Handschriftliche Chronik von 1816-1952 - 1927-1930

Beitragsseiten

1927

5. Januar
Seminarturnhalle / Typhus
Die Regierung hatte laut Verfügung der Stadt die Benutzung der Seminarturnhalle entzogen. Heute ist nun dem Magistrat mitgeteilt worden, daß die Seminarturnhalle der Stadt wiederum für das Schulturnen zur Verfügung gestellt wird. In der Wiesenstraße ist wieder ein Typhusfall festgestellt worden. Die erkrankte Frau wurde nach dem Krankenhaus überführt.

15. Januar
Typhus
In der Elbritzstraße 17 ist ein 18jähriger Arbeiter an Typhus erkrankt. Er wurde nach dem Krankenhaus überführt. Sämtliche polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen sind getroffen worden.

17. Januar
Eine "lebhafte Hochzeitsfeier"
In der Schulstraße feierte man in lebhafter Stimmung Hochzeit. Es scheint dabei recht geräuschvoll zugegangen zu sein, denn ein Mitbewohner verbat sich den Lärm. Die Hochzeitsgesellschaft war erbost über diese "unliebsame" Einmischung, stieg mit einer Leiter zu dem Ruhegebietenden hinauf und warf ihn angeblich vom Dache aus auf die Straße. Gewiß eine temperamentvolle Art und Weise, sich eines "Störenfriedes" zu entledigen. Die polizeilichen Ermittlungen sind noch im Gange. Die Verletzungen des an die Luft beförderten soll nicht sehr erheblich sein.

19. Januar
Landkauf / Feldstraße / Leipziger Straße
Die Stadt hat einen an der Nordstraße gelegenen Feldplan aus dem Konkurs des Weidenschälereibesitzers Krüger erworben und ihn vorläufig an Molkereibesitzer Hebestreit verpachtet. Zur Gradelegung der Feldstraße hat mit dem Alteisenhändlers Kratz ein Geländeaustausch stattgefunden. Die Leipziger Straße wird von der Gartenstraße bis zur Rathenaupromenade und Ehrenbergpromenade neu gepflastert.

9. Februar
Alarmanlage
Der lang gehegte Wunsch der Feuerwehr, eine Alarmanlage zu beschaffen, ist nun in Erfüllung gegangen. Die Stadtverordnetenversammlung beschloß einstimmig, der Feuerwehr zu den Einrichtungen zu verhelfen, die sie unbedingt gebraucht. Es wird außer einer Bronzeglocke, die vom Breiten Turm aus in Fällen der Not ihre Hilferufe ertönen lassen wird, eine Anlage geschaffen, die von der Polizeiwache aus betätigt wird und gleichzeitig eine ganze Anzahl Feuerwehrleute alarmiert.

18. Februar
Einwohnerzahl
Ende des Jahres 1926 ist die Einwohnerzahl der Stadt Delitzsch weiter gestiegen und hat erstmalig die 15000 überschritten; Sie beträgt gegenwärtig 15092 Personen.

17. Februar
Pestalozzifeier
Heute ist die 100. Wiederkehr des Todestages Pestalozzis. Zur Erinnerung an diesen Gedenktag fällt heute in allen Schulen der Unterricht aus. Es werden dafür Schulfeiern abgehalten, zu denen auch die Eltern eingeladen sind.

22. Februar
Grippe
Bei der Allgemeinen Krankenkasse für Stadt und Kreis Delitzsch waren am 20. Februar 140 Grippefälle gemeldet. Die dafür aufzuwendenden Mehrausgaben betrugen wöchentlich über 4000,- Mark. Ein Abflauen der Grippe ist noch nicht festzustellen.

25. Februar
Karl Krumpe
Dem Sozietäts-Obersekretär Karl Krumpe wurde durch Beschluß des Verwaltungsrats der Landfeuersozietät der Provinz Sachsen das bisher vertretungsweise wahrgenommene Amt als Kreiskommissar der Sozietät für den Kreis Delitzsch entgültig übertragen.

26. Februar
Der heutige morgen 6.26 Uhr nach Halle fahrende Schülerzug fuhr unweit des Südstellwerks an der Zuckerfabrik auf einen haltenden Güterzug auf. Durch den Anprall wurden vier Wagen des Güterzuges beschädigt, während die Maschine des Personenzuges an den Puffern Beschädigungen erlitt. Nach eineinhalbstündiger Verspätung fuhr der Zug mit einer neuen Maschine weiter. Einige Personen haben leichte Verletzungen, doch konnten alle ihre Reise fortsetzen. Schuldig sind der Fahrdienstleiter und der Weichenwärter. Letzterer hatte die Weihe unrichtig gestellt.

9. März
Stadtv. Sitzung
In der heutigen Stadtverordneten-Sitzung wurde beschlossen, für die städtischen Arbeitnehmer eine Ruhegehaltskasse zu schaffen und das Freibad des Elbritzteiches durch Bau von neuen Kabinen zu erweitern. Die begonnene Schlämmung des Stadtgrabens wird etwa drei Monate dauern.

28. März
Beethovenfeier
Am 26. März war der 100jährige Todestag eines unserer größten Meister in der Musik, Ludwig van Beethoven. Diesen Tag zu feiern, war unserem Delitzscher Publikum gestern den 27. März in der Stadtkirche Gelegenheit gegeben worden durch ein Chorkonzert des Männergesangvereins "Arion" unter Leitung von Kurt Linde. Wir hörten da so manches schöne Chorlied, das uns Beethoven hinterlassen hat. Die Begleitung auf der Orgel hatte Lehrer Richter übernommen. Auch das Linde-Quartett hatte sich in den Dienst der Feier gestellt und erfreute mit dem Vortrag zweier alter Lieder, die ebenfalls recht ansprechend zum Vortrag kamen. Der Festabend in der gut gefüllten Stadtkirche war eine rechte Feierstunde zum Andenken an den großen Wiener Komponisten. Die Oberrealschule hatte am Sonnabend, dem 100. Todestage Beethovens vormittags eine eigene Beethovenfeier veranstaltet. Die Schulze-Delitzsch-Liedertafel hält am Donnerstag den 31. März im Schwan einen Konzertabend ab. Auch dieser Abend soll zugleich dem Gedächtnis unsers großen Komponisten Beethoven geweiht sein.

31. März
Nach Beendigung der Stadtgrabenschlämmung soll auf dem also beliebten Graben die Möglichkeit zu Gondelpartien geschaffen werden.

4. April
Strafanstalt
Die hiesige Strafanstalt , welche seit 66 Jahren bestand, ist wie bekannt, aufgelöst. Nachdem am 29. März die letzten Gefangenen, deren Hilfe man bei der Abrüstung der Anstalt noch bedurfte, andern Anstalten zugeführt waren, übernahm vom 1. April ab die allgemeine Finanzverwaltung die Liegenschaften der ehemaligen Strafanstalt aus den Händen der Justizverwaltung. Mit der Verwaltung der Grundstücke wurd das Hochbauamt hierselbst betraut. Der bisherige Leiter der Strafanstalt Strafanstaltsvorsteher Gayda trat mit dem gleichen Tage in den Ruhestand, während die beiden einzigen noch verbliebenen Beamtinnen, die Oberin Frl. Petersohn und die Hausmutter Frl. Kitzelmann nach Magdeburg versetzt wurden. Welcher Bestimmung das Schloß und seine Nebengebäude künftig zugeführt werden, ist noch niemanden klar.

6. April
Motorspritze / Kleinbahn
In der heutigen Stadtverordneten–Sitzung wurde die Beschaffung einer Motorspitze für die Feuerwehr beschlossen. Es soll ein Darlehn in Höhe von 10.000 Mark auf 30 Jahre aufgenommen werden, das nur mit 4% verzinst und zu 2% amortifiert zu werden braucht. Wir werden also in etwa 3 Monaten, nachdem die bekannte Firma Fischer in Görlitz die Spritze geliefert hat, wieder die Geräte für die Feuerwehr haben, die sie unbedingt gebraucht, um voll auf der Höhe zu sein. Die Stadt hat Einspruch erhoben gegen die Linienführung und Baupläne der Kleinbahn Delitzsch–Glesien–Rackwitz. Mit Recht wird in diesem Einspruch hervorgehoben, daß die Loberwiesen durch den Bahndamm verschandelt würden. Die Stadt schlägt vor, die Bahn in Gertitz enden zu lassen und die Fahrgäste mittels Autos nach den beiden Bahnhöfen zu bringen.

23. April
Die Einholung der Feuerglocke fand gestern nachmittag statt. Auf einem mit Tannengrün geschmückten Rollwagen wurde die 6 Zentner schwere Stahlglocke nach dem Breiten Turm gebracht. Einige Vertreter der Stadt und des Stadtverordnetenkollegiums waren anwesend. Von mehreren Männern wurde die Glocke dann an den Ort seiner Bestimmung transportiert. Hoffentlich ist es nicht so bald nötig, daß sie in Aktion tritt.

25. April
Unfall
Am 24. April nachmittags gegen 7 Uhr verließen zwei Damen (Mutter und Tochter) welche sich von Stralsund aus auf der Reise nach Leipzig befanden, auf hiesiger Station den Zug, weil sie angeblich durch Mädchenhändler verfolgt wurden. Ein hiesiges hier Nordstraße 7 wohnhaftes Ehepaar nahm sich aus Mitleid der beiden Damen an, indem sie ihnen Nachtquartier zu Verfügung stellten. Am 25. April gegen 3 Uhr morgens stürzten sich die beiden Damen in einem Anfall von Verfolgungswahnsinn unbemerkt aus dem Fenster der im 1. Stock belegenen Wohnung, wodurch sie schwere Verletzungen erlitten, welche die Überführung nach dem hiesigen Krankenhause erforderlich machte. Die Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Die beiden Verletzten gaben an Frau und Tochter des Justizobersekretärs Menge aus Stralsund zu sein. Die Tochter erlitt durch den Sprung Hautabschürfungen und Armbrüche; die Mutter, die auf die Tochter fiel hat infolgedessen nur leichtere Verletzungen.

25. April
Die Einsprüche und Hinweise der Stadt, das hiesige Seminar wieder Schulzwecken zuzuführen, haben kein Gehör gefunden. Wie jetzt bekannt geworden ist, haben sich die zuständigen Stellen des Reiches und Preußens nun dahin geeinigt, in dem ehemaligen Seminar nicht nur die preußischen Behörden, das Amtsgericht, Hochbauamt für die Kreise Delitzsch und Bitterfeld, die staatliche Kreiskasse u.s.w. unterzubringen, sondern auch das Finanzamt. Die letzten Verhandlungen mit dem Landesfinanzamtspräsidenten in Magdeburg stehen kurz vor dem Abschluß. Das Seminargebäude wird also zum Behördenhaus ausgebaut werden, in das alle bisher in der Stadt verstreuten Behörden umziehen.

4. Mai
Sanitätsauto / Krankenhaus
Die Stadt bewilligt der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz zur Anschaffung eines Krankenautos eine Beihilfe von 1.000 Mark. Die Stadtverordneten beschäftigen sich in der heutigen Sitzung mit dem Plan eines Krankenhausneubaus. Das Delitzscher Krankenhaus genügt in seinem heutigen Zustand den gestellten Anforderungen nicht mehr. Man geht, wie wir hören, von der sehr wichtigen Erwägung aus, daß bei einer Erweiterung des Krankenhauses die ja notwendig ist wenn man ein modernen Ansprüchen genügendes Krankenhaus zu schaffen für nötig hält – ein Neubau an einem außerhalb des Weichbildes der Stadt gelegenen großen Komplex besser ist, als Anbauten und Umbauten, die niemals etwas vollkommenes hervorbringen werden.

5. Mai
Motorspritze
Die von der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr bereits gekaufte Motorspritze wird, ehe sie in Delitzsch einzieht, auf der Breslauer Ausstellung gezeigt werden. Aber nicht nur unsere Stadtfeuerwehr erhält die lang ersehnte Motorspritze. Auch die Feuerwehr des Eisenbahnausbesserungswerkes hat bei der zuständigen Reichsbahndirektion in Dresden eine Motorspritze beantragt. Erfreulicherweise haben die Dresdner sofort zugegriffen und die Mittel bereits bewilligt, so daß die Eisenbahnspritze schon ausgeschrieben werden konnte und ebenfalls in Kürze in Delitzsch sein wird.

17. Mai
Grundsteinlegung
Am Montag den 16. Mai fand die Grundsteinlegung des Neubaues Roonstraße 21 im Beisein der städtischen Behörden statt. Hier wird ein Siebenfamilien-Wohnhaus errichtet teils von Eigenkapital, öffentlichen Mitteln (Hauszinssteuer) und einer von einem deutschen Geldinstitut erhaltenen erststelligen Hypothek. In diesem Jahre soll hier noch zwei weitere derartige Vorhaben zur Durchführung gelangen. Die finanzielle Regelung liegt in den Händen der Ortsgruppe Delitzsch der Gemeinnützigen Wohnungs-Fürsorge G.m.b.H. im Reichsbund Deutscher Mieter e.V., Sitz Berlin.

27. Mai
Dr. Zaar
Die Krankenhaus-Deputation des Krankenhauses wählte in seiner letzten Sitzung Dr. med. Werner Zaar - Halle zum Chefarzt des hiesigen Krankenhauses. Dr. Zaar wird sein Amt bereits am 30. Mai antreten.

30. Mai
Ev. Kirchentag
Das evangelische Delitzsch erlebte gestern Sonntag den 29. Mai einen seltenen Tag den "Kirchentag des Kirchenkreises Delitzsch", der durch die Anwesenheit des Generalsuperintendenten der Provinz Sachsen eine besondere Note gewann. Am Sonnabend abend und Sonntag vormittag läuteten die Glocken unserer Kirchen das Fest ein. Zugleich erscholl das Blasen von Chorälen vom Turm. Wohl selten fand eine kirchliche Veranstaltung in unserer Stadt eine solche Beteiligung wie gestern. Nicht nur die Gotteshäuser selbst, auch die übrigen Säle der Stadt, in denen Veranstaltungen stattfanden, war dicht gefüllt. In der Stadtkirche sprach Gen. Sup. D. Schättler, in der Marienkirche Lic. Brandt - Leipzig. Ein großer Festzug bewegte sich um 2½ Uhr von der Gedächtniskirche zum Markt mit Kirchenfahnen und Posaunen. Vor dem Rathaus sprachen Sup. Hobbing und Lehrer Bindernagel. Diese Feier hatte außerordentlich große Menschenmassen angelockt. Im Schützenhof, im Schwan und in der Gedächtniskirche fanden dann am Nachmittag besondere Versammlungen statt. Mit Schlußgeläut und Posaunenchor auf dem Markte fand der Kreiskirchentag sein Ende. In den Versammlungen fanden musikalische Darbietungen der Instrumentalvereinigung sowie Einzelpersonen der Stadt und des Kreises statt. Delitzsch hatte für diesen Tag reichlichen Festschmuck angelegt.

