Häuserbuch der Stadt Delitzsch - I.3. Stadtgeschichte

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Stadtgeschichte

Delitzsch stellt sich heute dem Betrachter als Kreisstadt mit ihren ca. 27. 000 Einwohnern gelegen in der Leipziger Tieflandsbucht, im Bereich des Marktplatzes und der Kirche St. Peter und Paul in einer Höhe von 97 m über NN, auf einem ca. 3 m hohen eiszeitlichen Sandrücken über der die Stadt umgebenden Loberniederung, dar.   Erste Hinweise auf eine Siedlungstätigkeit im Weichbild, d. h. dem Rechtsbezirk der später entstandenen Stadt, deuten auf das 9. Jh. , der mittelslawischen Siedlungsperiode. So haben sich an Hand von Bodenfunden und nachfolgender archäologischer Grabungsuntersuchungen eine slawische Siedlungstätigkeit für das 9. Jh. im Bereich der heutigen Beethovenstraße und für das 10. und 11. Jh. auf dem Gebiet des westlichen Schloßgeländes  , der zur Ritterstraße hin gelegenen Rückseite des Rathausgrundstückes   und in der Holzstraße , nachweisen. Abgesehen von dem Fund in der Beethovenstraße sind interessanterweise die Fundorte deckungsgleich mit den bis in das späte Mittelalter nachweisbaren freien Höfen markgräflicher Ministeriale. Archäologische Untersuchungsergebnisse für die weiteren zwei ehemaligen freien Höfe auf den Grundstücken Münze 8/9 und der Badergasse 25 fehlen bisher. Versucht man nun an Hand dieser Untersuchungsergebnisse ein Siedlungsbild des beginnenden 12. Jh. zu rekonstruieren stellt sich folgender Sachverhalt dar. Nach der im 10. Jh. erfolgten ersten Phase der deutschen Ostkolonisation hier im seit etwa dem 7. Jh. slawisch besiedelten Land der Sorben mit der Gründung deutscher Burgwarde, so werden im Jahr 981 entlang der Mulde u. a. Ilburg (Eilenburg), Liubanici (Löbnitz) und Geserisca erwähnt . Parallel dazu erfolgte die Christianisierung dieses ostsaalischen Gebietes. 968 wurden die Bistümer Meißen, Zeitz und Merseburg geründet. Der Gau Siusili gehörte zum Bistum Merseburg. Der Erzpriestersitz wurde in Gollma errichtet, wohl aber erst nach dem Jahre 1104, nachdem der Gau Siusili 981 an das Magdeburger Erzbistum gekommen war.  Nach einer Zeit der Stagnation, setzt im beginnenden 12. Jh. die Phase des inneren deutschen Landesausbaus mit der Schaffung kleinerer Verwaltungsbezirke ein. Diese Verwaltungsbezirke, später gemeinhin "districtus" genannt , waren dann schon im 14. Jh. im Umfang fast vollständig mit den späteren Ämtern identisch. Betrieben wurde dieser innere Landesausbau im Untersuchungsgebiet vorrangig von den Wettinern, deren Nebenlinie in Landsberg und Eilenburg ihren Sitz hatte, und den Klöstern auf dem Lauterberge (gegründet 1127) und in Sittichenbach.  Gleichzeitig setzt ein starker Zustrom in das Land gerufener deutscher Siedler, insbesondere Flamen, Franken und Hessen, ein, die durch mehrjährige Steuer- und persönlicher Freiheit und fruchtbaren Ackerboden begünstigt waren.

