelle des in den Rat getretenen Georg Kirchhof, dritten Schullehrers, kam der Sohn eines hiesigen Bürgers, Martinus Prantz, welcher in Pforte und Leipzig studiert hatte.


1566

Der Bürgermeister Peter Walter, ein 79jähriger Greis (geb. 1487) verehelichte sich am 5. Februar mit einem jungen Mädchen, Anna, Oswald Greffens Tochter, und ward im Hause getraut. Der Rat .gab die seit 1551 auf dem angewiesenen Angerplatze nach und nach entstandenen Gerberhäuser den Eignern mit der Bedingung, daß sie nur an Gerber vererbt werden könnten, am 12. März in Lehn. Es waren,9 an der Zahl und die Gerbermeister Adam Fiedler, Matthäus Graßhof, Stephan Kothe, Ambrosius Schütze, Thomas Richter, Martin Nagel, Andreas Eckhard, Lampert Barth, Daniel Böhmer, ihre ersten Besitzer. Die Schullehrerstellen zu bessern, erlaubte man auch hier den GregoriusUmgang. Der Gregoriustag (12. März) war früher schon ein Festtag der Schule, an welchem der Schulmeister (Rektor) die neuen Schüler aufnahm, und durch einen der geschicktesten Knaben, in bischöflicher Tracht, dem, vier andere als Diakonen und Trabanten dienten, zu fleißigem Schulbesuche ermuntern, auch mit Backwerk beschenken ließ. Es gereicht der Stadt zur Ehre, daß dieses aus den engen Mauern der Schule auf die Straße gebrachte Fest die Schranken der Sittlichkeit nie überstieg, doch kann man die nicht tadeln, denen der Kinderauszug in neuester Zeit in Überladung mit Spießen und Stangen mißfällig wird. (Hierher gehören eine Anzahl beliebter Gregorius-Gesänge) ... und Lieder des Rektors Mr. Ludwig Helmhold, von welchem eines lautet: Ihr Alten pflegt zu sagen von euren Kinderlein, sie werden uns verjagen, freilich wirds also sein. Alle großen Herren wandeln mit einem Kinde, daß es dereinst sich finde zu ihren Stand und Ehrn. Ach, daß ihr das bedächtet, ihr Ältern dieser Zeit, zur Schul die Knaben brächtet und Lehr für die bereit. Am 12. Mai spielten die Gewerke des Böttcherhandwerks das Spiel von den zehn Altern auf dem Rathause, und verehrte ihnen der Rat für einen Taler Wein und Bier. Ebensoviel an Getränk erhielten vier Gesellen aus Salze, die das Leiden des Herrn und andere biblischen Geschichten mit kleinen artigen Figuren von besonderer Behendigkeit agierten. Das Spiel der zehn Alter war nicht lange vorher unter dem Titel: Zehn Alter, ein schön und nützlich Spiel, darinnen der jetzigen Welt Art und Sitten wird angezeigt, samt schönen Sprüchen aus der heiligen Schrift. Jetzt neulich verbessert und mit schönen Figuren geziert, zu Basel in Druck erschienen. Es finden sich hier die bekannten Reime: Zehn Jahre ein Kind, zwanzig Jahr ein Jüngling, dreißig Jahr ein Mann, vierzig Jahr stille stahn, fünfzig Jahr wohlgetan, sechzig Jahr abgahn, siebzig Jahr Dein Seel bewahr, achtzig Jahr der Welt Narr, neunzig Jahr der Kinder Spott, hundert Jahr nun gnad Dir Gott; welches sich Jahrhunderte auf Bilderbogen unter dem Titel: Des menschlichen Alters Stufen erhielten. Personen dieser zehn Stufen, welche mit den ihrem Alter eigenen Untugenden auftreten, werden von einem Einsiedler gewarnt und mit Sprüchen eines Besseren belehrt, wovon ihm der in mancherlei Gestalten erscheinende und verlockende Teufel vergebens abzubringen sucht. Der Pacht des Schloßgrabens wurde dem Rate mit Bedingung angeboten, die ihm nicht annehmlich schienen, daher er ihn ausschlug. Da sich seit einiger Zeit die Mieten [Miethäuser], durch Einbau in die Gehöfte zur Ungebühr und nicht geringer Gefahr der Stadt mehrten, so beschloß der Rat am 30. Mai, daß künftig dergleichen ohne ausdrückliche Erlaubnis des Rates nicht. errichtet werden sollten und belegte die bestehenden, so lange sie von Mietsleuten bewohnt wurden, mit 8 Groschen jährlichem Schoß. Man zählte 39 (Miethäuser) in der Stadt und 21 in der Vorstadt. Die besorgliche Gefahr lag zum Teil in der leichten Bauart und Verengung der Gehöfte, hauptsächlich aber in der Anhäufung von Fremden, deren Gewerbe zweideutig, oder gegen Verarmung nicht genug gesichert war. Am 15. Oktober starb Hedwig, Gattin des Heinrich Grünthal. Sie war eine Tochter des wohlhabenden Bürgers Anton Fleischer, Besitzer des Eckhauses am Markte Nr. 170; heiratete erst den Besitzer des Nachbarhauses Nr. 171, Mittelbach, den sie beerbte, und dann den Grünthal, einen armen Gesellen, mit sie glücklich lebte, und ihm in einem gegenseitigen Testamente vom 14. Januar 1564 mit Ausnahme einiger Vermächtnisse ihr ganzes Vermögen verschrieb. Von ihr und ihrem Manne kam das Grünthalische Tuchgestift, nach welchem die eine Hälfte der Zinsen von 200 Rheinischen Gulden Stiftungskapital auf Bekleidung Hausarmer, die zweite auf Bekleidung armer Schüler verwendet werden sollte, und bis zum Dreißigjährigen Kriege auch wirklich verwendet worden ist. Von dieser Stiftung hafteten 1797 noch 100 Gulden auf dem Hause Nr. 171, der Besitzer zahlte sie aber in diesem Jahre mit 87 rh. 12 gr. -, 2 Gr. 8 Pf Stückzinsen, 6 rh. 3 gr. - Agio, in Summe 93 Taler 17 Gr. 8 Pf. an den Rat, welcher sie für ein der Kommun gehöriges Kapital angenommen, in Rechnung gebracht und in dem gemeinen Nutzen verwendet hat. Einen Bettelknaben fand man am 16. November erfroren am breiten Tor. Die Pest, welche im Dezember vorigen Jahres die meisten umliegenden Dörfer ergriffen hatte, kam im Januar dieses Jahres auch in die Stadt und verbreitete sich von Pfingsten nach allen Seiten. In vielen Häusern legten sich alle Bewohner, welche man verschloß und durch die Pesttotengräber, deren man noch drei annahm, mit dem nötigsten versehen ließ. In den Monaten September, Oktober und November, wo sie den höchsten Grad der Gefährlichkeit erreichte, mußten die Toten auf Wagen weggebracht werden, und ward ein Bürger angestellt, der auf dem Begräbnisplatze die Totengräber beaufsichtigte und für die Tiefe der Gräber Sorge trug. Den Wagen umgab ein schwarzes Behänge mit aschfarbenem Kreuz. Die Krankheit tötete so schnell, daß viele in der Nähe der Stadt. befallene nicht ihre Wohnung erreichten, sondern auf der Straße den Tod fanden. Ganze Familien wurden hingerafft, wie die des Ratsherren Mr. Blum, und verlor allein das Ratscollegium, außer dem Mr. Joachim Blum, welcher am 4. September starb, 6 seiner Mitglieder, Balthasar Hartmann am 21. Januar, Valentin Schütz am 1. Februar, Peter Greffe am 20. März, Paul Hintzsch am 22. Juli, Matthäus Gurre am 1. August, Ulrich Kirchhof am 14. August. Die Zahl der Toten war 482. Zu dieser Krankheitsnot kam noch ein gänzlicher Stillstand des Gewerbes, auf den Jahrmärkten erschien weder Verkäufer noch Käufer und auch die Wochenmärkte waren wenig besucht, so daß es oft an den nötigsten Lebensbedürfnissen gebrach. Der Scheffel Roggen galt 7 bis 9, die Gerste 5 1/2 Groschen.


1567

Auch in diesem Jahre forderte die Pest Opfer. Ganze Familien, wie die des Organisten Moritz Lunau, rieb sie auf. Auch starb daran von Beamten der Schullehrer Martin Prantz in der Stube des Rektors... Zu der Belagerung von Gotha mußte die Stadt Säcke liefern, und der Rat trat deshalb mit dem kurfürstlichen Befehlshaber Hans Frank vor Gotha in Unterhandlung. Auch zog man, den Kriegsaufwand zu decken, die besteuerten Güter willkürlich im Werte auf und ward namentlich die Schäferei des Rates von 500 auf 2000 Gulden erhöht. Zum Glück endete die Fehde und der hier sehr beschwerliche Wachdienst der Bürgerschaft. Bisher überließ man den Unterricht der jungen Töchter, der mit den Knaben nie gemeinschaftlich war, hierzu geschickten Weibern, regelmäßig Witwen von gutem Ruf, in ihren Wohnungen, ohne an eine oder die andere besonders gebunden zu sein. Dieser Unterricht beschränkte sich zwar in der Hauptsache nur auf die einfachsten Lehren des Christentums und das unentbehrliche Rechnen und Schreiben, umfaßte aber daneben die Bildung für den äußerlichen Anstand und für künftige; hausmütterliche Beschäftigung. Daß viele Witwen dieser Zeit große Wirtschaften allein und gut führten, des Schreibens und Rechnens kundig waren, beweiset wenigsten für die Tüchtigkeit der Lehrerinnen und Nützlichkeit der Einrichtung, die nur dadurch gewinnen konnte, daß man sie nach der. Grundsätzen der Reformation in eine allgemeine, der Aufsicht bequemere Anstalt, in eine öffentliche Schule, verwandelte, wozu die zufällige Feilwerdung eines Hauses am Kirchhofe erwünschte Gelegenheit bot. Es war das brauberechtigte Haus neben der Küsterwohnung, welches die im vorigen Jahre ausgestorbene Familie des Ratsherren Mg. Blum, der Mutter der Blum, einer verehelichten Seydel, erblich hinterließ. Der Rat kaufte es für 490 Gülden und verwendete im folgenden Jahre auf die innere Einrichtung noch gegen 40 Schock. Für das Wesentliche, den Schulunterricht, sorgte man 1569 und von da kam das Gebäude als Jungfrauenschule in den öffentlichen Brauch. Barbara Schönemann aus Krostitz bei Hohenleina, erstickte am 8: Mai in Gertitz, wo sie diente, ihr Kind, welches sie mit einem ledigen Gesellen, Schwarze in Wolteritz, außer der Ehe gezeugt hatte, und ward am 4. Juli vor dem Dorfe Gertitz, auf Vorbitte der Geistlichkeit, da sie erst gesäckt, dann bei Vorstellung des Wassermangels gerädert werden sollte, mit dem Schwerte hingerichtet, der Leichnam aber im Hospitale begraben. Den durch Bühnaus Tod erledigten Organistendienst suchte und erhielt Andreas Fischer aus Aschersleben am 7. August. Das Getreide stand in hohem Preis. Der Scheffel Weizen galt 13, Roggen 15, Gerste 17, Hafer 6 und 7 Groschen. Mehrere kranke Familien erhielten vom Rate unentgeltlich Roggen und 343 Scheffel ließ er von seinen Vorräten um einen geringeren Preis. Dabei war strenge Aufsicht auf die Bäcker, die man wegen leichten und schlechten Gebäckes bald mit Geld, bald mit Gefängnis strafte. Gepfropfte Baumstämme kaufte man in Großdeuben für die Zwinger, auf deren Obstanlagen man seit einigen Jahren viel verwendete. Die Benndorfer Zinsen, welche man bisher an Ort und Stelle erhob, brachten die Zinspflichtigen von nun an an einem bestimmten Tag in die Stadt. Die Stadt Jeßnitz, welche durch Verwahrlosung 42 Häuser, und Colditz, welches am 23. Juli 21 Häuser im Feuer verlor, unterstützte man durch ansehnliche Geldbeträge. Am 17. Dezember ward ein Dieb, Bernhard Wald, mit dem Strange hingerichtet. Die Essen der Ratsgebäude reinigte ein Schlotfeger Hans Petrino aus Mailand für jährlich 1 Taler. In der peinlichen Sache des Brandanus von Zedlitz (s. 1563) kam im August ein Urteil der Leipziger Schöppen, welches ihm die Acht zusprach. Der Kurfürst, seit 1563 vielseitig selbst von fürstlichen Personen, namentlich von dem Herzoge Joachim Ernst und Bernhard von Anhalt vergebens angegangen, den Verbrecher zu begnadigen, ließ sich endlich doch bewegen und gab ihn unter der Bedingung frei, daß er dem Rate die Kosten erstatte und 200 Gulden an das Hospital zahle.


1568

Thomas Gelicke, der Sohn des gewesenen Ratsherren Lukas Gelicke, welcher von 1552 ab in Leipzig studiert, 1557-67 das Pfarramt in Wolteritz verwaltet, dieses aber im vorigen Jahre mit Bewilligung des Konsistoriums aufgegeben, sich hier ansässig gemacht und verehelicht hatte, starb am 9. Januar an der noch nicht beruhigten Pest. Der Rat gab der jungen Bürgerschaft, welche zu Fastnachten die Komödie des Hans Sachs vom verlorenen Sohn auf dem Rathause spielte, für 3 Taler, der Kantorei für Vorstellung der Auferstehung des Herrn in der Kirche mittwochs in der Osterwoche 5 Taler an Wein und Bier. Da bei Auswägung des Fleisches, Speckes, Unschlittes verschiedenartige, ungleiche auch unrichtige Gewichte im Gebrauche waren, so ließ der Rat von dem Rotgießer Lenz für 180 Taler messingene Gewichte aller Größen gießen, mit des Rates Zeichen versehen und verkaufte sie nach und nach an die Fleischer, Lesterer, Höken, die sich von nun an der alten bei Strafe nicht mehr bedienen durften. Dieses Gewicht stimmte genau mit dem Nürnberger Kram- und Spezereigewichte und hielt der Zentner 100 der Stein 20 Pfund. Auf Anlaß des von Miltitz auf Schenkenberg, welcher die jüngste Veränderung an der Stadtmühle für die Untermühle beschwerlich hielt, ließ der Rat am B. Mai durch drei geschworne Müller, Andreas Wegner von Leipzig, Simon Bartzsch von Blasern und Peter Zöner aus Connewitz den Bau untersuchen, und die Plattenpfähle zum Fachbaume und Überfalle nach ihrer Anweisung stoßen. Ein gleiches geschah bei der Zschepener Mühle. Zugleich ward der Lober im Ratsgebiete gehoben, gereiniget und durch Zurückschiebung des Färbehauses und Wegschaffung der Höhe, worauf es stand, erweitert. Man wünschte ein gemeines Backhaus für das Hausbacken. Der Rat kaufte dazu das Haus des Peter Rötzsch an der alten Wäsche und Mühle (Pforte) Num. 201, für 110 Gulden, baute auch einen Backofen. Die Einrichtung war aber nicht von Dauer. Seit längerer Zeit bewohnten die Stadtschreiber ihre eigenen Häuser. Die früher gemietete Dienstwohnung derselben, das Lehn-Jacobi, war für das täglich sich erweiternde Geschäft viel zu klein, dabei abgelegen und bei Feuersgefahr unsicher. Man dachte daher schon seit einigen Jahren, weil dieser Beamtete zunächst das Rathaus beaufsichtigte und nicht nur die gangbaren Aktenstücke, sondern oft die wichtigsten Urkunden und Schriften des Archivs um sich haben mußte, auf den Bau eines dem Rathause nahen, feuerfesten Gebäudes und fand jetzt dazu erwünschte Gelegenheit. Der Bürger Joachim Wiederitz, Besitzer des Hauses Nr. 91 der Rittergasse überließ ihm von seinem Gehöfte einen Raum von 17 Ellen Breite und 73 Ellen Tiefe über 100 Gulden, die Quadratelle zu 20 Pfennigen, und noch in diesem Jahre brachte man zur Begründung die nötigen Steine dahin. Auch baute der Rat in diesem Sommer vier neue Häuser auf den Bauhof in der Holzgasse und verkaufte das erste von der Mauer, das Eckhaus an Benno Klingenstein für 320, das zweite an den Drechsler Hans Bornack für 300, das dritte an Joachim Spieler für 325, das vierte an Gregor Seydel für 300 Gulden - die Nummern 50, 51, 52 und 53. Das Termineihaus [das alte große Gebäude und Haus der Terminei], welches gegen die Gasse 10 Ellen zurückstand, ward von dem Zimmermeister Jacob mit Schrauben, die man von dem Müller in Bitterfeld borgte, vorgebracht und somit diese Seite der Holzgasse geschlossen. Ein Steinsetzer aus Leipzig pflasterte das Gäßchen der Doktorei (34 Ruten) und die alte Zscherne (46 Ruten) und gab jeder Bürger vor seinem Haus 10 Groschen für die Rute Lohn, Steine, Sand und Handarbeit der Rat. In der alten Zscherne befand sich ein öffentlicher Brunnen, welcher mit dem Gasthofe Gehöfte (Num. 35) des Thomas Hildebrand auf ungeschickte Art winkelte und Gelegenheit zu Aufschüttung von Uneinigkeiten gab. Diesen Winkel und Brunnen überließ man dem Hildebrand zu seinem Gehöfte mit der Bedingung, eine Türe nach der Gasse zu halten und sie im Falle der Not zu öffnen. Martin Barth, der Schäfer von Döbernitz entleibte den Schafknecht Bartholomäus Berthold unter Otto Spiegels auf Beerendorf Gerichtsbarkeit, die Untersuchung ward aber auf dessen Gesuch hier geführt. Es trat ein zeitiger heftiger Winter ein und mußten die Viertelsherren fleißig in den Darren nachsehen. Barbara, Caspar Lenzens Eheweib, welche mit einem Badergesellen verdächtigen Briefwechsel führte, ward nach eingeholtem Urteile am 10. Dezember verwiesen; durch das Amt aber am 15. desselben Monats Franz Tronicke von Halle, vormittags 9 Uhr mit dem Schwerte hingerichtet. Die kurfürstlichen Räte und Befehlshaber Dr. Sebastian Hillinger und Georg Winkler von Eilenburg verhandelten hier am 22. Dezember wegen Verpachtung des Heerwagens. Der Scheffel Weizen galt 17, Roggen 17, Wintergerste 7 1/2 Groschen.


1569

Am 6. Januar vereinigten sich die drei Räte über Feststellung des Gehaltes der anzunehmenden Jungfrauschulmeisterin, und sicherten ihr, jedoch mit Vorbehalt künftiger zeitgemäßer Änderung, jährlich 20 Gulden und Schul-, Holz- und Pflichtgeld zu. Das jährliche Schulgeld ward mit 8 Groschen, das Holz- und Lichtgeld auf 1'/3 Groschen festgesetzt und durfte nicht erhöht werden. Den festen jährlichen Gehalt der 20 Gulden hätte eigentlich der Gotteskasten geben sollen, man schonte ihn aber und bildete den Fonds aus den Vermächtnissen, welche Katharina Bun und Hedwig, die Witwe des Ratsherren Ambrosius Werdt, jene 200, diese 100 Gulden zu wohltätigen Zwecken bestimmt hatten und 100 Gulden, welche die Schuhmacherinnung, der sie aus dem Nachlasse eines Gesellen zur Erfüllung freiwillig abtrat.. Die erste in diesem Jahr angestellte Schulmeisterin war die Ehefrau des Elias Treintzsch, Anna; doch beschäftigten sich auch ferner noch andere mit dem Mägdlein-Unterricht. Die Schüler, welche in diesem Tage bei der Feierlichkeit des Ratswechsels auf dem Rathause sangen und den neuantretenden Rat mit einer lateinischen Zuschrift in Prosa oder Versen zu begrüßen pflegten, erhielten in diesem Jahr zum ersten Mal die Erlaubnis zu einem Singumgange und aus der Ratskasse 6 Groschen. Im Februar umschwärmten die Stadt viele fremde Reiter, die zur Anwerbung nach Frankreich zogen und besetzte man deshalb die Schläge mit Wachen. Der im November vorigen Jahres eingetretene harte Winter dauerte fort bis Fastnacht, wo Tauwetter und so großes Wasser entstand, daß der Fastenmarkt von nur wenigen besucht werden konnte. Am 14. Mai fand man vor dem Kohltore, rechts in den Hopfengärten auf der Pfingstwiese am Schebendamm ein fremdes, in Kindesnöten gestorbenes Weib (soll nach dem Kirchenbuche in Lissa bei Troitzsch zu Hause gewesen sein), deren noch lebendes Kind Johannes getauft und einer Frau zur Erziehung gegeben ward, am 10. Juni aber starb. Es verbreitete sich das Gerücht, daß die Städte Eisleben, Könnern und andere von Mordbrennern angesteckt worden wären, auch kam vom Kurfürsten Befehl, daß der gefährlichen Läufte halben gute Wachen gehalten werden sollten, daher nicht nur die Bürgerschaft einmal herum wachen mußte, sondern man hielt auch von Trinitatis an 12 Wochen lang vier besondere Wächter und gab jedem wöchentlich 14 Groschen Lohn. Man untersuchte dabei die Löschgerätschaften der Bürger und ordnete an, daß die Braupfannen während des Jahrmarktes mit Wasser gefüllt stehen mußten. Der, Organist Andreas Fischer legte das Amt nieder und Heinrich Thornau aus Halle kam auf Empfehlung des dasigen Organisten Sebastian Litze am 12. Juni an seine Stelle. Am 3. Juli ward das kurfürstliche Ausschreiben (Verwarnung, Gebot und Verbot), die Münze anlangend, vom 20. Juni bekannt gemacht, welches eine Menge größerer und kleinerer fremder Münzen, die mit den inländischen nicht Wert hielten, teils herabsetzte, teils gänzlich verbot. Leider entfernte auch dieser geschärfte Befehl das hier beschriebene Übel nicht, da es eine unabweisliche Folge des Münzfußes war, den zu ändern man aus politischen Gründen bedenklich fand. Dem Amtsschösser war nachgelassen, für sein Bedürfnis jährlich ein Bier in der Stadt zu brauen. Der jetzige Gregor Fiedler wollte es verzapfen, man verbot aber den Einwohnern den Kauf. So belegte man auch den Bürger Hans Arnold, welcher einViertel Eilenburger Bier in seinen Scheunhof der Vorstadt legte und austrinken ließ, mit 13 1/3 Groschen Strafe der Willkür. Man hatte im Laufe des Sommers mehrere kostspielige Baue. VomGrunde aus neu aufgeführt wurde die Brücke am Kohl- und Galgtore, das Torhaus am Galgtore und die Garküche, deren Giebel man mit 22 steinernen Knöpfen versah. Der Kirchhof der Frauenkirche erhielt mitternachtwärts eine aus Bruchsteinen geführte, getünchte und mit Ziegeln gedeckte Wellerwand, die Kirche selbst eine neue Bedachung. Die früher steinerne, aber verfallene Ringwand des Kirchhofes hatte man zu dem Neubaue der Kirche und sonst verwendet. Die Einrichtung des Backhauses an der Pforte vollendete man mit Setzung des Backofens und der Neubau der Stadtschreiberei nahm seinen Anfang. Dabei räumte man die Waschstätte bei der alten Mühle (an der Pforte), den Fischhälter bei der neuen Mühle, in welchen man einen Ständer mit Röhre brachte und hob den Graben auf dem Anger (Schießplatz) von der Schießmauer bis zu den Gerberhäusern, 56 Ruten lang. Die Beaufsichtigung der Baue, so wie überhaupt der Ratsgebäude, Felder usw. übertrug man dem Ratsherren Matthias Kohl und dem Bürger Donat Rau, die von nun unter den Namen Bauherren vorkommen und Sold empfingen, jeder jährlich 5 Schock. Die Vorsteher der Kirche benutzten früher 1/2 Hufe Kirchenfeld, verloren aber diese Nutzung durch den Verkauf derselben und blieben neun Jahre ohne Sold. Es waren vier an der Zahl, zwei für die Kirche, zwei für den Gotteskasten und ward am 27. Juli zu ihrer Entschädigung festgesetzt, daß der erste als Rechnungsführer jährlich 10 Gulden, jeder der übrigen aber 3 Gulden 7 Groschen, bei Einholung des Kirchengetreides aber täglich 6 Groschen Auslösung erhalten sollte. Auch ward ihnen dieser jährliche Sold für die vergangenen neun Jahre ausgezahlt. Da es an tauglicher Ziegelerde in der Nähe gebrach, so tauschte der Rat 1 Acker 26 Ruten des Hans Arndt an der Bergmühle gegen 2 Acker der Ratsbreite von der Ziegelscheune. Der Rat kaufte die Naundorfer Mühle, welche von dem Besitzer Nicolaus Stock auf hiesigem Markt durch Ausruf öffentlich feilgeboten wurde, für 199 Gulden oder 665 Schock, bekam sie aber, weil der Ankauf dem Zehnherrn, dem Besitzer des Rittergutes Schenkenberg nicht gelegen war, erst im Jahre 1588 in Lehn. Da der regierende Bürgermeister Balthasar Költzsch wegen hohen Alters und Augenschwäche nicht ausgehen konnte, so trat der vorjährige, Dionysius Naumann, für ihn ein, dem man aus der Kasse deshalb 8 Schock 40 Gr. als besondere Vergütung gab. Der Scheffel Weizen galt 13 1/2, Roggen 8 1/2 Groschen.