10. Juni
Sanitätsauto
Die Freiwillige Sanitätskolonne hat nunmehr das Sanitätsauto gekauft und zwar einen 17/50 Duxwagen, dessen Preis sich auf die ansehnliche Summe von über 10.000 Mark gestellt hat. Mitte nächster Woche wird der Wagen hier eintreffen und steht dann allen Einwohnern in Stadt und Land, ganz gleich welcher politischen Gesinnung, zur Verfügung. Der Betrag zum Wagen ist größtenteils durch Sammlungen aufgebracht worden.

5. Juli
Reit- und Fahrturnier
Am gestrigen Sonntag fand erstmalig in Delitzsch auf den Schützenhof ein Reit- und Fahrturnier statt. Kurz nach 12 Uhr setzte sich am Halleschen Turm die etwa 130 Teilnehmer starke Reiterschar zum Umzug nach dem Schützenhof in Bewegung, wo der Aufmarsch sämtlicher teilnehmenden Vereine zur Standartenweihe des Bitterfelder Reitervereins erfolgte. Besonderes Aufsehen erregten die Reitervereine Hohenleina, Düben, Kyhna, Krippehna in ihren verschiedenartigsten Uniformen. Die Vorführungen zeigte gute Dressur der Pferde. Den ersten Dressurpreis errang aber Ruth Reyse - Schönwölkau mit ihren Lippizianer Schimmel im Einzelfahren. An demselben Sonntag fand auf dem Schloßhof ein Jugend– und Volksfest statt, zu dem auch auswärtige Jugend aus Bitterfeld, Leipzig, Wittenberg, Halle und Merseburg war. Den ganzen Nachmittag herrschte auf dem Schloßhof buntes Treiben. Während die Kinder hier tanzten und spielten wurde im Schloß selbst die Ausstellung der Wertarbeiten der Jugend in Augenschein genommen. Großes Interesse erweckten die Metallarbeiten, Holzarbeiten, Keramiken, Handwebereien, Buntlederarbeiten, Kinderspielzeug. Am Schluß des Nachmittags wurden die Kinder mit Musik bis zum Roßplatz gebracht. Am Abend wurde der Schloßhof mit Lampion erleuchtet und die erwachsene Jugend trat hier zu Tanz und Gesang zusammen. Ein Fackeltanz bildete einen stimmungsvollen Abschluß.

8. Juli
Kleinbahn Delitzsch-Rackwitz
Das Projekt der Kleinbahn Delitzsch–Rackwitz ist nun jetzt soweit fertig, daß mit den Vorarbeiten begonnen werden kann. Ein Hindernis bildet bisher noch der Einspruch der Stadt Delitzsch wegen Verschandelung der Loberwiesen. Dieser Einspruch ist anerkannt. Die Bahn wird also in Gertitz enden, vorläufig wenigstens. Der Personenverkehr wird mit Automobilen von Gertitz nach Delitzsch durchgeführt, Stückgüter mit Lastwagen.

15. Juli
Stadtgraben
Die im März begonnene Schlämmung des Stadtgrabens ist jetzt nahezu beendet. Der Stadtgraben wird sich demnächst neu gereinigt den Blicken präsentieren. Es wird erwogen, Wildenten auf ihm auszusetzen. Hoffentlich fliegen diese nicht ebenso davon, wie es die Schwäne taten. In der Bautätigkeit ist ein neues Projekt ausgearbeitet. Es handelt sich um den Bau eines 10 Familienhauses, Ecke Körner- und Roonstraße (gegenüber dem dort bereits erstandenen 12 Familienhauses).

18. Juli
Jubiläum des Sorbengaues
Am Sonnabend und Sonntag den 16. und 17. Juli fand in den Mauern unserer Stadt aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Sorbengaus des D. T. ein großes Gauturnfest statt, das am Freitag abend mit einem großen Fackelzug seinen Anfang nahm. Am Sonnabend veranstaltete die hiesige Turnervereinigung im Schützenhaussaale einen Festabend, den die Kapelle Preuß mit einem flotten Marsch eröffnete. Es sprachen hier der Vertreter des Sorbengaukreises 3c Dr. Rausch - Dessau, Tischlermeister Schachtel hier, der Gauvorsitzende Hampe - Delitzsch, Bürgermeister Baumgardt - Delitzsch. Es folgten dann Turnvorführungen auf der Bühne. Um 23 Uhr schloß der Festabend. Am Sonntag vormittag fanden die Wettkämpfe statt. Nach dem Mittag stellten sich die Turner dann auf dem Schützenhausplatz zum Festzug an. Durch die Straßen der reichbeflaggten Stadt bewegte sich ein imposanter Festzug von etwa 1200 Turnern mit 50 Fahnen und Wimpeln nach dem Schützenhofplatz. Hier entwickelte sich den Nachmittag über ein reges Leben, das leider durch starken Regen eine Störung erfuhr.

20. Juli
Schloßankauf
Die Stadt führt seit einiger Zeit Verhandlungen mit der Regierung wegen Ankauf des Schlosses. Die Stadt will ein Krankenhaus daraus machen. Das Gutachten der Sachverständigen dazu ist noch nicht abgeschlossen.

12. August
Verfassungsfeier
Die gestrige Verfassungsfeier wurde in besonders festlicher Weise abgehalten. Es fanden zwei besondere Veranstaltungen statt. Die erste Feier war am Vormittag in der Oberrealschule. Hier sprach Rektor Hansjürgens. Die zweite Feier war im Schützenhause, veranstaltet vom Beamtenbund, Ortskartell Delitzsch. Hier sprach Prof. Dr. Niemann - Leipzig.

18. August
Erfindung
Nach langen Mühen ist es den Herren Heinrich Lobenstein und Dr. ing. O. Herold gelungen, für die humane Betäubung der Schlachttiere, einen sinnreichen und in seiner Handhabung doch einfachen Apparat zusammenzustellen. Es ist ihnen ein "elektrisch-magnetischer Betäubungsapparat für Schlachtvieh" vom Deutschen Reichspatentamt unter Nr. 974 408 patentiert worden. Nach Aussagen von berufenen Fachleuten (Schlachtdirektoren u.s.w.) wird der Apparat von umwälzender Bedeutung sein und eine große Zukunft haben.

22. August
Katasteramt
Der Umbau des Seminargebäudes ist nunmehr so weit gediehen, daß am Mittwoch die erste Behörde ihren Einzug halten kann; das Katasteramt befindet sich ab Mittwoch im Ostflügel des Seminargebäudes.

30. August
Stadtgraben
Der Geflügelzuchtverein hat die dankenswerte Aufgabe übernommen, den Stadtgraben zu "bevölkern". Die Stadt hat die Erlaubnis erteilt, daß auf dem Graben zunächst 18 Wildenten ausgesetzt werden. Die Tiere sollen zunächst eingesperrt gehalten werden, damit sie sich an ihre Futterstellen gewöhnen. Später sollen sie dann freigelassen werden und sind dann dem Schutz des Publikums im wahrsten Sinne des Wortes empfohlen. Sie werden dafür stets dankbar sein und neben der Vernichtung der Meerlinsen zweifellos auch die Mückenplage verringern helfen.

6. September
Die gefährliche Ecke / Sorauer Bahnhof
Die Rathenaupromenade, vom Roßplatz bis Kohltorbrücke ist für Fuhrwerke und Kraftwagen gesperrt. Es werden an den Eingängen zur Promenade die bekannten "Gesperrt" Tafeln aufgestellt, um auswärtigen Wagenführern, die wegen der Enge der Kohlstraße die Promenade zur Durchfahrt benutzen, zu warnen. Der Sorauer Bahnhof hat nun auch elektrische Beleuchtung erhalten. Es war dies hohe Zeit, denn in den Abendstunden herrschte hier bisher eine geradezu mittelalterliche Finsternis.

4. Oktober
Todesfall
Am 29. September ist Pastor Kohlmann einem Herzleiden, an dem er seit einiger Zeit krankte, plötzlich und unerwartet erlegen. Mit ihm ist eine Persönlichkeit von uns gegangen, die jahrelang treu dem kirchlichen Leben unserer Stadt gedient hat und nimmer müde wurde in ihrer Arbeit zum Wohle der ihr anvertrauten Gemeindeglieder. Er hat über dreißig Jahre seines Lebens in unserer Stadt verbracht. Der Verstorbene betätigte sich tatkräftig in verschiedenen charitativen Organisationen. So gründete er den Jungfrauenverein, dem er bis vor kurzem vorstand. Fast 30 Jahre hatte der Verstorbene ferner den Schriftführerposten im Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz inne. Gestern wurde er zu Grabe getragen. Die Trauerfeier fand in der Krieger-Gedächtniskirche statt. An seinem Sarge sprachen Superintendent Hobbing, der frühere Superintendent Schäfer und Pfarrer Lic. Suckert.

2. Oktober
Geburtstag Hindenburg
Aus Anlaß des Geburtstages des Reichspräsidenten Hindenburg verfügte der 1. Bürgermeister Böttcher, daß die Chauseestraße fortan den Namen Hindenburgstraße führt. Die Vaterländischen Vereine veranstalteten zu Ehren des Geburtstages in Delitzsch eine Hindenburg-Kundgebung. Sie schloß mit einem großen Fackelzug.

7. Oktober
Einbahnstraße
Wie die Polizeiverwaltung heute bekannt gibt, wird die gefährliche Ecke (Kohl- und Bismarckstraße) von heute ab für den gesamten Fahrverkehr gesperrt. Sie wird als Einbahnstraße anzusehen sein, da der Verkehr in umgekehrter Richtung, also aus der Kohl- und Bismarckstraße zugelassen ist. Endlich!

25. Oktober
Delitzsch West
Der Kleinbahnhof Delitzsch–West, für dessen Bau da Pläne fertiggestellt sind, soll westlich der Straße Großlissa – Gertitz, also westlich der Zuckerfabrik liegen, und zwar sind vorgesehen ein Bahnsteig mit Empfangsgebäude sowie ein Güterschuppen. Der zu bauende Lokomotivschuppen kommt östlich der Straße. Sein westlicher Teil wird als Garage für die Kraftwagen ausgebaut werden, die den Verkehr von hier nach der Stadt bezw. den anderen Bahnhöfen vermitteln sollen. Das ist der dritte Bahnhof unserer Stadt. Die Gleisanlage der Kleinbahn läuft durch mehrere Verbindungsgleise in die Gleise der Reichsbahnanlage über.

31. Oktober
Wildenten
10 neue Wildenten zieren seit einigen Tagen den Stadtgraben. Der Magistrat hat sie aus dem Zoo in Halle erworben. Hoffentlich unterlassen die Kinder die sonst üblichen "Neckereien" der Tiere.

2. Dezember
Berliner Bahnhof
Seit Jahren schon sind die Zustände auf dem Berliner Bahnhof unhaltbar. Jetzt scheint man dem Plane der Erweiterung dieses stiefmütterlich behandelten Bahnhofs näher treten zu wollen. Allerdings wird das alte Projekt, den Sorauer Bahnhof und den Berliner Bahnhof zu vereinigen, noch nicht in Erfüllung gehen, hauptsächlich wegen der Millionen, die dadurch verschlungen würden. Man will vor allem die Bahnhofshalle, die heute viel zu eng ist, vergrößern, die Zahl der Sperren auf 4 vermehren, die Fahrkartenschalter verlegen, ebenso die Warteräume umgestalten.

7. Dezember
Stadtverordneten-Sitzung
Die heutige Stadtverordnetenversammlung beschäftigt sich nochmals mit Maßnahmen, um Unglücksfälle an der gefährlichen Ecke (Kohl-und Bismarckstraße) zu vermindern. Es liegt der Plan vor einen Straßendurchbruch Kohlstraße - Promenade vorzunehmen. Zwei Häuser müßten dadurch weggerissen werden und für 8 Familien wäre neue Wohnungen zu beschaffen. Doch dem allgemeinen Interesse müßte auch dieses Opfer gebracht werden. Nach längerer Aussprache stimmt die Versammlung diesem Plane zu. Die Unkosten für die elektrische Straßenbeleuchtung wurde bisher von dem Verkehrsverein getragen. Auf Antrag übernimmt von jetzt ab die Stadt die Straßenbeleuchtung. Die überflüssigen Gaslampen werden eingezogen.

14. Dezember
Kreistag
Am 12. Dezember fand eine Kreistagssitzung in Sprotta ab. In Eilenburg wurden die Abgeordneten von Landrat Meister empfangen und mit 2 Kraftwagen ging dann die Fahrt über Mörtitz und Mensdorf unter Führung des Landrats und des Wiesenbaumeisters Stein auf der neuen Straße nach Wöllnau. Herrlich im Wald gelegen schließt dieser neue Weg einen der schönsten Teile des Kreises für den neuen Verkehr auf. Die Tagung fand dann im Kreiskinderheim zu Sprotta statt. Man verhandelte über die Ausfüllung der ausgekohlten Gruben, die Jagdsteuer, den Kleinbahnbau Gertitz – Rackwitz u.a.

28. Dezember
Schwan
Der im vorigen Jahre plötzlich verschwundene Schwan (der zweite hat bekanntlich an den Hochspannungsdrähten ein frühes Ende gefunden) hat sich gefunden. Er hatte sich in den Havelseen aufgehalten und war jetzt im Winter in die Potsdamer Stadtgärtnerei gekommen. Am rechten Fuße trug er die Erkennungsmarke "Magistrat Delitzsch".