Die in unmittelbarer Nähe eines alten in West - Ost Richtung verlaufenden Handelsweges gelegene befestigte slawische Anlage (auf dem Spitzberg) wurde zum Sitz eines unteren Gerichtsbezirkes. In den Jahren 1207, 1222 und 1224 ist uns das Landding (placitum provinciale) der Ostmark in Delitzsch urkundlich belegt.  Diese Burganlage dient gleichzeitig als Verwaltungssitz -Vogtei-, Gerichts- und befristeter Wohn- und Witwensitz bis 1291 der Wettiner, bis 1328 der Brandenburger, bis 1347 der Herzöge von Braunschweig und danach der Markgrafen von Meißen.  Die zum großen Teil aus vormals unfreien Landesbediensteten hervorgegangenen Ministerialen dieser Regionalverwaltung wurden auf mit bestimmten Freiheiten ausgestatteten Höfen in unmittelbarer Nähe angesetzt. Diese Höfe waren frei von Zins- und Abgabenleistungen und entwickelten sich in einigen Fällen in der Folgezeit zum Allodialbesitz, d. h. Eigengut. Als Gegenleistung versahen diese Ministerialen, der in der Umgebung angesessene niedere Landadel, als Amthauptmann, Unteramtmann, Vogt und Schösser ihren Dienst für den Landesherrn und hatten je nach Bedeutung und Größe des Besitzes mit einem oder mehreren Ritterpferden die Heerfahrt im Kriegsfall mit zu tragen. Diese Freiheiten und Privilegien verliehen diesen Anwesen auch zukünftig eine bevorzugte Stellung. Die alte Befestigungsanlage auf dem Schloßgelände war das Burglehn, der freie Hof auf dem heutigen Rathausgrundstück hatte der markgräfliche Schultheiß als Vorsteher der späteren Stadtgemeinde inne, auf den freien Höfen in der Holzstraße und der Badergasse etablierten sich im 14. und 15. Jh. Mönchstermineien. Mit dem Lehnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50 wird uns ein erstes, wenn auch nur im groben Raster, überliefertes Bild dargeboten.   Parallel dazu lassen sich, vermutlich ab dem ersten Drittel des 12. Jh. , im Schutz der Burg erste Handwerker und Händler nieder. Diese in den Anfangsjahren als Dienstsiedlung der Burg anzusprechende Anlage ist mit einiger Sicherheit in der Schloßstraße und im Bereich der Mühlstraße 1 - 5 zu suchen.  Man muß sich nur davor hüten in diesem Zusammenhang schon von einer Stadtanlage bzw. einer planmäßigen Stadtgründung zu sprechen. In der Regel gehen die Städte nur ganz selten auf einen eindeutigen und einmaligen Gründungsakt zurück, vielmehr erfolgte eine allmähliche Entwicklung in mehreren Stufen zur Stadt.  Die erste Nennung von Delitzsch als Stadt (civitatem Deltz) läßt sich im Jahr 1332 nachweisen.  Der in den folgenden Jahrzehnten (nach etwa 1200) sich vertiefende innere Ausbau des städtischen Gemeinwesens erstreckt sich bis zur zweiten Hälfte des 14. Jh. auf die Straßenzüge Ritterstraße, Hallesche Straße östlich des späteren Halleschen Turmes, Markt, Leipziger Straße (vom Markt zur Ritterstraße), Schloßstraße und eines Teiles der Mühlstraße, insgesamt, abgesehen von Teilen der Schloß- und Mühlstraße als relativ planmäßige Stadtanlage. Dieser, noch als Handwerker- und Händlerniederlassung mit Marktprivileg anzusprechenden Siedlungsanlage, stand zumindest bis 1350, vermutlich bis 1376, der Schultheiß als ein vom Landesherrn eingesetzter Beamter vor. Die Herausbildung eines selbständigen von der hausbesitzenden Bürgerschaft gewählten Rates und des sich daraus rekrutierenden Bürgermeisters erfolgt in Delitzsch mit hoher Wahrscheinlichkeit erst im Zeitraum zwischen 1364- 1376. Aus dem Jahr 1364 datiert die älteste für die Bürgerschaft ausgestellte Urkunde.   Das es in der Folgezeit, ähnlich wie in den Fernhandelsstädten, zu Ausein- andersetzungen zwischen dem Rat der Stadt und den Handwerks- meistern um eine größere Beteiligung der Handwerker an den Rats- geschäften kam, zeigt uns eine Nachricht aus dem Jahre 1402.   Vermutlich wurden in Folge dieser Unruhen, auch Innungs- oder Zunftkämpfe genannt, in einem Vergleich der beteiligten Parteien die Beteiligung jeweils eines Verteters der Handwerkerschaft aus jedem der vier Stadtviertel an den Ratsgeschäften beschlossen. In der Altstadt werden erstmals 1442 und in der Neustadt 1456 "virtelhern" erwähnt.  Im Jahr 1376 läßt sich die für jährlich 12 Schock in Pacht vom Markgrafen innehabende eigene städtische Gerichtsbarkeit, der gewählte Rat, geteilt in drei wechselnde Räte, mit dem Bürgermeister und der Beginn des ältesten Stadtbuches nachweisen.  Mit dem innehaben, wenn auch nur pachtweise, der Gerichtsbarkeit vollzog sich auch die Trennung der Stadtgemeinde vom Amt mit dem Burgbezirk. Der Vogt, später auch Amthauptmann genannt, der Schösser, der Landrichter und die Landschöppen waren für die Verwaltungs- und Gerichtssachen des Amtes als Vertreter des Markgrafen, der städtische Rat mit dem Bürgermeister und dem Stadtrichter für die Stadtgemeinde nunmehr direkt dem Markgrafen zuständig, auf dessen Bestätigung sie nach der Ratswahl auch zukünftig angewiesen waren. 1423 erkauft die Stadt die vollständige hohe Gerichtsbarkeit für 550 Gulden und hat mit der Bildung des Landtages des sächsischen Territorialstaates im Jahr 1438 dort Sitz und Stimme.  Die Stadtgemeinde, vielfach begünstigt z. B. durch das Marktprivileg, das fast vollständige Handwerker- und Händlermonopol und dem Braurecht mit dem Recht zur Durchsetzung der Biermeile (ab 1390) brachte es zu einem ungeahnten "Energieüberschuß" der sich durch den Ankauf einer vielzahl von Liegenschaften bemerkbar machte. Die Stadt tritt als selbständiger Grundherr auf.