1570

Die Kälte stieg im Januar zu einer ungewöhnlichen Höhe und die Räder der überschlägigen Mühle mußten bedacht werden. In den letzten Tagen dieses Monats trat jedoch schnell Tauwetter ein, und in den ersten Tagen des Februar ergossen sich Ströme und Flüsse auf das Gefährlichste. Auch der Lober tat hier an der Mühle, an den Brücken und Steinwegen großen Schaden und im Rosentale konnte nur mit größter Anstrengung durch Dämmung mit Pfählen und Dünger der Durchbruch abgewendet werden. Vorzüglich hatte der Steinweg vor dem Hallischen Tore und die daran stoßende Brücke nach den Scheunen, die Mansfeldische genannt, gelitten, deren Wiederherstellung zwar der Stadt vom Amt angesonnen, durch kurfürstlichen Befehl vom 26. Dezember dieses Jahres aber dem Amte zugesprochen ward. Der umzulegende Steinweg hielt 292 Ruten. Am 18. April ward geboren und am 19. getauft der Sohn des Ratsherren Thomas Schmidt, Erasmus, später berühmter Professor der Mathematik und griechischen Sprache in Wittenberg. Der Landsknecht Lorenz Wend von Torgau, welcher am 12. Juni im Auftrage des Schössers zu Mühlberg mit 12 Mühlberger Bürgern auf einer Folge nach Calbe hier ankam, veruneinigte sich abends mit diesen und ward, da man zur Wehr griff, niedergeschlagen und so weit verwundet, daß man ihn etliche Tage für tot behandelt. Zwei der hauptsächlichsten Täter, die Brüder Hans und Melchior Kramer, Bürger von Mühlberg, zog man gefänglich ein und behielt sie während der Untersuchung bis Ende des Jahres. Am 13. Juli starb der Bürger Heinrich Grünthal. Von seiner und seiner Ehefrau, Hedwig, Stiftung siehe 1566. Den Landtag in Torgau vom 26. September bis 6. Oktober besuchten die Ratsherren Joseph Homagk, Thomas Schmidt und der Stadtschreiber Franz. Am 15. Oktober starb Marcus Burgmann, Ratsherr seit 1535. Den Bäcker Reichstein in der Vorstadt, bei welchem zweimal des Nachts, doch ohne großen Schaden, Feuer auskam, bestrafte man erst mit Geld, das zweite Mal mit Gefängnis, auch nötigte man ihn zum Umbau seiner Feuerung. Der Rat kaufte das Haus des Lehns Jacobi (das alte zerfallene Häuschen bei der alten Stadtschreiberei) neben der Trinitatis-Commende auf dem Mühldamme für 60 Gulden von der Kirche, der es nach dem Tode des letzten Vikar Napfel zugefallen war. Der Kantor Johann Hartmann legte, weil man ihn in den Rat wählte, sein Amt nieder. Die Stelle suchte und erhielt Joachim Seidell, ein Sohn des hiesigen Baders Seidell, welcher in Pforta und Leipzig studiert hatte, im Januar künftigen Jahres, verließ sie aber nach wenigen Monaten und lebte als Notar und praktischer Jurist in Weißenfels. Der Chor der Frauenkirche, jetzt Begräbniskapelle genannt, erhielt neue Fenster, eine Beschränkung für die Schüler, etliche Stühle für die Leichenbegleiter und eine Altartafel aus der Stadtkirche, an welcher der Geistliche die Predigt oder Rede hielt. Dieser Altar, welchen früher die Innung der Schuhknechte unterhielt, weshalb er auch mit den Bildern ihrer Schutzheiligen, Crispin und Crispinian versehen ist, findet sich noch daselbst. Die fremden Kramer, wenn sie nicht Bürger waren, gaben in den ersten vier Wochenmärkten der Fasten einen alten Pfennig Stättegeld. Dem Küster Nicolaus Roitzsch gab man wegen seines Fleißes im Elementarunterricht ein außerordentliches Geschenk von 10 Gulden, legte ihm im künftigen Jahr 10 Gulden an Gehalt zu und bewilligte ihm von dem Kirchengetreide jährlich 12 Scheffel Roggen auf Lebenszeit. Dem Pfarrer in Selben, Laurentius Müller, welcher jährlich 221/2 Gr. an die Kirche zu geben hatte, erließ man auf Bitte des Konsistoriums einen siebenjährigen Rückstand wegen seiner Schwermütigkeit. Der Scheffel Weizen galt 14, Roggen 10, Kreuzgerste 8 Groschen.


1571

Im Januar stieg die Kälte bei fast täglichen großen Schneefällen so sehr, daß man am 28. die Kommunion einstellen mußte und dauerte bis zur Mitte des Februar, wo der übermäßig angehäufte Schnee plötzlich schmolz und das Wasser abermals großen Schaden tat. Es zerriß die Mühlbrücke, den im vorigen Jahr erneuerten Hallischen Damm, den Schutz am Gertitzer Bache und konnte durch mühevolles Aufdämmen der Wälle vom Überschlagen in den Graben kaum abgehalten werden. Die neue Brücke fertigte der Zimmermeister Jacob Stumpf aus Bitterfeld mit drei Gesellen, in das Gitter am Schutze kamen 48 neue eiserne Stäbe und der Damm ward eiligst umgelegt. Man glaubte, daß die Erhöhung und Verdichtung der Gartenzäune in der Nähe des Dammes die Höhe des Wassers steigere und holte deshalb gegen die Besitzer in Wittenberg ein Urteil ein. Der Rat ließ in der Mühlgasse (Mühldamm) die Commende Trinitatis (das Haus des vormaligen Lehns Trinitatis, auch die alte Stadtschreiberei genannt) und das daran liegende im vorigen Jahre gekaufte Häuschen des Lehns Jacobi, beide in schlechtester Beschaffenheit, abtragen, baute auf die geräumten Plätze drei neue Häuser zu 15 Ellen Länge und 12 Ellen Breite, die Nummern 187, 188, 189, welche die Zimmermeister Stardiß und Horn von Düben teils hier vom Ratsholze zurichten; teils zugerichtet lieferten und verkaufte sie noch in diesem Jahre an die Bürger Zimmermann (187), Knobloch (188), Graßhof (189), jedes für 400 Gulden, wobei zugleich das ganze Gäßchen von 180 ab neu gepflastert ward. In die dem Rate und Amte gehörige Feimstätte (Galgen) mußte eine Leiter gefertigt und ein neuer Balken eingezogen werden. Man brauchte dazu nach Sitte sämtliche Zimmermeister des Amtes und der Stadt, 15 an der Zahl und sämtliche Maurer zu des Balkens Befestigung, denen man zwar keinen Lohn, aber ein gutes Trinkgeld gab. Das Amt bestrafte aber in diesem Jahre 6 Verbrecher mit dem Strange und mit dem Schwerte am 25. Mai Hans Schmelzer, den Hirten von Petersdorf. Der Fleischerbursche Philipp Fichtner aus Altenburg, im Dienste des Stephan Becker, tötete am 17. April seinen Kamerad David Winkler, den Sohn des Bürgermeisters Wolfgang Winkler, in Mittweida durch einen Wurf des Schlachtmessers in die linke Brust und entging der Untersuchung durch schnelle Flucht. Der Organist Andreas Fischer hatte, nachdem der 1567 an Pranz Stelle getretene dritte Lehrer, Caspar Stoye, das Amt im folgenden Jahre aufgegeben, der Adjunkt oder vierte Kollege, Gregor Thamm 1568 in den Rat gewählt worden war, beide Stellen versehen, trat aber 1569 ebenfalls ab und da der neue Organist Thornau das Lehramt abwies, so besetzte man das Baccalaureat oder die dritte Stelle mit dem Mr. Albert Hulderich aus Kitzingen, der sich in Wittenberg, wo er studiert und promoviert hatte, aufhielt und erhöhte den Sold des Küsters Roitzsch, welcher mit ausgezeichnetem Fleiße und allgemeinen Beifall den Elementarunterricht vertrat. Da auch am Johannistage, an welchem Hulderich anzog, der Kantor Seidell sein Amt niederlegte, so übertrug man es dem Hieronymus Heidenreich, aus Borna gebürtig, welcher vom Dr. Heinrich Salmuth in Leipzig, wo er studierte, empfohlen, schon mit Seidell Probe getan, sich ausgezeichnet und ein Geschenk erhalten hatte. Seine am Petri Pauli Tage aufgeführe Musik, mit der er antrat, gefiel ungemein und es zeigte sich bald, daß seine Regsamkeit in der Schule und Kantorei von glücklichen Folgen war. Dreißig starke Volumina Symphoniarum sacrum und auserlesene Motetten, die er mit großen Fleiße zusammengebracht und der Kantorei zur Zier geschrieben, ließ er, als er 1588 in den Rat kam, als Inventarium zurück. Gegen die häufig erscheinenden Schmähschriften, Charten, Gemälde und dergl. ließ der Kurfürst unterm 26. Mai (indem hierdurch nichts Gutes, sondern nur Zank, Aufruhr, Mißtrauen und Zertrennung alles friedlichen Wesens angestellt wurde) einen strengen Befehl, und verordnete, daß nur in Wittenberg, Leipzig und Dresden Buchdruckereien gestattet, die Buchdrucker nach Erprüfung ihrer Rechtlichkeit von den Räten vereidigt, die zum Druck bestimmten Schriften von den Hofräten, Rektoren und Professoren der Universitäten zuvor durchgesehen, zum Druck bezeichnet, die Abdrücke selbst aber mit dem Vor- und Zunamen des Dichters, Autors und Buchdruckers, Druckorte und Jahr versehen werden sollten, bei Konfiskation des Drucks und Strafe an Gut und sonst nach Ausspruch des gemeinen Rechts. Mit gleicher Strafe sollte auch gegen die, so lästerliche, schmähliche Gemälde machen, verkaufen oder sonst verbreiten, verfahren werden und mußte dieser Befehl im Juni nach gewöhnlicher Bekanntmachung an Kirchen und anderen öffentlichen Orten angeschlagen werden. Die Charten waren in der Regel elend gereimte Pasquille, in denen man die bemerklich gemachten Personen, jede mit vier Zeilen, nach dem Range der zwölf Kartenblätter in den vier Farben, König, Bauer, Untermann, zehne, neune, achte, sieben, sechse, fünfe, viere, dreie, Daus, auf die gemeinste Weise verächtlich zu machen suchte. Als am 30. Mai der Rat im Lober bei Benndorf fischen ließ, fielen die Vormünder der Kinder des Sigmund von Miltitz auf Schenkenberg in den Mühlhof, welcher dem Rate mit Ober- und Untergerichten zustehet und nahmen die Fische mit einem abgedrungenen Pfande mit sich nach Schenkenberg. Das Rittergut verursachte dadurch und wegen Verweigerung der Mühlbeleihung der Stadt einen mehrjährigen doppelten Prozeß. Einen gleich langwierigen Prozeß führte man seit vorigem Jahre wegen der Elberitzer Grenze mit dem Rittergut Döbernitz. Der Rat verkaufte 21 alte messingne Doppelhaken, an Gewicht 6 Zentner 10 Pfund für 36 Taler und kaufte dafür 20 messingne Feuerspritzen in Nürnberg für 10 Schock frei bis Leipzig, wo er sie in der Osterwoche abholen ließ. Der 15jährige Schüler Elias Kippold stieß am 29. Oktober der Margarete Köhler, welche in seiner Mutter Garten Gras holen sollte, das in der Hand führende Brotmesser wiederholt in den Leib und entfloh. Die Verwundete starb am vierten Tage und der Entwichene verbüßte die Tat mit 30 Gulden Geldstrafe an den Rat und fünfjähriger Entfernung aus der Stadt, auf soweit die gegen ihn ausgesprochene härtere Strafe auf der Vormünder Bitten durch kurfürstliche Gnade gemildert ward. Er kam im Jahre 1580 zurück. Für die bei vorfallenen Sterbensläufen anzunehmenden Krankenwärter baute man auf dem Gottesacker vier kleine Wohnhäuser auf gemeinschaftliche Kosten des Rates, Gotteskastens und Hospitals. Der Kurfürst schenkte der Stadt von neuem zwei Kuxe bei Freiberg und befahl, Stolpen, den 1. August, sie ohne erhebliche Ursachen nicht ins Retardat kommen zu lassen. Sie brachten so wenig als die vorigen, die man fallen ließ und forderten für dieses Jahr 3 Schock 6 Gr. Zubuße. Der Scheffel Weizen galt 18, Roggen 16, Wintergerste 10 1/2, Hafer 7 Groschen.


1572

Dem Schullehrer Mr. Hulderich, weicher sich am 18. Februar mit der Tochter des Bürgermeisters Dionysius Naumann, Anna, verehelichte, verehrte der Rat einen silbernen Becher als Hochzeitsgeschenk. Am 5. März starb hier die Otto Spiegelin auf Badrina. Der Leichenwagen, welcher sie nach Lindenhain abführte, ward mit dem Chor bis an die Grünstraße begleitet. Am 27. Mai starb Wolfgang Holzmüller, Ratsherr seit 1559. Dr. Heinrich Salmuth und andere Theologen aus Leipzig hielten am 9. Juni auf hiesiger Pfarre Synode und empfingen vom Rat den Ehrenwein. Das neue Stadtschreiberei-Gebäude, welches gemeiner Stadt zur Zierde und Notdurft, sonderlich in Feuersgefahr zur Verwahrung dient, ward von dem Zimmermeister Peter Hermsdorf und dem Maurer Lorenz Meier vollendet und am B. August gerichtet. Die steineren Fenster- und Türgerüste kamen aus Torgau. Valentin Krake, ein Hausgenosse in Schenkenberg, wegen wiederholter Vergehungen aus der Stadt verwiesen, stahl von neuem Reifen aus der Goitsche und führte sie hiesigen Böttchern zu, weshalb er nach dem Urteil des Wittenberger Hofgerichts mit dem Verluste zweier Finger, welche ihm am 1. Oktober der Scharfrichter von Leipzig abhieb, bestraft ward. Der Kantor Heydenreich, welcher am 21. Oktober mit der jüngeren Tochter des Bürgermeisters Naumann, Ursula, Hochzeit hielt, bekam vom Rate ebenfalls einen silbernen Becher als Hochzeitsgeschenk und wegen seines Fleißes legte man seinem Gehalte jährlich 10 Gulden zu. Wenige Tage nach dieser Hochzeit starb am B. November der Bürgermeister Dionysius Naumann, seit 1543 im Rate und ein um die Stadt verdienter Mann. Ihm folgte, gleich hochgeachtet, am 11. Dezember Joseph Homagk, Ratsherr seit 1550. Dem ältesten Sohn des Küsters Roitzsch, David Roitzsch, der sich aber lieber Rhodius schrieb, schenkte man vier Schocke, als er in diesem Jahr in Leipzig Magister ward. Ein kleines Vermächtnis von 4 Talern kam der Kirche aus dem Testament des in diesem Jahre gestorbenen Bürgers Christoph Schöpfer dem Jüngeren zu. Die Ehefrau des Gutsbesitzers Lukas Sparmann in Werben kam mit Drillingen nieder, die am 13. Dezember in hiesiger Kirche getauft wurden und die Namen Thomas, Maria, Johannes erhielten. Johannes starb 2 Wochen nach der Taufe, Thomas und Maria aber blieben am Leben. Wegen des tiefen Schnees konnte das Schlagholz in der Spröde nicht in Klaftern gesetzt werden. Ein Scheffel Weizen galt 20, Roggen 20, Wintergerste 10 ½ Groschen.


1573

In Leipzig starb am 1. Januar der Dr. Johann Pfeffinger, hiesiger erster Superintendent und der Stadt besonderer Freund. Ostern fiel in diesem Jahre auf den frühesten Tag, den 22. März, Fastnachten also unmittelbar nach dem Lichtmeßtage, dem 3. Februar. An diesem Tage führte die Kantorei eine Komödie des Johannes Episcopius (Bischof) vom unbarmherzigen Knechte in gereimten Versen auf, die nur wenig Jahre vorher im Druck erschienen war. Sie erhielt vom Rat 4 Ta]er Verehrung, auch sicherte man ihr jährlich 3 Taler aus der Kirche zu. Der Stadtschreiber und Ratsherr Balthasar Franz, legte, weil er Bürgermeister geworden, das Stadtschreiberamt nieder und der bisherige Rektor Johann Fischer trat an seine Stelle, die Rektorstelle aber besetzte man mit dem Mr. David Rhodius, dem ältesten Sohn des hiesigen Küsters Roitzsch. Er war am 29. Dezember 1549 hier geboren, kam 1565 nach Pforte, 1569 nach Leipzig, erlangte daselbst 1571 das Baccalaureat und 1572 das Magisterium. Beharrlich in dem, was ihm für den Unterricht zeitgemäß und tüchtig schien, ließ er sich ungern lenken und machte daher selbst gegen den auf höheren Befehl angeordneten Schulplan, den er nur teilweise hier anwendbar glaubte, Einwand. Da er kein eigenes Vermögen hatte, der sehr beschränkte Gehalt zu dem täglich höher steigenden Werte der unentbehrlichsten Lebensmittel nicht ausreichte, auch die alte Amtswohnung in der Schule (welche seine Vorgänger, die eigene Häuser in der Stadt bewohnten, nicht achteten) für seine Familie unzulänglich, dies alles aber vor der Hand nicht zu ändern war, so übernahm er 1589 das ihm angetragene Archidiakonat in Eilenburg, wo er als Gegner der Kryptokalvinisten auftrat, aber schon am 5, November 1595, im 46, Lebensjahr geistigen und körperlichen Anstrengungen unterlag, Sein Bild befindet sich in der Stadtkirche zu Eilenburg. Fremde Reiter, die sich im März bei dem Wirte Andreas Stephan einlegten, wurden auf Befehl des Kurfürsten ausgewiesen. Dergleichen hatten im vorigen Jahr im Weimarischen viel Unfug getrieben, in einem Flekken mehrere Einwohner tödlich verwundet und den Ort angesteckt. Den Ratsflurschützen und Holzförster Thomas Bröse schlug ein unbekannter Bauer, den er am 22, April in der Spröde bei dem Umhauen eines Baumes traf und pfänden wollte, mit gefährlichen Hieben auf den Kopf besinnungslos nieder, nahm ihm die Handbüchse und ging davon, Der Verwundete erholte sich insoweit, daß er mühsam an einem Stocke nach Brinnis schleichen konnte. von da man ihn in die Stadt fuhr, Er hatte mehrere bedenkliche Kopfwunden, von denen man eine an der Stirn, die das Gehirn entblößte, für tödlich hielt. Doch erholte er sich und traf, als er nach vier Wochen zum ersten Mal am Stock ausging, den Täter, welcher auf seine Anzeige sogleich angehalten und dem Gericht übergeben ward, Es war der Bauer Valentin Prautzsch aus Sprödä, gegen den, da ihn der Beschädigte richtig beschuldete, die Untersuchung mit Festnehmung begann, das Amt Petersberg aber sofort Nachricht erhielt, Am 25. April starb Nicolaus Gorius, Ratsherr seit 1553 und am 12, Mai Matthias Kohl, Ratsherr seit 1546, Die Stadtschreiberei ward völlig zum Einzuge hergerichtet, ein neuer Schafstall aufgeführt, kostete 107 Schock, der Brunnen bei dem Frauenmarkte (freiem Platz bei dem Gottesacker) abgetragen und das Steinpflaster eines großen Teiles der Rittergasse umgelegt, Am 21, September, mittags, brach in den Gehöften des Christoph Lengefeld und Paul Franke Feuer aus, welches wegen schwieriger Annäherung Gefahr drohte, doch aber durch ungemeinen Fleiß ohne bedeutenden Verlust gedämpft ward, Die Veranlassung blieb, so scharf man untersuchte, unentdeckt, Fallende Dachsteine verletzten den Bürger Mogwitz und einen Schmiedeknecht, beide unter den ersten und kühnsten Arbeitern, welche der Rat heilen ließ und belohnte, Auch erhielten Belohnungen die Fronen, Wächter, zwei Zimmerleute und ein Drescher auf allgemeine Versicherung ihrer besonderen Tätigkeit, Dem Schenken in Zwochau nahm man mit Zuziehung des Amts-Landsknechtes Eilenburger Bier weg. Dem Sohn des Dr, Justus Jonas, Joachim, gab man am 14. Juni auf seine Bitte Reisegeld, Der Scheffel Weizen galt 16, Roggen 18, Wintergerste 10, Hafer 10'/2 Groschen. Ein furchtbares Donnerwetter am 12, August bei Plauen, verbunden mit den heftigsten Regengüssen, verursachte im Vogtlande und tiefer herein eine verheerende Überschwemmung, Noch in Leipzig stieg das Wasser so hoch, daß man in den Straßen, die es erreichte, auf Kähnen fuhr und nicht nur Störungen des Verkehrs, sondern auch große Verluste entstanden an Gebäuden, Gärten, Waren und Hausgerät, Auch in Eilenburg fuhr man mit Kähnen in der Stadt und das Wasser stand in der Kirche über zwei Ellen hoch, Kein Ort an den Flüssen und Bächen, die vom Gebirge kamen, war von zerstörenden Angriffen dieses unglücklichen Ereignisses gänzlich frei,


1574

Die kurfürstlichen Räte, Damian von Sebotendorf, Pfennigmeister und Hans Harrer, Kämmermeister, waren am 11, und 12, Januar in amtlichen Angelegenheiten hier und empfingen den Ehrenwein, Am 12. Februar ward der Sohn des nur vor kurzem gestorbenen Pfarrers Joachim Kurz (Curtius) in Zwochau mit seinem Vater gleichen Namens, durch das Amt mit dem Schwert hingerichtet und auf dem Gottesacker begraben, Einige junge Bürger, die am zweiten Osterfeiertage Studenten, welche ruhig vor einem Haus saßen und Laute spielten, beleidigten, bestrafte man mit einem öffentlichen Verweis und 40 Groschen Geld, Der Diakon Kneußler nahm das Pfarramt in Werbzig an und der Rat wählte an seine Stelle den bisherigen Pfarrer in Spröda, Mr, Matthias Barth, welcher am 16. Juli anzog, Er war ein Sohn des hiesigen Bürgers Lampert Barth, geboren 1543, hatte in Pforte und Leipzig studiert, in Wittenberg promoviert und 1570 das Pfarramt in Spröda angetreten. Ein geschickter, beliebter Prediger, der aber im 41, Lebensjahr an der Pest starb, Sein und seiner Gattin Anna, einer Tochter des Pfarrers Donat Kötzschke in Lissa, Bild befand sich früher auf einem Denkmale in der Gottesackerkirche, wo man es jetzt vermißt. Ein Sohn von ihm, Johannes, war hier Schullehrer und später Ratsherr, Da auch der hiesige Pfarrer und Superintendent Mr, Paul Pfeffinger den Ruf nach Rochlitz erhielt und dahin abging, so gab sich der Rat alle Mühe, den geliebten unvergessenen Dr. Runbaum, welcher wegen Gemütskrankheit, das durch Streitsucht seiner untergebenen Pfarrer beschwerliche Amt in Merseburg verlassen hatte, vom Kurfürsten aber mit der kleinen, für ihn eigens geschaffenen Superintendentur in Mügeln versehen worden war, für Delitzsch wieder zu gewinnen. Er erklärte sich auch bereit, dem Rufe zu folgen, wenn ihn der Kurfürst für genehm hielte, welcher aber auf wiederholte Bittschriften des Rates, aus Besorgnis, daß das größere Amt, zumal bei den auftauchenden kryptokalvinistischen Unruhen, Rückfälle seiner früheren Krankheit herbeiführen könnte, die Bewilligung verweigerte, Das Amt erhielt nun durch den Einfluß des Konsistoriums der bisherige Pfarrer in Pehritzsch bei Eilenburg, Mr. Elias Döring, welcher am 31. Dezember confirmiert ward. Den Diakonen gab man während der Vakanz Zulage. In der Frauenkirche brach man in die Wand, durch welche man den Chor von dem Schiffe geschieden hatte, um mehr Raum für die Leichenbegleiter zu gewinnen, zwei Öffnungen; es war aber nur ein Notbehelf, weil dieser Teil der Kirche weder ausgebaut noch anständig beleuchtet war. Auch schaffte der Rat von neuem eine Masse messingener Gewichte für die Gewerbetreibenden an und ein Stück des' Straßenpflasters der Hallischen Gasse abwärts ward mit Beiträgen der betreffenden Hausbesitzer umgelegt. Georg Troitzsche aus Halle, ein Landstreicher, der am Tage Petri Pauli, abends zwischen 11 und 12 Uhr des Gutsbesitzers Klepzig in Gertitz blödsinnige Schwester wollüstig mißbrauchen wollte, ward ergriffen und am 1. Oktober zur Staupe geschlagen; an demselben Tage auch ein Schneidergeselle, Findeisen, von einem Dorfe bei Leipzig gebürtig, mit dem Strange bestraft. Zu einem Schützenhofe in Oschatz zogen auf Einladung von hier einige Schützen, denen man aus der Kämmereikasse eine Unterstützung gab. Am 22. September starb Ambrosius Rügezelt, früher Kantor, Stadtschreiber und Ratsherr, dessen Verdienste in diesen Ämtern man durch ein ehrenvolles Begräbnis die schuldige Achtung bewies. Dem bejahrten Bürger Veit Barth, welcher mit seiner Magd unzüchtig lebte, legte man eine Strafe von 20 Schocken auf. Ein Bürger in Straßburg, Jeremias Neuner, hatte eine Holzeinsparungskunst in großen und kleinen Feuern erfunden, erhielt vom Kurfürsten unterm 1. August einen Freiheitsbrief zu Einrichtung der Öfen im Lande auf zehn Jahre, reisete umher und richtete auch hier mit einem Gehilfen den Ofen der Ratsstube am 1. Dezember nach seiner Erfindung ein. Am 23. Dezember starb Johann Franz, Ratsherr seit dem 6. Januar dieses Jahres. In Herzberg brannten am 29. Januar 13 Häuser nieder, 150 Häuser verlor am 27. desselben Monats die Stadt Webenstadt im Stifte Bremen durch Erdbeben, Ungewitter, Brand und 125 Wohnstätten Creuzburg bei Eisenach, wo ein junges Mädchen ein Gewehr in einer Scheune abschoß. Auf Bittschriften brachte man für die Verunglückten Kollekten aus. Der Scheffel Weizen galt 20 ½ Roggen 16, Wintergerste 10, Hafer 9 bis 10 Groschen. Der dritte Schullehrer Magister Hulderich ging am 4. August als Pfarrer nach Sprüda, wo er am 2. September eingewiesen ward. Der Rat übertrug die Stelle dem Sohn des hiesigen Bürgers Lambert Stoie, Johann Stoie, welcher von 1567 ab in Leipzig Theologie studiert, 1573 das Bakkalaureat der Philosophie erlangt hatte und im künftigen Jahre, nachdem er auch die gesuchte Magisterwürde daselbst empfangen, das Lehramt, zu dem er; nach dem Ausspruche des Konsistoriums, vorzugsweise bestätigt war, antrat.