1928

14. Januar
Stadtanleihe
In der letzten Stadtverordnetensitzung hatte Stadtverordnetenvorsteher Schmidt eine Aufstellung über die Anleihen der Stadtbekannt gegeben. Er nannte dabei eine Summe von 1.345.693 Mark, die der 1. Bürgermeister auf 1.196.000 Mark reduzierte. І. Bürgermeister Böttcher veröffentlicht nun heute nachstehende Aufstellung, aus der hervorgeht, daß tatsächlich Schulden heute nur 396.073 Mark und daß der schätzungsweise künftige Finanzbedarf 800.000 RMark betragen wird.

25. Januar
Wiederwahl 1. Bürgermeister
In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde 1. Bürgermeister Böttcher mit 14 gegen 11 Stimmen zum І. Bürgermeister wiedergewählt. Bürgermeister Böttcher stammte aus Gera in Thüringen und war nach seinen juristischen Staatsprüfungen beim Oberlandesgericht in Jena tätig. Von 1911 bis 1914 war er dann Bürgermeister von Jakobshagen in Pommern und vom 1. Januar 1914 bis 1. Dezember 1916 Bürgermeister von Querfurt. Seit dieser Zeit ist er nun unser Delitzscher Stadtoberhaupt. Böttcher steht im 48. Lebensjahr.

8. Februar
Wasserwerk
Die gestrige Stadtverordnetensitzung befaßte sich vornehmlich mit der Enteisungsanlage im Wasserwerk. Da die Anlage mindestens 120.000 Mark kosten wird beschloß die Versammlung zu den bereits bewilligten 105.000 Mark noch 20.000 Mark zu genehmigen. Außerdem wurden die Mittel für den Bau eines zweiten Brunnens bewilligt in Höhe von 8.500 Mark.

22. Februar
Delitzscher Schwan
Der hiesige Magistrat erhielt in diesen Tagen vom Magistrat in Potsdam die Mitteilung, daß der Delitzscher Schwan, der sich seit Ende des Vorjahres dort aufhalte, plötzlich wieder verschwunden sei. Man vermutet, daß sich das Tier den Schwänen, die auf den Havelseen sich zur Zeit in Gruppen aufhalten, angeschlossen hat, Sobald es gelingt, des Schwanes wieder habhaft zu werden, soll er nach Delitzsch zurückgeschickt werden.

3. März
Besitzerwechsel
Die frühere Schimpf'sche Zigarrenfabrik Schulstraße 13 ist in den Besitz des Glasermeisters Zeidler und des Buchdruckereibesitzers Robert Günther übergegangen.

9. März
Apitzsch verstorben
Eisenhändler Oskar Apitzsch ist plötzlich einem Schlaganfall erlegen. Mit ihm ist ein Mann von uns gegangen, der im Leben unserer Stadt viele Jahre hindurch bis zu seinem Tode eine große Rolle gespielt hat. Seine Verdienste liegen vor allem auf handels- und verkehrspolitischem Gebiet. Neben der Arbeit an seinem Geschäft, das er im Jahre 1894 Leipziger Straße 1 gründete und aus kleinen Anfängen zu seiner heutigen Blüte entwickelte versah Oskar Apitzsch viele Ehrenämter. Von 1906–1911 war er Stadtverordneter, auch jetzt noch gehörte er einigen städtischen Deputationen an. Ferner vertrat der so plötzlich Verschiedene Delitzsch in der Handelskammer Halle. Am meisten hervorgetreten ist Oskar Apitzsch jedoch als Vorsitzender des Handelsschutzes, den er seiner Zeit ins Leben rief und den er mit Umsicht und Energie leitete. Auch im Verkehrsverein war er stark tätig. Nicht zuletzt seiner Initiation ist es zu verdanken, daß Handel und Gewerbe in Delitzsch eine straffe Organisation fanden.

16. März
Dr. Rosenthal
Dr. med. Wolfgang Rosenthal, ein Delitzscher Kind, hier allgemein bekannt durch sein Auftreten als Sänger, ist zum nichtplanmäßigen außerordentlichen Professor für Chirurgie an der Universität Leipzig ernannt worden.

28. März
Krankenhaus
Die gestrige Stadtverordnetensitzung befaßte sich besonders mit dem Um- bezw. Neubau eines Krankenhauses in Delitzsch. Nach einem Referat des 1. Bürgermeisters Böttcher und einer umgehenden Aussprache in dieser Angelegenheit wurde der Neubau des Krankenhauses beschlossen. Auch die Finanzierung wurde eingehend erörtert. Es soll eine Anleihe von 1 Million R Mark aufgenommen werden. Davon würde Kreis und Regierung der Stadt mit etwa 400.000 RMark unter die Arme greifen. Von der Stadt müßten dann 600.000 RMark verzinst und amortifiert werden. Die Lage des zu bauenden Krankenhauses müsse man ernstlich erwägen infrage kämen ein Platz im Westen hinter dem Elektrizitätswerk oder der zum Schloß gehörige Garten. Das Dietze'sche Gelände im Rosenthal, das der Stadt für 50.000 RMark angeboten ist, sei zu sumpfig. Das Schloß zu kaufen müsse weiter im Auge behalten werden. Vielleicht lasse sich der Preis von 150000 RMark noch herunterdrücken.

1. April
Eichler / Miethlich / Hobbing / Stephani / Schulz
Rektor Eichler von der Mittelschule tritt, nachdem er bereits mehrere Monate lang krankheitshalber beurlaubt gewesen am 31. März in Ruhestand. Sein Nachfolger, Rektor Karl Miethlich, vorher Seminarlehrer in Genthin, übernimmt die Stelle als Rektor an der Mittelschule. Zur gleichen Zeit scheidet auch Superintendent Hobbing aus dem Amte. Am Ostersonntag hält er seine Abschiedspredigt. Ferner schied noch mit dem 31. März Polizeikommissar Stephani aus seinem Amte, nachdem er fast 30 Jahre in Treue hier seines Amtes gewaltet hat. An seine Stelle tritt mit dem heutigen Tage Polizeikommissar Karl Schulz. Schulz stammt aus Fürstenwalde an der Spree, widmete sich zunächst dem Stadtverwaltungsdienst und erhielt seine Ausbildung in Lübben (Spreewald). Er wandte sich dann dem Polizeibeamtenberuf zu und war zuletzt in Dessau als Leiter der politischen Abteilung tätig.

16. April
Wildenten
Unsere Wildenten auf dem Stadtgraben haben sich erfreulicherweise vermehrt. Nachdem erst vor 2 Wochen 23 junge Wildenten das Licht der Welt erblickt haben, hatten sich im Schwanenhäuschen wiederum 2 Enten zum Brüten niedergelassen, eine von ihnen hat jetzt 10 Junge hervorgebracht. Bei solchen Bruteifer ist damit zu rechnen, daß in diesem Jahre der Zuwachs etwa 50–60 betragen wird.

21. April
Lehrer Schubert
Gestern nachmittag verschied der Senior der hiesigen Lehrer, Moritz Schubert, der durch seine langjährige Tätigkeit weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt war. Von 1862 bis 1912, 50 Jahre unterrichtete er und gab unzähligen Schülern Rüstzeug fürs Leben. Schubert nahm am Kriege 1870/71 teil und erteilte im Weltkriege, als die jungen Lehrer im Felde standen, längere Zeit Turnunterricht am Seminar. 16 Jahre noch konnte der Pflichtgetreue im wohlverdienten Ruhestand leben. Jetzt ist er im 86. Lebensjahre von uns gegangen, bis zum letzten Tage frisch und rege an Körper und Geist. Es trauert um ihn die große Gemeinde seiner Schüler.

25. April
Besitzwechsel
Der Kühne'sche Garten zwischen dem Rosenthal und der Schloßpromenade ist zum größten Teil in andere Hände übergegangen. Das Wohnhaus erwarb Lehrer Thomas aus Gräfenhainichen, während der Hauptteil des Grundstücks mit dem Wald und Gartenhäuschen in die Hände des Chemikers Rokisch aus Leipzig überging.

27. April
Lindequartett
Zum letzten Male hatte das Lindequartett zu einem Konzert im Schützenhofsaale eingeladen; deshalb war es nicht verwunderlich, daß die große Zahl der Freunde dieses so erfolgreichen Quartetts sich vollzählig versammelt hatte, um noch einmal einem Männerquartett zu lauschen, wie es Delitzsch noch nicht gehabt hat. Ein großer und - vorläufig - unersetzlicher Verlust für das Delitzscher Musikleben ist das Ausscheiden der vier Männer, die sich überall, wo sie auftraten, die Sympathien der Hörer erwarben. Noch in späteren Jahren, wenn eine andere Sängergeneration das Delitzscher Musikleben beeinflußt, wird man des Linde-Quartetts gedenken, das in der einheimischen Vokalmusik ungemein anregend und fortbildend gewirkt hat.

2. Mai
Neue Straßen
An zwei Stellen in Delitzsch wurden durch Neubauten neue Straßen nötig und damit ihre Benennung. Die neue Straße neben der Gutenbergstraße hat man Fuststraße benannt, nach dem Mann, der Gutenbergs Erfindung finanzierte. Die Straße von der Wiesenstraße nach der Elbritzmühle hat den Namen Schillerstraße erhalten. Die senkrecht zu ihr verlaufende Straße wird Goethestraße heißen.

30. Juni
Der diesjährige Peter Pauls Markt hatte in den Nachmittagsstunden einen Rekordbesuch aufzuweisen. Bei schönstem Wetter war namentlich der Besuch vom Lande besonders groß. Als äußerst glücklich erwies sich die polizeiliche Maßnahme die Aussteller auf Markt und Roßplatz zu konzentrieren und die Breite- und Eilenburger Straße frei zu halten. Auch ohne die Buden herrschte trotzdem in der Breiten Straße starkes Gedränge.

1. Juli
Reichs- und Landtagswahlen in Delitzsch
Ende Mai fanden Reichs- und Landtagswahlen statt. Es haben die Deutschnationalen und die Wirtschaftspartei verhältnismäßig günstig abgeschnitten, letztere mit 1142 Stimmen, die Nationalsozialisten erhielten 95 Stimmen. Die Stimmenzahl der marxistischen Parteien ist gegen früher bedeutend gewachsen und betrug bei den Kommunisten 2384 bei den Sozialdemokraten 1615 Stimmen in Delitzsch.

16. Juli
Straßenordnung
Nach Anordnung der Delitzscher Polizei wird die Kohlstraße künftig eine "Straße zweiter Ordnung" sein und zwar in ihrer ganzen Länge vom Roßplatz bis zur Hindenburgstraße. Ferner ist die Rathenaupromenade von der Holzstraße, nämlich von der Schiefen Brücke bis zum Roßplatz als Einbahnstraße erklärt worden. Die Einfahrt vom Roßplatz aus ist also für alle Fuhrwerke, auch für Radfahrer gesperrt.

20. Juli
Kleinbahnbau
Der Kleinbahnbau Rackwitz – Glesien – Delitzsch schreitet rüstig vorwärts. Man hofft bereits im Herbst des Jahres den Güterverkehr eröffnen zu können, um die Haupteinnahmequelle der Kleinbahn, die im Herbst den Zuckerrübentransport nach Delitzsch übernehmen wird, noch auszunutzen. Der Personenverkehr wird dagegen erst im Spätwinter, Anfang 1929, aufgenommen.

13. August
Jahnfeier
Zum Gedächtnis des 150. Geburtstages ihres Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn veranstaltete die Delitzscher Turnervereinigung im Saale des Schützenhauses eine wohlgelungene Jahnfeier.

27. August
Verbandstag
Die Verbandstagung der Kleingartenvereine im Regierungsbezirk Merseburg, die am Sonnabend abend und am Sonntag den 25. und 26. d. Mts. im Schützenhause vor sich ging, darf wohl mit Recht zu den bedeutungsvolleren in der Geschichte der Kleingartenvereine gebucht werden. Der Sonnabend abend war als Begrüßungs- und Werbeabend gedacht. Er gewann von vornherein an Bedeutung durch die reiche Zahl der erschienenen Ehrengäste, voran Regierungspräsident Dr. Grützner - Merseburg. Von anderen Ehrengästen sind zu nennen: Stadtarzt Dr. Japha - Halle, der Hauptredner des Abends Dr. Baumgardt als Vertreter der Stadt u. a.. Der Abend wurde verschönt durch Instrumental- und Gesangskonzert. Die erste Begrüßungsrede hielt der Vorsitzende des Kleingartenvereins Delitzsch, Walter Saal, die zweite, die zugleich mit einem Berichte über die Entwicklung des Kleingartenvereins verbunden war, der Bezirksvorsitzende G. Poenicke - Halle, ein Sohn des Baumschulendirektors Eduard Poenicke. Es sprachen noch Kunze - Delitzsch, Krüger - Erfurt, Adelung - Leipzig, Japha - Halle und Regierungspräsident Dr. Grützner. Am Sonntag fand dann die eigentliche Verbandstagung statt. Die Blumenschau im Garten des Schützenhauses wies besonders schöne Dahlienexemplare auf. 33 Preise wurden verteilt, wovon die meisten, nämlich 22, von der Firma Poenicke und Co., Baumschulen, gestiftet waren. Die übrigen stammten von Geschäftsleuten der Stadt.

29. August
Krankenhausbau
Die gestrige Stadtverordnetenversammlung brachte die Entscheidung über den Krankenhausbau. Nach ausgiebiger Debatte, in der die ganze Materie erörtert wurde, kam man zu dem Beschluß, mit dem Bau so schnell wie möglich zu beginnen, um auf diese Weise wenigstens noch in diesem Herbst nach Ausschreibung der Arbeiten die Grundmauern fertig zu stellen Man hofft, Ende des nächsten Jahres mit den Arbeiten fertig zu sein. Schwierigkeiten bot die Frage, an welche Stelle der Stadt das Krankenhaus gebaut werden soll. Bisher stehen im Vordergrund ein Platz in der Nähe des Elektrizitätswerkes, also im Westen der Stadt, und einer an der Beerendorfer Straße im Osten. Der 1. Bürgermeister hatte sich für den Westen entschieden, die Linke trat für den Osten ein. Zu einer Einigung kam man aber noch nicht, da gerade diese wichtige Frage nicht im Handumdrehen zu lösen ist. Nach dem Vorentwurf eines Architekten sollen die Baukosten ausschließlich Baupreis einer Wohnung für den Chefarzt 906.000 Mark betragen. Das Krankenhaus soll etwa 100 Betten enthalten und wird ein 2 stöckiges Gebäude werden, in dem alle modernen Erfahrungen mit verwertet werden.