So werden

ab 1390 die Kohlgärten am Lober der Familie v. Trossin,

1402 der Sedelhof und das Dorf Benndorf,

1404 das Dorf Gerltitz,

1415 21 Acker der Spröde,

1423 die Dörfer Werben, Elberitz und einen weiteren Teil der Spröde,

1428 den Sedelhof zu Rubach,

1458 das Dorf und den Sedelhof Gertitz,

1476 28 Kuxe Berganteile im Silberbergbau des Erzgebirges, davon in Freiberg 4, Annaberg 5, St. Marienberg und Zschopau 7, Wolkenstein und Drähpach 12 Kuxe,

1530 die Gerichtsbarkeit auf 5 Hufen auf Weißigmark,

1610 die Rittergüter Petersroda und Neuhaus mit den Dörfern Holzweißig, Paupitzsch und Werbelin, erworben.  

 Diese zunehmende wirtschaftliche Kraft blieb nicht ohne Auswir- kungen auf die Umgebung der Stadt. Die Phase des wüst werdens, d. h. das verlassen und aufgeben, vieler Dörfer in der Nachbarschaft deckt sich zeitgleich mit der Entstehung der Neustadt und der Erweiterung der Delitzscher Amtsvorstädte. Neben den verheerenden Pestepedemien stellt die im 15. Jh. einsetzende Agrarkrise in der Landwirtschaft eine der Hauptursachen der Wüstungsperiode dar, die aber gleichzeitig der Stadt durch ihre Erweiterung zum Vorteil gereicht. Auf Grund vorliegender Untersuchungsergebnisse   kann man den östlich vom Markt und Pfortenstraße bis zum Breiten Turm liegenden Stadtteil als eine etwa zwischen 1370-1410 entstandene erste Neustadtsiedlung ansprechen. Heutige Schul- und Breite Straße. Ausschließlich dem Teil des heute "Münze" benannten Stadtteils, welcher mit geringen Ausnahmen bis zum Jahr 1544 den freien Hof derer v. Pack umfaßte   und der Holzstraße mit der Mönchsterminei, dem Frauenhaus und dem dicht daran liegenden Scheunenviertel, deren innere Aufsiedelung erst im 16. Jh. einen vorläufigen Abschluß fand. Der Ausbau der Befestigungsanlagen zum Schutz der Stadt fällt mit einiger Sicherheit in den Zeitraum um 1390-1410. Sicher mag die Stadt, begünstigt durch eine Loberschleife, schon früher durch einen schmalen Graben und Hecke notdürftig gesichert gewesen sein, aber als Fluchtstätten dienten im Verteidigungsfall die Burg und die Kirche. Mit der Selbständigkeit der Stadtgemeinde, die auch dem Schutz der Bevölkerung und ihren Sachwerten verpflichtet war, wuchs das Schutzbedürfnis. Die Stadt wird zum Zufluchtsort. Der Hallesche Turm (erbaut 1394-97) und der Breite Turm bilden neben einigen kleinen nur pfortengroßen Türen die einzige Möglichkeit des Einlasses in die Stadt. Der Bau der Stadtmauer, als Bauwerk urkundlich (wenn auch nur sekundär) 1410 erstmalig erwähnt , wird doch wohl erst nach dem Bau der beiden Stadttürme begonnen worden sein. Parallel dazu wurde der innere Graben ausgebaut. Der Bau der Stadtmauer und die Erweiterung des Stadtgrabens vollzogen sich in mehreren Abschnitten und fanden erst um 1455 einen vorläufigen Abschluß.  