1575

Die halbe Hufe Freimannlehn des Hans Mahn auf Weißig, welcher ohne männlichen Erben starb, verkaufte und vererbte der Rat an dessen Witwe für 200 Taler, 30 Gr. Lehnware und 21 Groschen jährlichen Erbzins. Dagegen kaufte er von dem natürlichen Sohn des vorigen Amtmannes Kirchhof, Valentin Kirchhof, das Haus, welches sein Vater mit Begünstigung des Kurfürsten Moritz auf dem Platze des Lehns Crucis an der Doktorei erbauet, der Rat auf des Kurfürsten August Veranlassung mit dem Braurechte versehen hatte, trug ein Stallgebäude ab und baute auf die Stelle und ein Stück des Hofraumes zwei Häuser (Pfahlhäuser), die er jedes für 350 Gulden an Bürger käuflich überließ. Beide wurden im Dreißigjährigen Krieg wüst. Für das Kaufgeld des Ganzen überließ er das brauberechtigte Haus, Num. 212, an Hans Reichstein. Am 4. Februar zog der Superintendent Magister Döring mit seiner Familie ein und ward wenige Tage darauf von dem Leipziger Superintendenten Dr. Heinrich Salmuth eingeführt. Die Kommissarien der Visitatoren, Matthäus Spiegel auf Zschortau, der hiesige Superintendent und Amtsschösser betagten sich hier am 10. Februar und verhandelten mit dem Rat wegen völliger Überlassung der auf Wiederkauf stehenden Kastenäcker. Am 29. April, vormittags 9 Uhr, ward Tiburtius Kreising von Landsberg wegen Dieberei aufgehängt. Michael Arndt und Andreas Stephan säten zu Schmälerung der Hutung Kreuzgerste in die Brache. Man legte ihnen von jedem Acker 1 Taler Strafe auf und drohte ihnen im Wiederholungsfalle mit dem Triftrechte der Abhütung. Die Schützen hatten, wie bei dem Jahre 1513 bemerkt ist, einen silbernen Vogel mit vergoldetem Schilde, welches das gemalte Stadtwappen unter einer Glasbedeckung faßte und von dem, der den besten Schuß (Königsschuß) getan, an einer silbernen Kette getragen ward. Der Rat ließ den zufällig beschädigten von dem Goldarbeiter herstellen, namentlich die gebrochenen Federn, das Schild von neuem vergolden, die Kette aussieden und löten, und da er unter dem Namen Stael auch Strahel vorkommt, so hatte er wahrscheinlich noch einen Pfeil oder mehrere als strahlende Umgebung. Der Hutmacher Urban Schmidt schlug am 26. Mai seinen Nachbarn, Erhard Läuter, der ihn scherzend einen wendischen Hüter nannte, die volle Bierlase so heftig an die Stirn, daß man ihn mehrere Stunden für tot hielt. Der Täter flüchtete über die Stadtmauer, kam aber, als er von des Beschädigten Rettung hörte, zurück, und ward, außer vier alten Schocken Gewetten an den Richter, mit den Heilkosten und 25 Talern Strafe belegt. belegt. Der Rat kaufte, um ein zweites gemeines Backhaus zu haben, einen Raum von Gregor Engelberg in der alten Zscherne für 311/z Schock am 6. Juni und führte den Bau noch in diesem Jahre aus. Zugleich legte der Steinsetzer Donat Müller aus Eilenburg den Steinweg in der alten Zscherne und gaben die Hausbesitzer zu dem vor ihren Türen für die Rute 9 Groschen. Ein Schuhmachergeselle, Abraham Tausche aus Leisnig, stahl am 7. Juli des nachts aus einem Stalle des Archidiakon Planitz der Magd gehörige Kleider, ward in der Vorstadt ergriffen und auf das Geständnis, daß er tags vorher auch den Wildschützen in Dessau bestohlen habe, am 15. August mit dem Strange bestraft. Am 14. September stürzte der Bäckergeselle Christoph Stolle aus Pulsnitz von einem Nußbaum und blieb auf der Stelle tot. Um Michaelis zeigte sich eine ansteckende Krankheit, nach der Beschreibung und den in Anwendung gebrachten Heilmitteln wohl die Pest. Aus den umliegenden Dörfern fand sie sich bald in der Vorstadt ein und ergriff trotz der Torwachen auch die Stadt. Man traf hinsichtlich der Krankenpflege und Begräbnisse die früheren Einrichtungen und sagte den Besuch des Herbstjahrmarktes ab. Mehr als 100 Personen wurden in den wenigen Herbstmonaten hingerafft. Am 25. November starb auch im 80. Lebensjahr der gelehrte, vielseitig nützliche und allgemein schmerzlich vermißte Bürgermeister Balthasar Költzsch, dessen 49jähriger Amtstätigkeit die Stadt. unmittelbar und mittelbar das meiste verdankte, was ihr unter den Städten gleicher Größe damals ein Ansehen gab. Zwei Diebe wurden gehängt. Die Gemeinde Gertitz blieb in diesem Jahr mit der Fron des Holzhauens verschont und bezahlte dafür 11/4 Schock. Ein Scheffel Weizen galt nach der Ernte 20, Roggen 18, Gerste 8, Hafer 7 und 8 Groschen. Der Bürger Peter Schmidt, welcher Delitzsch verlassen und vier Jahre den Schuldienst in Gollma versehen hatte, mußte, als er zurückkam, das Bürgerrecht von neuem gewinnen und bezahlen. Der Rat gab folgenden Bürgersöhnen zu Förderung ihrer Studien besondere Unterstützungen: 1. Andreas Molitor (Sohn des Müllers) Student in Leipzig 2 Schock 6 Groschen; 2. Stephanus Kisch.. jetzt auf der Schule in Magdeburg, später Amtsschreiber in Freiberg, 1 Schock 45 Groschen; 3. Andreas Schreiber, jetzt in Eisleben, von 1576 ab Student in Leipzig, 1582 Magister, 1583 Pfarrer auf dem Berge vor Eilenburg, 1589 in Löbnitz, 1592 in Döben, wo er am 5. April 1603 starb, 1 Schock, 45 Groschen; 4. Petrus Planitz, dem Sohn des Archidiakon Planitz, welcher in Halle, Leipzig studierte, in Wittenberg das Magisterium erlangte, und 1595 als Stadtschreiber zu Saalfeld in Preußen kinderlos starb, ebenfalls 1 Schock, 45 Groschen.


1576

In der Nacht zum 1. Januar starb der Superintendent Magister Esaias Döring. Kränklich, hatte er sich während seiner kurzen Amtsführung so wenig bemerklich gemacht, daß ihn sein späterer Amtsnachfolger Dr. Löscher in seinem Verzeichnis hiesiger Superintendenten, welches er seiner Abzugspredigt beidrucken ließ, gänzlich überging. An seine Stelle brachte das Konsistorium den in Leipzig lebenden Bakkalaureus der Theologie, Mr. Johann Seliger in Vorschlag, welcher am 15. Januar mit Beifall predigte, am 17. vom Rate die Vocation, am 11. Februar die Bestätigung erhielt und am 27. August von Dr. Nicolaus Selnecker in Leipzig eingewiesen ward. Am 4. Februar des Nachts brachen drei Diebe, Elias Mebes, ein Schneider von Halle, Lorenz Bettmann, ein Zimmergeselle von Poritzsch, und Hans Freiburg aus Schlesien, nachdem sie mit einer auf dem Gerberplan entwendeten Leiter die Stadtmauer überstiegen hatten, in die Häuser des Urban Kirchhof und Hans Süssemilch, raubten Kleider, leinenes Gerät etc., wurden aber von den Wächtern ergriffen und nach gütlichen Geständnissen wiederholter Räubereien und fruchtlosen Versuchen, die Gefängnisse der Lauke, des Hallischen Turmes und Turmes am Bauhofe zu durchbrechen, am 21. März mit dem Strange hingerichtet. Ihre Bekleidung bei der Hinrichtung war ein Leibrock und Puffjacke von schwarzer und Streiflinge (Beinkleider) von weißer Leinwand. Die Diakonen, welche sie einige Tage vorher besuchten und nach dem Richtplatze begleiteten, erhielten beide einen Taler, was bisher nicht gewöhnlich war. Auf Anregung der Stadt untersuchte der Amtssehösser Gregor Fiedler als Kommissar mit drei geschworenen Müllern von Leipzig und Bleesern den Loberbach und ward festgesetzt, daß er bis Johannis dieses Jahres vom Ursprunge bis Lemsel zwei Ellen breit und eine Elle tief, von da an aber drei Ellen breit von denen, deren Eigentum er berührt, gegraben und so fort erhalten werden müsse. Die Reinigung der Beiquellen und Beiflüsse um Podelwitz überließ man denen, die sie nutzen wollten und sprach die Angrenzenden davon gänzlich frei. Am 30. April fand der in Döbernitz gestorbene Rittmeister Friedemann von Selmnitz in der Kreuzkapelle hiesiger Stadtkirche sein Grab. Er war am 7. April 1532 auf dem Gute Westgreußen geboren, welches der Vater Hans von Selmenitz, ein der lateinischen Sprache und Rechtswissenschaft ziemlich kundiger Mann, nachdem er das Stammgut Vitzenburg an Joachim von Lichtenhain abtreten müssen, für 1000 Gulden angekauft und durch glücklichen Waidbau merklich gebessert hatte. Den ersten Unterricht gab ihm die Mutter, Catharina geborene Näsin, Tochter einer von Brühl, in Gemeinschaft mit dem Lehrer des Ortes, den späteren von 1544 an die Schule in Nordhausen, welche er jedoch, als er sich waffenfähig fühlte, verließ und nicht nach dem Sinne des Vaters der Rechtswissenschaft, sondern nach eigener Wahl dem ritterlichen Leben den Vorzug gab. Er diente vor Metz unter dem Grafen Günther von Schwarzburg, in den Niederlanden gegen Frankreich und Spanien mit Auszeichnung und nahm später gleich rühmlich an dem Türkenkriege in Ungarn teil. Nach dem Frieden vermählte er sich mit Magdalena Catharina, einer Tochter Ernst von Schönfelds auf Löbnitz, des Freundes Luthers, und trat nach einem kurzen Aufenthalt am Hofe zu Halle als Rittmeister in den Dienst des Kurfürsten August, bei dem er in großer Achtung stand. Seinen Sitz hatte er in Vehra, wo er am Blasenstein erkrankte und auf einer Reise nach ärztlicher Hilfe auf dem Gute seines Freundes Heinrich von Pak in Döbernitz am 28. April dieses Jahres, im 44. Lebensjahr nach schmerzlichem, aber kurzen Krankenlager entschlief. Die Kirche erhielt für die Grabstätte 20 Gulden. Sein Grab bedeckt ein liegender Stein, auf welchem zwar sein Bild in voller Rüstung leidlich erhalten, die Umschrift aber verschwunden ist. Das schönere Denkmal an der Sakristei, welches die Witwe von dem berühmten Christoph Walther in Dresden aus Pirnaischem Sandstein fertigen ließ, kam erst im Jahre 1584 zur Aufstellung und ein hier lebender niederländischer Maler, Hans Busmann, der wegen Religionsbedrückung seinen Geburtsort Mecheln verlassen hatte, gab ihm Vergoldung und Farbenschmuck. Er hinterließ die Witwe mit drei Söhnen im Kindesalter, die mit den Eltern in betender Stellung auf dem Denkmal abgebildet sind. Die Kirche gab am 18. Mai der Stadt Grimma ein Darlehen von 1500 Gulden mit Fürstengunst, welches erst nach zwei Jahrhunderten zurückgezahlt worden ist. Veit Letzner von Walsdorf bei Bautzen, welcher sich stumm stellte und dabei stahl, ward am 26. Juli zur Staupe geschlagen. Der langwierige Prozeß mit Heinrich von Pak wegen der Elberitzer Mark endete zwar zum Vorteile der Stadt, der Verurteilte stellte aber, vorgebend, der Rat habe 1569 einige Holzstämme unter seinen Gerichten hauen, wo sein Vieh gestanden, Anger und Flur in Elberitz, mit mehreren Stücken Vieh als rechtlich, behüten, auch sein Hofvieh in Laue von Gerlitzer Mark abtreiben und pfänden lassen, Rekonvention. Die Bitte der Geistlichen und Schullehrer um Gehaltserhöhung wegen der mit jedem Jahre im Preise steigenden Lebensmittel hatte bei den Visitatoren 1574 billiges Gehör gefunden und brachte man zu diesem Zwecke die Vererbung der kirchlichen Laßgüter in Vorschlag. Das Kon sistorium zog am 13. Juli diese Angelegenheit in Vorbescheid. Man überließ dem Rate die sechs Hufen, die er seit 1559 als Laßgut der Kirche besessen hatte, erblich und bestimmte die Zinsen des Kaufgeldes zu der gewünschten Gehaltserhöhung, die nach aller Ansicht unabweislich war. Die Kaufsumme betrug 1800 Gulden, dazu kamen 250 Gulden für Ablösung der auf den erkauften Hufen haftenden Zinsen und Lehngelder. Der Rat zahlte aber nur 250 Gulden, weil ihm das frühere Kaufgeld der 800 Gulden (s. 1559) zugute ging. Am 1. September traf der Blitz den breiten Turm, ward aber durch den Klingeldraht, den er zerstörte, glücklich abgeleitet. Auf dem Landtage in Torgau vom 2.-6. September waren der Bürgermeister Thomas Schmidt, George Tham und der Stadtschreiber. Der Kurfürst, persönlich zugegen, verlangte eine Türkensteuer und brachte eine Münzveränderung in Vortrag. Die Stände willigten die Tranksteuer auf sechs, die Landsteuer auf drei Jahre, vom Schocke jährlich 4 Pfennige. Bei Gelegenheit der Visitation 1574 war auch die Notwendigkeit der Erweiterung des zum Gebrauch der Leichenpredigten und Reden in der Frauenkirche bestimmten Raumes zur Sprache gekommen. Der Rat ließ daher die bisher Chor und Schiff trennende Scheidewand wegnehmen, in der Mitte des Schiffes durch den Maurer Lorenz Gemeiner eine neue aufführen, das dadurch gewonnene Stück mit dem Chore zugleich tünchen, mit einer Türe versehen und die kleinen, unscheinbaren Fenster vergrößern und ausschweifen. Das Steinpflaster der Hintergasse ward mit gewöhnlicher Beihilfe der Hausbesitzer umgelegt. Am 14. November, früh zwischen drei bis vier Uhr, brannten in Gertitz die Güter des Seb. Schröter, Andr. Laue und Casp. Brand nieder. Die Veranlassung des Feuers war nicht zu ermitteln und erhielten die Verunglückten außer der Kollekte 7 1/2 Taler aus der Kämmereikasse Unterstützung. Von der Witwe des Bürgers Ambrosius Sachse, Anna, welche am 4. Dezember .starb, kam an den Gotteskasten ein Vermächtnis von 50 Gulden, dessen Zinsen an arme Schüler, so in der Kurrende laufen, Ostern und Michaelis verteilt werden sollten. Die ansteckende Krankheit des vorigen Jahres, in den umliegenden Städten verbreitet und gefährlich, war hier auf wenige Häuser der Vorstadt beschränkt und mild. Doch behielt man aus Vorsicht die Torwachen und sagte den Herbstmarkt ab. Burkard Focke in Gertitz, der wider die Dorfordnung mehr als 12 Paar Tauben hielt, gab 21 Groschen Strafe. Dem kurfürstlichen Musikus Georg Förster, welcher dem Rate eine Messe von 5 Stimmen zuschickte, verehrte man 3 1/2 Taler und 6 Taler dem Rektor Vincentius Sturm in Bitterfeld, der dem Rate das von ihm vermehrte Promtuarium exemplorum des Pfarrers Andreas Hohndorf in Droyssig (mit schönen Figuren gezieret) zuschrieb. Auf kurfürstliche Verordnung brachte man für die gebirgische Stadt Altenberg, wo am 14. August durch Unvorsichtigkeit des Gesindes nachmittags 1 Uhr ein Feuer ausbrach, welches binnen zwei Stunden die Kirche, das Rathaus, sämtliche geistliche Gebäude und 112 Wohnhäuser gänzlich zerstörte, auch für Leinbach bei Rudolstadt, wo durch Verschuldung zweier unmündiger bösartiger Buben in einer Stunde alles bis auf vier kleine Häuser niederbrannte, auf Zuschrift des Grafen von Schwarzburg mehrere Schocke in Kollekten aus. Die Dörfer Nösselwitz, Pohritzsch, Serbitz und Zaasch gaben jährlich 13 Scheffel Zollgetreide an die Stadt. Ein Scheffel Weizen galt 16 Groschen, der Scheffel Roggen ebensoviel, Gerste 6, Hafer 8 Groschen. Die Ernte dieses Jahres war aber so reichlich, daß der Preisum Weihnachten schon fast zur Hälfte gesunken war.


1577

Der Rat in Brehna nahm den Benachbarten um Brehna auf offener Straße hiesiges Bier weg, welches auf Beschwerde schriftlich vermittelt ward. Colenz, ein Tischler und Hausgenosse auf dem Damme und seine Ehefrau verleiteten die Tochter des Pfarrers Johann Teichmann zu Hohenteiche Margarete zur Unzucht mit Zacharias Scheiding von Storckwitz, lockten das Mädchen auf dessen Anstellung unter dem Vorwande, daß sie einen angenehmen Dienst für sie wüßten, auf ihre Stube, tranken ihm zu und überließen sie des Verführers Zudringlichkeit. Beide wurden nach Staupenschlag des Landes ewig verwiesen, das Mädchen traf eine zeitige Gefängnisstrafe, der eximierte Verführer kam wahrscheinlich ungestraft davon. Unter der Frühpredigt am Sonntag, dem 21. April, veruneinigten sich zwei angebliche Söldner, Joachim Müller von Jeßnitz und Georg von Bressel in Veit Friesens Hause, wo sie des Nachts geherbergt hatten und ward Müller, der, etwas angetrunken, sich schlechterdings nicht begütigen ließ, sondern den Georg zum Schlagen mit der Wehr nötigte, von diesem, der seine Wehr zerschlagen und nicht mehr weichen konnte, mit einem Federspieße, den er seinem Weibe aus der Hand riß, durch einen Stich nahe der Herzgrube auf der Stelle getötet. Der Täter entkam durch die Flucht. Am 11. Mai übernachtete hier der Kurfürst auf dem Schlosse, dem der Rat mit Würzburger Wein im Werte von 22 Talern seine Verehrung bewies. Der Landsknecht mit den Bürgern der Stadt nahm am 1. Juni in Kletzen das eingelegte Eilenburger Bier weg. In Wolf Müllers Miethause auf dem Damme brach am 4. Juni in der Mittagsstunde Feuer aus, welches aber schnell gelöscht ward. Sämtliche Geistliche und Schullehrer der Diözese stellten sich auf Befehl am 22. Juli in Leipzig, wurden von den Doktoren Jakob Andreä und Nikolaus Selnecker mit der Konkordienformel bekannt gemacht und zur Unterzeichnung aufgefordert, die sie auch leisteten. Sie blieben drei Tage und die Kirche gab den Hiesigen 4 Schocke, 14 Gr. 1 Pfg. Auslösung. Die diesjährige Räumung des Stadtgrabens, welcher 2008 Ruten 3 Eilen hielt, verdingte man für 585 Taler, die Rute zu 7 Groschen. Weil man aber den Schlamm wider Erwarten 2 bis 3 Ellen tief fand, mußten 144 Taler 4 Gr. 8 Pfg. nachgezahlt werden. Das Schlammgerät hielt der Gräber. Überdies gab man ihm noch 10 Taler zur Winterzehrung und seinen Leuten 1 Faß Delitzscher Bier. Zu gleicher Zeit hob man auch den Graben an der Wiese der Elenden (Stadtschreiberwieschen) vor dem Hallischen Tore, 14 Ruten lang und bezahlte 7 Gr. Lohn. Oswald Großen, der wider des Rates Verbot die Wochenmärkte in Zörbig bezog, wo es des Sterbens wegen gefährlich war, bestrafte man mit 12 Groschen und sagte aus demselben Grunde nicht nur dieser Stadt, sondern auch Torgau den hiesigen Herbstmarkt auf. Von Christof Berger am Sauhofe, Num. 55 der Holzgasse, kaufte die Stadt einen Raum hinter dessen Hofe zu Anlegung einer Kalkhütte für 7 Schock. Dagegen überließ man ein Stück des alten Mühlplatzes an der Pforte (das Spitzlein der alten Mühle) für 1 1/2 Schock an den Besitzer des ersten Hauses im 4. Viertel (Num. 202) Gregor Döring, der sein Haus damit vergrößerte und die gerade Richtung der Gasse zur Pforte unterbrach. Auch verkaufte der Rat die im vorigen Jahre von der Kirche erblich erlangten Felder auf Gerlitzer Mark und belegte sie mit Erbzins, Lehngeld und Dienst. Der Hutmacher Urban Schmidt, welcher mit Clara, Jakob Marskarts Tochter, Ehebruch begangen, flüchtete, kam aber zurück, erhing sich an einem Apfelbaum des Beckerschen Garten im Rosental und ward von dem Abdecker im Felde vergraben; tages darauf aber, am 13. August Georg Schindler durch das Amt mit dem Schwerte hingerichtet und dessen Hure mit Staupenschlag ewig verwiesen. Am 10. November abends erschien gegen Mitternacht ein Komet, welcher bis 12. Januar des künftigen Jahres sichtbar war. Der Schlag des inneren breiten Tores, an welchem der Strick riß, schlug die Tochter des Tischlers Bergmann nieder, die vom Chirurg Heinrich Schmidt für tot angenommen, aber glücklich hergestellt ward. Das Arztlohn, welcher der Rat bezahlte, betrug 1 Taler. Das Pfarrholz im Rosentale, welches die Amtsvorgänger übermäßig angegriffen und entblößt hatten, gab das Bedürfnis nicht mehr und entschädigte man, bis zu dessen Erholung, den Superintendenten Seliger mit einer jährlichen Zulage von 5 Schocken 15 Groschen aus dem Kirchenvermögen. Das Rittergut Löbnitz schuldete der Kirche ein altes Kapital von 100 Gulden mit 50jährigen Zinsrückständen. Dieses Kapital ward endlich nach langen vergeblichen Erinnerungen und Klagen, denen man die Verjährung entgegensetzte, durch Vermittlung des Konsistoriums von Georg von Schönfeld, dessen Brüdern und Mitbelehnten mit 125 Gulden, der Goldgulden zu 261/4 Groschen gerechnet, abgezahlt, die Zinsen aber mußte man fallenlassen. Zu Sammlung des Almosens in der Leichhalle der Kirche bei Wirtschaften (Hochzeiten, Trauungen) bediente man sich bisher eines Beckens. Weil man aber mit diesem allerlei Unrat, Faxerei und Leichtfertigkeit trieb, schaffte die Kirche zu diesem Zwecke ein schwarzes Kästchen mit eisernem Beschlag an. Die Krankheit der vorigen Jahre, im Herbst wieder bemerkbar, ergriff nur wenig Häuser und war für die Erkrankten in der Regel ohne Gefahr. Der Scheffel Weizen galt 10, Roggen 7, Gerste 4 Groschen und Hafer ebensoviel.