22. September
Krankenhausbau
Die letzten Stadtverordnetenversammlungen beschäftigten sich weiter mit dem Krankenhausbau. Es wurde ein neuer Platz für den Bau in Vorschlag gebracht, nämlich das Schloßgelände und hier der Gemüsegarten des Schlosses. Es weilten bereits zwei Herren aus Merseburg hier, die das Gelände besichtigten, nämlich Medizinalrat Dr. Lorenz und Oberbaurat Fritzsch. Beide gaben ihr Gutachten dahin ab, daß der von der Stadtverordneten-Versammlung am Schloß in Aussicht genommene Platz für einen Krankenhausbau zweifellos hinsichtlich seiner Lage geeignet sei. Trotzdem sind die Stadtverordneten immer noch nicht zu einem einheitlichen Entschluß in dieser Hinsicht gekommen. Nun soll zunächst mit der Regierung in Berlin über den Kaufpreis des Schlosses verhandelt werden. Die Regierung will unter 100.000 Mark nicht herunter gehen. Es soll versucht werden, eine niedrigere Summe herauszuholen. Die Umbaukosten des alten Krankenhauses zu einer Schule würde auch nach einem Gutachten des Regierungsbaurates Winzer 70 – 75.000 M betragen.

24. September
Stadtkirche
Mitte Juli begann ein größerer Erneuerungsbau in und an der Stadtkirche, ausgeführt unter Zuziehung des Provinzial-Konservators und vom hiesigen städtischen Bauamt dessen Leiter Oberbausekretär Kratsch.

28. September
Bahrenburg
Am heutigen 28. September kann die Firma Hermann Bahrenburg auf ihr 20jähriges Bestehen zurückblicken. Am 28. September 1908 eröffnete die Firma im Hause des verstorbenen Hermann Klette ein Modewaren-Geschäft, das sich aus kleinen Anfängen zu einem angesehenen Unternehmen entwickelte. Bahrenburgs Vorgänger war Adolf Kalmus, der in den Räumen 5 Jahre eine Art Warenhaus betrieb und damals Delitzsch verließ. Vor 10 Jahren erwarb Bahrenburg das Grundstück Lindenstraße Ecke Eilenburger Straße, das er stets vergrößerte und zu einem modernen Modehaus ausbaute. Mit Stolz darf daher Inhaber auf seine 20jährige Arbeit zurückblicken.

22. Oktober
Einführung Fries
Gestern, Sonntag nachmittag, fand die Einführung des neuen Superintendenten für den Kirchenkreis Delitzsch, Pastor Fries aus Lebusa unter reger Teilnahme aus Stadt und Land in der Gedächtniskirche statt. Zur Verschönerung des Gottesdienstes trug die Schulze Delitzsch Liedertafel bei. Die Einführungsrede hielt D. Schöttler, Generalsuperintendent aus Magdeburg, über das Bibelwort Paulus - Ephes. 15.-17. Auf Grund dieses Bibelwortes wünschte er dem neuen Superintendenten Vorsicht beim Handeln, Umsicht beim Wirken und Einsicht beim Wollen.

30. Oktober
Seminar
Das frühere Seminar ist zum Behördenhaus umgebaut worden. Folgende Behörden ziehen am 1. November dort ein: das Amtsgericht, das Finanzamt, die staatliche Kreiskasse, das Katasteramt.

2. November
Kleinbahn
Die Kleinbahnstrecke Delitzsch West - Zwochau wurde gestern landespolizeilich abgenommen und zunächst für den Güterverkehr freigegeben. Aus diesem Anlaß hatten sich zahlreiche Vertreter der Provinzialverwaltung, des Kreises und der interessierten Gemeinden eingefunden, die sich um 10 Uhr an dem neuen Bahnhof Delitzsch West in Gertitz versammelten. Dort stand ein neuer Zug der Kleinbahn, bestehend aus einer kleinen Lokomotive und einem modernen Personenwagen der Kleinbahn bereit, der die vielen Gäste in den Kreisteil führte, der nun dem großen Verkehr aufgeschlossen wird.

15. November
Loberverpestung
Die Loberverpestung hat in letzter Zeit ein solch Ausmaß angenommen, daß die üblen Gerüche des Loberwassers noch in Bitterfeld wahrgenommen wurden. Eine Kommission, bestehend aus den leitenden maßgebenden Stellen von Delitzsch und Bitterfeld hat nun Lokalbesichtigung des Lobers vorgenommen und ist zu folgendem Resultat gekommen: Stadt und Zuckerfabrik Delitzsch teilen dem Loberbach zusammen mehr Abwässer zu, als er aufzunehmen im Stande ist. Die Abwässer der Stadt reichen allein aus, um den Lober bis unterhalb Benndorf in stinkende Fäulnis zu setzen. Unter dem Zufluß der Zuckerfabrikabwässer verschiebt sich dieser Zustand bis nach Bitterfeld. Die Stadt beabsichtigt endlich ihre Abwässer zu verrieseln. Die Zuckerfabrik wird ihr bisheriges Reinigungsverfahren verbessern, so daß eine Entlastung des Lobers für die Zukunft erreicht werden wird. An der Verunreinigung des Lobers haben die städtischen Abwässer den größeren Anteil wie die Untersuchung der zwischen den Einleitungsstellen der Zuckerfabrik und der Stadt Delitzsch entnommenen Probe lehrt.

3. Dezember
Keglerheim
Ein lang ersehnter Wunsch der im hiesigen Lokalverband zusammengeschlossenen Kegelbrüder geht jetzt in Erfüllung. Auf dem Grundstück des Schützenhofes wird ein Keglerheim gebaut. Heute ist der erste Spatenstich zu diesem Bau getan worden. Durch weitherzige Unterstützung der Schützengilde ist es gelungen, den in der letzten Hauptversammlung des Lokalverbandes Delitzscher Kegelklubs E.V. gefaßten Beschluß in die Tat umzusetzen. Wenn das Wetter günstig ist, kann mit der Fertigstellung des Heimes etwa Anfang Februar 1929 gerechnet werden.

4. Dezember
Siebert
Pfarrer Siebert aus Wollmirstedt ist an der hiesigen evangelischen Kirche die 3. Pfarrstelle übertragen worden.

12. Dezember
Schloßkauf
Den Bemühungen der hiesigen Stadtvertretung ist es nach neuerlichen Verhandlungen mit der Berliner Regierung gelungen, das hiesige Schloß zum Preise von 75.000 Mark für die Stadt zu erwerben. Magistrat und Stadtverordnete haben bereits ihre Zustimmung zu diesem Kauf gegeben. Folgende Bedingungen sind dabei vereinbart worden: Ankauf des Schlosses mit allen Liegenschaften und Zubehör zum festen Preise von 75.000 Mark. Bei Abschluß des Vertrages Barzahlung von 40.000 Mark. Restsumme zahlbar in Jahresraten von 3.000 Reichsmark. Verzinsung der Restsumme mit 5 Prozent.

12. Dezember
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt für dringende städtische Angelegenheiten eine Anleihe von 500.000 Mark aufzunehmen.

18. Dezember
Wasserwerk
Seit dem gestrigen Tage sind die Bewohner unserer Stadt plötzlich ohne Leitungswasser. Nach der Meinung Sachverständiger wird der Schaden am Wasserwerk sich nicht in kurzer Zeit beheben lassen. Es wird Tage, vielleicht Wochen dauern, bis es gelingt, daß nach Ansicht von Fachleuten vollständig verlotterte Wasserwerk wieder in Gang zu bringen. Um nun die größte Not zu beheben, hat der Landrat als Polizeiaufsichtsbehörde eingegriffen und die Polizeiverwaltung beauftragt, einen Notbetrieb einzurichten. Die Motorspritzen der freiwilligen Feuerwehr und des Reichsbahnausbesserungswerkes sind an zwei größeren Brunnen postiert worden, um Wasser in das Rohrnetz zu drücken. Man hofft so den dringendsten Bedarf decken zu können. Allerdings ist es notwendig, daß jeder auf das Sparsamste mit dem wenigen Wasser, was die Motorspritzen liefern können, umgeht. Wie von der Polizei und dem Magistrat heute mittag bereits durch Extrablätter der Bevölkerung mitgeteilt worden ist, darf das Wasser nicht zum Trinken benutzt werden. Jeder Tropfen muß vor dem Genuß abgekocht werden (am besten läßt man es drei Minuten ordentlich wallen, damit sämtliche Keime getötet werden). Das Wasser ist heute vormittag von einem Nahrungsmittel-Chemiker untersucht und für den Gebrauch im abgekochten Zustand als einwandsfrei befunden worden. Die Ursachen des Versagens der Wasserversorgung sind zu suchen: in zu starker Versandung des Sammelschachtes und in einer Luftbildung in der kürzlich gereinigten Saugeleitung. Die notwendige Inkrustierung in der letzteren ist beseitigt, weshalb die Luft nicht mehr abgesaugt werden kann, so daß vor den Pumpen ein Luftsack entstanden ist Außer 4 neuer Filterbrunnen ist von den 4 alten Brunnen nur noch einer im Betriebe.

21. Dezember
Frostschaden
An der Motorspritze, die am Kafe´ Moltke das Wasser ins Rohrnetz drückt ist heute nacht ein kleiner Defekt entstanden. Infolge des starken Frostes waren die Schläuche gefroren und die Motorspritze konnte heute nicht mehr eingesetzt werden. Deshalb wurde mit dem Reichsbahnausbesserungswerk ein Abkommen getroffen, wonach ab heute das Wasserwerk der Werkstatt, das über zwei große Pumpen und einen Wasserturm verfügt, die Wasserversorgung der Stadt mit übernimmt.


1929

Das Wasserwerk
Infolge der Wasserkalamität sieht sich noch vor Ablauf des Jahres der bisherige Dezernent über das Wasserwerk, Stadtrat Graul gezwungen, dieses Dezernat abzugeben. Stadtrat Fritzsche tritt an seine Stelle. Auch wird noch vor Eintritt in das neue Jahr die Firma Pfeffer Nachf. Halle a/S. (Inhaber Ingenieur Müller) mit schleunigster Abstellung der zu Tage getretenen Mängel beauftragt. Es gelingt auch etwa eine Woche nach dem Versagen der Wasserversorgung, die Leitung wenigstens auf einige Stunden des Tages wieder gebrauchsfähig zu machen.

15. Januar
Krankenhaus
Für den Krankenhausneubau haben fünf Architekten Entwürfe eingereicht. Das Preisrichterkollegium der Krankenhausbaukommission erkannte als ersten Preis den Entwurf der Firma Kallmeyer und Facilides, Halle S. Der Preisträger erhielt 1.500 Mark. Der 2., 3. und 4. Preis betrug je 500 Mark.

16. Januar
Wahl
In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde an Stelle des zurückgetretenen bisherigen Stadtverordneten-Vorstehers Paul Schmidt mit 14 Stimmen gegen 11 Stimmen Paul Hoyer gewählt. Zum stellv. Vorsteher wurde wiederum mit 14 Stimmen Rektor Hansjürgens gewählt.

28. Januar
Ein Delitzscher
Wie aus New York gemeldet wird, ist dort der Oberregisseur der Hamburger Oper, vormaliges und sehr geschätztes Mitglied des Neuen Theaters zu Leipzig, Walter Elschner, der sich seit Ende vorigen Jahres mit einem deutschen Opernensemble auf einer Wagner-Tournee in Amerika befand, gestorben. Walter Elschner ist in Delitzsch aufgewachsen und hat von hier aus seine glänzende Laufbahn begonnen.

2. Februar
Kurt Linde
Der durch seine das Delitzscher Musikleben stark befruchtende Tätigkeit weit über die Grenzen des Kreises Delitzsch hinaus bekannte Musiklehrer Kurt Linde-Laue hat eine Berufung an die Mittelschule in Eisleben als Musiklehrer erhalten, der er am 1. April Folge leisten wird.

20. Februar
Wasserwerk / Forsthaus / Gutheilstift
Das Wasserwerk verlangt für die Reorganisierung des Wasserwerkes, des Rohrnetzes u.s.w. und zur Schaffung einer Reservestation insgesamt 252.000 Mark. Die Summe sei ziemlich hoch geschätzt, sie dürfte sich eventuell noch verniedrigen. Da bereits 200.000 Mark als Anleihe beschlossen sind, wären noch rund 100.000 Mark aufzunehmen. Dem Antrage des Magistrats, die Anleihe auf 300.000 Mark zu erhöhen stimmt die Stadtverordnetenversammlung zu. Das Forsthaus wird neu verpachtet. Die Wahl fällt auf den Höchstbietenden der Pacht einen Herrn Reichenbach aus Frankenhausen (Kyffhäuser). Dr. Baumgardt meint, daß aus dem Forsthaus mehr hätte gemacht werden können, als es der bisherige Pächter vermocht habe. Der Magistrat habe das Vertrauen zu dem Pächter Reichenbach, daß er das Forsthaus weiter ausbaue. Das Gutheilstift, das nach dem Auszug des Finanzamts leer steht, wird zu Kleinwohnungen ausgebaut. Es sollen 6-8 Wohnungen geschaffen werden für ältere Wohnungen mit kleinen Kindern.

1. März
Große Kälte, viel Schnee
Nun ist auch der Februar vergangen, ohne daß dieser Dauer- und Rekordwinter seinen Abschied genommen hätte. Immer noch herrscht beträchtliche Kälte, immer noch liegen Schneeberge auf den Straßen, hängen meterlange Eiszapfen an den Dächern, spielen Ohrenklappen eine beträchtliche Rolle, und treibt die unbekümmerte Jugend eifrig Wintersport. Der starke Schneefall begann bereits Mitte Januar. Gleich am Anfang gab es Schneeverwehungen. Mit dem hohen Schnee ist eine starke Kälte verbunden. Am 1. Februar hatten wir 17 Grad Kälte, am 2. Februar waren es 21 Grad, das Thermometer fiel weiter, am 21. Februar waren 31 Grad, am 1. März immer noch 23 Grad. Infolge der hohen Schneeverwehungen stockte der Verkehr fast vollständig tagelang. Die Reichsbahn hatte längere Zeit Verspätungen bis 90 Minuten. Der Telefonverkehr war auf vielen Überlandleitungen unterbrochen. Was die Kolonnen gestern repariert hatten, war anderntags wieder entzwei. Die Kraftposten mußten wochenlang aussetzen. Die Straßenverwehungen waren groß, man stampfte immer im Schnee, denn der Schnee konnte nicht schnell genug fortgeschafft werden.