Der Umfang der Altstadt beträgt ca. 1500 m, der Flächeninhalt 18 ha, der Flächeninhalt des Burgbezirkes 2 ha, der der Neustadt 13 ha. über die Herkunft und die soziale Schichtung der Bürgerschaft ergibt sich ein sehr differenziertes Bild. Der größte Teil der städtischen Handwerksmeister und Händler stammt entweder aus einer Delitzscher Bürgerfamilie oder er rekrutiert sich aus umliegenden Städten, wobei hier mit Abstand Eilenburg, Grimma, Schkeuditz, Leipzig, Landsberg, Halle, weiter entfernt auch Joachimsthal, Chemnitz, aber auch Nürnberg und die Niederlande, am häufigsten genannt werden. Fast ausnahmslos heiraten sie in diese Familien als Schwiegersohn, aber zum prozentual etwa gleichen Anteil auch bei Witwen ein. Sogenannte Existenzgründer gehören zur Ausnahmeerscheinung. Die familiäre Vernetzung bekannter Ratsherrenfamilien, die vielfach ihre Partner aus sozial gleichgestellten Familien des Handwerks, Handels und der Geistlichkeit aber zu einem hohen Anteil ihre Frauen aus wohlhabenden Bauernfamilien der Umgebung holten, ist verglöeichbar anderen ähnlichen Städten. Städte wie Delitzsch, Torgau und Grimma gelten auch für die Geistlichkeit der umliegenden Pfarrorte und Städte als Wiege. Die sozial Schwächeren, soweit sie das Bürgerrecht besaßen, nannten im günstigsten Fall ein Pfahlhaus, meist in der Neustadt, ihr eigen. Oftmals vergingen von der Heirat bis zum Kauf eines Hauses viele Jahre währenddessen sie als Mieter untergebracht waren. Diese sogenannten bürgerlichen Einwohner, Handarbeiter, Tagelöhner und Dienstknechte stammten zu einem hohen Anteil aus den umliegenden Dörfern, wobei hier der Ostteil des Amtes in den Vordergrund trat. Eine Hauptursache wird hier in der im Gegensatz zum mittleren und westlichen Teil des Amtes stärker ausgeprägten Gutsherrschaft zu suchen sein. Besonders ausgeprägt war diese Erscheinung im 17. Jh. . Aus diesen Dörfern kommend wohnten sie zu Beginn meist in den Amtsvorstädten Grünstraße und Rosental bis in den folgenden Generationen der Sprung in das städtische Gemeinwesen gewagt wurde. Nur wenigen Familien gelang selbst nach zwei oder drei Generationen der nächste Schritt zum Besitz eines brauberechtigten Hauses innerhalb der Stadtmauer. Diese Prozesse lassen sich im einzelnen mit Hilfe des Registers im Häuserüberblick gut verfolgen. Schon an anderer Stelle wurde auf die Differenziertheit eines Brauerbehausgrundstückes und eines Pfahlhauses hingewiesen.  Blieb die Anzahl der Brauerbegrundstücke mit wenigen Ausnahmen über Jahrhunderte fast konstant, wuchs die Anzahl der Pfahlhäuser proportional der Erweiterung bzw. Verdichtung der Stadt.