1578

Der Weg nach Schlaiz (Schladitz) ward mit dem Rutenrade gemessen und die Entfernung bis zu dortiger Schenke betrug 3/4 Meile. Heinrich Pak auf Döbernitz bot dem Rate durch die Miltitzer auf Schenkenberg und Otto Spiegel auf Neuhaus seine Rittergüter Beerendorf und Laue zum Verkaufe an. Man besichtigte sie mit Zuziehung tüchtiger Ökonomen, verhandelte auch darum in Leipzig, wo man sich mit Rechtsgelehrten beriet und war zum Abschlusse fertig. Es zerschlug sich aber der Handel wider beider Teile Absicht, doch zum Verdrusse des Rates, dem es hauptsächlich um die Spröde und Hutung zu tun war und gerade jetzt an Gelde nicht mangelte. Mehrere Ratsmitglieder reisten auf Befehl des Kurfürsten nach Dresden, wo sie vom 19. bis 24. Februar blieben und mit den übrigen Ständen eine neue Tranksteuer, das Ungeld bis 1582 willigten, welches von der Kanne Wein 2 Pfennige, von der Kanne Bier einen Pfennig betrug und neben der großen Tranksteuer gegeben werden mußte. Ihre sechstägige Abwesenheit verursachte außer den Fuhren 29 Taler Aufwand. Am 5. März ward Benedict Partei, ein lediger Gesell aus Hohenossig, bei dem Amte wegen Mordes in Untersuchung und Haft, mit dem Rade gerichtet. Der regierende Bürgermeister Balthasar Franz, früher Kantor und Stadtschreiber, starb am 4. April im 78. Lebensjahr. Er gehörte zu den vorzüglichen Beamten und die Stadt bewies durch ein ausgezeichnetes Begräbnis am 6. und dadurch, daß sie die Kosten des Leipziger Arztes Dr. Mos back, welcher den Kranken behandelt hatte, übernahm, ihre Dankbarkeit. Die Kirche erhielt nach seiner letztwilligen Verordnung ein Schock. Die Gemeinde Gertitz, welche in der Mark zu Schaden hütete, auch die Trift zur Ungebühr erweiterte, gab 10 Taler Strafe und ebensoviel die Witwe Hintzsche, bei der zweimal Feuer auskam; dem Blasius Escher aber, der bei seiner Hochzeit übermäßige Pracht trieb und noch einmal so viel Tischgäste hatte, als das Gesetz erlaubte, ward eine Buße von 15 Talern auferlegt. Am 27. April bemerkte man wiederholte starke Erderschütterungen. Der Bau des neuen Hirtenhauses kostete 39 Schock. Gegen Hans von Scheiding auf Wölkau, der schon im vorigen Jahre dem Gesinde erlaubt hatte, auf der Wiese der Naundorfer Mühle zu bleichen und eine Hütte anzulegen, auch in diesem Jahre der Stadt in ihre Gerechtsame griff, sowie wegen des übermäßigen unbefugten Brauens auf dem Lande, beschwerte man sich unterm 15. Juli mit Erfolg bei dem Kurfürsten, zu welchem Erfolge namentlich die lästige Steuer des Ungeldes günstig war. Das junge Eheweib des Zieglers Culmann, Gertrud, des Ehebruchs verdächtig, entfernte sich von Zeit zu Zeit. Ehemann und Mutter, die man wegen ihrer öfteren Abwesenhei befragte, zeugten gegen sie, sie ward daher, als sie am 20. September sich wieder sehen ließ, vorgeladen und da sie das Verbrechen gestand, gefänglich angenommen. Das eingeholte Urteil brachte ihr das Schwert, es sollte am B. Januar künftigen Jahres vollstreckt werden, das Grab für sie war fertig, als sie im Halsgericht noch andere Teilnehmer an dem Verbrechen angab, der Prozeß sich erweiterte und das Urteil erst am 20. Juli 1580 zur Vollziehung kam. Auffallend erscheint dabei, daß die Mitverbrecher, welche leugneten, infolge des Urteils, unter anderem eines von dem Schöppen des Gerichts auf dem Berge vor dem Rolande zu Halle durchkamen und des Ehemannes Eintreten, welcher der Schuldigen verzieh, erfolglos blieb. Am 17. November entstand hier ein Feuer in dem zu Num. 137 gehörigen Miethause des Organisten Tornau in der Schloßgasse, welches, durch augenblickliche Hilfe gedämpft, ohne Schaden blieb. Der Eigentümer gab, da er kurz vorher erst zum Besitz gekommen und die Gefährlichkeit der Feuerstätte nicht kannte, nur 1 Schock 6 Gr. 3 Pfg., die Hälfte der Strafe. Am 28. November ward ein junger Mensch, Thomas Leibnitz, aus der Gegend bei Grimma wegen Dieberei mit dem Strange hingerichtet. Die Krankheit der vorigen Jahre beschränkte sich auf ein einziges Haus und verlor sich ganz. Andreas Molitor [Müller], s. 1575, ließ sich mit einer Predigt hören, daraus man seinen großen Fleiß erkannte und verehrte ihm der Rat 3 Taler. So viel gab man auch dem Sohne des gewesenen Pfarrers zu Selben, Laurentius Müller, Bernard Müller, der in Delitzsch erzogen, sich Delicianus nannte und dem Rate ein Carmen de natali Christi dedizierte. Das Stipendium der Commende Trinitatis aber, 8 Schock, 45 Gr. an Betrag, hatte Valentin Hegner, der Sohn eines hiesigen Hufschmiedes, gleichen Namens, geboren am 9. März 1555, welcher seit vorigem Jahre in Leipzig Theologie studierte, später hier Kantor und Ratsherr war. Der Scheffel Weizen galt 10, Roggen 6, Gerste 4 1/2, Hafer 5 Groschen. Der Rat verpachtete die Naundorfer Mühle mit vier wüsten Gärten, gehörigen Kabeln, Wiesewachs niederwärts der Mühle, einer Hufe und einer Breite Feld an Georg Leubel auf drei Jahre. Das jährliche Pachtgeld betrug 25 Schocke 36 Gr., als: 40 Gulden Geld, 50 Scheffel Weizen zu 10 Gr. und 28 Scheffel Korn zu 7 Gr. über die 72 Scheffel Korn jährlicher Abgabe an das kurfürstliche Amt. Die Mühle hatte drei Gänge und lieferte der Rat zwar zum Gerinnicht und allen anderen Grund- und Wassergebäuden das Bauholz, Räder, Wellen, Schaufeln, den Bau selbst aber mußte der Pächter auf eigene Kosten besorgen, auch die Schmiedearbeit allein übernehmen sowie den Ankauf der Steine, deren Anfuhr man jedoch vergütete. Auch überließ man ihm die Weiden am Damme zur Benutzung und Erhaltung der Zäune.


1579

Am 6. Februar entzündete sich in der Wohnstube des Jacob Knobloch Gerät am Ofen. Die Familie war abwesend, die Nachbarn erbrachen aber die Tür und dämpften die Flamme, ehe sie um sich griff. Auch am 18. Oktober nachts um ein Uhr brach in dem Miethause Schöpfers auf dem Damme durch Unvorsichtigkeit der Hausleute Feuer aus, welches durch die schnelle Hilfe der Nachbarn außer den unvermeidlichen Zerstörungen im Hause weiter keinen Schaden tat. Der Rat gab den neuen Schützen zu ihren Übungen Vorteile, Gewinne, für dieses Mal ohne Versprechen für die Zukunft. Am 5. Mai kam Johann Trautmanns Eheweib mit Drillingen nieder, die tags darauf früh 4 Uhr, Adam, Eva, Ursula getauft wurden, am 11. aber verstarben. Der etwas trunkene Töpfer Andreas Rulz aus der Grünstraße erregte am 30. Juni in der Vorstadt durch eine Balgerei mit dem Bauer Matthäus Jommer ans Benndorf, wobei er das Messer zog, einen Auflauf, flüchtete, als der Fron Caspar Herold mit der Wache kam, nach dem Galgtore und ging, als er dieses geschlossen fand, in der Trunkenheit nicht übersteigen konnte, mit dem Messer auf die Wache los und veranlaßte den Fron, daß er übereilterweise die Wehr zog und den Andringenden mit zwei Stichen in den Leib auf der Stelle tötete. Der Fron entschuldigte sich zwar mit der Notwehr, ward aber durch ein zweites Schöppenurteil nach Läuterung des ersten auf drei Jahre des Landes verwiesen und zu 59 Gulden Kosten verurteilt. Man verwandelte die Verweisung in Gefängnis und erleichterte ihm auch dieses wegen seiner Schwermut. Der Teich der alten Mühle, auch alte Tränke, alte Wäsche genannt an der Pforte, ein übelriechender Sumpf, ward durch Ausfüllung und Belegung mit Steinplaster der dahinführenden Mühlgasse durch den Steinsetzer Donat Müller aus Eilenburg verhältnismäßig gehoben. Der Rat bezahlte ihm 63 Ruten, die Rute mit 7 Groschen, das übrige die anwohnenden Hausbesitzer. Die Kommissarien versuchten es, den Rät mit Alexander von Miltitz aufSchenkenberg wegen Beleihung der Naundorfer Mühle, der streitigen Grenze des Kosebruchs und der Loberfischerei bei Benndorf zu vergleichen. Es gelang aber nicht und der Prozeß hatte seinen Fortgang. Auch mit dem Besitzer der Benndorfer Mühle geriet man wegen der Fischerei im Mühlteiche; die er sich erlaubte und mit dem Eigentum der Mühle erlangt zu haben glaubte, in Streit. Für die Frauenkirche fertigte der Tischler Michael Schulze auf des Rates Kosten einen neuen Predigtstuhl auf einem gemauerten Pfeiler an der Mitternachtsseite des großen Gewölbebogens, welcher dabei des beschränkten Raumes wegen etwas verbrochen ward. Auch brachte man neue Stühle und ein Pult dahin, mit welchen denn die Einrichtung der kirchlichen Abteilung des Gebäudes endete. Der Rat behandelte zwar die Beerendorfische Spröde, aber auch dieser dem Abschluß nahe Händel ging durch Einmischung unbehilflicher Berater zurück. Durch häufige Regenfälle und Kälte mißriet die Ernte und die vorjährigen auch, Anfang dieses Jahres sich billig haltenden Getreidepreise erreichten schon im August eine. unbillige Höhe. Vom 12. bis 17. September waren zwei Ratsherren mit dem Stadtschreiber in Dresden, wo man einer Getreidesteuer, vom Scheffel 6 Pfennige, welche der Käufer zahlte, willigte, und das Scheffelgeld auch Aufgeld vom Getreide nannte. Am 26. Dezember starb Johann Luppe, Ratsherr seit 1574. Man gab dem Andreas Schreiber (s. 1575) zu Erlangung des Baccalaureats in Leipzig wegen seiner Frömmigkeit und ausgezeichneten Fleißes eine Unterstützung von 3 1/2 Schock. Sämtliche Bottiche der Brauhäuser wurden mit dem Eintritte des Herbstes wegen Gleichheit des Gusses abgemessen und geeicht.


1580

Die antretenden Herren des Rates faßten bei Ablegung des Eides ein Kruzifix, auch war dabei ein Tuch von grünem Kartek [ein feines wollenes Gewebe] mit. seidenen Troddeln und Futter von rotem Schetter [ein leinenes geglättetes Gewebe] im Gebrauch. Das Schützenhaus am Hospital ward umgebaut und schenkte der Rat der Gesellschaft 6000 Steine, auch gab er den jüngeren Schützen 2 ½ Täler zu Vorteilen bei ihren Übungen. Der Plattner Heinrich Klinge zu Braunschweig lieferte zur Leipziger Ostermesse 30 vollständige Harnische an den Rat. An die Stelle des Hausmannes Albrecht von Eilenburg, den man wegen seines Unfleißes absetzte, trat Herman Bertold von Halberstadt. Er war der erste, welchen man zur Kirchenmusik [auf die hohen Feste und sonst der Kantorei zur Zier neben dem Gesellen mit Blasen und Pfeifen in dem Figuralgesange sich brauchen zu lassen] verpflichtete. Man gab ihm für das Blasen vom Turme, Wachen und Seigerziehen von früh 3 bis abends 9 Uhr anfänglich 16, in der zweiten Hälfte des Jahres 18 Groschen wöchentlich, hielt aber für das Seigerziehen von abends 9 bis früh 3 Uhr einen besonderen Wächter um 3. Schock diesjährigen Lohn. Der hohe Preis der Gerste nötigte die Braugesellschaft, die Kanne Bier um einen Pfennig teurer zu geben, weshalb man bei den kurfürstlichen Kammerräten in Leipzig anfragte. Am 14. Juli starb im 93. Lebensjahr und 56. Amtsjahre der Bürgermeister Petrus Walter, ein Vogtländer, der in Leipzig studiert und das Bacca- laureat erlangt hatte, im Jahre 1524, die hiesige Rektorstelle annahm, aber wegen seiner wissenschaftlichen Bildung, Rechtlichkeit und Gewandtheit In schriftlichen Aufsätzen schon nach zwei Jahren in den Rat gewählt ward. Nicht weit vom Dorfe Gertitz fand man am 26. August den dasigen Gutsbesitzer Thomas Mebes mit wunderlichem Zeuge, als wenn er Feuer anzulegen willens gewesen und die Totengräber begruben ihn tages darauf an einer Wegscheide. Am 1. Oktober tötete Hans von Scheiding auf Wölkau Hans Dietzen von Benndorf beim Lerchenstreichen auf seines Vaters Acker in Benndorfer Mark. Der vom Rat eingeleitete peinliche Prozeß wurde aber auf Befehl des Kurfürsten, bei dem sich mehrere Kur-. und fürstliche Personen mit Erfolg verwendet hatten, gegen Zahlung von 150 Talern Kosten, die dem Rate erwachsen waren, eingestellt.. Der Bürger Jakob Süßmilch, welcher am 28. Oktober starb, beschied der Kirche letztwillig 100 Gulden, von deren Zinsen jährlich ein Tuch gekauft und an hausarme Leute verteilt werden sollte. Auf einer zwischen Rat und Amt streitigen Stelle der Gertitzer Mark fand man am 30. Dezember den 10jährigen Knaben das Matthäus Jungermann aus der Grünstraße tot, wahrscheinlich erfroren. Beide Gerichtsbehörden ließen ihn, im harten Winter, bei ungestümem Winde und Schnee die Nacht über liegen und bewachen. Joachim Hartmann von hier wünschte dem neuen Rate in einem gedruckten lateinischen Gedicht Glück und empfing 3, Daniel Scheuchler, auch ein Stadtkind, welcher für die Kantorei einen Gesang auf 5 Stimmen componierte 2, und dem Magister Johann Rivius, Professor in Leipzig für die Zueignung seines Opus locorum communium philosophicorum 6 Taler Verehrung. Ein Scheffel Weizen galt um Jacobi 1 Taler, Roggen 22 Groschen, Gerste 12, Hafer 9 Groschen.


1581

Bisher besorgte der Küster Nikolaus Roitzsch mit ungemeinem Fleiß den Elementarunterricht. Da er aber in hohem Alter stand, so beschloß man, ihm einen besoldeten zugleich auch musikalischen fünften Lehrer an die Seite zu stellen und wählte den hierzu vorzüglich geschickten Daniel Schuchler, der denn auch am 31. März von Leipzig, wo er studierte, anzog. Er war der Sohn des hiesigen Bürgers Erhard Scheuchler, geboren am 7. September 1555, ward 1584 vierter Lehrer, 1591 Mitglied des Rates und bald darauf Pfarrer zu Sandhausen in der Pfalz. Der Rektor Rhodius weigerte sich, die kurfürstliche neue Schulordnung unbedingt anzuwenden und es hielt deshalb der Superintendent, der Bürgermeister und Stadtschreiber mit Dr. Nikolaus Selnecker in Leipzig Rücksprache. Am 7. August nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr brach in Arnstadt bei dem Bürgermeister Hans Behrmanh, sonst Nebel genannt, der unvorsichtigerweise bei großer Trockenheit und Wind eine zwischen zwei Häusern liegende hölzerne Rinne mit Pech ausgießen ließ, Feuer aus. Da die Einwohner größtenteils auf dem Felde beschäftigt waren, griff es schnell um sich und legte in kurzer Zeit 366 Häuser mit allen Hintergebäuden, 64 Scheunen mit allen Vorräten, das gräfliche Vorwerk, das Rathaus, die Kirche mit steinernem Turm und Glocken, die Schule usw. in Asche. Mauern, Gewölbe und Keiler schützten nicht gegen die fürchterliche Glut. Viele, Einheimische und Fremde, verloren ihr Leben. Für diese Stadt und Gandersleben im Braunschweigischen, wo durch Feueranlegung über 100 Bürgerhäuser, Rathaus, Kaufhaus, die Marktkirche, der Stadtturm und Mauern zerstört wurden und viele Menschen ihren Tod fanden, brachte man auf kurfürstliche Verordnung starke Kollekten auf. Mehrere Besitzer der zum Gall Hartmannischen Schöppengute in Zschortau gehörigen Höfe auf Schweißermark glaubten sich unbeschränkte Eigentümer derselben und wollten sich Junker als Lehnsherren derselben suchen. Sie wurden aber durch den Rat und Amtsschösser, die deshalb eine Untersuchung an Ort und Stelle hatten, daß diese Höfe zu dem - Srhöppengute gehörten, sie dieselben nur als Laßgüter hätten, bedeutet, und dieser vermittelte Umstand in dem Amtsbuche vermerkt. Zu gleicher Zeit setzte man die Trift der Gertitzer aus ihrem Dorfe nach Weißig und anderen Marken fest und schrieb den Vertrag in das Amtsbuch. Das Torhaus am breiten Tore, die Brücken am breiten und Hallischen Tore, am Hospital wurden mit bedeutenden Kosten erneuert, 180 Ruten Graben an den Lehden vor der Spröde und 442 Ruten an der Straße nach Gertitz und Pfeffermühle gehoben, überdies aber auf die Baumanlage des Zwingers Ansehnliches verwendet. Wilhelm Gebler hatte am 2. November, als er von einer Hochzeit nach Hause kam, die Laterne in seiner Stube unverlöscht stehen lassen, die sich nachts gegen 3 Uhr entzündete und die Gerätschaften in der Nähe ergriff. Er wäre schlaftrunken mit seinem Weibe verunglückt, wenn nicht die Nachbarn die Tür erbrochen und die dem Bette schon nahen Flammen gedämpft hätten. Am 28. Dezember gab Hans Große in der Vorstadt den jungen Gesellen ein Viertel Bier, wobei ein Töpfergeselle Zschoch den Wagnergesellen Adam Böttcher mit einem Dolche in den Rücken gefährlich verwundete. Der Torwärter Georg Nagel, welcher dem Täter zur Flucht das Tor für ein geringes Trinkgeld öffnete, ward abgesetzt. Man bestrafte den Große, weil er durch sein unbefugtes Biereinlegen zu dieser Tat Anlaß gegeben mit einem Schock, den Christoph Oehmichen aber, welcher sein Gebäude anders anlegte, als es der Rat erlaubt hatte, mit 48 Groschen. Paul Seidel [Sohn des hiesigen Baders Seidel), welcher dem Rat seine Historia vitae D. Martini Lutheri verehrte, erhielt einen Täler Gegengeschenk, Andreas Schreiber aber wegen seiner Geschicklichkeit, Frömmigkeit und besonderen Fleißes zu Erlangung der Magisterwürde in Leipzig 7 Täler. Zur Bezeichnung der Gefäße des Lagerbieres ließ man zwei besondere Eisen mit dem Löwen fertigen. Der Scheffel Weizen galt im Juni 18, Roggen 15, Gerste 8, Hafer 5 Groschen. Der Prozeß mit dem Rittergute Schenkenberg wegen des Teiches im Kosebruch und der Loberfischerei bei Benndorf ward am 11. Dezember vor dem Oberhofgericht mit Bestimmung der Grenzen verglichen und der Vergleich in das Rezeßbuch dieses Gerichts eingetragen.