13. März
Der Lober überflutet
Die großen Schneemassen des langen Winters machen sich jetzt bei der Schneeschmelze unangenehm bemerkbar. Es haben sich Eisversetzungen gebildet, die den Durchgang des Wassers im Lober aufhalten und Überflutungen verursachen. Namentlich an der Warmbadeanstalt und am großen Schutz ist das zu beobachten. Das Wasser dringt bereits in die Warmbadeanstalt ein. Unterhalb Delitzsch steigt das Wasser nun auch in stärkerem Maße. Der Stadtpark ist weiterhin überflutet, ebenso die Wiesen bis zur Nauendorfer Mühle hin.

15. März
Martini
Im Lober am großen "Schutz" wurde die Leiche des Polizeisekretärs Kurt Martini angeschwemmt und geborgen. Es liegt Unglücksfall vor. – Hierzu erfahren wir noch folgendes: Polizeisekretär Martini befand sich gestern abend mit einigen Herren in der Elbritzmühle, wollte sich mit diesen nach Hause begeben, ging aber kurz vorher noch einmal auf den Vorplatz am Elbritzteich. Als Martini nicht zurückkehrte, suchte man den Vorplatz ab und fand dort den Stock des Ertrunkenen. Offenbar war Martini, der an einem Fußleiden erkrankt war und daher lahmte, auf dem kleinen Steg, hinter dem das Hochwasser brodelnd über das kleine Wehr rauscht, ausgerutscht und in die Flut gefallen. Die Strömung trieb ihn dann bis zum großen "Schutz".

20. März
Krankenhaus
Die Krankenhausfrage beschäftigte gestern wiederum die Stadtverordnetenversammlung. Es wurde beschlossen, die Frage Krankenhausneubau oder Erweiterungsbau zu vertagen, um zunächst genaue Unterlagen über die Kosten beider Projekte einzuholen. Währenddessen tagte die Krankenhausbaudeputation und kam zu folgendem Beschluß: Es soll auf dem Bauplatz am Elektrizitätswerk (Straße nach Halle) ein Krankenhaus-Neubau für 70 Betten errichtet werden. Landrat Meister schlägt 60 – 70 Betten vor. Der Magistrat ist diesem Beschluße beigetreten.

26. März
Rieseler
Das Korbmachergeschäft von Max Rieseler, das in diesen Tagen hundert Jahre besteht, befindet sich seit seiner Gründung im Besitz der Familie Rieseler.

3. April
Keglerheim
Der bereits Anfang Dezember vorigen Jahres begonnene Bau des Delitzscher Keglerheimes auf dem Grundstück des Schützenhofes geht nunmehr in den nächsten Wochen seiner Vollendung entgegen. Durch den langen Winter mußten die Arbeiten gleich nach Beginn gleich wieder eingestellt werden und sind erst vor kurzen wieder aufgenommen worden. Erbaut werden bekanntlich 3 Asphalt- und 1 Bohlenbahn. Es kann schon heute gesagt werden, daß die Weihe der Sporthalle in der Zeit vom 28. April bis 5. Mai statt findet.

9. April
Schäden des Winters
In der Bitterfelder- und in der Kohlstraße werden gegenwärtig die zum großen Teil nicht mehr intakten Abstellschieber der Wasserleitung durch neue ersetzt. Da die Abstellschieber nicht funktionieren, kann man nicht kleine Straßenteile absperren, sondern muß teilweise die ganze Straße "trocken" legen. Das ist der Grund dafür, daß von Zeit zu Zeit die Wasserleitung in den Häusern nicht läuft. In der Eisenbahnstraße und an anderen Stellen haben sich nach dem Auftauen de Wasserrohre mehrere Rohrbrüche ereignet.

19. April
Einwohner
Nach den neuesten Ermittlungen betrug die Einwohnerzahl der Stadt Delitzsch am 1. April d. J. 15.622.

29. April
Weihe
Am gestrigen Sonntag fand im Schützenhof die Weihe des neuerbauten Keglerheims statt. Den Auftakt zu den festlichen Veranstaltungen brachte ein Begrüßungsabend am Sonnabend im Schützenhof-Saale, an dem auch Gäste aus Leipzig, Dessau, Bitterfeld, Zerbst und Halle teilnahmen. Der Sonntag begann mit einem großen Umzug der Kegler durch verschiedene Straßen der Stadt, die reich geschmückt waren und ein farbenprächtiges Bild boten. Der 2. Bürgermeister Dr. Baumgardt als Leiter des Stadtamtes für Leibesübungen hielt die Weiherede und übergab den Schlüssel dem Gauvorsitzenden Bauer aus Berlin. Dieser überreichte ihn dem Vorsitzenden Wolf gleichzeitig mit einem Bild des Führers der Keglerbewegung O. Thomas. Nach dem gemeinsamen Mittagessen begann dann der Keglersport auf den neuen Bahnen. Unter großem Beifall der Zuschauer schoben die Ehrengäste, voran der Bürgermeister die Ehrenkugeln.

1. Mai
Anleihe
In der gestrigen Stadtverordnetenversammlung beschlossen die Stadtverordneten die Aufnahme einer Anleihe von 60.000 Mark zum Rathaus-Umbau. Geldgeber ist die Stadtsparkasse. Ferner wird die Aufnahme einer Anleihe von 200.000 Mark zur Pflasterung einiger Straßen der Stadt beschlossen bei der Mitteldeutschen Landesbank.

6. Mai
Pfarrer Siebert
Am gestrigen Sonntag fand die Einführung des neugewählten 3. Geistlichen der evangelischen Kirche durch Superintendent Fries unter Assistenz von Pfarrer Schräpler Schenkenberg und Lic. Suckert in Gegenwart der Behördenvertreter der Stadt sowie der Vertreter der kirchlichen Körperschaften in der dicht gefüllten Gedächtniskirche statt.

10. Mai
Motorsprengwagen
Den berechtigten Wünschen der Einwohnerschaft, die sich über die Staubplage in der Stadt beschwert, soll nun durch Beschaffung eines Motorsprengwagens entsprochen werden. Die Stadtverwaltung hat die Absicht, ein Elektromobil, das etwa 12.000 Mark kosten wird, anzuschaffen. Die Finanzierung erscheint gesichert. Da bereits im vorigen Jahr 3.000 Mark zur Beschaffung eines Sprengwagens in den Etat eingesetzt worden sind. In diesem Jahre sind 3.000 Mark aus dem Straßenbau-Anleihekonto genommen worden. Den Rest wird der Magistrat vorschußweise bewilligen.

11. Mai
Am Stadtpark
Die Straße hinter dem Stadtpark, die parallel (südlich) mit der äußeren Sekuriusstraße verläuft, erhält die Bezeichnung "Am Stadtpark".

25. Mai
Emil Obst
Gestern ist der Kirchenrendant i. R. Emil Obst in Bitterfeld im fast vollendeten Alter von 76 Jahren gestorben. Mit ihm, der in Delitzsch geboren ist, ist einer der besten Kenner unserer Heimatgeschichte dahingegangen. Zahlreiche wertvolle Aufschlüsse über die Vorgeschichte Delitzschs und seiner Umgebung sind das Ergebnis seiner Forschungen, die er als Freund und Mitarbeiter Oskar Reimes seit Jahrzehnten betrieben hat.

13. Juni
Oberstudiendirektor Dr. Becker, der Leiter unserer Oberrealschule, hat sich um die städtische Leitung der Oberrealschule in Halle beworben und ist nun vom Magistrat in Halle gewählt worden.

14. Juni
Besuch
Am nächsten Sonntag weilt in unserer Stadt in der hiesigen katholischen Gemeinde der Weihbischof von Paderborn, Johannes Hillebrand, zur Visitation und Spendung der heil. Firmung.

18. Juni
Neupflasterung
Mit der notwendigen und schon längst geplanten Neupflasterung der Bitterfelderstraße, Roßplatz und Kohlstraße ist nun begonnen worden. Es ist erfreulich, daß größtenteils Delitzscher Firmen mit den Arbeiten betraut worden sind nämlich Steinsetzmeister Voigt, Steinsetzmeister Oswald Trensch und Steinsetzmeister Albert Trensch. Es ist Zeit, daß man die alten "Katzenköppe" die der Schrecken aller Kraftfahrer waren entfernt.

26. Juni
Magistratsabschluß
Der Magistrat hat seinen Beschluß vom 24.11.1927 über Herstellung des Durchbruches Kohlstraße – Holzstraße aufgehoben. Die Stadtverordneten stimmten in ihrer gestrigen Sitzung diesem Antrag zu. Die Pflasterung und Kanalisation der Querstraße wurde beschlossen. Die Kosten werden etwa 11.000 Mark betragen. Der Ankauf des Dietze'schen Grundstückes zum Preise von 15.000 Mark ist vom Magistrat beschlossen worden. Nach Aussprache wird der Magistratsantrag mit großer Mehrheit angenommen.

29. Juni
Kundgebung
Auch in Delitzsch fand gestern wie in anderen Städten eine machtvolle Kundgebung gegen das Versailler Diktat statt, das uns vor 10 Jahren aufgezwungen worden ist. Schon vor Beginn der Veranstaltung um ½ 9 war der Marktplatz von Menschen dicht besetzt. Nach dem Liede "Deutsches Volksgebet" vorgetragen von Liedertafel u. Harmonie und einem Vorspruch ergriff Studienrat Dr. Eckstädt zu einer kurzen wirkungsvollen Ansprache das Wort und deckte in derselben die ganze Unwürdigkeit und Lügenhaftigkeit des Diktats auf. Er schloß: Wenn wir Deutschen alle vereint unsere Stimme erheben gegen die Kriegsschuldlüge, dann werden wir sie beseitigen und dann können wir wieder mit frohem Herzen singen: O Deutschland hoch in Ehren!

10. Juli
Delitzscher Kantorei
Professor Arno Werner in Bitterfeld, der sich viel mit der Geschichte von Delitzsch beschäftigt hat, stellt in einer Broschüre über das Alter der Gesangvereine unserer Heimat fest, daß Delitzsch den ältesten deutschen Gesangverein hatte. Schon 1440 bildete sich in Delitzsch eine kirchliche Zunft "der gelartin Bürger" d. h. der Musikkundigen. Sie umfaßte 1516 noch 75 Geistliche und Laien als Mitglieder , ging aber infolge der Wittenberger Vorgänge dann schnell zurück. Mit Einführung der evangelischen Lehre im Jahre 1539 traten die noch vorhandenen Mitglieder, die man auch als "Korsenger" bezeichnete, zur evangelischen Kantorei zusammen. Die Delitzscher Kantorei hat noch weit über 300 Jahre hindurch mit kurzer Unterbrechung in schweren Kriegszeiten ihre kirchliche Mission erfüllt. So kann die Delitzscher Kantorei als ältester deutscher Gesangverein (gegründet 1440) gelten.

15. Juli
Rathaus
Der Umzug des bisher im Rathaus untergebrachten Amtsgerichts nach dem Behördenhause ließ eine Anzahl Büroräume im Rathaus frei werden, die Umbauarbeiten erforderlich machen. Die Räume werden jetzt gründlich erneuert, das ganze Gebäude mit Warmwasserheizung versehen und mit einer automatischen Telefonanlage, in die auch die Schulen einbezogen werden. Der Stadtverordneten-Sitzungssaal wird durch Errichtung einer Zuschauertribüne erweitert. Kostenaufwand 95.000 Mark in runder Summe.

17. Juli
Beginn der Straßenerneuerung
Die Straßenbauarbeiten werden, nachdem jetzt der größte Teil der Schotterlage fertiggestellt ist, beschleunigt fortgeführt. In der Kohlstraße wird am Montag mit dem Legen der Betondecke begonnen. Im Anschluß an die Asphaltierung der Kohlstraße wird sofort mit den Asphaltarbeiten vor der Knabenvolksschule begonnen werden. Der übrige Teil der Bitterfelder Straße und der Roßplatz werden mit Kleinpflaster versehen. Die Bürgersteige werden erst kurz vor Beendigung der Pflasterarbeiten instandgesetzt.

20. Juli
Berkes
Der für den Bezirk Delitzsch angestellte Bezirksschornsteinmeister Paul Berkes hat seinen Dienst aufgenommen.

31. Juli
Rieselfeldanlage
Um die Loberverpestung zu beseitigen, über die sich besonders Bitterfeld beschwert, hat sich hier unter dem Vorsitz von Landrat Meister eine Rieselfeldgenossenschaft gebildet, die eine Rieselfeldanlage errichten will. Der Plan liegt bereits der Regierung in Merseburg zur Genehmigung vor. Die Genossenschaft führt den Namen Rieselfeldgenossenschaft Delitzsch - Schenkenberg. Die Anlage soll zwischen Delitzsch und Schenkenberg errichtet werden.

2. August
Eröffnung der Kleinbahn
Heute vormittag um 9 Uhr wurde nach Überwindung allerhand Schwierigkeiten, vor allem finanzieller Natur, die neue Delitzscher Kleinbahn Delitzsch – Rackwitz eröffnet. Die Bahn ist nach noch nicht zwei Jahre währender Bauarbeit fertiggestellt, so daß sie morgen für den öffentlichen Verkehr freigegeben werden kann, nachdem heute die landespolizeiliche und eisenbahntechnische Abnahme erfolgt ist.

9. August
Motorsprengwagen
Der seit längerer Zeit bestellte Motorsprengwagen ist nun endlich in Delitzsch eingetroffen und wird jetzt seine Tätigkeit aufnehmen. Heute vormittag fand im Beisein des Magistrats und des Stadtverordnetenkollegiums die Vorführung des Wagens auf dem Marktplatz und an der Promenade statt.

24. August
Fertigstellung der erneuerten Straßen
Die Bitterfelder Straße, wenigstens ihr Fahrdamm, ist rechtzeitig zum Beginn der Leipziger Messe fertig geworden. Die Messeonkels dürfen also diesmal getrost durch Delitzsch fahren, ohne über die Schlaglöcher zu schimpfen. Die Bitterfelder Straße hat gegen früher ein ganz anderes Bild erhalten. Die breiten Fahrdämme und ihre neue Einfassung, vor allem das glatte Asphalt, müssen allen Fahrzeugen "Freude bereiten". Auch die Radfahrer werden aufatmen, daß sie nun endlich einen besonderen Weg haben.