Auch hier in Delitzsch finden wir die in anderen vergleichbaren Städten vorkommenden Berufsgruppen, meist in Innungen zunftmäßig organisiert, wieder. Genannt werden Grob-, Klein-, Nagel-, Waffen-, Kupfer-, Gold-und Silberschmiede, Loh-, Weiß-und Rotgerber, Kürschner, Riemer, Handschuhmacher, Beutler, Schuster und Schuhmacher, Buchdrucker und -binder, Tischler, Zimmerleute, Böttcher, Tuchmacher und -scherer, Schneider, Leineweber, Seifensieder, Glaser, Fleischhauer, Bäcker, Zuckermacher, Seifensieder, Perückenmacher, Kaminfeger, Apotheker, Gastwirte, ein Braumeister, Kramer, Leinwandhändler, Bader und Chirurgen. Die Viertelsmeister und Ratsherren übten diese Arbeiten oft neben ihrem bürgerlichen Beruf als Ehrenamt aus. Dagegen werden in den zur Verfügung stehenden Quellen keine Ackerbürger aufgeführt. Die ackerbesitzenden Familien liesen wohl durchweg diese landwirtschaftlichen Arbeiten von Knechten und Mägden verrichten.  Zahlreiche früher und teilweise noch heute gebräuchliche Straßennamen geben über die ehemals dort ansässigen Handwerke Auskunft. Riemergäßchen (heute Milchgasse), Wollwebergasse (heute Schul- und Pfortenstraße), Gerberplan und Töpfergasse. Parallel dazu steht der Teil der studierten Bürgerschaft und Geistlichkeit. Nach einer Grundausbildung an der städtischen Lateinschule gingen die begabtesten mittellosen Bürgersöhne mit einer Freistelle versehen oder die dazu finanziell in der Lage waren zum Studium an eine Universität. Natürlicherweise werden die meisten Delitzscher in den Matrikeln von Leipzig und Wittenberg genannt. Ab etwa 1543 war dem Besuch der Universität noch die schulische Weiterbildung an einer der drei sächsischen Fürstenschulen in Grimma, Schulpforte oder Meißen vorgelagert. Viele gebürtige Delitzscher des 15. -18. Jh. finden wir im Stand der Geistlichkeit von Städten und Dörfern, als Universitätsprofessoren und im diplomatischen Dienst wieder.  In Delitzsch treffen wir auf sie als Ratsherren und Bürgermeister, Stadtschreiber und -richter, Ärzte, Pastoren, Diakone und Schullehrer.

 Zeittafel

1207 Markgraf Konrad von Wettin hält in Delitzsch einen Gerichtstag ab.

1222 Landgraf Ludwig von Thüringen hält hier ebenfalls einen Gerichtstag ab.

1291 Landgraf Albert von Thüringen verkauft Delitzsch und andere Städte und Ämter an die Markgrafen von Brandenburg.

1332 Erste Erwähnung von Delitzsch als Stadt.

1376 Pachtweise Erlangung der selbständigen städtischen Gerichtsbarkeit.

1390 Privileg der Biermeile vom Markgrafen Wilhelm.

1392 Erbauung des ersten Hospitales.

1397 Die Schuh- und Gerberknechte erhielten ihren Innungsbrief, den ältesten der Stadt.

1404 - 1499 Um- und fast vollständiger Neubau der Kirche St. Peter und Paul im gotischen Baustil.

1406 Fleischer erhalten ihren Innungsbrief.

1423 Die Stadt erhält die endgültige Obergerichtsbarkeit.

1424 Schneider erhalten Innungsbrief.

1434 Bäcker erhalten Innungsbrief.

1441 Schmiede erhalten Innungsbrief.

1474 Rathaus wird auf drei ehemaligen Hausgrundstücken neu erbaut.

1485 Bei der Länderteilung Sachsens kommen Amt und Stadt Delitzsch zur Albertinischen Linie.

1504 Anstellung eines Hausmannes und Stadtpfeifers auf dem Breiten Turm.

1516 Erbauung der Hospitalkirche.

1518 Beginn des Neubaues der Kirche St. Marien.

1539 Einführung der Reformation.

1558 Amtsschösser Christoph Lotter erbaut das sogenannte Ritterhaus in der Rittergasse.

1572 Das Stadtschreiberhaus in der Rittergasse wird fertiggestellt.

1621 - 1623 Errichtung einer kurfürstlichen Kipper- und Wippermünzstätte in Delitzsch.

1644 Schloß und Teile der Stadtmauer werden durch die schwedische Besatzung zerstört. Im Dreißigjährigen Krieg wurden in der Stadt 111 Häuser in der Altstadt, 54 Häuser in der Neustadt, 50 Scheunen und die Ziegelscheune zerstört bzw. lagen wüst.

1656 Durch Teilung des Landes kommen Amt und Stadt Delitzsch an das Herzogtum Sachsen-Merseburg bis zum Erlöschen der Linie 1738.

1657 Drei angeblichen Hexen aus Mocherwitz wird der Prozeß gemacht. Sie werden verbrannt.

1661 Größte Feuersbrunst in Delitzsch, fast der ganze Westteil der Stadt wird ein Raub der Flammen.

1679 Am Pfortenplatz wird von der Stadt das sogenannte Ordonnanzreiterhaus gebaut.

1690 Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg läßt das Schloß als Witwensitz für seine Gemahlin wieder aufbauen.