1582

Am 25., 28., 29. und 30. Januar maßen der Landrichter und die Amtsland Schöppen unter Aufsicht des Amtsschössers Gregor Fiedler und des Bauherren Adam Fiedler die Wege nach Kletzen, Freiroda, Gerbisdorf, Glesien, Hohenossig, Klepzig, Lehelitz, Rabutz, Reinsdorf, Reußen, Radefeld, Schladitz, Sietzsch, Werlitzsch und Wiesenena rutenweise. Man fand diese Dörfer, Rabutz und Klepzig ausgenommen, sämtlich in der Meile und der Amtmann erklärte den Bewohnern, daß er kurfürstlichem Auftrage nach das Privilegium der Biermeile hiesiger Stadt gegen sie schützen werde. Das Ergebnis der Messung ward in das Amtsbuch geschrieben. . Benedikt Spange, welcher 1580 seine Familie verlassen und wider des Landesherren Verbot fremde Kriegsdienste genommen hatte, mußte einige Zeit im Hallischen Turm sitzen und das verwirkte Bürgerrecht von neuem suchen. Mit Gefängnis im Turm und einem Schock an Gelde bestrafte man auch den Fleischer Urban Schmidt, welcher einem Bauer das Pfund Fleisch um 2 Pfennige teurer als geschätzt verkauft hätte und dessen überführt ward. Der Rat fuhr am 18. Mai nach Benndorf und ließ daselbst, sein erlangtes Recht geltend zu machen, im Lober unter seiner Aufsicht fischen. In Landsberg verunglückten durch Feuer, welches am B. Juni in des Bürgermeisters Gregor Gebhards Gehöft ausbrach, binnen 1/2 Stunde 8 Höfe. Der Rat legte hiesiger Kollekte 1 Täler 4 Gr. aus der Kasse zu. Die Ratsherren Mr. Elias Fischer und Urban Franz fuhren am 22. Juni nach Eilenburg, um mit Utz von Ende auf Püchau, Hieronymus von Canitz auf Dalwitz den Streit zwischen dem Rate zu Düben und Hansen Spiegel zu Pristäblich wegen des Bierbrauens schiedsrichterlich zu vergleichen. Zwei Lauische Bauern, die auf Gerlitz hüteten, wurden gepfändet und gestraft, auch pfändete man den Hirten von Schenkenberg, welcher dem Vergleich entgegen über die Grenze im Kosebruch hütete, eine herrschaftliche Kuh ab. Neu baute man die Brücke des Kohltores, versetzte den Viehstall der Stadtschreiberei, welcher durch Wasser der nachbarlichen Besitzung abendwärts schadete, nach der Mauer gegen Mittag, erneuerte und verschönerte die Decke der großen Ratsstube und belegte den Fußboden des Gewölbes (Archivs) mit eigens dazu geformten Ziegelplatten. Heinrich von Pak auf Döbernitz, der nach seiner Leipziger Breite eine neue Trift über den Elberitzer Anger bei des Bürgermeister Költzsch Garten und rotem Steine in die Leipziger Straße, über Rubach und Elberitz angelegt hatte, welche der Rat bestritt, brachte auf kurfürstlichen Befehl eine Kommission aus, und wiesen ihm zwar die Kommissarien Abraham Ring aus Brehna und der hiesige Schösser am 20. Juli nach genauer Erwägung der Umstände eine andere an, er nahm sie aber in Bedenken. Den Besitzern der Rittergüter Döbernitz, Neuhaus und Schenkenberg wurde unter dem 24. Juli durch die kurfürstlichen Kommissarien Georg von Schönfeld und hiesigen Schösser bedeutet, gegen der Stadt Privilegium [der Biermeile, des Bierschenkens und Abführens] nichts vorzunehmen oder ihren Untertanen Beeinträchtigungen zu verstatten, die sie rechtlich zu begründen nicht vermöchten. Der Papst Gregorius XIII., welcher den bisherigen, auf einer unrichtigen Jahreslänge basierten, der wahren Zeit um mehrere Tage voreilenden Julianischen Kalender durch Astronomen berichtigen lassen und in allen christlichen Ländern eingeführt wissen wollte, schickte ihn in dieser Absicht auch auf den diesjährigen Reichstag, wo er aber zu spät eintraf. Mehrere Stände hatten sich schon entfernt und des Kurfürsten von Sachsen Bedenken hinderte, daß er bei den übrigen zur Sprache kam. Die Bedenklichkeiten, die er äußerte, waren zwar protestantisch, aber für Ansehen und Ehre des Reiches nicht gleichgültig. Er behauptete, daß die bisherigen Kalender-Änderungen und Verbesserungen, selbst der conciliarische Kanon des Osterfestes nicht durch Päpste, sondern durch die Machthaber des Reiches bewirkt worden seien, ihre Nachfolger daher sich nichts vergeben dürften, bemerkte dabei die höchstnachteilige Verwirrung gewerblicher, rechtlicher und kirchlicher Verhältnisse als unausbleibliche Folge einer unvorbereiteten, übereilten Hingebung, erhob die Nützlichkeit einer vorläufigen Erwägung örtlicher Beziehungen und schlug zu Beratung eines nach seiner Ansicht so wichtigen Gegenstandes den nächsten völlig besetzten Reichstag vor, wohin denn auch die Sache verwiesen ward. In den Ländern päpstlichen Einflusses geschah die Annahme dieses [Gregorianischen) Kalenders, welcher das gegenwärtige Jahr um 10 Tage, vom 4. Oktober ab gerechnet, verkürzte, natürlich sogleich. Der Protestantismus aber, durch jesuitische Umtriebe und Verfolgungen erbittert, wies ihn wie jede Annäherung an Rom auf das Entschiedenste zurück, obwohl er seinen Wert wohl erkannte. Am 18. November starb der regierende Bürgermeister Johann Burgmann, Ratsherr seit 1564. Drei hiesige Bürgersöhne, Nikolaus Eckart, Peter Planitz und Ambrosius Taurerus, erlangten in Wittenberg das Magisterium und der Rat gab ihnen dazu eine Unterstützung an Geld. Von den Besitzungen bei der Naundorfer Mühle gab der Rat 4 Taler Lehngeld von den vier wüsten Gärten mit zugehörigen Kabeln Wiesewachs an das Rittergut Storkwitz und 19 Groschen, auch 24 Groschen statt 12 Hühnern jährlich als Erbzins dahin. 26 Groschen Erbzins von der Mühlhufe auf Naundorfer Mark zu Martini an Matthias Spiegels Erben auf Zschortau und 4 Groschen von der Breite zu dieser Hufe an die Kirche zu Delitzsch. Kollekten brachte man aus für Buchholz, Gorden bei Liebenwerda, Kindelbrück, Rockhausen bei Erfurt und Roßleben, die durch Feuer, Orkan und Unwetter große Verluste an Gebäuden, Vieh und Vorräten hatten. Der Scheffel Weizen galt 20, Roggen 18, Gerste 10, Hafer 8-6 Groschen. 121 Acker 50 Ruten Lehden auf Gerlitz wurden zu künftiger Hafersaat für 24 Schock 14 Gr. Lohn umgepflügt.


1583

Der Rat kaufte am 31. Januar von dem Bürger Hans Branz zum Bedarfe der Ziegelei eine halbe Hufe auf dem Sande zwischen George Kirchhofs und der Stadt Feldern für 220 Gulden. Sie hielt 11 1/2x Acker und etliche Ruten in drei Feldern, war mit 8 Groschen Erbzins belastet und unbesät. Dagegen verkaufte er von dem verbrauchten Ziegelacker 1 Acker 16 Ruten nämlich 1/2 Stück bei der Trift, 42 Ruten haltend und zwei kleine Stücken über der hintersten Windmühle von 34 Ruten, die man früher von Jost Otten und Johann Arndt getauscht, an den Bürgermeister Thomas Schmidt für 5 Schock 19 Groschen 2 Pfennige und 1 Acker 3 Ruten bei der Bergmühle gelegen an Georg Kirchhof für 4 Schock 22 Gr. 6 Pf., den Acker zu 12 Gulden gerechnet. Es kam Befehl zu fleißiger Musterung der Bürgerschaft und berichtete man am 29. April den Erfolg. Am 29. Juni starb der Superintendent Licentiat Johann Seliger und ward am 1. Juli in der Kirche beigesetzt. An seine Stelle kam auf Empfehlung des Konsistoriums der Superintendent in Borna Magister Martin Kirsten. Er wurde am 5. Februar des künftigen -Jahres von Dr. Nicolaus Selnecker mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten unter Anpreisung seiner Verdienste in das neue Amt eingewiesen. Am 7. Juli vormittags 10 Uhr brannten in Eilenburg auf dem Sande durch Verwahrlosung des Feuers beim Fischsieden 31 Wohnungen nieder und legte hiesiger Rat den an zwei Sonntagen in der Kirche und durch Umgänge in der Stadt gesammelten milden Beiträgen ein Schock aus der Kämmereikasse zu. Die kurz vorher hier am 1. Juli durch den Blitz entzündete, Scheune der verwitweten Bürgermeister Burgmann auf dem Damme, ging der Eigentümerin, die bald darauf starb, zwar verloren, die Verbreitung der Flammen aber ward glücklich abgewehrt. Der Rat baute in den Sommermonaten dieses Jahres eine neue Getreidescheune, den westlichen Erker des breiten Turmes und die große Stube des Rathauses mit ziemlichen Kostenaufwand. Der mit Schiefer gedeckte Erker erhielt zum Schmuck vier stark vergoldete kupferne Knöpfe und die Wohnung des Hausmannes (Türrner) Fensterkasten von Stein. Für die Decke der Ratsstube, welche der hiesige Tischler Thomas Bergmann mit vorzüglicher Kunst gearbeitet und mit Schnitzwerk, Rosen, Trauben und Löwenköpfen geziert hatte, zahlte man ihm 5 Taler über 65 Gulden bedungenem Lohn und sie erhielt sich mit der Jahreszahl 1583 bis in die späteren Jahre des 18. Jahrhunderts, wo sie der neueste Geschmack beseitigt hat. Franz Binder und Matthäus Schneuber schlugen sich mit geschliffener Wehr und zahlte Binder, welcher seinem Gegner mehrere Wunden beibrachte, auch die untere Röhre des linken Armes durchhieb, über die Gerichts- und Heilkosten 2 Taler 16 Gr. Strafgeld an die Stadtkasse. Durch häufige Regen und große Nässe mißriet die Ernte und der Rat mußte den Scheffel Roggen [Deputat der Fronen) mit 191/4, Wintergerste für den Samenbedarf mit 16 Groschen bezahlen. Die Stadt hatte sich zwar mit Alexander von Milütz auf Schenkenberg wegen der Grenzen im Kosebruch und der Trift dahin vor dem Oberhofgericht im vorigen Jahr vertragen, es entstanden aber, ehe man diese Grenzen durch Messung und Marksteine sicherte, neue Störungen, Übergriffe und Ansprüche, die endlich am 4. Oktober von den Kommissarien des Oberhofgerichts, Otto Spiegel zum Neuenhause, hiesigem Amtsschösser Fiedler und Hauptmann Wolf von Carlowitz mit Zuziehung des Amtsverwalters Georg Winckler von Eilenburg durch Messung beseitigt wurden. Miltitz erhielt vom Teiche am Kosebruch 5 Acker 15 Ruten und der Landrichter mit den Amtslandschöppen begrenzten am 18. Oktober diesen ihm zugemessenen Teil. Kollekten brachte man aus für Herzwalde, Schilda und Markkirchen. Sieben Stück gemeine Tuche verteilte man jetzt jährlich an arme Schüler und hausarme Leute aus den Stiftungen der Sebastian Sanderin, des Martin Koch, der Hans Krügerin, der Donat Findeisin, Heinrich Grünthalin und Lorenz Eckartin, am Werte 10 Schock 53 Groschen 6 Pfennige. Der Scheffel Weizen kostete 20, Roggen 13, Gerste 9, Hafer 8 Groschen. Die Vorsteher des Hospitals [Bürgermeister George Kirchhof und Johann Fischer] ließen von dem Tischler Thomas Bergmann, welcher sich im vorigen Jahre durch künstlerisches Schnitzwerk an der Decke der Ratsstube ausgezeichnet hatte, eine mit ähnlichen Verzierungen neue Kanzel in der Hospitalkirche fertigen, welche ohne Wandel noch besteht und die Tüchtigkeit ihres Meisters bezeugt. Die Anfangsbuchstaben des Namens der Vorsteher G. K. und J. F. mit der Jahreszahl 1584 sind auf einer kleinen mit Kruzifix versehenen Tafel im Seitenabteil angebracht.


1584

Hieronymus Casselmann aus Halle, des von Scheidingen auf Wölkau reisiger Knecht, forderte seines Herrn Schreiber und Kinderlehrer Hans Schlegeln aus Buttstädt, in des hiesigen Bürgers Jacob Knobloch Hofe auf bloße Wehr und tötete ihn durch einen unglücklichen Stich in die Brust. Die im vorigen Jahre erneuerte Ratsstube versah man noch mit einem messingenem Hängeleuchter, den man für 4 1/2 Taler in Leipzig kaufte und Gemälden auf Tafeln (die Kreuzigung, das kurfürstliche und Stadtwappen) durch 'den hiesigen Maler Hans Bußmann.. Derselbe Maler belegte das 'alte Kruzifix daselbst mit feinem Golde und färbte die Türen, die größere auf den Seiten mit Laubwerk, die kleinere des Gewölbes schlicht grün, wie sie sich unverändert erhalten hat. In der Kirche wurde das Denkmal des Rittmeister von Selmnitz neben und über der Sakristeitür aufgestellt. Peter Lichter aus Schmölln bei Altenburg, welcher am 9. Juni früh 6 Uhr in Peter Heidenreichs Hause ein schwarzledernes Wams und ein Paar Pumphosen von schwarzem Tuche stahl, ward gestäupt und des Landes verwiesen. Am 10. Juni starb der Bürgermeister Thomas Schmidt, früher Kantor und seit 1563 Ratsherr im 63. Lebensjahr am Nervenfieber. Er war, wie 1547 bemerkt ist, ein Stadtkind, Baccalaureus der Philosophie und ein nicht nur in den alten Sprachen, in der Mathematik, Dichtkunst und Musik, sondern auch in den Händeln bürgerlichen Lebens erfahrener, unermüdet tätiger und nützlicher Mann, dessen Verlust daher im allgemeinen schmerzlich empfunden ward. Die gefährliche Krankheit, an der er starb, griff schon im Februar dieses Jahres, der besten kostspieligsten Maßregeln ungeachtet, um sich und war im Mai schon allgemein verbreitet. Sie begann mit einem trockenen beschwerlichen Husten und ging schnell in Hirnentzündung über, die mit wenigen Ausnahmen tödlich war. Ganze Familien wurden ihr Raub, das Dorf Gertitz starb bis auf wenige Personen ganz aus und mehrere Bürger verließen, ohne für ihre Bürgerpflicht Vertreter zu stellen, ob dies gleich bei 10 Talern Strafe verboten war, die Stadt. Das Todesbuch dieses Jahres nennt 601 Verstorbene und unterlag dieser Krankheit auch die Witwe des Superintendenten Seliger und am 11. Dezember der Superintendent Mr. Kirsten, nachdem ihm wenige Tage vorher vier Töchter Elisabeth, Christiane, Sibylla und Marie von 15 bis 3 Jahren vorangegangen waren. Am 25. März starb der Bürgermeister George Tham. Er war hier geboren, von 1566 ab Lehrer hiesiger Schule und seit 1568 Ratsherr, verheiratet, aber ohne Kinder. Wegen seiner dem Rate, dem Gotteskasten und gemeiner Stadt lange Zeit treu geleisteten Dienste überließ man der Witwe Anna das angefallene Heergerät um einen geringen Preis. In den Sommermonaten dieses Jahres tünchte und weißte man die Stadtkirche mit dem Turme, welches wegen Beschränktheit ihres Vermögens seit der Vollendung des Baues unterblieben war. Der Rat gab hierzu 87 Taler 12 Groschen und 35 Taler dem Uhrmacher Horn aus Leipzig für Besserung der Kirchenuhr und Vergoldung der Hälfte der Mondkugel, welche durch ihn bewegt ward. Zu gleicher Zeit ward der Gottesacker an der mittätigen Seite mit einer neuen Mauer, Schwibbogen rechts und links des Eingangs und dieser mit gemaltem Tore und einer kleinen Tür versehen. Das Mauerwerk fertigte Lorenz Gemeiner und Georg Böhner, die steinernen Säulen zu den Schwibbögen lieferte für 24 Taler der Steinmetz Michael Schmidt aus Torgau. Auch die Kirche daselbst, bisher zur Hälfte noch Schütt- und Vorratshaus, richtete man nun ganz zum Gebrauche bei Leichenpredigten und Reden ein. Die Scheidewand, mitten im Schiffe der Kirche und die Treppe, welche von da nach den Getreideböden führte, ward weggenommen, die Treppe außerhalb angebracht und der hinzugekommene Raum mit zwei Fenstern, einer Tür und den nötigen Sitzen versehen. Die Leichenbegleiter traten während der Einrichtung der Kirche unter die neuen Schwibbögen. Noch baute man neben den kleinen Häusern für die Pesttotengräber und die Krankenwärter ein Lazarett für kranke Dienstboten und Leute ohne Besorgung, welche Baue ohne das Material an Steinen gegen 300 Taler kosteten. Lucas Gelicke, welcher acht Tage nach dem Tode des im vorigen Jahre gestorbenen Christoph Schöpfer mit dessen Witwe, Eva, Unzucht getrieben, sie geschwängert, 19 Wochen nachher geehelicht und bei der Hochzeit größeren Aufwand als das Gesetz erlaubt gemacht hatte, ward mit 26 Talern 6 Groschen oder 101/2 Schocken bestraft. Der Besitzer von Schenkenberg, Alexander von Miltitz, überschritt von neuem die im Kosebruch durch die Kommissarien abgemessenen Grenzen und es entstand abermals Prozeß vor dem Oberhofgericht. Das Rubacher Gericht ward erneut und der Hallische Steinweg an dem Garten des gewesenen Bürgermeisters Burkmann und an anderen Stellen von da nach der Stadt zu gebessert. Der Rat kaufte von Matthäus Brand in Gertitz eine Hufe Feld mit sechs Wiesen auf Gerlitzer Mark für 400 Gulden und überließ davon eine Wiese dem Thomas Hildebrand für 261/4 Taler mit 10 Groschen Zins und soviel Lehngeld. Auch ließ er dem Simon Parreidt einen Raum zwischen seiner und Thomas Hildebrands Scheune und belegte ihn mit 3 1/2 Gr. jährlichen Zins. Die Kirche aber vererbte zwei halbe Hufen auf Weißig, Laßgut, eine an den Gutsbesitzer Valentin Krabbes in Gertitz für 35 Schote, die zweite an Michael Brand daselbst für 521/2 Schock oder 150 Gulden. Am 3. Juli starb Jacob Saruschki, Ratsherr seit 1567. Er und seine am 26. Juli .1574 gestorbene Gattin. Walpurgis hatten schon 1555 in einer letztwilligen gegenseitigen Verfügung 100 Gulden dem Gotteskasten zu Bekleidung hausarmer Leute und Schüler und 100 Gulden dem Hospitale zu Unterstützung der Hospitaliten gesichert. Am Tage der Gedächtnisfeier der am l. Oktober am Nervenfieber gestorbenen Kurfürstin Anna, den 12. Oktober, nachmittags, wo alles in Trauer erschien, verteilte der Rat den Ratsherren, Viertelsherren, Fronen u. a. 99 Ellen schwarzen Kartek, den die Kämmereikasse mit 29 Talern bezahlte; die Schullehrer aber erhielten ihn von der Kirche. Den Städten Halle, Eilenburg und Düben wärd der Krankheit wegen der hiesige Allerheiligenmarkt abgesagt, hier aber, weil die Gefahr derzeit. vorüber war, gehalten. Die Zahl der Toten stieg zwar auch in diesem Jahre auf 196, doch waren sie größtenteils ein Opfer der ersten Monate des Jahres. Ein Stempel zu Bezeichnung der zinnernen Gefäße kostete 8 Groschen. Der Scheffel Weizen galt 13-17, Roggen 10-12, Gerste 8, Hafer 6 Groschen.


1585

Der Rat wünschte die Pfarrstelle mit dem Sohne des Dr. Nicolaus Selnecker, Mr. George Seinecker zu besetzen, schrieb deshalb am 10. Januar an den Vater und bat, auf den Fall, daß der Sohn zur Annahme geneigt wäre, um die Probepredigt. Er predigte am 13. Januar mit ungemeinem Beifall und erhielt sogleich ohne weitere Abstimmung die Vocation, welche am 24. Februar zugleich mit der ihm zugesagten Gehaltserhöhung von 25 Gulden bestätigt ward. Zur Verrichtung der nötigsten Amtsgeschäfte und Predigten kam er von Zeit zu Zeit von Leipzig, bis man die Amtswohnung gereinigt hatte, die er am 23. Juni bezog. Seine Einweisung erfolgte am 28. Juni durch den Wittenberger Superintendenten Dr. Polycarp Lyser in Gegenwart des Vaters und einiger Freunde, die der Rat anständig bewirtete. Am 23. Oktober entzündeten sich die Bohlen der Richterstube des Rathauses, die man sogleich löschte, die Stelle aber bewachen ließ. Joachim Rapsilber, Ratsherr seit 1569, starb am 2. November am Nervenfleber, das in der Umgegend verbreitet und gefährlich; hier nur noch auf wenige Häuser beschränkt war. Des Sterbens wegen ward die Obersteuereinnahme in Leipzig nach Wurzen verlegt und die hiesigen Steuergaben gingen dahin. Kollekten wegen Feuer brachte man aus für Dessau, Klitzschen und Triptis. Simon Parreidt, welcher gegen die Willkür einen Teil des Schuppendaches an seinem Hofe mit Stroh deckte, verbüßte es mit 9 Groschen. Die diesjährige Fischerei gab 36 Schocke Ertrag. Der Scheffel Weizen galt 22-20, Roggen 19, Gerste 16, Hafer 10 Groschen.


1586

Der 60jährige Kurfürst, welcher sich wenige Tage nach der Bestattung seiner Gemahlin auf Vermittlung des Kurfürsten. Johann Georg zu Brandenburg am 8. November vorigen Jahres in Torgau mit, der 13jährigen Tochter des Fürsten von Anhalt Joachim Ernst, Agnes Hedwig verlobt und am 3. Januar d. J. vermählt hatte, ward am 11. Februar auf der Moritzburg vom Schlag getroffen, nach Dresden gebracht und starb an diesem Tage noch. Die geheimen Räte., des neuen Kurfürsten Christian nahmen vom Amte und Rate am 11, 12. und 13. Mai die Erbhuldigung. Die Bewirtung hatte der Amtsschösser Fiedler, der Rat vergütete aber 117 Gulden 7 Gr. 9 Pfg. und hatte dabei noch mit Einrichtung des Rathauses, Anschaffung neuer Tische und Stühle bedeutenden Aufwand. Man verzehrte aber nach dem Rate gelegten Rechnung des Schössers 100 Pfund Rindfleisch, 3 gemästete Schöpee, 3 gemästete Lämmer, 4 Kälber mit Kleinoden, 57 Pfund Schweinefleisch, mehrere Schinken, Wurst, 7 Kapaunen, 35 alte Hühner, 32 junge Hühner, 4 gemästete Gänse, 27 Paar Tauben, 74 Pfund Karpfen, 52 Pfund Hechte, 20 Pfund Karauschen und Barsche, 2 Aale, 1 Lamprete, für 1 Taler 9 Groschen Krebse, 10 Schock Eier, 18 Pfund Speck, 31 Pfund Butter, 120 Pfund Pflaumen und getrocknete Apfel - überdies Bratfische, geräucherte Rindszungen, Pomeranzen, Limonien, Kapern, Kirschen, Mandeln, Rosinen, Konfekt, Nürnbergische Pfefferkuchen, dünne Kuchen, Holländische Käse, verschiedene Salate etc., für 4 Taler Brot und Semmeln und brauchte dabei für 10 Gulden 6 Gr. 6 Pfg. feines Gewürz. Auch für dieses Mahl schlug der Rat eine besondere Küche auf und verehrte den Räten noch 5 Eimer Rheinischen Wein, auch hiesiges Bier. Ein schweres Wetter, das sich am 16. Juli nachmittags gegen vier Uhr über der Stadt zusammenzog und sich mit Hagel entlud, zerschlug die meisten Fenster, beschädigte die Dächer und vernichtete Getreide und Grummet. Auch traf der Blitz den breiten Turm, doch ohne Entzündung, indem er durch den Klingeldraht, den er herabschlug, glücklich abgeleitet ward. Die Herstellung der Fenster des Rathauses, der übrigen öffentlichen und geistlichen Gebäude kostete dem Rate viel; die Kirchenvorsteher sorgten für die der Kirche, ihre Glasgemälde aber im Chore blieben unersetzt. Alexander von Miltitz auf Schenkenberg ward von dem abgehenden Hauptmann von Carlowitz als Hauptmann der Ämter Delitzsch, Bitterfeld und Zörbig hier eingewiesen und verehrte der Stadt 16 Kannen Wein. Der Rat kaufte zu Vergrößerung seines Scheunhofes von Georg Steiner einen Raum, 30 Ellen breit und 33 Ellen lang. hinter dessen Hofe für 50 Gulden und baute darauf in diesem Jahre noch ein neues Scheunengebäude. Durch die Kommissarien Abraham Runge und hiesigen Schösser Gregor Fiedler ward der Vertrag mit Heinrich von Pak auf Döbernitz wegen der Trift über Elberitz und Rubach unwiderruflich festgesetzt, niedergeschrieben und dem Rate eine versiegelte Abschrift zugefertigt. Schon im November begann einer der kältesten Winter, der den Verlust vieler Bäume und Weinstöcke nach sich zog und erst Ostern künftigen Jahres Abschied nahm. Es war am 1. Advent, Sonntag, den 27. November, so kalt, daß man sich auf dem Schülerchore zu dem Orgelund Instrumentalspiele an Glutpfannen erwärmen mußte. Am 6. Dezember fand man in dem Hause der Margarete Köthe auf der Gerbergasse, welche der Mann Stephan Köthe seit drei Jahren verlassen, auf Anzeige der Hausgenossin Margarethe Lehmer unter Buchenholze mit wenig Erde bedeckt, ein totes Kind, welches gerichtlich besichtigt und von den zugezogenen Wundärzten als ein völlig ausgetragenes neugeborenes, aber durch gewaltsamen Druck umgebrachtes Mädchen erkannt ward. Die beiden Hausgenossen der Köthe, die Lehmer und Prisca Brade wußten, daß die Köthe dieses Kind am 23. November, nachmittags 2 Uhr geboren, tages darauf aber verscharrt und sich auf die Flucht begeben habe, gestanden dieses offen und kamen zur Untersuchung, die Köthe aber war nicht zu erlangen, der Prozeß aber gegen sie im Gange. Ein Scheffel Weizen galt 20 bis 22, Roggen 10 1/2 bis 15, Gerste 8-10, Hafer 10 Groschen.