13. September
Freiherr von Stein Straße
Die neue Straße, die am Neubau der Ortskrankenkasse vorbeiführt, hat die Bezeichnung "Freiherr von Stein Straße" erhalten.

20. September
Dr. Becker
Der Magistrat hat in seiner gestrigen Sitzung für den nach Halle berufenen Studiendirektor Dr. Karl Becker den Studienrat an der Rheingauschule zu Berlin-Friedenau Dr. Franz Mayer, zum Direktor der Oberrealschule gewählt. Dr. Mayer ist 1884 zu Hüttensteinach bei Sonneberg in Thüringen geboren, war ursprünglich im Volksschuldienst und hat sodann in Jena, Straßburg und Heidelberg studiert.

25. September
Rieselfeldgenossenschaft
Das Rieselfeldprojekt der gegründeten Genossenschaft Delitzsch – Schenkenberg lag seit Februar d. J. bei der Regierung in Merseburg bezw. Berlin und ist vor wenigen Tagen genehmigt bei der Stadtverwaltung eingegangen. Wiesenbaumeister Stein hielt darüber in der gestrigen Stadtverordneten-Versammlung einen Vortrag mit der Aufforderung, der Magistrat möge der Rieselfeldgenossenschaft beitreten und die Verhandlungen mit derselben fördern. Das Rieselfeldprojekt wird nach den Darlegungen des Wiesenbaumeisters Stein etwa 16.700 Mark kosten. Das wären etwa 33.000 Mark weniger als das seiner Zeit in Aussicht genommene Schlammbelebungsverfahren verschlingen würde. Das Rieselfeldprojekt bringt verschiedene große Vorteile gegenüber dem andern Verfahren.

29. September
Gedenktafel
In Anerkennung der Verdienste des verstorbenen Lehrers Oskar Reime, der sich um die Chronik der Stadt in vorzüglicher Weise verdient gemacht hat, wurde heute vormittag 9 Uhr am Hause Gerberplan 11 in einer kurzen Feier, eine Gedenktafel angebracht.

30. September
Wiederherstellung der Stadtkirche
Gestern fand die Wiedereröffnung des Gottesdienstes in unserer Peter – Paul Kirche statt. Vom Juli des Vorjahres bis in die letzten Tage hinein sind fleißige Hände tätig gewesen, die Schäden an dem majestätischen gotischen Bau zu beseitigen die in den letzten 40 Jahren – denn 1889/90 fand die letzte durchgreifende Wiederherstellung statt – entstanden sind. Die Festpredigt hielt Generalsuperintendent D. Schöttler, Magdeburg. Nachmittags, von 15 Uhr an, fand zur weiteren Feier des Tages eine geistliche Musikaufführung statt, deren Leiter Lehrer und Organist Schrödter ist. Die Kosten dieses Erneuerungsbaues sind auf etwa 85.000 Mark zu veranschlagen.

30. September
Eröffnung des Museums im Schloß
Am gestrigen Sonntag 11½ Uhr fand im hiesigen Schlosse anläßlich der Museumseröffnung eine Vorfeier statt. Die für das Museum bestimmten Räume waren vorher entsprechend renoviert worden. Dem zur Verfügung stehenden Raum entsprechend konnten zu der Feier leider in der Hauptsache nur die Vertreter der staatlichen, städtischen und kirchlichen Behörden gebeten werden. Unter den Geladenen befanden sich Landrat Meister, der Direktor der Staatlichen Akademie zu Leipzig Professor Dr. Walter Tiemann, der Leiter des stadtgeschichtlichen Museums in Leipzig, Dr. Friedrich Schulze u.a.. Die Begrüßungsrede hielt der Vorsitzende des Museumsvereins Dr. Hermann Schulze. Es sprachen dann noch 2. Bürgermeister Dr. Baumgardt und der frühere Vorsitzende des Museumsvereins Superintendent Schaefer - Schkeuditz.

9. Oktober
Kosten der Rieselfeldanlage
Nachdem die Stadt der neu gegründeten Rieselfeldgenossenschaft beigetreten ist, wird mit der Anlage schon in Kürze begonnen werden. Die Ausführungskosten sind mit rund 170.000 Mark veranschlagt. Von diesen Kosten entfallen auf die Stadt 70.000 Mark für die Anlage der Pumpstation nebst Druckrohrleitung. Die restlichen 100.000 Mark werden für die Rieselfeldanlage und Fischteiche ausgegeben.

23. Oktober
Dr. Mayer
Der neu gewählte Direktor der hiesigen Oberrealschule Studienrat Dr. Mayer hat seine hiesige Stelle wieder aufgegeben und Delitzsch bereits verlassen. Es waren Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem 1. Bürgermeister Böttcher eingetreten, namentlich in der Stellung der Wohnung. Diese Auseinandersetzung hat auch in der "Delitzscher Zeitung" ihren Niederschlag gefunden.

30. Oktober
Dr. Letz
Anstelle von Studienrat Dr. Mayer, der sein Amt als Direktor der Oberrealschule niedergelegt hat, ist vom Magistrat Studienrat Dr. Letz aus Halle gewählt worden.

4. November
Kasper
Gelegentlich der 50. Jubiläumsfeier des Feuerwehrverbandes der Provinz Sachsen in Halle wurde dem Kreisbrandmeister Kasper - Delitzsch eine besondere Ehrung zuteil. Der anwesende Vorsitzende des Preußischen Landes-Feuerwehr-Verbandes Branddirektor Verfürth - Münster, überreichte ihm das Ehrenkreuz 2. Klasse um Verdienste für das Feuerlöschwesen.

5. November
Schafbrücke
Der Belag der Schafbrücke muß erneuert werden. Der Magistrat hat 8.000 Mark für eine neue Brücke bewilligt . Die Stadtverordneten haben die Vorlage angenommen.

18. November
Neues Stadtparlament
Die gestrigen Wahlen zum Stadtparlament hatten folgendes Ergebnis: Es wurden gewählt

von der Einheitsliste 10
von den Beamten und Angestellten 3
von den Sozialdemokraten 5
von den Kommunisten 8
Gewonnen haben die Sozialdemokraten 2 und die Beamten und Angestellten 1 Mandat. Verloren haben die Kommunisten 1 Sitz und die Einheitsliste 2 Sitze.

3. Dezember
Die Arbeiter in der Rieselfeldanlage
Die Arbeiten an der Rieselfeldanlage sind bereits seit Wochen im Gange. 40 Mann sind dort beschäftigt und in dieser Woche werden weitere 40 Arbeiter eingestellt. Heute vormittag fand eine Sitzung der Rieselfeldgenossenschaft Delitzsch – Schenkenberg statt, die sich mit der Rieselfeldanlage an den Delitzscher Kläranlagen befaßte. In den Vorstand wurden gewählt Landrat Meister als Vortsteher, Bürgermeister Böttcher als Stellvertreter und Jungnickel aus Delitzsch, aus Schenkenberg Rich. Bormann, H. Schöttge, A. Georgi und Inspektor Schöne. Anschließend gab Wiesenbaumeister Stein einen Bericht über die Arbeiten an den Kläranlagen.

12. Dezember
Einwohner
Die Einwohnerzahl unserer Stadt steigt stetig. Am 9. Dezember war die Einwohnerzahl auf 16.004 gestiegen.

12. Dezember
Feuerwehrdepot
Das neue Feuerwehrdepot wird am Schäfergraben neben dem Armenhaus erricht werden. Das Depot erhält auch einen Steigerturm und eine für den Gerätewart eingebaute Wohnung. Ursprünglich war als Bauplatz ein Streifen neben dem Alten Schützenhaus vorgesehen. Auf Vorschlag des 1. Bürgermeisters wurde der Platz am Schäfergraben gewählt. Die Baukosten betragen rund 45.000 Mark.

17. Dezember
Stadtverordnetensitzung
Heute fand die erste Sitzung des neu gewählten Stadtparlaments im neuen Sitzungssaal statt. Es wurde das Büro gewählt. Vorsteher wurde der kommunistische Stadtverordnete Geithe. In den Magistrat wurden gewählt 2 der Einheitsliste, einer der Beamten, einer der Sozialdemokraten und zwei der Kommunisten. Als Weihnachtsbeihilfe wurden für die Erwerbslosen und Rentner 10.000 Mark und für die städtischen Arbeiter 1.180 M bewilligt.

18. Dezember
Lehrerkonferenz
Eine stark beschickte Lehrerkonferenz unter Vorsitz von Schulrat Sehmisch, die den gesamten Aufsichtsbezirk vereinigte, fand in der Aula der Oberrealschule zu Delitzsch statt. Der erste Teil der Konferenz bewegte sich um schulische Dinge, die erörtert wurden. Den Mittelpunkt der Konferenz bildete ein Vortrag von Dr. Schwaneske von der Reichszentrale für Heimatdienst über "Young-Plan und seine Auswirkungen".

21. Dezember
Offenbachs verlorene Oper
Es war in Fachkreisen bekannt, daß der berühmte Komponist Offenbach eine Oper "Marielle" hinterlassen hat. Seit über 50 Jahren hat man nach ihr in der ganzen Welt gesucht. Jetzt ist dieses Werk im Nachlasse der hier verstorbenen Frau Kreisrichter Dietze entdeckt worden. Die Oper wird gedruckt und noch in diesem Winter zur Aufführung gelangen. Fast sämtliche ersten deutschen Bühnen und zahlreiche Bühnen des Auslandes interessieren sich dafür. Auch in Amerika soll sie ausgeführt werden.

23. Dezember
Fernsprechhäuschen
Die Reichspost wird auf dem der Reichsbahn gehörigen Vorplatz am Berliner Bahnhof ein Fernsprechhäuschen errichten.


1930

7.Januar
Dr. Letz
Heute vormittag um 11 Uhr wurde der neue Leiter der Oberrealschule, Studiendirektor Dr. Latz, der dieses Amt bereits seit einer Reihe von Wochen kommissarisch verwaltet, durch Oberschulrat Zipperlein eingeführt. Nach der Einführungsrede hielten noch Begrüßungsansprachen 1. Bürgermeister Böttcher als Vertreter des Patronats, Kreisschulrat Sehmisch für die Volksschulen und ihre Lehrer, Gutsbesitzer Wagner - Zschortau für den Elternbeirat, Dr. Freyberg für den Verein früherer Oberrealschüler, Studienrat Schmiedeberg für das Lehrerkollegium, Oberprimaner Frohne im Namen der Schule. Die würdige Feier wurde stimmungsvoll umrahmt durch Vorträge des Oberschulorchesters und des Chores unter der Leitung von Hermann Curth.

15. Januar
Dübener Straße
Wegen Straßenbauarbeiten ist der gesamte Verkehr auf der Dübener Straße beim Bahnübergang gesperrt. Nur der Bahnübergang für Fußgänger ist freigegeben. Es werden Schwellen gelegt und nachts ein Posten aufgestellt, um Unfälle an dem provisorischen Überweg zu vermeiden.

22. Januar
Buhle
Die Stadtverordneten hatten gestern, wie stets zu Beginn eines neuen Geschäftsjahres die Wahl des Vorstandes vorzunehmen. Sie ergab nach mehreren Wahlgängen ein aus 2 Kommunisten und zwei Sozialdemokraten zusammengesetztes Präsidium. Zum Vorsteher wurde Stadtverordneter Buhle gewählt.

25. Januar
Findling
Ein prachtvoller Findling ist auf einem Felde an der Kyhnaer Straße, das vom Landwirt Becker bewirtschaftet wird, gefunden worden. Der 103 Zentner schwere Stein ist unter erheblichen Anstrengungen nach dem Stadtpark (gegenüber der Turnhalle) transportiert worden, wo er mit anderen kleineren Blöcken zusammen eine hübsche Gruppe abgeben wird, da man noch einige Anpflanzungen machen will. Der Findling kann auch nötigenfalls einmal als Träger einer Gedenktafel verwandt werden.

18. Februar
Seuchen in früherer Zeit
Delitzsch hat in alten Zeiten schwere und furchtbare Seuchen durchmachen müssen. In der Lehmann'schen Chronik müssen wir bis zum Jahre 1348 zurückgehen, um auf die erste Nachricht über die Pest zu stoßen. Drei Jahre wütete damals das große Sterben. Man schob die Schuld auf die Juden, die die Brunnen vergiftet haben sollten und trieb sie aus der Stadt. Knapp hundert Jahre später (1439) setzt wieder eine Epidemie ein. Die Menschen fallen in einen tiefen, dreitägigen Schlaf und kämpfen beim Erwachen mit dem Tode. Im Herbste 1552 erreichte eine mehrmonatige Epidemie ihren Höhepunkt. Es sterben in diesem Jahre 848 Menschen an einer schnell tötenden Krankheit. Die Leichen müssen mit Wagen weggefahren werden. Ähnlich ist es 1566. Eben noch gesunde Menschen fallen auf der Straße um und sterben. 1598 und 1599 herrscht wieder eine pestartige Krankheit, zu der sich die Ruhr gesellt. In diesen Jahren sterben 967 Menschen. Der Typhus tritt 1626 verheerend auf. Ganze Familien sterben aus. Delitzsch verliert 850 Einwohner. Auch das Jahr 1637 ist schlimm. Delitzsch war durch diese Krankheiten und die sonstige Not des dreißigjährigen Krieges fast entvölkert. Im Jahre 1643 waren nur 145 Häuser bewohnt, 111 waren wüst. Die Einwohnerzahl belief sich auf 362.

26. Februar
Rathausumbau
Die Stadtverordneten beschäftigten sich in der gestrigen Sitzung mit Finanzfragen besonders um Nachbewilligung zu verschiedenen Zwecken. Es wurde bemängelt, daß die Haushaltspläne nicht sorgfältig genug aufgestellt werden. So waren für den Umbau im Rathause im Haushaltsplan 50.000 Mark gefordert. Nun stellt es sich heraus, daß dieser Umbau 96.000 Mark gekostet hat. Der Magistrat lehnt den S.P.D. Antrag in 2. Lesung ab, in welchem diejenigen Delitzscher Gewerbetreibende bei der Vergebung städtischer Arbeiten ausgeschaltet werden, die irgend ein städtisches Ehrenamt innehaben. Die Angelegenheit geht nun zur Entscheidung vor den Bezirksausschuß.