1696 Der Schloßturm erhält seine barocke Haube.

1729 Wiederherstellung der Kirche St. Marien durch den Erbherrn auf Niemeck, Dr. jur. Christian Schultze.

1735 Die erste Promenade um die Stadt wird durch die Einebnung des Walles und Bepflanzung angelegt.

1795 Am 19. April wird der Naturforscher Christian Gottfried Ehrenberg im Haus Hallesche Straße 36 geboren. Er unternahm Forschungsreisen nach Nordafrika, Libanon, Rotes Meer und Äthiopien, 1829 mit Alexander v. Humboldt durch den Ural nach Asien. Universitätsprofessor in Berlin, Mikrobiologe und -geologe.

1808 Am 29. August wird Herrmann Schulze, der spätere Begründer des deutschen Genossenschaftswesens, im Haus Markt 11 geboren.

1815 Delitzsch wird preußisch. Aus den ehemaligen sächsischen Ämtern Delitzsch und Eilenburg wird der Kreis Delitzsch gebildet.

1827 - 1829 Neubau einer Knabenschule in der Hintergasse (heute Schulstraße).

1848 Zur Märzrevolution spricht in Delitzsch Dr. Herrmann Schulze auf dem Markt. Gründet einen Volksverein und wird Abgeordneter der Nationalversammlung in Berlin. Hier führt er zur Unterscheidung den Beinamen (Dr. Herrmann Schulze)-Delitzsch.

1849 Delitzsch erhält ein Kreisgericht, wodurch eine Rathauserweiterung notwendig wird. Es wird aufgestockt und erhält seine heutige äußere Form. Am 10. Mai gründet Schulze-Delitzsch die Schuhmacher-Rohstoff-Einkaufsgenossenschaft.

1850 Gründet Schulze-Delitzsch den Vorschußverein, aus dem die Volksbank hervorgeht.

1856 Beginn der Umbauten am Delitzscher Schloß zu einer königlichen Strafanstalt für Frauen.

1857 - 58 Neubau der Knabenschule am Gerberplan. Heute alter Teil des Ehrenberg-Gymnasiums.

1859 Die Eisenbahnstrecke Berlin (Magdeburg)-Leipzig wird am 1. 2. in Betrieb genommen. Delitzsch erhält einen Haltepunkt.

1862 Eingemeindung des Dorfes Grünstraße.

1865 Erbauung der Gasanstalt, Gasbeleuchtung wird eingeführt.

1871 Einweihung der Knabenvolksschule in der Bitterfelder Straße.

1872 Am 1. 7. wird die Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn in Betrieb genommen.

1873 Gründung eines Lehrerseminars.

1876 Schloßpromenade wird angelegt.

1882 Bau des Lehrerseminargebäudes in der Dübener Straße.

1884 Anlage des Stadtparkes.

1891 Die städtische Badeanstalt wird gegründet. Am 13. 9. Enthüllung des vom Bildhauer E. Weißenfels geschaffenen Schulze-Delitzsch Denkmales am Marienplatz.

1885 Bau des Krankenhauses.

1899 Einweihung der Mädchenvolksschule an der Chausseestraße.

1900 Einrichtung eines Heimatmuseums in der Schulze-Delitzsch-Schule in der Schulstraße.

1902 Baubeginn für den Wasserleitungsbau.

1909 Bau der Pestalozzischule.

1914 - 1918 Im 1. Weltkrieg sind 327 Soldaten aus Delitzsch gefallen.

1921 Durch Bau- und Siedlungs-sowie Heimstätten-Genossenschaft wird mit dem Wohnungsneubau begonnen.

1928 Ankauf des Schloßes durch die Stadt.

1945 Am 20. 4. Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen. Im 2. Weltkrieg sind 566 Delitzscher als Soldaten gefallen.

1950 Bau der komunalen Berufsschule.

1958 Grundsteinlegung des ersten Teiles von Delitzsch-Nord.

1968 Grundsteinlegung Tiergarten Delitzsch.

1969 Fertigstellung des Elberitz-Freibades.

1974 Verbringen des Schulze-Delitzsch Denkmales vom Standort Marienplatz in den Stadtpark. An dessen Stelle wird ein Wilhelm Pieck Denkmal errichtet.

1977 Aufschlußbeginn des Braunkohlentagebaues Delitzsch Süd-West. Ihm fällt ein großer Teil der Kulturlandschaft des Kreises Delitzsch zum Opfer. Für die umzusiedelnde Bevölkerung wird der zweite Teil des Neubaugebietes Delitzsch-Nord errichtet.

1990 Nach fast 60 Jahren wieder freie Komunalwahlen.