1587

Am Anfang des Monat März mußte gegen den bedrohlichen Andrang des ungewöhnlich steigenden Loberbaches an den Wällen, hauptsächlich aber an den Mühlen, hier in Elberitz und Naundorf mit großem Aufwande gedämmt werden. Man verlangte, daß die Güter der Stadt, Gertitz, Werben und Benndorf, da ritterlicher Abkunft, mit Pferden verdient werden sollten, der Rat bewies aber, daß die früheren Besitzer den Ritterdienst dieser Güter vor der Veräußerung an die Stadt auf ihre Güter genommen, der Landeslehnsherr sie daher dienstfrei und als Stadtgut verliehen habe mit den Erwerbsurkunden und sonst unwiderleglich. Die Furth am Nixtümpel nahe an Döbernitz, vom Oberhofgericht halb der Stadt halb dem Rittergut Döbernitz zugesprochen, ward am 20. April besichtigt und vermahlet und so der vieljährige kostspielige Streit beigelegt. Die Stadt Brehna suchte bei dem Kurfürsten um zwei Jahrmärkte nach.. Dagegen sprach die hiesige Stadt und da sie wahrscheinlich ihren Widerspruch auf das Privilegium der Meile gründete, so ließ man am 12. Mai die Entfernung messen und fand vom hiesigen Rathause bis zu dem in Brehna 37 Gewende 40 Ruten, mithin nur wenig über eine halbe Meile. Der Administrator von Halle, welcher zu der Taufe der kurfürstlichen Tochter nach Dresden reiste, übernachtete hier am 23. Mai. Man hatte den Weg vom Ende der Hallischen Scheunengasse bis zum Rathause mit Sand befahren und mit Maien aus der Spröde besetzt, auch im Ratshofe eine Küche aufgeschlagen. Unwetter und starke Regengüsse waren in den Sommermonaten häufig, es erreichte daher im Juli der Getreidepreis eine ungewöhnliche Höhe. Die breite Gasse nach ihrer ganzen Länge und 64 Ruten des Marktes wurden umgepflastert und auf Gerlitz die Gerichtsstätte erneuert. Die peinlichen Prozesse, welche der Rat gegen die des Kindesmordes beschuldigte, flüchtige Köthe, gegen den Stadtmüller Ambrosius Elteste, ehebrecherischen Umgangs mit ihr verdächtig und gegen Anna Klepzigin, des verstorbenen Gutsbesitzers Blasius Klepzig in Gertitz Tochter, welche sich von Gregor Stertzel aus Kertitz, einem Witwer, ihrer Mutter Bruders Tochter gewesenen Ehemann außerehelich schwängern lassen, zu führen hatte, verursachten einen Aufwand von 325 Talern und gab man überdies dem Advokaten Georg Wagner in Leipzig, bei dem man sich beriet, einen silbernen Becher Hochzeitsgeschenk, ungeachtet man sich in seinen Kostenforderungen überteuert hielt. Die Klepzigin, gegen welche der Schöppenstuhl ewige Verweisung. erkannte, geriet wegen dieses Urteils in Verzweiflung und mußte 14 Wochen bewahrt werden Kollekten brachte man u. a. aus für Markkirchen, welche Stadt der Türke jüngst den 25. Juni überfallen und als die Stadt gesperrt gewesen, in den Vorstädten zu beiden Teilen der Stadt Feuer eingelegt und 156 Häuser zu Grunde weggebrannt, 70 Personen verwundet und da er, weil man sich zur Gegenwehr gerüstet und er über 400 Mann nicht stark gewesen, sich auf die Flucht begeben, 9 Bürger mit Weib und Kindern mit sich hinweg gen Ofen geführt. Der Schaden wurde auf 3000 Gulden geschätzt. Eine weitere Kollekte für Martin Thieme, Gutsbesitzer in Zschortau, dessen Gut in Feuer aufging, wobei er so verbrannte, daß man ihn nicht erkannte. Der Scheffel Weizen galt vor der Ernte 27 1/2, Roggen 25, Gerste 13, im Oktober aber 18'/; 173/4, 9 Groschen.


1588

Die durch Aufnahme des Kantors Hieronymus Heydenreich und dritten Lehrers Daniel Scheuchler in den Rat erledigten Schulstellen besetzte man mit Valentin Heyner und Johann Felgner. Heyner war der Sohn des hiesigen Hufschmieds, Valentin Heyner, geboren am 9. März 1555, studierte von 1577 in Leipzig und lebte als Hauslehrer in Halle, als er zu der Kantorstelle den Ruf erhielt, Auch er kam 1611 in den Rat und starb am 13. Oktober 1616. Felgner, auch eines hier wohnenden Hufschmieds Sohn, hatte von 1579 ab in Leipzig studiert, ward 1590 Konrektor und starb am 4. Februar 1619. Die vierte Schulstelle übertrug man dem Johann Rapsilber, einem Sohn des vormaligen Ratsherren Joachim Rapsilber, geboren am 10. März 1564, welcher von 1582 ab in Leipzig studierte, das Schulamt zwar antrat, im folgenden Jahre aber das Pfarramt in Spröda annahm, wo er am Ostertage 1625 gestorben ist. Der Superintendent Sehecker entwarf bei Gelegenheit dieser Veränderungen eine. neue Schulordnung, welche auf einer Tafel geschrieben und in der großen Schulstube zur Beachtung aufgehängt ward. Am 17. Februar überfielen zwei Umschweifer, Bartholomäus Mitweide und Matthäus Werner den Gutsbesitzer Veit Großmann aus Queis und den Küster von Klepzig, Valentin Rügezelt, den jüngeren Bruder des hier verstorbenen Stadtschreibers und Ratsherren Ambrosius Rügezelt, als sie aus der Stadt nach Hause gehen wollten, auf offener Straße in Gertitzer Mark, schlugen jenen besinnungslos, diesen aber mit einer Spießstange so, daß er, als man ihn. zu Wagen ins Dorf brachte, schon gestorben war. Die flüchtigen Verbrecher ergriff man in Giebichenstein und da sich ergab, daß Werner den Rügezelt getötet, auch 9 Jahre früher in Lützen gemordet hatte, so ward er am 3. Mai mit dem Schwerte hingerichtet, Mitweide aber zur Staupe geschlagen. Der Sohn des Schenkwirtes in Kletzen, Peter Apitzsch, ward' am 13. März um 10 Uhr mit dem Rade am Leben bestraft. Auf Befehl des Kurfürsten veranstaltete man eine Musterung der Bürger und berichtete den Erfolg. Der Kurfürst verordnete hierauf unterm 11. April, von den bezeichneten 80 Schützen mit langen Rohren die vorzüglicheren, die mit dem Büchsenschießen recht und wohl umgehen können und für tüchtige Schützen gehalten werden, anzuzeigen, daß man sie im Notfalle brauchen könne, welches denn auch geschah. Heinrich Pak auf Döbernitz starb am 1. Juni im 35. Lebensjahr und ward in hiesiger Kirche neben dem Taufstein gegen Mittag, wo sich sein Denkmal von Stein an der Mauer findet, beigesetzt. Am 16. und 17. Juni war eine Loberbesichtigung von Zschölkau bis zur Naundorfer Mühle und fand sich, daß der Bach von Zschölkau bis Güntheritz ungeachtet des Befehls von 1576 nicht gehoben, von Lemsel bis Zschortau nicht, von da bis Brodau teilweise geräumt, von Brodau bis Zschepen zwar breit genug aber verwachsen war. Max Risch, ein armer Knabe, welcher bei dem Kleinschmiede Johann Pak am 14. August eine Büchse ausfeuern sollte, ergriff eine unrechte, geladene, deren Sc huß ihm das Kinn wegnahm, die Zunge zerriß und den größten Teil der rechten Kfnnladezerstörte, Der Rat bezahlte das Arztlohn und er blieb am Leben. Am 28, August erschien der kurfürstliche Befehl wegen des leidenschaftlichen Gezänkes der Geistlichen auf der Kanzel über Lehren der Schule und unschickliche Einmischung von Persönlichkeiten - im Grunde eine Wiederholung der väterlichen. Verordnung vom 18. Juli 1566, nur durch Bedrohung der Amtsentsetzung schärfer gefaßt. In die Gottesackerkirche brachte man Pulte auf die Emporkirche für die. Schüler und füllte mit Männer- und Weiberstühlen den noch übrigen Raum. Durch die Liebhaberei des Kurfürsten an der Jagd regte sich in dieser Beziehung die Gesetzgebung, die Jagddienste der Untertanen wurden häufiger in Anspruch genommen und sollten auch die Ratsdörfer dazugezogen werden, welchem Ansinnen man jedoch mit Erfolg widersprach. Melchior Kühn, Sohn des vormaligen Ratsherrn Joachim Thomas Kühn, Schullehrer von 1556 ab und seit 1567 Ratsherr, starb am 3. November und hinterließ acht Kinder, von welchen ein Sohn,. Melchior, Magister und hier Ratsherr, Ambrosius, ebenfalls Magister und Pfarrer in Kiebitz ward. Der Bürger Martin Bornack schoß auf dem Stadtgraben unvorsichtig die Büchse ab, kam in den Bürgergehorsam, verlor die Büchse und gab Strafe ein Schock. Hans Zscherndorf von Gertitz, welcher sich wörtlich und sonst an seiner Mutter verging, fiel in zehntägige Strafe der Lauke [eines unterirdischen Gefängnisses], lag aber wegen der Kälte in der Wachstube an Ketten, mußte der Mutter öffentlich Abbitte tun und Besserung geloben. Schmiedeberg,. welches sich gegen das Privilegium hiesiger Biermeile auflehnte und hier bei den kurfürstlichen Kommissarien, dem Hauptmann Alexander von Miltitz und Sctösser Gregor Fiedler durch dasigen Rat sein Widerspruchsrecht geltend machen sollte, vermochte es nicht und ward zur Ruhe verwiesen. Die früher geschehene Eichung und Maßfeststellung der Biergefäße wurde wiederholt und strafte man die, die sich beleidigend gegen die Ansteller dieser Einrichtung ausgesprochen hatten. Der Scheffel Weizen galt 10, Roggen 8, Gerste 5 Groschen.


1589

Der Abgang des Rektors Rhodius, welcher aus den 1573 bemerkten Ursachen dem Rufe zu dem Diakonat in Eisenburg folgte und des vierten Schullehrers Rapsilber, welcher als Pfarrer nach Spröda zog, veranlaßte neue Anderungen im Schulwesen. Der bisherige Konrektor Magister Johann Stoi ward Rektor, der dritte Lehrer, Johann Felgner Konrektor und an ihre Stelle traten Gregorius Grashof als dritter und Georg Krause als vierter Lehrer, welch letzterer am 28. Februar von Leipzig, wo er studiert hatte, anzog. Grashof war der Sohn des hiesigen Bürgers Matthäus Grashof. Georg Krause aus Oberrödern gebürtig, kam 1622 in den Rat und starb am 3. Januar 1632 mit Hinterlassung einer für seine Umstände ansehnlichen Bibliothek. Durch die häufigen Regengüsse im Mai ergossen sich Flüsse und Bäche mehrere Male und hatte die Stadt auf den Wiesen des Altenhöfischen Werders bei Düben durch die Überschwemmungen der Mulde großen Verlust, auch beschädigte Ufer des Loben mußten gebessert werden. Christoph von Gröpzig auf Zschortau forderte am Tage Petri Pauli, als der Adel auf dem Rathause seinen Tanz hielt, den Moritz von Nischwitz auf die bloße Wehr, verursachte auf dem Markte, wo man sich schlug, großen Auflauf, ward aber, um Unglück zu vermeiden, weggebracht und mit 48 Groschen bestraft. Derselbe schlug sich am 19. Juli mit Heinrich von Maschwitz auf Selben vor dem breiten Tore, die Bürgerwehr brachte sie jedoch auseinander, wobei sich der Tischler Thomas Bergmann, welcher seine Büchse in der Nähe der mit Stroh gedeckten Ratsscheune losschoß, weil er leichtfertig darüber sprach und die Strafe der Willkür nicht zahlen konnte, ein und einen halben Tag Gefängnis zuzog. In Landsberg, wo am 15. September abends nach 8 Uhr im Gasthofe durch einen Kärner, welcher mit dem Stallicht unvorsichtig umging, Feuer auskam, brannten 27 Wohnhäuser und 16 mit Getreide angefüllte Scheunen und in Zörbig am 13. Oktober 8 Häuser und 4 Scheunen nieder. Der Rat gab aus der Kasse zu der Kollekte 3 Taler 9 Groschen. Auch hier entstand dreimal Feuerlärm: Es brannte eine Esse in der Vorstadt; in dem Hause der Witwe des Bürgermeisters Tham entzündete sich am 26. September Biergefäß und am 9. November, nachts 11 Uhr eine Säule in der Küche Valentin Stocks und verdankte man es den Wächtern, daß kein erheblicher Schaden entstand. Thomas Kretzschmar, des verstorbenen Schaafmeisters Sohn, war von der. französischen Krankheit so ergriffen, daß er, von allen gemieden, in der Vorstadt unter der Bedachung der Leitern lag. Auf die erhaltene Nachricht ließ ihm der Rat einen abgesonderten kleinen Schuppen auf dem Gottesacker bauen, die Totengräber aber, denen man die Versorgung übertrug, konnten zu Wegbringung desselben und Verbrennung des Lagerstrohs im Felde nur durch Androhung des Dienstverlustes gezwungen werden. Die Heilung besorgte ein Zörbiger Arzt Lamprecht Helwig, dem der Rat für dieses Jahr aus der Kasse drei Dicktaler Arztlohn gab. Neben der jährlichen Rechnung über Verwaltung des Stadtvermögens verlangte man nun auch die über den seit 1558 bestehenden wieder erneuerten Pacht des Geleites und sie ward in diesem Jahre zum ersten Male eingeschickt. Die Einnahme dieses Jahres von hiesigem Pferde- und Dammgeleite und von den Beigeleiten in Zwochau und Landsberg war 467 Schock 44 Gr. 11 Pfg. Die Ausgabe aber an Pachtgelde [900 Gulden] und Aufwand für die Gleitsmänner in Delitzsch, Zwochau, Landsberg, für den Gleitsbereiter, die Torwärter, für Beaufsichtigung, Versäumnis, Rechnungsführung und Wegebesserung 393 Schock 49 Gr. 7 Pfg. und hatte man also 73 Schock 55 Gr. 4 Pfg. Überschuß. Daß der Überschuß und Gewinn wegen der kostspieligen Unterhaltung der Straßen nur bei trockenen Jahren günstig ausfallen konnte, wußte man wohl und es war der Grund zur Verlängerung des Vertrages. Kollekten brachte man u. a. aus für Künsdorf in der Grafschaft Henneberg, wo am 22. Februar abends 10 Uhr durch Feueranlegung 33 Häuser mit Scheunen und Nebengebäuden niederbrannten, auf Kundschaft des Amtmannes Otto von Ostheim und Erbsassen Caspar von Bibra, deren Überbringer versicherte, daß einer der aufgegriffenen Mordbrenner nach seinem Geständnis dafür bezahlt und ein Haufe in drei Abteilungen, vom Papste gesendet sei, um Deutschland zu schädigen. Weitere Kollekten erhielten Rehwalde, Roßwein, das Dorf Lausitz bei Liebenwerda, Hermsdorf, wo am 6. Oktober ein ungeratener Sohn seine Mutter erschlug, dann das Haus ansteckte und 25 Häuser verunglückten und die Stadt Hirschberg, wo in der Nacht vom 9. bis 10. November drei Fremde im Gasthofe, wo sie herbergten, Kleider und anderes Gerät stahlen, sich vor Anbruch des Tages entfernten, verfolgt und zwei davon zurückgebracht wurden, der dritte aber bei dem Aufläufe sich in den Gasthof schlich, Pulver in den Ofen warf, welches beim Einheizen den Ofen sprengte, das Haus in Flammen setzte, die sich über 76 Wohnungen verbreiteten und 11 Personen, jung und alt, tödlich verletzten. Die diesjährige Fischerei gab 29 Schock 35 Groschen Ertrag. Der Scheffel Weizen galt 21-15, Roggen 13-8, Wintergerste 6 Groschen.


1590

Es war ein heißer trockener Frühling und Sommer, das Getreide verdarb, stieg zu hohem Werte und mußte fernher angeschafft werden. Thomas Kirchhof, der in einem Prozesse begriffen, mit der Entscheidung des Rates nicht zufrieden war, schrieb Drohbriefe, weshalb man die Torwachen eine Zeitlang verdoppelte. Am 3. April starb Gall Böttcher, Ratsherr seit 1568. Er war Lehnsträger bezüglich auf die Naundorfer Mühle und trat Gregor Kirchhof an seine Stelle. Das Lehngeld an Schenkenberg betrug 3 Schock, der Lehnschein kostete 12 Groschen. Zu dem diesjährigen Baue der Mühlen Naundorf und Elberitz hatte der Rat vom Hauptmann Wolf von Pack 299 Stück Eichen gekauft und verkaufte die Rinde derselben, an die Leipziger Gerber für 9 Schock. Durch Verwahrlosung eines Häuslers brannten am 24. April das Bittergut Lemsel und 8 Wohnhäuser des Dorfes nieder. Außer der Kollekte für die beschädigten Häusler gab der Rat 3000 Stück Steine an den Besitzer des Rittergutes Peter von Crostewitz. Am il. Mai starb der Ratsherr und Kämmerer Michael Winkler. Er war der Sohn eines hiesigen Bürgers, geboren 1541, hatte von 1557 ab in Leipzig die Rechte studiert und lebte als Notar und praktischer Jurist in Halle, als man ihn 1576 wegen seiner Kenntisse in das hiesige Ratskollegium nahm, wo man ihn für einen der Gelehrtesten hielt. Die Gutsbesitzer Urban Brand von Sietzsch und Philipp Fritzsche von Quering gerieten am 6. Juni, als sie abends von der Stadt gingen, auf dem Gertitzer Wege in Streit, dann in Schlägerei, wobei Fritzsche tödlich verwundet und tages darauf begraben wurde. Am 24. Juli kam in dem nahen Dorfe Radefeld, mittags gegen 12 Uhr, in dem Hirtenhause Feuer aus und brannten 12 Häuser und Güter weg. Der Rat zahlte 100 Gulden im Jahre 1427, 50 Gulden 1473 und 50 Gulen 1475 vom Hospitale erborgte Kapitale zurück. Im Monat Juli und August ließ er das Tafelwerk in der Ratsstube von dem Maler Hans Bußmann mit schönen Figuren und Bildern malen, grün anstreichen und das Schnitzwerk an Rosen und Löwenköpfen vergolden. Dieser Maler war aus Mecheln in Brabant gebürtig, lebte früher in Frankenhausen und ward hier 1584 Bürger, wo man ihn die Fertigung dreier Bilder in der Ratsstube und die Staffierung des Selmnitzischen Denkmales in der Kirche übertrug. Die jetzige Arbeit unterbrach sein am 30. September erfolgter Tod und der hiesige Maler Eberhard vollendete sie. Drei Männern, die am 31. Dezember in der Verkleidung der drei Könige mit dem Stern in der Stadt umherlaufen wollten, gab man aus der Kasse 3 Groschen mit der Weisung wegzugehen und die Leute unbeschwert zu lassen. Kollekten für Brandschäden brachte man aus für die Stadt Schlüssel feld, den Flecken Langenberg im Hennebergischen, Falkenberg bei Weirnar, Harndorf, Suhl, Hohensandau, Grüneburg und Braunsburg. Der Scheffel Weizen galt 18-23, Roggen 18-22, Wintergerste 12-16, Hafer 11-14 Groschen.


1591

Am 17. Januar fand man den Leichnam des Matthäus Hauke, eines Einwohners in der Grünstraße, welcher neun Tage vor Weihnachten 1590, abends aus der Stadt gegangen war, im Stadtgraben bei der Mühle und überließ ihn der Tochter zum Begräbnis. Der Superintendent, Licentiat Gregorius Schönfeld erlangte am 25. Januar in. Wittenberg mit dem Pastor und Professor Christoph Gundermann in Leipzig, Professor der Theologie und Schloßprediger Petrus Calamin in Wittenberg, Petrus Streuher, Pfarrer in Sorau und dem Professor der Logik und Ethik Paulus Auleander in Wittenberg die theologische Doktorwürde. Auf sein Ansuchen nahmen Abgesandte des Rates an der Feierlichkeit teil, und der Rat verehrte ihm bei dieser Gelegenheit 20 Rheinische Goldgulden und 36 Kannen Wein. Bald darauf beschied man ihn nach Dresden und trug ihm dasige Superintendentur an, die er anfänglich zwar ablehnte, doch auf Verlangen des Kurfür sten endlich übernahm. Als kluger Mann übersah er die bedenkliche Lage, in die er kam, auch mochte es ihm unangenehm sein, hiesigen Ort, wo man ihm anhing und mit Ehrenbezeigungen überhäufte, so schnell zu verlassen, allein man hielt ihn fest, weil seine Rede der Kurfürstin, einer strengen Lutheranerin, gefiel. Man wollte sie für den melanchthonistischen jüngsten, vermittelnden und der gemeinsamen Fortbildung günstig scheinenden Unterricht, von den Gegnern Kryptocalvinismus genannt, gewinnen. Er empfahl dem Rate zum Nachfolger seinen Freund, den Licentigten der Theologie, Johann Christoph Flurer aus Steinach am Neckar, welcher in Wittenberg studiert hatte. In seiner Gastpredigt am 2. Mai vermißte man zwar Schönfelds kräftige Stimme, die Rede an sich aber, wie seine Probepredigt am 13. Juni fand allgemeinen Beifall und am 21. Juni vollzog der Superintendent Harder aus Leipzig die Investitur. Er war wirklich, was man ihm von Wittenberg aus bezeugte, ein frommer, eingezogener, stiller, sittiger, mäßiger, gottesfürchtiger Mann, der aber bei seinem Antritte schon in den Ketzerregistem pöbelhafter Sprecher stand und leider von einem derselben bei einer Hochzeit durch Absingen liederlicher Reime zum größten Verdrusse des Rates, der den Täter auch nachdrücklich strafte, geschmähet ward. Dergleichen liederliche Reime, in der Regel Karten, kamen häufig aus dem Brandenburgischen in das Land und der Rat nahm am 30. Januar einen Berlinischen Bücherhändler, Friedrich Trummer, der auf- den Kryptocalvinismus und hiesige Landeszustände Bezug habende Schmähschriften zu verbreiten suchte, gesetzlicher Vorschrift zufolge in Haft. Zum Beiweis mögen hier Stellen einer Karte stehen, die auch Delitzsch berührt und im Spätherbst dieses Jahres im Druck erschien mit dem Titel: Ein gute Caluinische Karten, in welcher einem jeden Caluinisten ein Blatt zugeeignet wird, fein lustig und kurzweilig zu lesen. - Gedruckt in Schlappershausen, da die Hunde tun mausen, bei Matz Gurge Flederwisch, vor der Tür steht ein Caluinischer Fisch. Sie beginnt mit der roten Farbe und deren Könige so:

Nachdem Peucer, der ehrlose Mann,
Mit Gewalt sich wolt unterstahn
Zu suchen neuen Menschentand
Drum ist er der rote König genannt.
Der von Kleberg, der falsche Mann,
Tat auch Caluinum beten an,
Christum hieß er ein Baderknecht,
Ist mir zur roten Sechse recht.
Der Herr Pfarrer von Bischofswerd
Setzt sich auf ein Caluinisch Pferd,
Zu reiten nach den Galgen zu,
So schlage die rote Fünfe zu.
Schönfeld zu Delitzsch, hochgeborn,
Ward gestochen mit eim Caluinischen Sporn,
Hats aber nicht geführet aus,
Ist der rote Calluinisch Daus.
Ein stolzer Doctor ist der Krell,
Immer mit dem Schalk in die Hell.
Straf hat er verdienet nicht wenig,
Ist gut und recht zum Eckern König.
Noch eins fehlt mit in meinem Mut,
Zu Delitzsch der jetzige Superindent gut,
Hat sich auch unterschrieben frei,
Wirf her die Caluinisch Eckerdrey.
Zu Delitzsch Herr Peter, der alte Mann,
Ist auch ein rechter Wetterhan,
Ich hatte denselben vergessen schier,
Bis mir willkommen du Lauben Vier.