3. März
Theod. Heinrich
Im Alter von 68 Jahren starb gestern nach längerer Krankheit Klempnermeister Theodor Heinrich. Überall geschätzt und beliebt war er durch seine schauspielerischen Fähigkeiten, die er 50 Jahre lang in den Dienst zahlreicher Liebhaberaufführungen stellte, besonders im Militärverein, Kavallerieverein und in der Schulze-Delitzsch-Liedertafel, der er 46 Jahre als Mitglied angehörte, allgemein bekannt.

6. März
Dr. Baumgardt
2. Bürgermeister Dr. Baumgardt von Delitzsch ist, nachdem der Abg. Kockel- Magdeburg zurückgetreten ist, als Listennachfolger, in den Provinziallandtag eingetreten.

7. März
Demonstration
Auch in Delitzsch kam es gestern in den Abendstunden zu Unruhen, die dadurch veranlaßt wurden, daß die Erwerbslosen, trotz des für ganz Preußen geltenden Demonstrationsverbotes unter freiem Himmel einen Umzug zu bilden begannen. Die Delitzscher Polizei verhinderte aber diesen Aufruhr in kürzester Zeit, indem sie mit dem Gummiknüppel gegen die Demonstranten vorging und sie zerstreute. Dabei erlitten eine Anzahl derer, die sich den polizeilichen Maßnahmen widersetzten, leichtere Verletzungen. Zur Schußwaffe brauchte die Polizei nicht zu greifen. Die Menge hatte die Polizei mit Zaunlatten, Knüppeln u.a. angegriffen.

10. März
Jubiläum der Schlosserinnung
Die Schlosserinnung feierte gestern ihr 25jähriges Jubiläum. Obermeister Biehl gab einen Rückblick über die Geschichte der Innung. Schlossermeister Wandt begrüßte die Lieferanten und betonte das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Handel und Handwerk. Stadtrat Tauche überbrachte die Grüße der Handelskammer. Stellvertretender Obermeister Willi Heinrich übergab Obermeister Biehl eine von der Innung gestiftete silberne Plakette für 25jährige Tätigkeit an verantwortlicher Stelle, Frau Reyher ein von den Damen gestiftetes Tischbanner. Die Feier fand im Hotel zum Schwan statt und war umrahmt von musikalischen Vorträgen.

18. März
Naturdenkmal
Der "Stiefelknecht" im Stadtforst Delitzsch wurde unter Naturschutz gestellt und bei der hiesigen Kreisstelle als Naturdenkmal inventarisiert.

19.März
Wendenburg
Schlossermeister und Gewerbeoberlehrer Wendenburg aus Merseburg erhielt am 1.April ab die hier neu eingerichtete 2. hauptamtliche Gewerbe-Oberlehrerstelle.

20. März
Rieselfeldanlage
Die Arbeiten an der Rieselfeldanlage stehen dicht vor dem Abschluß Die Verrieselungsgräben sind zum größten Teil fertig, und die Pumpstation an der Kläranlage hat in den letzten Tagen schon probeweise gearbeitet. Zwei Junkers-Rohölmotoren von je 35 Pferdestärken drücken das Wasser aus den Klärbecken durch einen unterirdischen Kanal nach dem höchsten Punkt im Gelände jenseits der Schenkenberger Straße, von wo aus das Grabennetz gespeist wird. Die Fischteichanlage am Kosebruch ist ebenfalls mit gediehen.

25. März
Behördenhaus
Am Behördenhaus in der Dübener Straße sind gegenwärtig Verschönerungsarbeiten im Gange.Die Umzäunung ist zwecks Ausbesserung weggenommen worden; sie wird aber in ihrer früheren Form wieder erstehen. Im Vorgarten werden neue Durchgangswege angelegt und gleichzeitig die gärtnerischen Anlagen verschönert.

28. März
Junkersmaschine
Gestern Nachmittag erregte das Erscheinen der Junkersmaschine G 38 über der Stadt allgemeines Aufsehen. Mit mächtigem Gebrumme zog der Luftriese ziemlich niedrig über die Stadt weg. Es handelte sich um einen Meßflug Dessau-Leipzig unter Führung des Piloten Zimmermann.

29. März
Dr. Laschke
Der Kreisarzt der Kreises Delitzsch, Med. Rat Dr. Laschke, tritt nach vollendetem 68. Lebensjahre am 1. April in den Ruhestand. Die Beamten und Angestellten des Landratsamtes hatten sich deshalb am gestrigen Freitag zum Abschiede im Sitzungssaal des Ständehauses versammelt. Landrat Meister widmete dem Scheidenden herzliche Abschiedsworte und dankte ihm für seine zehnjährige Tätigkeit im Kreis und als Arzt am Wohlfahrtsamte.

2. April
Neue Wohnungen
In der gestrigen Stadtverordnetenversammlung wurde der Beschluß gefaßt, den Friedhof in städtische Regie zu übernehmen, ferner die von der Regierung bewilligten 100.000 Mark Hauszinssteuermittel aus dem staatlichen Fürsorgefonds zu verwenden, um am Wasserwerk 36 Wohnungen zu erstellen.

5. April
Volksbücherei
Die Städtische Volksbücherei wird in den nächsten Tagen neue Räume im Schloß beziehen. Sie wird im Erdgeschoß untergebracht werden.

7. April
Milder Winter
Ein ungewöhnlich warmer Winter liegt hinter uns. In der sehr weit zurückreichenden Reihe finden sich –bei Berücksichtigung der Monate Dezember bis Februar- nur elf Winter, die noch wärmer waren. Es gab nur eine" Kälteperiode" von acht Tagen und zwar vom 18. bis 25. Dezember, in deren Verlauf die niedrigste Temperatur von – 8 Grad eintrat. Schnee fiel in den 5 Monaten nur an 10 Tagen. Der Schnee blieb nur einige Zeit liegen.

9. April
Stadtgraben
Für die Freunde des Stadtgrabengeflügels gab es gestern wieder eine Überraschung. Ein kostbares Paar Türkische Enten, auch Moschus- oder Bisamenten genannt, hielt seinen Einzug. Die Stadt hat das sonderbare Paar in Wittenberg gekauft. Die Tiere haben einen metallgrünes, purpurviolett schillerndes Gefieder, Höcker an der Stirn, die beim Erpel in sattem Rot leuchten und sind sonderbarer Weise nicht etwa in der Türkei, sondern in – Südamerika heimisch.

26. April
Dietze Garten
Die Stadtverwaltung ist sich bewußt ; daß es wichtig ist, der Bevölkerung Grünflächen zum Erholungsaufenthalt zu schaffen. Sie hat deswegen vor mehreren Monaten den großen Dietze'schen Garten an der Schloßpromenade und neuerdings einen Teil der großen Wiese an der Parkstraße (Gärtnerei Naujokat) erworben. Damit besteht die Möglichkeit einen Grüngürtel zu schaffen, wie ihn nur wenige Städte besitzen. Der Dietze'sche Garten ist bereits erschlossen worden. Man hat Wege angelegt und allzu wirres Gestrüpp beseitigt. Wen erst die geplanten Brücken über den Lober gelegt sind, dann kann man von der Schloßpromenade durch den Dietze'schen Garten direkt nach der Parkstraße und dem Stadtpark gelangen.

30. April
Kasper
Mit Rücksicht auf seine langjährige Tätigkeit und seine großen Verdienste um die Entwicklung des Feuerlöschwesens im Kreise Delitzsch wurde Kreisbrandmeister Kasper in Delitzsch vom Kreisausschuß zum Kreisbranddirektor ernannt.

12. Mai
Forsthaus
Sobald die Straße von Delitzsch nach dem Forsthaus Delitzsch dem Verkehr freigegeben ist, werden an einigen Tagen der Woche Sonderfahrten nach dem Forsthaus ausgeführt werden.

19. Mai
Feuerwehrdepot
Die Feuerwehr beging gestern die Übernahme ihres neuen Heims im Schäfergraben in einem durchaus würdig verlaufenen Akt. Um ½11 Uhr versammelten sich die Mannschaften am alten Geräteschuppen in der Ritterstraße. Mit Musik wurden die Geräte dann durch die Leipziger-, Breite-, Eilenburger- und Lindenstraße nach dem Schäfergraben überführt, voran die alte rote Feuerwehrfahne aus der Zeit der Altvordern. Vor dem schmucken Haus nahmen die Mannschaften dann Aufstellung. Bürgermeister Böttcher gab in seiner Eröffnungsansprache einen Rückblick über die Entstehung des Hauses und übergab den Schlüssel des neuen Depots dem Dezernenten des Feuerlöschwesens, Stadtrat Schmidt. Dieser gab den Schlüssel in die Hände des Branddirektors Mietzsch weiter. Branddirektor Mietzsch versprach im Namen der Wehr, das neue Heim in jeder Beziehung zu hüten.

26. Mai
Verbandstag der Feuerwehren
Am Sonnabend und Sonntag dem 24. und 25. Mai fand in Delitzsch der 48. Verbandstag der Feuerwehren des Bezirkes Merseburg statt. Sonnabend nachmittag ½3 Uhr tagte die Hauptversammlung des Bezirksverbandes im stark besetzten Saale des Schützenhofes. Der Vorsitzenden des Verbandes, Branddirektor Kröbel- Zeitz begrüßte die anwesenden Ehrengäste: 1. Bürgermeister Böttcher Delitzsch, Stadtrat Schmidt – Delitzsch, Feuersozietätsinspektor Schmidt - Magdeburg, Provinzialverbandsvorsitzender Krauthoff - Wanzleben und Feuerlöschdirektor Scholz - Magdeburg.Es folgten die verschiedenen Berichte. Daraus ist zu ersehen, daß der Regierungsbezirk augenblicklich umfaßt 329 freiwillige Feuerwehren, 28 Werkfeuerwehren, 2 uniformierte und 117 Pflichtfeuerwehren mit insgesamt 15.000 Mitgliedern. Anwesend waren an der Sitzung 2.214 Delegierte. Am Abend fand im Schützenhause ein Begrüßungsabend statt, wo die verschiedensten Redner zu Worte kamen. Eröffnet wurde dieser Abend durch Landrat Meister - Delitzsch. Umrahmt wurde die Feier durch musikalische und deklamatorische Vorträge. Am Sonntag vormittag fanden praktische Vorführungen der Feuerwehr statt. Gegen 3 Uhr nachmittag formte sich auf dem Schützplatz der Festzug. Mit mehreren Kapellen bewegte er sich durch die Straßen der Stadt. Etwa 1.500 Feuerwehrleute marschierten durch Delitzsch.

4. Juni
Spröde
Die gestrige Stadtverordnetenversammlung faßte den Beschluß, einen Fußweg nach der Spröde anzulegen. Dieser soll aber zunächst nur bis zur Rampoldtsruh führen. Der Magistrat hat für diesen Fußweg 4.200 Mark bewilligt. Es soll ferner die Fahrbahn der Dübener Vorstraße, das ist der Teil der Dübener Straße hinter der Bahn neu hergestellt werden. Die Kosten von 34.000 Mark werden durch Anleihemittel gedeckt.

24. Juni
Berliner Bahnhof
Erfreulicherweise hat man jetzt dem Vorplatz unsers Berliner Bahnhofs ein freundlicheres Gesicht verschafft. Der alte schmutzige Bretterzaun, der den Güterbahnhof von der Fahrstraße trennte, ist gefallen; an seine Stelle trat ein kleiner weißer Zaun. Die Anlagen am Bahnhof sind in Ordnung gebracht worden, und schließlich hat auch der Pächter der Bahnhofswirtschaft seinen Garten geschmackvoll herzurichten gewußt, so daß das alte schmutzige Bahnhofsgebäude jetzt nicht mehr so unangenehm in die Augen fällt. Wir besitzen jetzt wenigstens einen hübschen Bahnhofsvorplatz.

28. Juni
Rieselfeldanlage
Die Riesenfeldanlage zwischen Delitzsch und Schenkenberg ist fertiggestellt. Gestern nachmittag fand auf Veranlassung des Landrats eine Besichtigung der neuen Anlage statt. Der Einladung der Rieselfeldgenossenschaft waren Vertreter des Kreisausschusses sowie des Magistrats aus Bitterfeld und Delitzsch, ferner eine Anzahl Pressevertreter gefolgt, die mit Interesse die soeben fertiggestellten Anlagen in Augenschein nahmen. Alle äußerten sich höchst befriedigt über die Anlage selbst und die Verwendung der Abwässer. Neben der alten Kläranlage ist eine größere Pumpenanlage gebaut worden, die die Abwässer und den Schlamm durch Röhren auf den höchsten Punkt des Geländes, welcher auf der anderen Seite der Delitzscher-Schenkenberger Straße liegt, drückt, von wo aus sie sich in ein Grabnetz verteilen. Schleusen sorgen dafür, daß mit der Verrieselung einzelner Felder abgewechselt werden kann. Es wird so ein 400 Morgen großes Gelände berieselt. Durch Sand- und Kiesboden werden die Abwässer gereinigt und ganz allmählich von tiefer gelegenen kleinen Ableitungsgräben oder den Fischteichen am Kosebruch aufgefangen.

1. Juli
Rheinlandbefreiung
Aus Anlaß der Rheinlandbefreiung fanden heute morgen in allen Schulen Feiern statt. Der Unterricht fiel danach aus. Die öffentlichen Gebäude haben geflaggt. Um 12 Uhr erhoben die Kirchenglocken ihre Stimmen, um zu künden, daß unsere rheinischen Brüder endlich von ihrem Joch befreit sind.

14. Juli
Polizeikommissar Schulz
Der Polizeikommissar Schulz aus Delitzsch hatte sich am Sonnabend in Uniform mit Bekannten nach Zschortau in eine dortige Tanzdiele begeben, wo es zu einer Schlägerei kam. Dabei erhielt der Polizeikommissar mit einem Bierseidel einen schweren Schlag über den Kopf, der eine 5 Zentimeter lange klaffende Wunde am rechten Scheitelbein und Bewußtlosigkeit hervorrief. Man brachte ihn nach Delitzsch zurück. Hier begab sich Polizeikommissar Schulz unter der Einwirkung der Verletzung in eine Gastwirtschaft am Markt, wo er die Gäste unter dem Hinweis, es sei die Polizeistunde überschritten worden, bedrohte. Daraufhin sahen sich die diensthabenden Polizeibeamten genötigt, ihren Vorgesetzten auf die Wache zu bringen. Der 2. Bürgermeister hat den Polizeikommissar zunächst seiner dienstlichen Obliegenheiten bis zur Klärung des Sachverhalts enthoben und das Kommando über die Polizei dem Polizeimeister Tuschling übertragen.

26. Juli
Einbahnstraße
Die Polizei macht nochmals darauf aufmerksam, daß das Straßenstück Promenade-Kohlstraße zur Einbahnstraße erklärt worden ist und das Befahren in der gesamten Richtung wegen des starken Verkehrs auf der Kohlstraße mit großer Gefahr verbunden ist.

31. Juli
Regenmonat
Mit dem Juli ist ein Regenmonat zu Ende gegangen. Wir trauern ihm nicht nach, denn was der Juni nicht fertig brachte, das übertrieb der Juli. Regenmengen sind gefallen, die für unsere Breiten als annormal anzusprechen sind. Laut Statistik sind im Juli 112,4 Millimeter Regen gefallen.

20. August
Freesestraße
Die neue Straße, die die Verbindung zwischen der Dübener Vorstadt und dem Werbener Weg herstellt, hat die Bezeichnung Freese Straße erhalten. Freese ist ein bekannter Sozialpolitiker und Bodenreformer, der in seinen Fabrikbetrieben 1888 die Gewinnbeteiligung der Angestellten, 1890 den Achtstundentag einführte.

23. August
Elbritzplatz
Der Elbritzplatz wird seit Jahren seitens der Stadtverwaltung sehr stiefmütterlich behandelt, so daß er jetzt einer verwahrlosten Wiese gleicht. Besonders hervorzuheben ist der im Vorjahre ausgebesserte Weg, welcher über den Platz führt. Den Fußgängern ist es kaum möglich den ungewalzten Weg zu passieren. Der Platz ließe sich mit wenigen Mitteln, durch Ansäen von Gras und besonders durch Anlegung sauberer Wege, in einen freundlichen Zustand versetzen.

23. August
Neue Steuern
Der Magistrat hat sich in seiner gestrigen Sitzung mit den neuen Steuern beschäftigt, die sich aus der Notverordnung des Reichspräsidenten ergeben. Er hat der Biersteuer und der Bürgersteuer zugestimmt. Für die Stadt Delitzsch würde sich aus der Bürgerabgabe eine Mehreinnahme von 36.000 Markt ergeben. Die Stadtverordneten haben jedoch in ihrer heutigen Sitzung auch diese beiden Steuerarten abgelehnt. Da nun der Magistrat wegen der schlechten Finanzlage der Stadt auf die Steuern nicht verzichten kann, muß nun der Bezirksausschuß in Merseburg entscheiden. Es ist zu erwarten, daß die Einführung dieser beiden Steuerarten von Merseburg verordnet wird. Weiter wurde beschlossen, im Schloßgrundstück vier Schulklassen einzurichten und zwar zwei Hilfsschulklassen und zwei Klassen der Kaufm. Berufsschule. Zu diesem Zwecke soll eine Anleihe bis zu 50.000 Mark aufgenommen werden.

28. August
Hiller
Der Regierungspräsident hat den Polizeimeister Hiller aus Weißenfels mit der Leitung der hiesigen städtischen Polizei beauftragt.

1. September
Postomnibus
Die Spröde wird immer mehr ein Lieblingserholungsort der Delitzscher. Seit längerer Zeit schon stellt die Post zur Beförderung nach der Spröde zweimal wöchentlich am Mittwoch und Sonntag nachmittag, den Postomnibus zur Verfügung. Am gestrigen Sonntag war bei dem schönen Sommerwetter der Verkehr so stark, daß bei jeder Fahrt, er verkehrt aller halbe Stunde von der Post aus, der Omnibus übervoll besetzt war, und bei der letzten Nachhausefahrt verschiedene nicht mehr mitfahren konnten.

4. September
Oelschlägel
Der langjährige Direktor des Gaswerks, Artur Oelschlägel, hat am 1. September Delitzsch verlassen, um die Leitung des Gaswerkes in Neustadt a. d. Orla zu übernehmen. 26 Jahre stand Direktor Oelschlägel dem hiesigen Gaswerk vor. Durch seine ausgezeichnete Fachkenntnis, durch seine Gewissenhaftigkeit und unermüdliche treue Arbeit hat Direktor Oelschlägel das vor einem Menschenalter noch sehr kleine Werk zu dem gemacht, was es heute ist und wodurch es unter den Werken der näheren und weiteren Umgebung geradezu zu einem Musterwerk geworden ist. Die Leitung des Gaswerkes ist Direktor Wallrodt aus Hildburghausen übertragen worden.

6. September
Sanitätskolonne
Heute feiert die freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz das Fest ihres 25jährigen Bestehens. Zwei der Kolonne noch angehörende Mitbegründer, Schüßler und Hecker, wurden besonders ausgezeichnet.

15. September
Reichstagswahl
Bei der Reichstagswahl am 14. September erringen die Nationalsozialisten einen ungeheuren Wahlsieg. Im Kreise Delitzsch erhielten sie 1928 nur 658 Stimmen; bei der gestrigen Wahl stieg die Stimmabgabe für die NSDAP im Kreis auf 7027. Im ganzen deutschen Reich erringen sie 107 Mandate. Die bürgerlichen Mittelparteien erleiden dagegen eine Niederlage.

30. September
Postamt
Im Delitzscher Postamt werden umfangreiche Umbauten vorgenommen. Delitzsch soll Leitpostamt werden; 60 Poststellen auf dem Lande werden künftig von Delitzsch aus beliefert. Infolgedessen reichen die Einrichtungen des Postamtes nicht mehr aus, und es ist notwendig geworden, die Abfertigungs- und Packräume zu vergrößern. Gleichzeitig wird Zentralheizung in das Gebäude gelegt, auch werden die Schalter nach neuzeitlichen Gesichtspunkten - nach der Art der Bankschalter - umgeändert. Das ist aufs lebhafteste zu begrüßen. Bedauerlicherweise ist bei Vergebung dieser Arbeiten keinerlei Rücksicht auf die Interessen des heimischen Gewerbes genommen worden. Weil die Herren der Oberpostdirektion in Halle wohnen und über die Vergebung der Arbeiten zu bestimmen haben, sind nur Halle'sche Unternehmer mit den Arbeiten betraut worden. Nach dem Wunsch der Reichsregierung sollten aber bei Vergebung solcher Arbeiten möglichst alle Teile der Wirtschaft berücksichtigt werden.

1. Oktober
Erwerbslose
Die Lösung der Erwerbslosenfrage ist ein schweres Problem für unsere Stadtverordneten, das ergab Aussprache in der gestrigen Versammlung. Wegen des raschen Steigens der ausgesteuerten Erwerbslosen sind die staatlichen Mittel erschöpft. Da monatlich 25.000 Mark erforderlich sind, so braucht man noch bis Ende des Etatsjahrs 218.000 Mark. Gegenwärtig sind 433 Wohlfahrtserwerbslose vorhanden. Um einen Teil der Erwerbslosen wieder in Arbeit zu bringen, soll das große Bauprogramm am Wasserwerk, das den Bau von 40 Wohnungen vorsieht, noch um 18 Wohnungen erweitert werden.

3. Oktober
Zeppelin
Anläßlich des Zeppelin-Besuchs am 5. d. Mts. morgens zwischen 10 und 11 Uhr auf dem Flughafen Mockau bei Leipzig, werden alle Morgenzüge auf dem Hin- und Herwege nach Leipzig in Neuwiederitzsch halten. Außerdem fährt zwischen Delitzsch und Neuwiederitzsch ein Sonderzug hin und zurück. Der 1. Bürgermeister, sowie das Ortskartell Delitzsch des Deutschen Beamtenbundes haben an den Luftschiffbau in Friedrichshafen die Bitte gerichtet, doch Delitzsch am kommenden Sonntag zu berühren. Leider haben wir die Antwort erhalten, daß dies diesmal unmöglich sei, da der "Zeppe" am Sonntag außer in Leipzig noch in Görlitz landen müsse.

4. Oktober
Alter Stadtplan
Ein Plan der mittelalterlichen befestigten Stadt Delitzsch war bisher nicht bekannt. Jetzt ist ein solcher in alten Papieren der Familie Schulze- Delitzsch aufgefunden worden. Dieser Plan ist hochinteressant und für die Geschichte der Stadt wertvoll; er enthält Bezeichnungen der wichtigsten Baulichkeiten der Stadt.

8. Oktober
Gerberplan
Die Straßendecke des Gerberplans ist aufgerissen; sie wird neu chaussiert und mit einer Kaltasphaltdecke belegt.

13. Oktober
Krankenhaus
Bekanntlich ist der seit Jahren geplante Krankenhausneubau an der Platzfrage gescheitert. Nun ist man ganz vom Neubau abgekommen. Es soll der Neubau eines Krankenpavillons im Gelände des Krankenhauses errichtet werden.

15. Oktober
Walzenmühle
Die Walzenmühle auf der Leipziger Straße hat ihre Tätigkeit eingestellt. Der Besitzer Bauer hat das Grundstück zum Kauf der Stadt angeboten. Der Magistrat hat darauf eine Besichtigung des Grundstücks vorgenommen. Da sich das Gebäude nicht zum Ausbau für Schulzwecke eignet, wird der Kauf abgelehnt.

16. Oktober
Marmuth
Heute vormittag beging Obergerichtsvollzieher Marmuth zwischen Delitzsch und der Spröde bei der sogenannten "Rampoldsruh" Selbstmord. Er war mit seinem Auto seit der Nacht unterwegs und nahm sich durch einen Schuß mit einem Jagdgewehr das Leben. Finanzielle Schwierigkeiten dürften der Grund sein.

28. Oktober
Staatskommissar
Die Regierung hat beschlossen, in Delitzsch einen Staatskommissar einzusetzen. Es ist dafür der Steuerdezernent, der 2. Bürgermeister Dr. Baumgardt vorgesehen. Die Maßnahme der Merseburger Regierung hängt mit der Ablehnung der Steuerzuschläge bezw. der Beschwerde beim Provinzialrat zusammen. Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat haben sich bekanntlich nicht einigen können, so daß die Stadt die Ausgaben sperren mußte. Die Aufgabe des Staatskommissars wird es sein, eine Sanierung der städtischen Finanzen durchzuführen. Es ist anzunehmen, daß er die Steuervorschläge, wie sie vom Magistrat zur Deckung des 200.000 RM Defizits dem Stadtparlament unterbreitet worden sind, und im übrigen Sparmaßnahmen durchführen wird.

31. Oktober
Bürgersteuer
Staatskommissar Bürgermeister Dr. Baumgardt hat unterm 31.10.1930 die Erhebung der Bürgersteuer für das Rechnungsjahr 1930 angeordnet und noch die Erhöhung der Gemeindebiersteuer vorgesehen. Der Magistrat hat seine Zustimmung erteilt. Durch dies Maßnahme wird die Stadtgemeinde in der Lage sein, alle die Ausgaben, die ihr gesetzlich oder vertragsmäßig obliegen, zu erfüllen.

1. November
Stadtgraben
Am Stadtgraben treiben lose Buben ein böses Spiel. Seit Wochen belebt eine Schar Türkenenten unseren Stadtgraben und erfreut Jung und Alt. In letzter Zeit nimmt die Zahl ab. Die Enten werden abgefangen. In letzter Nacht hing sich eine Ente am Angelhaken auf. Jeder Einwohner muß helfen, den Burschen das Handwerk zu legen.

6. November
Postamt
Die Arbeiten im Postamt, das, wie bereits gemeldet, völlig umgebaut und mit Dampfheizung versehen wird, schreiten rüstig fort. Die damalige Kritik der hiesigen Zeitungen, daß die Oberpostdirektion bei der Vergebung der Arbeiten, das heimische Gewerbe nicht berücksichtigt hat, hat nun erfreulicherweise den Erfolg gezeigt, daß eine Reihe von Handwerksarbeiten, s.u.a. die Klempner- und Tischlerarbeiten, Delitzscher Gewerbetreibenden übertragen worden sind.

27. November
Krankenhaus
Der Kreisausschuß hat für den Erweiterungs- bezw. Verbesserungsbau des Städt. Krankenhauses einen Kreiszuschuß von ¼ der nachweislich entstandenen Selbstkosten bis zu einem Höchstbetrage von 35.000 Mark bewilligt. Daran werden folgende Bedingungen geknüpft: Die Stadt Delitzsch behandelt die Bewohner des platten Landes, die auf eigene Kosten untergebracht werden, wie die Delitzscher Einwohner. Für Hilfsbedürftige werden die Kurkosten nach Tarif berechnet, Der Vorsitzende des Kreisausschusses oder sein Stellvertreter ist Mitglied der Krankenhausdeputation. Die Stadtverordneten nehmen den Zuschuß mit den Bedingungen an mit der Abänderung, daß der Vertreter des Kreises nur beratende Stimmen hat. Diese Abänderung wurde jedoch wieder fallen gelassen und der Zuschuß mit allen Bedingungen angenommen.

9. Dezember
Musikverein
Der Delitzscher Musikverein hat in seiner gestrigen Versammlung beschlossen, die Vereinstätigkeit wieder aufzunehmen. Zum Vorsitzenden wurde Studiendirektor Dr. Letz und zum Dirigenten Oberzeichenlehrer Curth gewählt.

11. Dezember
Dr. Baumgardt
In der Vorstandssitzung des Städtetages der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt, die in Magdeburg am 6. d. Mts. stattgefunden hat, wurde anstelle des ausgeschiedenen Oberbürgermeisters Dr. Belian, Eilenburg, das Vorstandsmitglied des Städtetages 2. Bürgermeister Dr. Baumgardt - Delitzsch, in den Ausschuß für kommunale Wohlfahrtspflege als Vertreter des Städtetages gewählt.

13. Dezember
Ludw. Jahn-Straße
Die Verbindung zwischen Bitterfelder- und Lindenstraße erhält den Namen Ludwig- Jahn- Straße.