Auch in Leipzig erschienen lateinische und deutsche, namentlich gegen D. Gundermann gerichtete Schmähschriften der gemeinsten Art und in Dresden hing man sie sogar an das kurfürstliche Schloß. Dieses theologische Zerwürfnis, die Freude Roms, störten den Plan einer protestantischen Einheit durch Frankreich und Deutschland und bereitete Häuptern und Förderern den Untergang. Des Kurfürsten Unterstützung Heinrich IV. war sein Tod. Hans Schenkwald aus Liebstadt unterstand sich am 30. Januar auf dem Markte, den Leuten wahrzusagen, vorgebend, daß er diese Kunst vom D. Paulus in Halle erlernt habe, es ward ihm aber, nachdem man ihn eine Nacht gefänglich gehalten, die fernere Betreibung seiner vermeintlichen Kunst in hiesigem Orte bei längerer Gefängnisstrafe untersagt. Ein Einbruch in die Stadtschreiberei, mit Entwendung einiger Kleider und Speisen, nachts am Ostertage, veranlaßte, daß man vier Fenster derselben im Hofe mit eisernen Gittern versah. Am 7. Juli ward der neue Hauptmann Hans Gregor von Ponikau auf Pomsen durch den Rat und Hauptmann zu Torgau, Otto von Starschedel, hier eingewiesen und gab der Rat nicht nur diesen Herren mit ihren Freunden, sondern auch den gegenwärtigen Räten von Zörbig und Brehna, den Ehrenwein. Den am 25. September früh 1/4 7 Uhr erfolgten Tod des Kurfürsten Christian meldeten die hinterlassenen Räte dem hiesigen Rate schriftlich, verordneten zugleich die gewöhnliche Trauer und empfahlen unter Bezugnahme auf die dem Verstorbenen und dessen Erben geleistete Pflicht die Sicherung der Stadt. Die Gedächtnisfeier hielt man am 26. Oktober, der Rat kleidete Kanzel und Altar mit neuem schwarzen Behänge und verbrauchte außer dem Zindel für die Bedienung zu Trauerbinden 110 Ellen schwarzen Kartek. Die Schuhmacher und Bäcker, welche bei ihren Versammlungen während der Trauerzeit bis in die Nacht zechten, bestrafte man mit einem Schock. Am 5. November, mittags zwischen 11 und 12 Uhr brach in dem benachbarten Landsberg Feuer aus und brannten binnen 2 Stunden 20 Häuser mit vollen Scheunen und Ställen nieder. Der Rat schickte den Beschädigten Getreide, Stroh und 31/a Taler aus der Kasse, auch sammelte man für sie Haus für Haus. Außerdem erhielten über 20 durch Feuer verunglückte Ortschaften milde Beiträge, unter anderem Hochkirchen, Luckenwalde, Langenbach im Hennebergischen, Wernsdorf, Alsleben, Wiesenburg, Wartenberg, Greiffenhagen, Possegk bei Plauen, Harsefeld und Freiberg. Der Scheffel Weizen galt l Taler bis 16 Groschen, Roggen 21-9, Gerste 12-6, Hafer 12-10 Groschen.


1592

Der häufige Schnee im Januar und Februar und anhaltende Regen im Frühling schadeten den Saaten und die Wege wurden so böse, daß man nur auf Rubach mit 600 erlenen Stangen bessern und darauf über 30 Taler verwenden mußte. Auch der Fasten- öder Rettichmarkt blieb wegen großen Schnees und ungestümen Wetters urbesucht. Am 6. Januar starb Ambrosius Große in Werben an einem Sturze in der Scheune und am 9. Februar fand man auf Elberitzmark einen armen Hutmann, Kuhmichel genannt, erfroren. Paul Franke und Johann Richter erlangten in Leipzig die Magisterwürde und der Rat verehrte jedem 5 Rheinische Gulden. Franke, der Sohn des hiesigen Bürgers Paul Franke, welcher von 1581 in Pforte, von 1584 ab in Leipzig Theologie studiert hatte, starb bald nach der diesjährigen Promotion 1595; Richter aber, der Sohn des vormaligen Amtsschössers, jetzt Bürgermeisters Mr. Esaias Richter, -geboren am 4. Februar 1570, Student der Rechte in Leipzig, ward 1597 hier Stadtschreiber, ein gelehrter- und in jeder amtlichen Beziehung tüchtiger Mann. Über die drei, vom Kurfürsten minderjährig verlassenen Söhne, Christian, geboren am 23. September 1583, Johann Georg, geboren am 5. März 1585, und August, geboren am 7. September 1589, führte, nach des Vaters letztem Willen der mütterliche Großvater Kurfürst Johann Georg zu Brandenburg die Obervormundschaft, die Mitvormundschaft und Administration der Kursachsen aber der Herzog zu Weimar, Friedrich Wilhelm, ein weiser, kräftiger, deutscher Fürst von rücksichtsloser Treue, der sich durch glückliche Führung dieses oft peinlich beschwerten Amtes nächst dem Danke des Landes auch geschichtlich bewährten Ruhm erwarb. Den von ihm ausgeschriebenen Landtag in Torgau vom 22. Februar bis 3. März besuchten von hier die Bürgermeister Georg Kirchhof, Mr. Esaias Richter und der Stadtschreiber mit einem Aufwande von 12 Schocken und fuhren mit zwei Knechten und vier Pferden dahin. Die Beruhigung des durch zanksüchtige Theologen bis zu Freveln gereizten Pöbels war der Hauptgegenstand der Beratung. Da nach den Reichsverträgen nur das Festhalten an der Augsburgischen Konfession den Frieden sicherte, jede Abweichung davon der Willkür preisgegeben war, so gab es für den Augenblick kein greiflicheres Mittel als die Unterdrückung der Sonderlinge, von denen Ärgernis kam. Die Landschaft genehmigte daher die in Vorschlag gebrachten Visitationen mit ihren Folgen unbedingt. Wie weit es hier mit dem theologischen Ur fuge gekommen war, zeigt eine schändliche, mit den offenbarsten Lügen bis zum Ekel angefüllte, wohl gar durch Brotneid veranlaßte Schrift [Pasquill] gegen den Notar Christoph Homagk, den man auch des Kryptocalvinismus beschuldigte, ihm dadurch die Stadt verleidete und in die Fremde trieb. Der Verfasser hängte sie auf die frechste Weise an das Rathaus und span höre ihren an den gewiß achtbaren Rat gerichteten Schluß:

„Schande ist's, daß ihr Herren im Rat
ihn leidet in der Stadt!
Werdet ihr ihn nicht jagen aus,
so werden wir stürmen sein Haus,
oder acht haben, daß wir ihn nachts erjagen,
da wollen wir ihm den Hals zerschlagen,
oder wollen ihn erschießen,
das soll uns nicht verdrießen.
Auch euch wollen wir so mitfahren,
denn ihr seid auch Calvinischer Haaren,
nicht wert einer welken Rübe,
Calvinische Schelmen und Diebe;
seid dem Teufel bas denn der Gemeine,
habt das Unser gestohlen alleine,
und in euern Nutzen verwandt,
der Teufel hat euer Seelen zu Pfand.
Den Calvinischen Pfaffen (Diakon Repphun) schafft auch weg,
oder wir werfen ihn mit Dreck
zur Stadt hinaus;
Tut ihrs nicht, so stürmen wirr Rathaus!"

Welche Troßbuben für einen vorgeblich heiligen Kampf! Der dritte Lehrer hiesiger Schule, Gregor Graßhof, verehelichte sich mit Benigna, des Schössers in Ostrau, Nicol. Schlössers hinterlassener Tochter und ging als Pfarrer nach Pristäblich. Sein Nachfolger im Schulamte war Andreas Fischer, ein Sohn des Pfarrers Andreas Fischer in Radefeld und Enkel des vormaligen hiesigen Ratsherren gleichen Namens, der im Jahr 1600 ebenfalls in den Rat kam, aber noch in demselben Jahre starb. Man unterhandelte wegen des Dübenschen Werders, der gegen das Kohlgehäuig bei Tiefensee an die Dübensche Amtsschösserei abgegeben werden sollte,. das Geschäft kam aber nicht zustande. Am 20. Juni ward der Rat vom Administrator mit den von den Paken 1530 und 1544 erkauften Lehngütern beliehen. Die auf dem Landtage festgesetzte, für hiesige Stadt durch Befehl vom 10. Juni auf den 25. September angeordnete Visitation nahm an diesem Tage durch die höchsten Orts beauftragten, hier eingetroffenen Visitatoren Hans Löser, Erbmarsch all, Hans Friedrich von Schönberg, Hofrichter; und Hauptmann von -Wittenberg Dr. Georg Müller und Dr. Burkhard Harbart ihren Anfang. Die Wortführer der Bürgerschaft hatten schon vorher den Superintendenten Flurer und Diakon Repphun als der Lehre Verdächtige angezeigt, dringend ihre Absetzung verlangt und für diesen Fall die Rückkehr des nach Schlackenwalde gegangenen Selnecker nachgesucht. Der Rat erhielt daher sogleich folgende vier Artikel zu pflichtgemäßer Beantwortung: 1. Was die Herren Prädikanten allhier bei Abschaffung des Exorcismi de facto oder sonsten getan? 2. Ob der Rat der Prädikanten Lehre halben, so von der Kanzel geschehen, sich etwas über dieselben zu beschweren? 3. Ob sie in conuiuiis oder conuenticulis, disputando oder sonsten falsche verführerische Lehre verteidigt? 4. Welche unter den Schuldienern oder der Bürgerschaft von ihnen verdächtig gehalten werden? Ob nun schon dessen Mitglieder, 18 an der Zahl, in ihren, unabhängig voneinander gegebenen, von den Gelehrten hinsichtlich der entscheidenden Lehren auf das gründlichste gefaßten Schriften, daß Flurer anfänglich wohl, man wisse nicht, ob aus eigenem Antriebe oder in höherem Auftrage, über den Exotzismus als ein unwesentliches Stück der Taufe gesprochen habe. Damals habe er auch die bedenkliche Lehre von der Person und dem Amte Christi in vier von dem Text abweichenden Predigten behandelt, keineswegs aber die Abschaffung des Exorzismus empfohlen oder betrieben, wie er denn bis zu diesem Augenblick auch unverändert bestehe. Ebenso wenig habe er in den betreffenden Predigten und sonst eine störende Abweichung von der Augsburgischen Konfession verraten. Der Diakon Repphun, von dem Verdachte einer Anhänglichkeit, an den Calvinismus gänzlich freizusprechen sei; so entließ man doch beide auf das ungestüme Verlangen der aufgeregten Bürgerschaft, berechtigte sie aber, um anderer Amter im Lande nachzusuchen als Anerkennung ihrer Schuldlosigkeit. Gegen die Schullehrer und den alten Archidiakon Planitz, ungeachtet er in Flugschriften als heimlicher Calvinist angegeben war, hatte man keinen Einwand. An dem Diakon Repphun, welcher in dem gefährlichen Krankheitsjahr 1584 hierher kam, eine zeitlang die erledigte Superintendentur und den durch Alter und Anstrengung geschwächten Archidiakon amtlich vertreten mußte, verging sich die Bürgerschaft mit ihren Wortführern unverantwortlich, er erhielt aber auch, zu ihrer Beschämung, mit dem Rufe zu dem nahen Pfarramte Hohenleina reichliche Entschädigung. Flurer, mit einem ehrlichen Zeugnisse des Rates versehen, fand in Franken eine neue Anstellung und seine hier zurückgebliebene Familie, die nur Rohheit niedrigster Art noch verhöhnen konnte, folgte ihm. Der Ratsherr Daniel Scheuchler und Notar Christoph Homagk, welche sich auch im Gespräche vergangen, gegen die Notwendigkeit des Exorzismus erklärt und nur einen geistigen Genuß des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl behauptet haben sollten, verließen, Mißhandlungen befürchtend, freiwillig die Stadt. Durch den Visitator Dr. Müller erfuhr der Rat, daß der 1590 von hier nach Schlackenwalde gegangene Superintendent Mr. Selnecker, weil seine Mutter Witwe geworden, die Rückkehr in das Vaterland wünsche und es erging sogleich der Ruf an ihn. Seine Wiederkehr im Dezember dieses Jahres war ein Festtag. Die Bürgerschaft machte ihm ein großes Geschenk und der Rat, der ihn durch zwei Mitglieder des Mittels einholte, mit seinen Freunden anständig bewirtete, verehrte ihm noch 20 Rheinische Goldgulden, als er ihm seine am 3. Advent gehaltene, in Halle gedruckte Abgangspredigt übergab. Otto Spiegel, der Jüngere und Mechthilde, dessen Hausfrau, baten den Rat bei der Taufe ihrer Tochter, Elisabeth, zu Gevattern. Das Werk verrichteten die drei Bürgermeister am 15. Dezember und gaben 10 Rheinische Goldgulden und 10 Taler Patengeschenk. Hallknechte, die in der Stadt umsingen wollten, erhielten 3 Groschen vom Rate, damit die Stadt unbeschwert bliebe. Der in den vorigen Jahren erwähnte, an der französischen Krankheit leidende Schaafmeisters Sohn, Kretzschmar, kam nach dem Tode des Arztes Heller in Zörbig wieder hierher. Der Rat kaufte für die Armen viel Roggen auf den Wochenmärkten für 7 1/2 bis 9 Groschen. Der Scheffel Weizen galt 16, Roggen 10, neuere Wintergerste 6 und Hafer 5 Groschen. Gegen vierzig durch Feuer und Wasser verunglückte Ortschaften erhielten Unterstützungen, u. a. Neidenstein in Hessen, wo am 16. August, nachts zwischen 12 und 1 Uhr 3 fremde Männer und 2 Weiber, die sich für Krämer ausgaben und bei einem Bürger herbergten, an drei Orten Feuer anlegten und in der Zeit von drei Stunden 145 Häuser mit allen Nebengebäuden niederbrannten, auch dabei 8 Männer, 3 schwangere Weiber und 5 Kinder den Tod fanden. Es war seit 12 Jahren das dritte Brandunglück des Ortes.


1593

Wegen des Fürsten von Anhalt Ankunft schlug man am 5. Januar im Ratshofe eine Küche auf und der Kammerschreiber Martin Liebezeit in Leipzig schickte Wein hierher, den der Rat, weil er nicht gebraucht wurde (2 Eimer 6 Kannen) für sich kaufte. Am 24. Januar beschädigte der ausgetretene Lober den Steindamm und die kaum fahrbaren Straßen verursachten manchen Aufwand. In Schenkenberg brannten am 5. April 5 Häuser weg. Am 30. Mai ward die Witwe des vormaligen Stadtschreibers und Ratsherren Ambrosius Rügezelt, Elisabeth, welche sich eine lange Zeit mit dem Unterrichte der Töchter hiesiger Stadt rühmlichst beschäftigt hatte, mit dem ganzen Chore begraben und ihr vom Superintendenten, ob sie schon arm war, eine Leichenpredigt gehalten. Am 10. Juni fand man auf dem Damme, unter Amtsgericht, ein ausgesetztes Kind, welches nach einem dabeiliegenden Schreiben Elisabeth Dauthin von Eckartsberga mit. dem hiesigen Bader, Hans Fargel, gezeugt haben wollte. Die Mutter war flüchtig, auf Fürgel konnte nichts gebracht werden und mußte das Kind, welches den Namen Zacharias erhielt, auf öffentliche Kosten erzogen werden. Es starb aber im folgenden Jahre. Dem Gutsbesitzer Urban Brand aus Sietzsch, welcher 1590 den Philipp Fritzsche von Quering in einer Schlägerei tödlich beschädigt hatte, ward ewige Verweisung zuerkannt, auf Interzession erhielt er jedoch gegen Erlegung von 100 Gulden zu wohltätigen Zwecken, nach der Bestimmung des Rates und Erstattung der Kosten vom Administrator Begnadigung. Die Ehefrau des Joachim Uebermann fand man am 3. Juli mit einer Hucke Gras tot am Naundorfer Mühlwehr und überließ sie den Angehörigen zum Begräbnis. Am B. Juli, sonntagabends erschoß der hiesige Kramer Bernhard Ihanstein den Fron Georg Malentz, welcher vor dem Torwärterhaus des breiten Tores wehrlos saß und ihn freundlich anredete, mit der Büchse, die er ihm auf die Brust setzte. In der Tortur gestand er, daß er den Mord aus einem alten Hasse begangen habe und ward zum Schwert verurteilt. Bei Hegung des Halsgerichts nahm er aber das Geständnis zurück, gab vor, daß es durch Zufall geschehen sei, verfiel aber, da er Beweise nicht aufbringen konnte, abermals der Tortur und auf Geständnis und Widerrufung einer dritten, am 23. Mai folgenden Jahres, wo er sich endlich überwunden gab und am 18. Juni mit dem Schwerte sein Recht erhielt. Er saß in dem Hallischen Torgefängnisse, wo man häufige, zum Teil gewaltsame Versuche, ihn zu befreien, durch Verstärkung der Wachen zu vereiteln wußte., Sein Leichnam ward, von der Geistlichkeit begleitet, auf dem Gottesacker bestattet. Der Rat verkaufte während des Sommers 225 Scheffel Roggen, die er im vorigen Jahre aus Besorgnis künftigen Mangels gekauft und auf dem Schulbaden gelagert hatte, weil es länger nicht gut zu erhalten war, den Scheffel zu 12 1/2 Groschen, in Summe für 47 Schock. Mit Alexander von Miltitz auf Schenkenberg, welcher die Naundorfer Mark widerrechtlich behüten ließ und den Kosebruchteich zur Ungebühr staute, hatte man Prozeß vor dem Oberhofgericht und in dessen Folge am 15. April, 15. August und 9. November kommissarische Besichtigungen durch Otto Spiegel auf Neuhaus und dem hiesigen Amtsschösser Gregor Fiedler, deren gütliche Vorschläge jedoch der Verklagte hartnäckig zurückwies. Der Rat von Wittenberg zahlte die von hiesiger Stadt 1576 geliehenen 1000 Gulden wieder ab. Man verteilte wie bisher auch in diesem Jahre 7 Landtuche, am Werte 12 Schock 27 Groschen aus den Testamenten der Sebastian Sandderin, des Martin Koch, der Hans Krügerin, des Donat Findeisen, der Heinrich Grünthalin und Lorenz Eckartin an arme Schüler und Hausarme. Bedeutende Bau hatte man an den Mühlen, auch waren die durch den. Lober beschädigten Brücken am Kohltore und über den Gertitzer Bach herzustellen und das Türmchen auf dem Bauhofe zu bessern. Am 14. November starb hier der alte Pfarrer in Lissa, Donat Kötzschke, und ward am 16. begraben. Lorenz Walter von Mühlhausen wollte etliche biblische Historien auf dem Rathause mit Bildern spielen, der Rat trug aber Bedenken, es ihm zu gestatten und gab ihm 2 1/2 Groschen. Dr. Andreas Langner, welcher dem Rate sein Buch Contra pestem zuschickte, erhielt ein ansehnliches Geschenk und viele in Frankreich gediente Militärpersonen höheren und niederen Standes, auch von Jesuiten vertriebene Geistliche Unterstützungen. Kollekten brachte man aus für Wallrode wegen Feuer und Müllendorf, wo am 7. Januar ein ungeratener Sohn, Hans Gottfried, der sich im Lande umtrieb, als er von seines Vateras, eines ehrlichen Mannes, Tod hörte, zurückkam, mit der Mutter, von der er vermutete, daß sie Geld habe und sich wieder verehelichen werde, ein Gezänk anfing, sie mit Prügel tötete, das Haus ansteckte in der Hoffnung, daß der Leichnam. verbrennen solle und entfloh. Ein heftiger Wind aber trieb die Flamme ab und verbrannten zwar 39 Häuser, das der Mutter aber blieb, wie der Leichnam unversehrt, daher das Verbrechen entdeckt und der Mörder verfolgt, gefangen und am 19. desselben Monats hingerichtet ward. Der Scheffel Weizen galt 19 und 20, Roggen 21-18, neue Wintergerste 7, Hafer 7 und 8 Groschen.


1594

Im Februar und März befanden sich Kriegsvölker in der Nähe der Stadt, die nach Ungarn gegen die Türken zogen. Der Rat erkundigte sich fleißig nach Stärke und Betragen derselben und besetzte die Tore der Stadt. Der Gutsbesitzer Tobias Brand in Gertitz starb am 16. März am Bisse eines wütenden Hundes. George Hofmann, ein Salzmann in der Grünstraße und Elisabeth, Daniel Hechts daselbst Eheweib, wurden wegen Ehebruchs am 14. Mai vormittags 9 Uhr von Blasius Heinz aus Leipzig mit dem Schwerte hingerichtet und mit Begleitung der Geistlichen und Schüler begraben. Ein Edelmann Ratzenberger-erstach am 22. Mai auf des Rates Acker vor dem Rosentale den Schneider Hans Wicht aus Schenkenberg, von einer Untersuchung gegen den Täter findet sich keine Spur. In diesem Monat hielt man auch Heerschau über die waffenfähige Bürgerschaft und erhielt der Hausmann [Türmer und Musikusl, welcher dabei die Trommel schlug, 6 Groschen. Ein Schloßenwetter zerstörte am 30. Juni in hiesigen und nachbarlichen Fluren fast die ganze Ernte. Der Rat schenkte den verunglückten Untertanen in Benndorf den notdürftigsten Bedarf an Roggen und verlieh 209 Scheffel desgleichen den Einwohnern in Beerendorf. Alexander von Miltitz auf Schenkenberg, der etwas darin suchte, den Rat mit Angriffen auf die Rechte der Stadt zu beschäftigen, machte in seinem Holze zum Nachteile der Naundorfer Mühle einen Graben und veranlaßte zu dem schon gangbaren noch einen neuen Prozeß. Die im vorigen Jahre vom Rate in Wittenberg zurückgezahlten 1000 Gulden nahm der Rat in Bitterfeld als Darlehen zu Erkaufung des Gutes Greppin. Blasius Förster, ein Zimmergeselle, fiel am 7. November in der Nähe der Pfarre den Michael Kippold, welcher drei Jungfrauen von einer mit einem scharfen Brotmesser über dem rechten Ohr drei Schnitte bei, Wirtschaft nach Hause führte, an, warf ihn nieder und brachte ihm deren einer die Schlagader verletzte. Der Verwundete ward gerettet und Förster, der etwas trunken gewesen war, mußte sich, nachdem er einen Monat lang gefänglich gesessen, auf .6 Jahre aus der Stadt entfernen und sollte auch dann nicht eingelassen werden, bevor er nicht Arzt- und Untersuchungskosten bezahlt und die ihm zugesprochene Leibesstrafe verbüßt hätte. Kuno von Crostewitz überfiel ohne Ursache und beschädigte vor dem breiten Tore den Bürger George Nagel und ein Gleiches tat Abraham Schiecke, der Jüngere, an Ambrosius Lucke aus Kattersnaundorf. Man beschied beide vor Gericht, die Sache wurde aber vermittelt. Das Bürgerrecht empfing unter anderem der Amtsschreiber Matthias Pirner, gebürtig aus Roitzschitz, der Maler Hans Eberhard aus Mühlhausen, der Pfarrer in Selben Mr. Erhard Bundmann und der Apotheker Georg Hartmann von Eisleben gebürtig, welcher zugleich dem Rate für sich und sein Gesinde mit der Apotheke aufrichtig und reinlich zu handeln, eidlich zusagen mußte. Das Fluchen, Sakramentieren bestrafte man mit dem Halseisen und jungen Bürgern, die sich unsittlich betrugen, legte man außer der Gefängnisstrafe noch eine zweijährige Wanderung als Buße auf. Der Küster Nicolaus Roitzsch verließ sein Amt und folgte dem Zuge nach Ungarn, auch gingen die Bierschröter Bachmann und Bröse freiwillig dahin. Der Scheffel Weizen galt 20-18, Roggen 17-16, Wintergerste 7 und Hafer 6'/x Groschen.


1595

Der zwischen der Stadt und Alexander von Miltitz auf Schenkenbag streitige Teich im Kosebruch wurde unter Aufsicht der Kommissarien auf dem Eise gemessen und fand sich, daß der von Miltitz den Teich gegen Vertrag vom 11. Dezember 1581 weit über die Grenze gestaut hatte. Er widersprach der Messung, behauptend, daß sie im Herbste bei abgelassenem Wasser geschehen müsse, starb aber am 31. März d. J. und die verlangte Messung unterblieb. Im Januar und Februar war bei vielem Schnee große Kälte, in den letzten Tagen des Februar aber taute es schnell unter heftigen Regengüssen, die Flüsse stiegen zu ungewöhnlicher Höhe, verwüsteten die Dorfschaften und brachten viele um Leben, Habe und Gut. Auch hier tat das Wasser an Brücken, Schützen und Wegen ungemeinen Schaden und waren die Straßen im April und Mai wegen großer Nässe kaum zu bereisen. Am 22. Januar, gegen 10 Uhr vormittags, ward Hans Spange aus GroßKyhna, Stiefsohn Peter Stallbaums, in hiesiger Neustadt wegen Diebstahl aufgehängt. An die Stelle des im vorigen Jahre nach Ungarn in den Krieg gezogenen Küsters Nicolaus Roitzsch kam der hier geborene Bürgerssohn EIias Treintzsch. Der Bürger und Goldschmied Peter Naumann von Edenburg, gab hier am 28. Dezember vorigen Jahres zehn falsche Talerstücke aus. Man brachte sie auf das Rathaus und Naumann gestand, daß er sie ausgegeben habe. Als man ihn durchsuchte, fand man noch 24 Stück dergleichen Talar und drei falsche Guldenstücke und so kam er, weil er nicht erklären wollte, woher er diese Münzen genommen, in Haft und Untersuchung. Der um Nachsuchung in seiner Wohnung aufgeforderte Rat in Eilenburg sendete noch 30 aufgefundene Talerstücke von Kupfer mit Kurfürsten Christian Bilde, auch Stempel und anderes Prägegerät und leugnete zwar den Gebrauch, gestand aber in der Tortur, die ihm das erste Urteil brachte, Prägung und Ausgabe ohne Mitschuldige, daher ihm im zweiten Urteil der Tod durchs Feuer zugesprochen ward. Er hoffte und suchte zwar Milderung, da sich aber in Eilenburg noch mehr Münzgerät fand, er auch in Leipzig dergleichen Münzen ausgegeben und dieses Handwerk schon länger getrieben hatte, so blieb es bei der festgesetzten Strafe, die an' ihm am 28. März vor der Ziegelscheune vom Scharfrichter Blasius Heinz aus Leipzig und vier Gehilfen vollzogen ward. Man brauchte dazu 8 Klafter Fichtenscheite, viel Reisig und anderes Holz, eine Säule, Kette, eiserne Harken, zwei Spaten, zwei beschlagene Schippen, eine Rodehaue und ein Pfund Schießpulver. Münzen und Prägegeräte mußten auf Befehl an die Renterei in Leipzig abgeschickt werden. Das am 21. August im Stalle der Thomas Bornackin an der Stadtmauer ausgebrochene Feuer tat weiter keinen Schaden. Christoph Graßhof von Selben brachte das erste Sturmfaß und empfing 1 Talar Belohnung. Am 26. Oktober starb der Kämmerer Paul Hintzsche, Ratsherr seit 1577. Der Superintendent Mr. George Selnecker, welcher seines Vaters, Dr. Nicolaus Selneckers, Commentarii in Epistolas Pauli in den Druck gab und dem Rate ein gebundenes Exemplar überreichte, erhielt 10 Taler Gegengeschenk. Auch gab man den in Leipzig studierenden Theologen Andreas Landeck und George Nagel, von hier, einen Beitrag zu ihrem Bücherbedarf. Landeck war der Sohn des hiesigen armen Hausgenossen Martin Landeck, ward Feldprediger in Ungarn und 1604 Pfarrer in Altjeßnitz; Nagel, geb. 1570, 1599 Feldprediger unter dem Obersten Hans von Osterhausen, in Ungarn und von 1602 ab Pfarrer in Reuden. Liebhaber der Geschichte, schrieb er in Caspari Goldwurmii Calendarium historicum, 1554; Nachrichten von' Delitzsch, Zörbig, Bitterfeld, die der Pfarrer Mr. Herrmann in Altjeßnitz besaß und hbchschätzte, aber verloren sind. .Kollekten brachte man aus für mehrere Orte, u. a. für Reifenstein, wo drei ungeratene Söhne, die man wegen ihres Saufens und unsittlichen Lebens von der Kanzel gestraft hatte, ihren alten Vater, der sie darum schalt, bei den Haaren im Haus umschleppten und so mißhandelten, daß die Obrigkeit zugriff und zwei derselben, da einer sich durch einen Messerstich tötete, ins Gefängnis brachte, das sie jedoch am achten Tage, den 25. Juni, nachts durchbrachen und an drei Orten Feuer anlegten, welches 225 Häuser vernichtete und 9 Personen das Leben kostete. Der Scheffel Weizen galt 17, Roggen 15, Wintergerste 7, geringer Hafer 6 Groschen.


1596

Die Herde des Rittergutes Wölkau und der Gemeinde Kertitz weidete im Stadteigentum am Haine vor dem hallischen Tor und ward gepfändet, in der Schenke zu Kletzen aber fremdes Bier weggenommen. In Bischofswerda entstand am 28. April, mittwochvormittags zwischen 7 und 8 Uhr in dem Malzhause des Bürgers Christoph Daxfinger Feuer, welches bei starkem Wehen des Windes so schnell um sich griff, daß man nur auf Rettung des Lebens denken mußte und in kurzer Zeit die Stadt mit mehr als 300 Häusern, allen geistlichen und öffentlichen Gebäuden, Türmen, Toren, Mauern, neuem Rathause, ausgenommen das alte Rathaus, ein Gasthof, die Stadtmühle, das Hospital und neun kleine Häuser verwüstet lag. Es gab keine Glocke mehr und der Verlust ward 200 000 Gulden am Werte abgeschätzt. Der hiesige Rat überschickte 42 Gulden 17 Gr. 11 Pfg. milde Beiträge durch einen Boten und gab 3 Schocke 9 Gr. aus der Kasse dazu. Der Bürger Zacharias Walpurger und Junker Kuno von Crostewitz von Lemsel, welche sich auf die Klinge forderten, auf dem Markte schlugen und großen Auflauf verursachten, verbüßten es jeder mit 2 Schokken. Derselbe von Crostewitz geriet am Peter-Paulstage mit dem Bürger Arndt, in dessen Hause er eine Büchse abschoß, in Streit, kam aber,weil er vorgab, daß die Büchse wider seinen Willen losgegangen, mit einem Verweis davon. Dagegen strafte man den Christoph von Bölzig, der an demselben Tage seine Büchse auf öffentlicher Straße abbrannte, mit einem Schock. Leider gab zu diesen Unordnungen größtenteils das Ubermaß im Trunk Gelegenheit. Sämtliches Scheffelmaß der Bürger ward untersucht, geeicht und mit des Rates Zeichen versehen. Ein junges Mädchen und eine Witwe, die von fremden weggewanderten Handwerksgesellen geschwängert zu sein vorgaben, wurden aus der Stadt gewiesen. In dem Malzhause des Lorenz Ihbe entzündeten sich am 9. Dezember durch Vernachlässigung der Aufsicht Hürden, Spannriegel, Decke, die Nachbarschaft bemerkte es aber zeitig und das Feuer kam durch ihre Tätigkeit nicht zum Ausbruch. Es ward mit 4 Schocken bestraft und mußte, was der Rat nach Vorschrift der Feuemrdnung als Trinkgeld und sonst verwendet hatte, vergüten. Auch entzündete sich am 20. dieses Monats, nachts 2 Uhr in der Oberstube des Gasthofs zum Ringe, Stephan Beckers, eine Bohle durch eine in der Küche des Nachbars, George Sachse, nicht gut verwahrte Bratröhre, weiche aber die im Gasthofe eingekehrten Fremden bemerkten und löschten. Mehrere von Jesuiten und Reformierten vertriebene Lutheraner suchten und empfingen vom Rat Reisegeld. Kollekten brachte man u. a. aus für Gansberg in Böhmen, wo lm 28. Februar eine Diebesbande, früh gegen 5 Uhr, an zwei Orten Feuer anlegte und 113 Wohnhäuser mit der Pfarrkirche niederbrannten, auch 17 Personen, jung und alt, umkamen. Mehrere dieser Räuberbande hatten am 3. Februar des nachts die nahe Stadtmühle erbrochen, den Müller, sein Weib und Gesinde hart geknebelt, einen Mühlknecht aber unbeachtet gelassen, welcher in der Stadt Hilfe suchte, von da auch eine starke Wache abging und vier der Räuber gefänglich einbrachte. Sie bekannten in der Tortur, daß die Bande, zu der sie gehörten, 24 Männer stark sei und erlitten ihr Recht. Die Entkommenen aber schrieben Fehdebriefe und rächten ihre Kameraden auf die angezeigte Weise an der Stadt. Der Scheffel Weizen galt 16-22, Roggen 12-14, neue geringe Wintergerste 6, Hafer .4 Groschen.


1597

Der kurfürstliche Rat Andreas Caspar von Ebeleben ward am 22. Februar als Hauptmann der Ämter Delitzsch und Zörbig eingewiesen, hatte aber in Zörbig seinen Aufenthalt. Der Rat gab wie gewöhnlich den Ehrenwein. Am 20. März starb im 67. Lebensjahr der Bürgermeister und Stadtschreiber Johann Fischer. Es war der Sohn des vormaligen Ratsherren Andreas Fischer, geboren 1530, studierte in Pforte und Wittenberg, ward 1553 Rektor hiesiger Schule, 1572 Stadtschreiber, 1586 Bürgermeister und hin. terließ vier Söhne, Mr. Andreas, Elias, David, Johann, von welchen die drei älteren hier in den Rat kamen, der jüngste als Notar in Halle lebte. Der Verstorbene war wegen seiner Kenntnisse und Rechtlichkeit allgemein geachtet und der Rat verwendete bei seinem Begräbnis am 22. März 36 Taler auf Zindel und Kartek. An seine Stelle als Stadtschreiber kam Mr. Johann Richter, der Sohn des hiesigen Bürgermeisters, früher Amtsschösser, Mr. Esaias Richter. Er war geboren am 4. Februar 1570, hatte, nachdem er Pforte verlassen, in Leipzig die Rechte studiert und 1592 daselbst die Magisterwürde erlangt. Am 2. April starb Otto Spiegel auf Badrina und ward am 4. dieses Monats im Chore hiesiger Stadtkirche nahe dem Putte beigesetzt. Der Rat ließ, weil sich viel Volk zudrängte, die Tore mit doppelter Wache besetzen. Der Steinsetzer Joachim Uebermann legte an der Doktorei einen neuen Steinweg und trugen die anwohnenden Hausbesitzer 4 Schock 20 Groschen zu dem Lohne, von der Rute, deren etwas über 32, 8 Groschen bei. Hans George von Hügel, Gabriel von Braschwitz und andere Edelleute, die hier am Petri-Pauli-Markt ihren Tanz hielten, trieben mit Schießen, Reiten, Rennen in der Stadt solchen Unfug, daß der Rat, welcher fürchtete, daß es mit der so oft und gröblich gereizten Bürgerschaft zu gefährlichen Exzessen kommen möchte, an den Administrator berichtete. Der Administrator befahl zwar strenge Untersuchung, der Hauptmann von Ebeleben verglich aber die Sache dahin, daß dem von Hügel bei 1000 Taler Strafe aufgegeben ward, sich fortan nachbarlich, friedlich und bescheidentlich gegen den Rat und ganze Bürgerschaft zu verhalten, aufgetragen ward, er sich auch dazu den drei Bürgermeistern und Stadtrichter handgebend verpflichten mußte. Der Pfarrer in Werbelin, David Franke, welcher am 9. August sein Vieh auf Weißiger Mark bei den Mandeln an Stricken führen ließ, ward gepfändet und mußte das Pfand im Amte lösen. Wegen der aus dem Feldzuge in Ungarn zurückkommenden Krieger stellte man vom 27. Juli bis 7. Oktober in den Scheunen Wächter an. Mit ihnen traf auch der im vorigen Jahre weggegangene Küster Nicolaus Roitzsch wieder ein, dem man 12 Groschen Reisegeld gab. Leider verbreitete sich mit ihrer Ankunft viel Unsittliches und in dem Herbste eine gefährliche Krankheit, die zwar hiesige Stadt noch nicht berührte, aber in der Umgegend furchtbare Verwüstung anrichtete, weshalb man auch die Tore mit Aufsichtswachen besetzen ließ. Die Frau von Scheidingen auf Wölkau hatte gegen Hut und Trift auf Kertitzmark Einwendung und der Hauptmann von Ebeleben mit dem Amtsschösser Gregorius Fiedler zu gütlicher Verhandlung Auftrag. Am 31. August ward Bartholomäus Wittich von Kertitz mit dem Strange hingerichtet. Die Gemeinde Gertitz, welche sich auf Wilhelm Gablers Breite eine Trift anmaßte und ihr Vieh indessen Hafer trieb, verfiel in 4 Schock Strafe. Wegen der hohen Preise der Gerste suchte die Bürgerschaft bei dem Administrator um eine Erhöhung der Biertaxe nach. Dem Mr. Abraham Taurerus, Pfarrer in Schwerz [einem Delitzscher], welcher seine Druckschrift gegen die Anhaltischen Kalvinisten den drei Räten dedicierte, verehrte man einen Taler. Kollekten brachte man aus u. a. für Weydenburg, Fichtenhain in Hessen, wo am 5. Mai in einem furchtbaren Wetter, welches von früh 8 Uhr bis abends dauerte, der Blitz an drei Orten zündete, 131 Häuser, Kirche, Schule, Rathaus in Feuer aufgingen, 7 betagte Männer, 2 kleine Kinder verfielen und 3 Meilen im Umfange alles verhagelte, weiterhin für Kriebus bei Sagan, Schliebenitz, Brandau und Langenhausen. Auch empfing eine große Zahl der aus Ungarn heimziehenden Landsknechte Reisegeld, die man leider unbesoldet und ohne Aufsicht umschweifen ließ. Der Scheffel Weizen galt 22, Roggen 20, Gerste 15 Groschen.


1598

Der Orgelbaumeister Heinrich Compenius aus Halle übergab im Februar die im vorigen Jahre von ihm umgearbeitete, verbesserte und verstärkte Orgel der Stadtkirche und erhielt vom Rat 4 Taler, auch Wein als besonderer Geschenk. Er hatte sie einen halben Ton höher in den Chorton gestimmt und mit vier neuen Registern, Quintaton 8 Fuß, gelacktem Unterbasse 16 Fußton, Posaunenbasse 16 Fußton, Kornattbasse 2 Fuß, versehen. Das auf Gerlitz verfallene Gericht [Galgen] ward im März hergestellt und empfing jede dabei tätig gewesene. Gerichts- und Ratsperson eine Kanne Alandwein 4 Gr. am Werte. Das Freimannlehngut auf Schweissa-Mark fiel nach Gallus Hartmann Tode, welcher männliche Nachkommen nicht hinterließ, an den Rat. Er ließ es durch die Amtslandschöppen würdern, verkaufte das Schöppen-gut in Zschortau mit 2 Hufen Landes, 2 Wiesen und 21 wüsten Höfen für 850 Gulden an Thomas Dietze in Zschortau und verlieh einen wüsten Hof mit 5 Gr. Lehngeld an Matthäus Khöl, den Älteren in Selben; 1 ½ wüsten Hof mit 7 ½ Gr. Lehngeld an den Richter Matthäus Khöl, den Jüngeren daselbst; 1 Höfchen mit 5 Gr. Lehngeld an Martin Ohme zu Zschortau; ein halbes Höfchen mit 2 ½ Gr. Lehngeld an Hans Haupt daselbst; ein Höfchen mit 5 Gr. Lehnware an Matthäus Neumann daselbst; einen halben Hof mit 21/a Gr. Lehngeld an Melchior Biermann in Selben; einen Hof mit 5 Gr. Lehngeld an Gall Hartmanns Erben; ½ Hof mit 2 ½ Gr. Lehngeld an Wolf Bruder. Die Lehnsanmaßungen des Christoph von Gröpzig auf Zschortau, Alexander von Zwemen, Otto Spiegel und Otto von Crostewitz, bezüglich auf diese Grundstücke, wurden abgewiesen. Mit dem Frühling verbreitete sich auch hier die Pest, eine im höchsten Grade gefährliche Dysenterie. Alle Vorkehrungen und Anstalten zur Hemmung waren vergebens, und die Chirurgen lagen selbst hilflos. Es starben mehrere der vornehmsten Familien ganz aus, der Rat verlor fünf seiner Mitglieder und der in den nächsten Jahren erfolgte Tod der Geistlichen war Folge der Ansteckung. Den Anfang im Rat machte der Bürgermeister Mr. Esaias Richter [seit 1572 Ratsherr und von 1585 Bürgermeister), Er starb am 15, März im 63. Lebensjahr, gerühmt wegen treu geleisteter Dienste und der Rat verwendete 38 Täler auf die Trauer für sich und die Dienerschaft. Ihm folgte am 22. Juli Christoph Kippelt [Ratsherr seit 15941, am 9. August Mr. Benedict Jäger [Ratsherr seit 15901, dessen Gattin Elisabeth am 12. August, am 15. Oktober der Stadtrichter Herrmann Gurre [Ratsherr seit 15811 und dessen Sohn Student Andreas Gurre und am 1. November Hieronymus Heidenreich [Ratsherr seit 1588) mit sechs Kindern, Paulus, Rebecca, Hedwig, Anna, Johannes und Elisabeth. Nur ein Sohn blieb ihm, der später hier Konrektor ward, in dem schrecklichen Pestjahr 1626 aber ebenfalls mit seiner ganzen Familie unterging. Viele kranke Familien mußten unterstützt, viele elternlose Kinder versorgt werden. Die Wehmütter waren von der Krankheit ergriffen, die von Torgau verschriebene kam zwar an, durfte aber, weil ihre Kinder erkrankten, nicht ausgehen. Ärzte hatte man nicht und die Apotheken wurden erschöpft. Die Zahl der Gestorbenen war 712, der Verlust also gegen andere Jahre siebenfach und mit dem 15. Juli wurde ein neues Totenregister angefangen, das Superintendent Mr. Selnecker eigenhändig überschrieb. Bitterfeld verlor 400 seiner Einwohner und mehrere Dörfer starben bis auf wenige Familien aus. Es trat schon im Oktober harte Kälte ein und ein Knabe erfror am 17. dieses Monats. Einige Bürger bestrafte man, weil sie die Jahrmärkte in Landsberg und Brehna mit Waren bezogen und bauen halfen. Das Bürgerrecht erlangte unter anderen Christoph Greffe, ein Apotheker aus Zwickau, George Döring, der Sohn des verstorbenen Pfarrers in Brinnis, Christoph Döring und der Pfarrer in Wiedemar, Valentin Schütze, hiesiger Bürgerssohn. Dem Stadtschreiber Mr. Johann Richter gab man bei seiner Verehelichung mit Elisabeth, Andreas Stephan hinterlassener Tochter, 18 Täler, dem Professor der griechischen Sprache und Mathematik. Mr. Erasmus Schmidt in Wittenberg, einem Sohn des vormaligen hiesigen Lehrers und Bürgermeisters Thomas Schmidt, der sich mit Mr. Reinharts Witwe in Wittenberg am 30. September verband, 10 Täler Hochzeitsgeschenk. Auch verehrte man dem Superintendenten Mr. Selnecker, welcher dem Rate seine Druckschrift: Wie man sich in der Zeit der Ungnade (Pest) verhalten und bezeigen solle? zueignete, 11 Täler 6 Gr. Ein armer Mann, Paul Voigt aus Naundorf, welcher vom Hufschlag eines Pferdes in den Rücken die Sprache verlor, erhielt eine Beisteuer. Man brachte verschiedene Kollekten aus. Der Scheffel Weizen galt 20 und 21, Roggen 18-22, Hafer 10-11 ½ Groschen.


1599

Der Rat gab dem Hausmanne [Musikus] zum Neuen Jahre einen Taler aus der Kasse, damit er nicht von Haus zu Haus gehend, die Bürgerschaft, wie etwa vor Zeiten geschehen, beschweren dürfe und ebensoviel den beiden Fronen in gleicher Absicht. An Jahrlohn hatte der Stadtmusikus 15 Schocke 36 Groschen, für Abblasen, Kirchenmusik, Seigerziehen, Wache von früh 3 bis abends 9 Uhr und 4 Schocke 20 Gr. für die Nachtzeit, übrigens noch 25 Scheffel Roggen, Holz, ein Schock zum Geleuchte und zu Pfingsten ein Kleid. Christoph von Gröpzig auf Zschortau, welcher sich gegen den Rat mit Schmähreden verging, mußte diesem auf kurfürstlichen Befehl vor dem Hauptmanne von Ebeleben in Zörbig Abbitte tun. Das Ratsstipendium hatte Peter Schmidt, Sohn des hiesigen Bürgers Hans Schmidt, Student der Rechte in Leipzig. Er lebte später hier als praktischer Jurist und kam 1617 in den Rat. Die Trauung mit seiner zweiten Gattin, Sibylla, des Böttchers Andreas Berndts Witwe in Wittenberg am 3. März 1639, ward kriegerischer Unruhe wegen auf dem Kloster, in Dr. Luthers Stube, welche bis dahin Mr. Schmidt innegehabt, von dem Diakon Mr. Schmidt vollzogen, welches man in hiesigem Kirchenbuche besonders bemerkt hat. Das tägliche Aufziehen des Kircienseigers, welches bisher der Küster besorgt hatte, übertrug. man dem Schösser Hans Pak, welcher zugleich für die nötige Besserung zu sorgen hatte und gab ihm jährlich 4 Schocke 12 Gr. Lohn. Die Jahrmärkte Petei-Pauui wurden den Städten Bitterfeld, Düben, Leipzig, Halle, Eilenburg, Torgau, Schmiedeberg, des Sterbens wegen abgesetzt. Vom Juli an griff die Ruhr von neuem um sich verlor sich aber mit dem Eintritte des Spätherbstes und starben überhaupt nur 255 Personen. Am 7. Juli brannten in dem nahen Dorfe Kreuma vier Güter weg Auch der Superintendent Mr. George Selnecker ward ein Opfer der herrschenden Krankheit. Er starb am 25. September und man begrub ihn nach seiner Verordnung nicht in der Kirche, sondern auf dem Gottesacker zwischen den Eingangstüren der Kirche. Er hinterließ eine schöne größtenteils vom Vater geerbte Bibliothek und vier Söhne, deren einer Georg, geboren 1594, später hiesiger Bürger und Viertelsherr, sich im Anfange des Dreißigjährigen Krieges um die Stadt Verdienste erwarb. Die Wiederbesetzung der Stelle machte diesmal keine Schwierigkeit. Der von dem vortragenden Bürgermeister George Kirchhof in Vorschlag gebrachte Mr. Abraham Suarinus, Pfarrer in Schkeuditz, war hier als Gelehrter, geistreicher Prediger und liebenswürdig bescheidener Mann so bekannt, seine Erlangung so wünschenswert, daß man eine Abstimmung nicht nötig fand. Die Fleischer durften nach ihren Innungsartikeln Schafvieh, mit dem sie hiesige Wiesen betrieben hatten, bei namhafter Strafe nicht an Fremde verkaufen und zahlten deshalb Elias Behr und Bartholomäus Becker, welche 100 hier gehütete Schöpse nach Leipzig verhandelten, des Nachts heimlich wegtrieben, bei Schladitz aber von dem Gleitsbereiter getroffen wurden, außer 26 Taler 6 Gr. Geleite, 25 Taler Strafgeld. Unter anderen wurde eine Kollekte für Lindau ausgebracht, wo man vier Männer, die sich nach mehrtägigem Aufenthalt im Gasthofe beim Trunke und Spiele veruneinigten, Verräter und Kundschafter nannten, auf ihr Geständnis, daß sie der türkische Sultan ausgeschickt, den Christen durch Gift und Feuer möglichst zu schaden, sie auch dieses an verschiedenen Orten ins Werk gerichtet, am Leben strafte, darauf aber ihre Gesellen die Stadt am 16. September des Nachts an mehreren Orten ansteckten, 125 Häuser, Kirche, Pfarre, Schule, Rathaus, niederbrannten und dabei 17 Männer mit 3 Wöchnerinnen ihren Tod fanden. In dem Ratskeller verschenkte man 131 Eimer Wein, Aland, Rheinwein, Naumburger und Ketzschberger und 156 Kufen oder 234 Fässer Torgauisches Bier. Der Schenke erhielt vom Eimer Wein 2 Groschen, von der Kufe Bier 3, der regierende Bürgermeister aber von jedem Stücke Wein und jedem Faß ein Nösel. Die Ziegelscheune lieferte in 5 Bränden 118 225 Steine und verkaufte man das Hundert an Bürger für 5, an Fremde für 8 Groschen. Der Scheffel Weizen galt 19-22, Roggen 15 und 16, geringe Wintergerste 6 Groschen.